Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 18

Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 18

Daß man zeitliches Elend nach dem Beispiel Christi mit Gleichmuth ertragen soll.

1. Sohn! ich bin vom Himmel herab gekommen um deines Heiles willen; ich habe dein elend auf mich genommen, nicht aus Zwang, sondern von Liebe getrieben, damit du Geduld lernen, und das Elend dieser Zeit ohne Murren tragen möchtest.

Denn von der Stunde meiner Geburt an bis zum Tode am Kreuze habe ich Schmerz und Angst gehabt.

Ich litt bittern Mangel an zeitlichen Gütern; ich hörte häufige Klagen über mich; ich ertrug Schmach und Schande mit Sanftmuth; ich erntete für Wohlthaten Undank, für meine Wunden Lästerungen, für meine Lehre Widerspruch und Tadel.

2. Herr! weil du so geduldig warst in deinem Leben und dadurch vorzüglich den Auftrag deines Vaters erfülltest: so ist es billig, daß ich ärmster Sünder geduldig leide nach deinem Willen, und so lange du willst, die Würde dieses vergänglichen Lebens zu meinem Heil ertrage.

Denn obwohl das gegenwärtige Leben schwer drückt, so ist es doch durch deine Gnade sehr verdienstlich, und durch dein Beispiel und durch die Fußtapfen deiner Heiligen uns Schwachen erträglicher und heiterer geworden.

Aber es ist auch viel tröstlicher, als ehemals im alten Bunde, da die Himmelspfortte verschlossen blieb, und der Weg zum Himmel dunkler schien, indem so Wenige das Himmelreich zu suchen bemüht waren.

Daher konnten selbst die, welche damals gerecht waren und auf Erlösung harrten, vor deinem Leiden und dem Schuldopfer deines heiligen Todes in das himmlische Reich nicht eingehen.

O welchen Dank bin ich dir schuldig, daß du mir und allen Gläubigen den rechten und geraden Weg zu deinem ewigen Reiche hast zeigen wollen.

Denn dein Leben ist unser Weg, und durch heilige Geduld kommen wir zu dir, der du unsere Krone bist.

Wenn du nicht vorangegangen wärest und uns gelehrt hättest: wer würde dir zu folgen sich bestreben?

Ach! wie Viele würden ferne und zurückbleiben, säehn sie dein herrliches Beispiel nicht vor sich!

Siehe, noch sind wir lau, obgleich wir deine vielen Zeichen und Lehren gehört haben: was würde erst geschehen, wenn dein Himmelsstrahl uns nicht zu deiner Nachfolge leichtete?

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