Thomas von Kempen - Buch 4 - Kapitel 14

Thomas von Kempen - Buch 4 - Kapitel 14

Von dem Verlangen der Frommen nach dem heiligen Abendmahl.

Stimme des Jüngers.

1. O wie groß ist die Fülle der Süßigkeit, Herr, die du verborgen hast denen, die dich fürchten. Wenn ich gedenke mancher Frommen, die zu deinem Sakramente, o Herr, mit der größten Andacht und Liebe hinzutreten: so schäme ich mich oft vor mir selbst und erröthe, daß ich zu deinem Altar und zum Tische der heiligen Kommunion so lau und kalt komme; daß ich so trocken und ohne Rührung des Herzens bleibe; daß ich nicht gänzlich entzündet vor dir, meinem Gott, noch auch so mächtig angezogen und so tief ergriffen bin, wie es viele Fromme waren, welche vor übergroßem Verlangen nach der Kommunion und vor Inbrunst des Herzens sich der Thränen nicht enthalten konnten, sondern zugleich mit Herz und Mund nach dir, o Gott, dem lebendigen Quell, innigst schmachteten, indem sie ihren Hunger nicht anders zu mäßigen und zu stillen vermochten, als bis sie deinen Leib mit aller Lust und geistlicher Begier empfangen hatten.

2. O wahrlich, ihr in Liebe brennender Glaube ist ein deutlicher Beweis deiner heiligen Gegenwart! – Denn jene erkennen wahrhaftig ihren Herrn am Brotbrechen, und ihr Herz brennt in ihnen, wie in jenen Jüngern, da Jesus mit ihnen auf dem Wege wandelte.

Ferne von mir ist häufig solche Begierde und Andacht, so heftige Liebe und Inbrunst!

Sei mir gnädig, gütiger, freundlicher und huldreicher Jesus, und laß deinen armen Bettler doch zuweilen ein wenig von der herzlichen Innigkeit deiner Liebe in der heiligen Kommunion empfinden, damit mein Glaube mehr erstarke, meine Hoffnung auf deine Güte zunehme, und die Liebe, einmal vollkommen entzündet und mit dem himmlischen Manna genährt, nie wieder erlösche.

3. Mächtig aber ist deine Barmherzigkeit, auch die ersehnte Gnade mir zu gewähren, und mit dem Geiste der Liebe und Inbrunst, wenn der Tag deines Wohlgefallens gekommen sein wird, mich auf’s mildeste heimzusuchen.

Und wenn ich auch nicht von so großem Verlangen brenne, wie deine innigsten Verehrer es fühlen, so habe ich doch durch deine Gnade eine Sehnsucht nach jenem großen glühenden Verlangen, und flehe und wünsche, daß ich allen deinen inbrünstigsten Liebhabern verbunden und ihrer heiligen Genossenschaft beigezählt werden möge.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/t/thomas/kapitel_4_14.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain