Thomas von Kempen - Buch 2 - Kapitel 3

Thomas von Kempen - Buch 2 - Kapitel 3

Von dem guten friedfertigen Menschen.

1. Zuerst habe Frieden mit dir selbst und dann wirst du auch Andern ein Bote des Friedens sein können.

Ein friedfertiger Mensch nützt mehr, als ein hochgelehrter.

Ein leidenschaftlicher Mensch kehrt auch das Gute in Böses und glaubt leicht das Böse.

Ein guter, friedfertiger Mensch wendet Alles zum Besten.

Wer gut in Frieden ist, denkt von Niemand Arges; wer aber mit sich zerfallen und aufgeregt ist, der wird von mancherlei Verdacht getrieben; er ruhet weder selbst, noch läßt er Andere in Ruhe.

Oft sagt er, was er nicht sagen sollte und unterläßt, was ihm zu thun nützlicher wäre.

Er sieht auf das, was Andere zu thun gehalten sind und vernachlässiget, wozu er selbst gehalten ist.

Eifere darum zuerst über dich selbst und dann wirst du mit Recht auch über deinen Nächsten eifern können.

2. Deine Handlungen weißt du wohl zu entschuldigen und zu beschönigen; aber die Entschuldigungen Anderer willst du nicht gelten lassen.

Gerechter wäre es daß du dich beschuldigtest und deinen Bruder entschuldigtest.

Willst du, daß man dich ertrage, so ertrage auch den Andern.

Siehe, wie fern bist du noch von der wahren Liebe und Demuth, die über Niemanden zürnen oder unwillig werden kann, als nur über sich.

Es ist keine Kunst, mit Guten und Sanftmüthigen umzugehen; denn das gefällt Allen von Natur aus und ein Jeglicher hat gern Frieden und liebt die mehr, die gleichen Sinnes mit ihm sind.

Aber mit Harten und Gottlosen, mit Rohen oder uns Widerwärtigen friedlich leben können, das ist eine große Gnade und ein sehr löbliches und männliches Werk.

3. Es gibt, welche sich selbst in Frieden halten und auch mit Andern Frieden haben.

Und es gibt Solche, die weder Frieden haben, noch Andere in Frieden lassen; sie sind Andern lästig, aber sich selbst noch lästiger.

Endlich gibt es auch Solche, die in sich den Frieden bewahren und Andere zum Frieden zu führen trachten.

Aber unser ganzer Frieden in diesem elenden Leben ist mehr in demüthiges Ertragen des Widerwärtigen zu setzen, als in Gefühllosigkeit gegen dasselbe.

Je besser einer zu ertragen versteht, desto größeren Frieden wird er bewahren. Ja, ein Solcher ist ein Besieger seiner selbst und Herr der Welt, Freund Christi und Erbe des Himmels.

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