Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 59

Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 59

Daß man alle Hoffnung und alles Vertrauen allein auf Gott setzen soll.

1. Herr! was ist meine Zuversicht, die ich in diesem Leben habe? oder was ist mein größter Trost von Allem, was unter dem Himmel ist?

Bist du es nicht, Herr, mein Gott, dessen Barmherzigkeit kein Ende hat?

Wo war mir wohl ohne dich? Oder wann konnte es mir übel gehen, so lange du mir nahe warst?

Ich will lieber arm sein um deinetwillen, als reich ohne dich.

Ich will lieber mit dir auf Erden pilgern, als ohne dich den Himmel besitzen. Wo du bist, da ist Himmel, und da, wo du nicht bist, Tod und Hölle.

Du bist mein Verlangen, und darum muß ich nach dir seufzen, schreien und flehen.

Auf Niemand kann ich ganz vertrauen, der mir in Nöthen Hilfe brächte, denn nur auf dich, meinen Gott!

Du bist meine Hoffnung, du meine Zuversicht, du mein Tröster und in Allem der Getreueste!

2. Alle suchen, was das Ihre ist; du willst nur mein Heil und meine Heiligung, und kehrest mir Alles zum Guten.

Auch wenn du mir allerlei Versuchungen und Trübsale zuschickst, fügst du doch Alles das zu meinem Heil, der du deine Freunde auf tausenderlei Weise zu prüfen pflegst.

Und selbst da mußt du nicht weniger geliebt und gepriesen werden, als wenn du mit himmlischem Troste mich erfüllest.

3. Auf dich also, Herr, mein Gott, setze ich meine ganze Hoffnung! Du bist meine Zuflucht. Dir stelle ich all meine Trübsal und Angst anheim; denn außer dir ist Alles schwach und unbeständig.

Auch viele Freunde werden mir nichts nützen, starke Helfer nicht helfen, kluge Rathgeber nicht nützlichen Rath ertheilen, die Bücher der Gelehrten mich nicht trösten, kein Schatz mich erlösen, noch ein Ort, auch der verborgenste und anmuthigste nicht, mir Schutz gewähren können, wenn du selbst nicht beistehst, hilfst, stärkst, tröstest, unterweisest und beschirmest.

4. Denn Alles, was zum Frieden und zur Glückseligkeit zu dienen scheint, ist nichts, wenn du ferne bist, und schaffst kein wahres Glück.

Darum bist du der Brunnquell aller Güter und die Höhe des Lebens und die Tiefe der Weisheit und auf dich über Alles hoffen, ist der kräftigste Trost deiner Knechte.

Auf dich sehen meine Augen, auf dich vertraue ich, mein Gott, Vater der Barmherzigkeit.

Segne und heilige meine Seele mit himmlischem Segen, daß sie werde deine heilige Wohnung und der Sitz deiner ewigen Herrlichkeit, und nichts im Tempel deiner Gottheit gefunden werde, was die Augen deiner Majestät beleidige. – Nach der Größe deiner Güte und nach der Fülle deiner Erbarmungen blicke herab auf mich, und höre das Gebet deines armen Knechtes, der im Lande der Todesschatten weitab verbannt ist.

Beschütze und bewahre die Seele deines Knechtes unter so vielen Fährlichkeiten des hinfälligen Lebens, und führe sie, begleitet von deiner Gnade, auf dem Wege des Friedens zur Heimath ewiger Klarheit! Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/t/thomas/3_59.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain