Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 75. Der Mohr.
„Kann auch ein Mohr seine Haut wandeln?“ Jer. 13,23.
Jeremias hatte zu diesem Volk gesprochen, und es wollte nicht hören; er hatte über sie geweint, und sie wollten nicht nachdenken. Selbst Gottes Gerichte hatten sie nicht zu bewegen vermocht, und er kam zu dem Schluss, dass sie unverbesserlich seien und sich ebenso wenig bessern könnten, wie ein Schwarzer weiß werden kann.
Das Bild war dem Propheten wahrscheinlich durch die Mohren am Hofe des Königs, der sich mehr um sie als um seine Landsleute kümmerte, nahe gelegt worden. (Jer. 38,7-13.)
I. Die Frage und ihre Antwort.
„Kann ein Mohr seine Haut wandeln?“ Die erwartete Antwort ist: „Er kann es nicht.“
Es ist eine völlige Unmöglichkeit für einen Mohren, seine eigne Haut zu wandeln: ein physisches Experiment, das noch nie gelungen ist. Die innere Unmöglichkeit ist eine Veränderung des Herzens und Charakters durch jemand, „der des Bösen gewohnt“ ist. Kann er - will er sich selbst ändern? Niemals.
Die Schwierigkeit in dem Falle des Sünders liegt
- In der Gründlichkeit der Wandlung. Der Mohr kann waschen oder malen; aber er kann das nicht verändern, was ein Teil von ihm selbst ist. Ein Sünder kann seine eigne Natur nicht verändern.
- In der Tatsache, dass der Wille selbst durch die Sünde verderbt ist. Der Mensch kann nicht Gutes tun, denn er hat weder Lust noch Verlangen danach. In dem Willen des Menschen liegt die Hauptschwierigkeit; er kann nicht, meint: er will nicht. Er ist moralisch unfähig.
- In der Macht der Gewohnheit. Diese ist zur zweiten Natur geworden.
- In der Freude an der Sünde, die seinen Sinn bezaubert und in Fesseln legt.
- In dem Verlangen nach der Sünde, welches infolge des Genusses stärker wird. Trunkenheit, Habsucht rc. sind wachsende Mächte.
- In der Verblendung des Verstandes, welche die Menschen daran hindert, das Böse ihrer Wege zu sehen oder ihre Gefahr zu merken. Das Gewissen ist in Schlaf gelullt, aus dem sich der Mensch nicht selbst aufwecken kann.
- In der zunehmenden Härtigkeit des Herzens, das täglich ungläubiger wird.
- In der augenscheinlichen Tatsache, dass sich äußere Mittel als unwirksam erweisen, gleich der Seife oder Lauge bei einem Neger.
Aus allen diesen Gründen beantworten wir die Frage verneinend; Sünder können sich ebenso wenig erneuern, als Mohren ihre Haut wandeln können.
Warum predigen wir ihnen denn?
Es ist Christi Befehl, und wir haben zu gehorchen. Ihre Unfähigkeit hindert unseren Dienst nicht, denn das Wort wird von Kraft begleitet. Warum sagen wir ihnen, dass es ihre Pflicht ist, Buße zu tun?
Weil dem so ist; moralische Unfähigkeit ist keine Entschuldigung. Das Gesetz darf von seiner Heiligkeit nichts verlieren, weil der Mensch zu böse geworden ist, um es zu halten.
Warum ihnen denn von dieser moralischen Unfähigkeit sagen?
Um sie zur Verzagtheit an sich selbst zu bringen und sie zu bewegen, auf Christum zu sehen.
II. Eine andere Frage und Antwort.
Kann des Mohren Haut gewandelt werden? Oder kann der Sünder erneuert werden?
Dies ist eine ganz andere Sache, und darin liegt Hoffnung für die Menschen.
Gewisslich kann der Herr einen Schwarzen weiß machen.
Der größte Sünder kann in einen Heiligen umgewandelt werden. Der Gründe, dies zu glauben, sind viele. Hier sind einige davon:
- Alle Dinge sind möglich bei Gott. Mt. 19,26.
- Der Heilige Geist hat eine besondere Macht über das Herz des Menschen.
- Der Herr Jesus will dieses Wunder tun; zu dem Zweck kam Er in die Welt, starb und auferstand wieder. „Er wird sein Volk selig machen“ rc. Mt. 1,21.
- Viele solcher kohlschwarzen Sünder sind vollständig umgewandelt worden, unter uns und überall sind solche zu finden.
- Das Evangelium ist diesem Zweck gemäß eingerichtet. Es tut mehr, als bloß die Haut wandeln; es beeinflusst das Herz, den Verstand, das Gewissen, die Beweggründe, die Wünsche, die Hoffnungen und durch diese das ganze Verhalten, so dass die, welche gewohnt waren, Böses zu tun, sich durch Gutestun auszeichnen.
- Gott hat gemacht, dass seine Gemeinde sich nach solchen Verwandlungen sehnt und darum betet, dass sie stattfinden möchten. Wird der Herr uns nicht erhören?
Hierin liegt Hoffnung auch für den ärgsten Sünder. Nicht im Wasserbad der Taufe; nicht in Tränen und Bußübungen; nicht in Gelübden und Versprechungen sondern in seinem mächtigen Wort, das große Gnadenwunder tut.
Schnipsel.
Schmutz lässt sich abwaschen, aber wir können nicht einmal die Naturfarbe eines Haares (Mt. 5,36), geschweige denn die der Haut ändern, und so ist es unmöglich, moralisch unmöglich, dies Volk zu verbessern oder umzuwandeln. Matthew Henry.
Wenn es denen, die schon jahrhundertelang die Höllenqualen erduldet haben, möglich wäre, auf diese Erde zurückzukehren (ohne wiedergeboren zu sein), so. glaube ich fest, dass sie trotz allem, das sie um der Sünde willen gelitten haben, dieselbe noch lieben und wieder tun würden. John Ryland.
Die christliche Sekte in Syrien scheint die wahre Bekehrung eines Drusen zum Christentum unmöglich zu halten. „Die Wolfsbrut,“ sagen sie, „lässt sich nicht zähmen.“ Die Bekehrung vieler Sünder scheint ebenso unmöglich, und doch wie so manche Triumphe der Gnade sind bekannt, wie der, welchen John Newton an sich selbst beschreibt: „Ich war einst ein wildes Tier an Afrikas Küste, aber der Herr Jesus fing mich und zähmte mich, und nun kommen die Menschen, mich zu sehen, wie sie die Löwen in den Käfigen anblicken.“