Spurgeon, Charles Haddon - Dreschen.

Spurgeon, Charles Haddon - Dreschen.

Denn man drischt die Wicken nicht mit Eggen, so lässt man auch nicht das Wagenrad über den Kümmel gehen; sondern die Wicken schlägt man aus mit einem Stabe, und den Kümmel mit einem Stecken. Man mahlt es, dass es Brot werde, und drischt es nicht gar zunichte, wenn man es mit Wagenrädern und Pferden ausdrischet.
Jes. 28, 27-28.

Der Ackerbau wurde dem Menschen von Gott gelehrt. Er wäre gestorben darüber, wenn er denselben erst hätte erfinden sollen, und als ihn der Herr daher aus dem Garten Eden vertrieb, gab er ihm die Elementarregeln vom Ackerbau mit auf den Weg, wie ein Prophet sich ausdrückt: „Also züchtiget sie auch ihr Gott durch Recht, und lehrt sie.“ Gott hat den Menschen zu pflügen, zu säen und die verschiedenen Fruchtsorten zu dreschen gelehrt.

Der Ackermann des Morgenlandes konnte nicht mit der Maschine dreschen, wie wir; aber nichtsdestoweniger war er erfinderisch und vorsichtig bei der Sache. Manchmal wurde ein schwerer Gegenstand über das Getreide hingezogen, um die Frucht „auszuziehen.“ Dies ist im ersten Teil unseres Textes als Egge bezeichnet. Wenn dieses Instrument nicht gebraucht wurde, so rollte man nicht selten die schweren Räder eines Karrens darüber. Darauf hat der Text im anderen Teil Bezug: „So lässt man auch nicht das Wagenrad über den Kümmel gehen.“ Sie hatten ebenfalls Flegel, den unsrigen ziemlich ähnlich, und dann für kleinere Frucht, wie Wicken und Kümmel, gebrauchte man einen einfachen Stecken oder eine schlanke Rute. „Die Wicken schlägt man aus mit einen Stabe, und den Kümmel mit einem Stecken.“

Dies ist weder die Zeit, noch der Ort, eine Abhandlung über das Dreschen vorzutragen. Die Illustration in unserem Texte will uns sagen, dass wie die verschiedenen Fruchtsorten beim Dreschen verschieden behandelt werden, so handelt auch der Herr in seiner Gnade vorsichtig mit den Menschen, je nach ihrer Verschiedenheit. Er prüft uns nicht Alle gleich, weil wir verschieden angelegt sind. Er lässt uns nicht Alle durch die gleiche Tiefe des Bußkampfes gehen. Er lässt uns nicht Alle die gleichen Körper- oder Familienleiden durchmachen; der Eine wird nur mit der Rute geschlagen, ein Anderer dagegen fühlt, als ob er sich unter den Hufen dahineilander Rosse befände.

Unser Gegenstand ist dieser: Dreschen. Jede Frucht bedarfs, alle Menschen haben es nötig. Zweitens, das Dreschen geschieht mit Vorsicht, und drittens, es währt nicht für immer; denn so sagt der zweite Vers: „Man mahlt es, dass es Brot werde, und drischt es nicht gar zu nichte, wenn man es mit Wagenrädern und Pferden ausdrischet.“

1.

Also, wir alle bedürfen des Dreschens. Manche leben in der törichten Einbildung, als hätten sie keine Sünde; aber diese verführen sich selbst, und die Wahrheit ist nicht in ihnen. Die besten Menschen sind im besten Fall nur Menschen, sie sind nicht gleich vollkommen, sondern mit Schwachheiten umgeben. Was ist die Absicht beim Dreschen der Früchte? Ist es nicht, um sie von Stroh und Spreu zu reinigen?

Auch in den besten Menschen ist noch ein Teil Spreu. Es liegt nicht lauter Weizen auf der Tenne. Auch in den goldenen Garben, welche wir mit so großer Freude in die Scheunen eingefahren, ist nicht Alles Korn. Selbst der Weizen hängt im Stroh, welches er seiner Zeit bedurfte. Um das Korn hängt die Hülse und liegt mit auf der Tenne. Selbst die heiligsten Menschen haben noch manches Überflüssige, das sie ablegen müssen. Wir fehlen entweder durch Unterlassung oder Übertretung, im Geist, in der Absicht, durch Mangel an Eifer oder Vorsicht - wir fehlen Alle mannigfaltig. Wenn wir einem Irrtum entgehen, so geraten wir häufig ins Gegenteil. Wenn die Absichten gut sind, so fehlen wir oft in der Handlung, oder wenn das nicht, so bilden wir uns etwas darauf ein. Wenn die Sünde an der Vordertüre keinen Eingang findet, so probiert sie die Hintertüre, oder kommt durchs Fenster oder durch den Schornstein herab. Diejenigen, welche das an sich selbst nicht sehen, sind meistens durch den Rauch geblendet. Sie befinden sich oft so tief im Wasser, dass sie den Regen nicht fühlen.

Das Dreschen ist heilsam, um die Verbindung zwischen dem guten Korn und der Hülse zu lösen. Es würde nicht nötig sein, dasselbe zu schlagen, oder die Füße der Pferde darüber gehen zu lassen, wenn unsere Seelen nicht am Eitlen klebten und am Staube hingen. Es besteht eine schreckliche Vertraulichkeit zwischen dem gefallenen Menschen und dem Übel, das sich in der Welt befindet, und dieser Zusammenhang ist nicht so schnell gelöst. In unserem Inneren hassen wir vielleicht alle falschen Wege, und doch müssen wir mit Trauer bekennen: „Wenn ich das Gute will, so ist das Böse doch immerdar vor mir.“ Wenn unsere Seele oft am eifrigsten zu dem Herrn schreit, so fassen wir wohl heilige Entschlüsse, aber das Vollbringen des Guten finden wir nicht immer. - Fleisch und Blut haben Neigungen und Schwächen, welche, wenn nicht sündlich in sich selbst, doch leicht zur Sünde verleiten. Die Neigungen werden leicht zur Lust entflammt. Unsere verdorbene Natur gedenkt an Ägypten und seine Fleischtöpfe, selbst während das Manna vom Himmel fällt. Wir sind alle im Hause des Verderbens geboren, und manche von uns sind auf dem Schoß des Lasters groß geworden, dass unsere ersten Kameraden Kinder des Zorns waren. Dasjenige, was uns anerzogen ist, können wir nur sehr schwer wieder los werden. Das Dreschen hat den Zweck, unseren Hang zum Vergänglichen zu heben, und von der Erde uns abzuziehen. Dazu bedarf es aber einer höheren Hand; nur die Gnade Gottes kann dieses Dreschen erfolgreich machen. Es ist schon ein Erfolg, wenn der Halt unseres Herzens am Irdischen gelockert wird, und die Sünde uns nicht länger Vergnügen und Befriedigung gewährt. Aber wie die Arbeit des Dreschens nie vollendet wird, bis das Korn ganz rein ist, so muss uns auch der Herr reinigen und züchtigen, bis seine Kinder alles Böse verlassen und vor jeglichem Übel zurückschrecken. Wenn das Stroh gründlich ausgeschüttelt ist, und wir mit der Sünde gar nichts mehr zu tun haben, dann wird der Flegel ruhen. Es hat großer Anstrengung bedurft, bis manche von uns einigermaßen ans Ziel gelangten, und ich befürchte, dass es noch manchen herben Schlag erfordert, bis die völlige Scheidung vollendet ist. Von einer gewissen Klasse Sünden werden wir im Anfang unseres geistlichen Lebens leicht gereinigt; aber wenn diese vorüber sind, so kommt eine andere Schicht zum Vorschein, und die Arbeit muss wiederholt werden. Die gänzliche Reinigung von aller Sünde erfordert göttliche Weisheit und die Kraft des Heiligen Geistes, und nur durch ihn wird es ausgeführt.

Das Dreschen ist erforderlich, um unserer Nützlichkeit willen, denn der Weizen kann erst dann gebraucht werden, wenn er von der Spreu gereinigt ist. Wir können nur dann Gott recht verherrlichen und den Menschen nützen, wenn wir heilig, rein und von den Sündern abgesondert leben. O du Frucht auf der Tenne des Herrn, du musst gedroschen und gereinigt oder als ein nutzloser Haufe zerstört werden. Besonderer Nützlichkeit müssen gewöhnlich besondere Prüfungen vorausgehen.

Ohne solche Reinigung von der Sünde können wir nicht in die Scheune gesammelt werden. Gottes reiner Weizen darf nicht mit Spreu vermischt sein. Nichts Unreines noch Gemeines wird in das Reich Gottes eingehen, darum muss auf die eine oder andere Weise jede Unvollkommenheit abgetan werden, ehe wir in die Vollkommenheit und Herrlichkeit des Himmels können aufgenommen werden. Ja selbst hier können wir nicht die innigste Gemeinschaft haben mit dem Vater, wenn wir nicht von aller Sünde erlöst werden.

Vielleicht liegen manche von uns heute auf der Tenne und empfangen die Schläge göttlicher Züchtigung. Was dann? Ei, lasst uns uns dessen freuen, es zeugt von unserem Wert in den Augen Gottes. Wenn der Weizen ausrufen wollte: „Der schwere Dreschwagen ist über mich das hingegangen, darum fragt der Ackermann nichts nach mir,“ dann würden wir sogleich antworten: „Der Ackermann lässt die Egge nicht über Dornen und Disteln dahinfahren, sondern nur über den köstlichen Weizen lässt er die Wagenräder und die Füße der Ochsen gehen. Weil er den Weizen schätzt, darum drischt er denselben hart und lässt es nicht fehlen. Denke nicht, gläubige Seele, dass der Herr dich hasse, weil er dich züchtiget; sondern verstehe die Sache recht und merke, dass du durch jeden Schlag von seiner Hand geehret wirst. So spricht der Herr: „Aus allen Geschlechtern auf Erden habe ich allein euch erkannt; darum will ich auch euch heimsuchen in aller eurer Missetat. Weil durch das Opfer Christi eine völlige Erlösung für die Sünden seines Volkes geschehen ist, so will der Herr uns nicht strafen als ein Richter, sondern weil wir seine werten Kinder sind, deshalb züchtiget er uns wie ein Vater. In Liebe weiset er feine Kinder zurecht, das mit er sein völliges Bild in ihnen wieder herstelle und sie zu Mitgenossen seiner Heiligkeit mache. Stehet nicht geschrieben: „Sieh, ich will dich läutern, aber nicht wie Silber; sondern ich will dich auserwählt machen im Ofen des Elendes?“ Darum richtet nicht nach dem Augenschein oder nach fleischlichen Gefühlen, sondern urteilt nach dem Glauben und erkennet, dass das Dreschen ein Zeichen von dem Wert des Weizens und die Prüfung ein Zeichen des Wohlgefallens Gottes an seinen Kindern ist.

Bedenkt aber zugleich auch, dass, so wie das Dreschen ein Zeichen von der Unreinigkeit des Weizens ist, so ist auch die Prüfung ein Zeichen von der Mangelhaftigkeit seiner Kinder. Wenn ihr kein Übels mehr an euch hättet, so würde auch die Züchtigung nicht mehr nötig sein. Der Schlag des Flegels wird im Himmel nie mehr gehört werden, denn es ist dort nicht die Dreschtenne für die Unvollkommenen, sondern der Sammelplatz gänzlich geheiligter Seelen. Die Dreschwerkzeuge sind daher Zeichen der Demütigung, und so lange wir dieselben fühlen, sollten wir uns demütigen unter die gewaltige Hand Gottes, denn es zeigt, dass wir von dem Stroh und der Spreu der verdorbenen Natur noch nicht gänzlich gereinigt sind.

Auf der anderen Seite sind diese Werkzeuge ein Zeichen unserer künftigen Vollkommenheit. Die Hand des Herrn reiniget uns, dass wir durch seine Weisheit und Vorsicht von allen Befleckungen der Sünde frei werden. Wir fühlen die Schläge des Steckens, aber wir werden von dem Bösen, das uns immerdar anklebt, gereinigt, und eines Tages werden wir heilig und ganz rein dastehen. Jede sündliche Neigung muss abgedroschen werden. „Torheit steckt dem Knaben im Herzen, aber die Rute treibet sie weit von ihm.“ Wenn wir, die wir doch arg sind, unsere Kinder in Folge unserer unvollkommenen Züchtigung bessern, wie viel mehr wird der Vater aller Geister uns zu einem heiligen Gehorsam erziehen. Wenn das Korn die Nothwendigkeit des Dreschens erkennen könnte, es würde den Flegel zu seiner Arbeit einladen; und indem wir wissen, wozu die Züchtigung dient, lasst uns dieselbe gerne annehmen und uns ihrer freuen. Wir bedürfen des Dreschens; es zeigt unseren Wert in den Augen Gottes, und während es ein Zeichen unserer Unvollkommenheit ist, so gereicht es doch zu unserer endlichen Reinigung.

2.

Das Dreschen von Seiten des Herrn geschieht mit großer Vorsicht. Die Wicken werden nicht mit der Egge ausgedroschen. Die Wicken waren ein kleiner Same, den man benutzte, um dem Kuchen und dergleichen Wohlgeschmack zu geben. Diese wurden nicht auf dieselbe Weise gedroschen, wie die andere Frucht, denn es hätte sie zu Grunde gerichtet. „So lässt man auch nicht das Wagenrad über den Kümmel gehen.“ Derselbe wäre ja unter so schwerer Last zerdrückt worden, und es wäre höchst unweislich, denselben auf solche raue Weise zu behandeln. Die Wicken wurden mit dem Stocke und der Kümmel mit der Rute ausgedroschen. Für zarten Samen hat der Landmann entsprechende Werkzeuge, und für die größere Frucht den schweren Dreschwagen. Lasst uns das nicht vergessen, denn es birgt eine wichtige Lehre in geistlicher Beziehung

Bedenke, mein Bruder, dass dein und mein Dreschen in Gottes Hand steht. Unsere Züchtigung wird nicht Dienern, noch viel weniger Feinden überlassen, sondern sie kommt vom Herrn. Der Herr des Ackers selbst gebietet seinen Knechten, was sie tun sollen, denn sie wissen weder Zeit, noch Weise der Arbeit, wenn sie von der höheren Weisheit nicht geleitet werden; sie ließen am Ende das Wagenrad über den Kümmel gehen und wollten den Weizen mit der Rute dreschen. Ich habe schon beobachtet, wie sich Diener Gottes solcher Torheiten schuldig machten; die schwachen und blöden Seelen erdrückten sie, und diejenigen, welche ernster Zurechtweisung bedurften, wurden einseitig und zärtlich behandelt. Wie rau gehen manche Prediger, Vorsteher und Kirchenglieder mit zurückhaltenden, furchtsamen Seelen um. Ein Glück, dass alle wahren Kinder Gottes in der Hand des Herrn sind, und dass er die Seinen bewahret, dass sie nicht durch solche Unvorsichtigkeit zu Grunde gehen. Wie freue ich mich darüber, denn sonst würden die Blöden heutzutage oft zu Pulver zerrieben.

So wie der Herr uns nicht der Willkür der Menschen überlässt, so sind wir auch nicht der Hand des Teufels überlassen. Der Teufel mag uns sichten, wie den Weizen, aber er darf uns nicht dreschen, wie Wicken. Er mag mit seinem Schwefelhauch die Spreu von uns wegblasen, aber er bekommt nicht die Aufsicht über des Herrn Frucht: „Der Herr behütet die Gerechten.“ Kein Zug in der Vorsehung Gottes ist dem Zufall überlassen. Der Herr bestimmt die Ordnung, die Kraft und Zeit überall. Die göttliche Bestimmung lässt nichts zweifelhaft; die Verwaltung der ewigen Liebe beschäftigt sich selbst mit den kleinsten Dingen in unserem täglichen Leben. Ob wir die Zähne des Dreschwagens fühlen, ob Menschen über unser Haupt dahingehen, oder ob wir den leichteren Druck der göttlichen Hand fühlen, alles ist von der göttlichen Weisheit bestimmt. Lasst euch das eine Quelle des Trostes sein, ihr bekümmerten Herzen.

So sind ebenfalls auch die Dreschwerkzeuge von dem großen Herrn des Ackers bestimmt. Der orientalische Landmann hatte, nach unserem Text, verschiedene dieser Werkzeuge. So auch der Herr. Keine Art des Dreschens ist angenehm für die Frucht, welche dieselbe zu leiden hat; ja, gerade die Weise, welche angewandt wird, scheint dem Betreffenden am unangenehmsten. Wir sagen: „Ich glaube, ich wollte irgend etwas anderes lieber tragen, als gerade diese Prüfung.“ Wir jammern: „Ja, wenns noch von einem Feinde gekommen wäre, so hätten wir es eher ertragen“ u. dgl. Vielleicht bildet sich der zarte Kümmel törichterweise ein, die Hufe der Rosse seien eher zu ertragen, als die Rute, und die Wicken zögen am Ende das Wagenrad dem Stabe vor; aber glücklicherweise ist die Wahl Einem überlassen, welcher nicht irren kann. Was weißt du davon, armer Dulder? Wie kannst du beurteilen, was zu deinem Besten ist? „Ach,“ schreit eine Mutter, „ich wollte gern arm sein, aber mein liebes Kind zu verlieren, das ist zu schrecklich!“ Eine andere klagt: „Ich hätte leicht all mein Vermögen verlieren mögen; aber diese Verleumdung zu ertragen, das schneidet mir ins Herz.“ Aber bei der Züchtigung kommt es nicht auf unser Wohlgefallen an. Als ich zu meinem Onkel in die Schule ging, wurde ich oft ausgeschickt, eine Rute zu holen; es war keine angenehme Arbeit, und ich erinnere mich nicht, dass ich jemals einen Stock gefunden hätte, welcher demjenigen Knaben, der ihn zu fühlen bekam, gefallen hätte. Einmal fehlte es hier, ein anderes Mal da, und nicht selten drohte man mir mit Strafe, wenn ich das nächste Mal nicht besser tun würde. Ich lernte daran, niemals zu erwarten, dass Gottes Kinder an der Rute, welche der Herr zu ihrer Züchtigung benutzt, Wohlgefallen finden würden. Ihr lächelt über diesen Vergleich, aber ihr mögt über euch selbst lächeln, wenn ihr ruft: „Irgend eine Prüfung, Herr, nur diese nicht!“ Wie töricht ist es, eine angenehme Prüfung zu erwarten; das würde ja gar keine Prüfung sein. Fast eine jede wirklich nützliche Arznei ist bitter; jede erfolgreiche Operation ist schmerzlich. Keine Züchtigung, wenn sie da ist, dünket uns Freude, sondern Traurigkeit; aber es ist die rechte Züchtigung, und sie ist darum nicht weniger recht, weil sie bitter ist.

Zum Anderen bemerken wir, dass Gott nicht nur das Werkzeug sondern auch den Ort selbst auswählt. Die Farmer des Morgenlandes haben große Dreschtennen, auf welche sie die Garben legen, und darüber lassen sie dann die Egge oder die Pferde gehen; aber nahe bei der Haustüre habe ich bei den Bauern in Italien oft einen harten Bodenplatz bemerkt, auf welchem der Gartensame in einer viel zarteren Weise als der übrige Haufen Frucht ausgeschlagen wurde. Manche Gläubigen haben keinen Kummer in den Dingen des täglichen Lebens, aber in ihrem Inneren werden sie besonders angefochten. Sie werden auf der kleinen Privattenne ausgeschlagen, aber die Arbeit ist deshalb nicht minder erfolgreich. Wie töricht sind wir, gegen die Bestimmung des Herrn zu rebellieren und reden, als ob wir ein Recht hätten, unsere eigene Prüfung zu wählen. Sollte es nach deinem Willen gehen? Sollte das Kind die Rute wählen? Sollte das Korn seinen eigenen Drescher anstellen? Müssen diese Dinge nicht einer höheren Weisheit überlassen werden? Manche klagen über die Zeit ihrer Leiden. Es ist hart, in der Jugend verkrüppelt oder im Alter arm, oder wenn die Kinder klein sind, verwitwet zu werden. Aber in allem diesem ist Weisheit. Ein Teil der Geschicklichkeit des Arztes mag ebenso wohl in der Bestimmung der Zeit, wann die Arznei eingenommen werden soll, als in der Herstellung der Arznei selbst liegen. Die eine Medizin mag sehr dienlich sein am Morgen, eine andere dagegen besser am Abend eingenommen zu werden; und so weiß der Herr, wann es am besten für uns ist, aus dem Kelch, welchen er für uns bereitet hat, zu trinken. Ich kenne einen teuren Bruder, welcher in seinem hohen Alter ein schweres Leiden durchzumachen hat, und ich möchte ihn seiner Schwachheit halber gern davon erlöst sehen, aber unser himmlischer Vater weiß, was am besten ist, und dabei müssen wir die Sache bewenden lassen. Die Dreschwerkzeuge, der Platz, das Maß, die Zeit und das Ende - Alles ist von der unfehlbaren Liebe Gottes selbst angeordnet.

Es ist bemerkenswert, das Ziel des Dreschens nach unserem Texte zu betrachten. Der Ackermann ist bemüht, den Samen alle auszudreschen, aber er gibt wohl Acht, dass ec denselben durch unnötige Heftigkeit nicht zerschlägt. Sein Rad soll nicht mahlen, sondern dreschen; die Füße der Pferde sollen nicht zertreten sondern austreten. Er bemüht sich, die Wicken von ihrer Hülse zu befreien, aber er will sie nicht mit der Egge zerdrücken. So hat der Herr bei seiner Züchtigung gewisse Grenzen. Deshalb Mut, geprüfter Freund, du wirst gezüchtigt, nachdem du bedarfst, aber nicht nachdem du verdienst; die Trübsal soll ein Ende gewinnen, dass du es ertragen kannst. Wie die Kraft, so wird die Prüfung sein; der Weizen mag das Rad drücken, aber die Wicken werden nur den Stab fühlen. Kein Kind Gottes soll über Vermögen versucht werden, und die Grenze ist von einer zarten Hand gezogen, welche niemals einen überflüssigen Schlag erteilte.

Es ist leicht mit kaltem Blut von diesen Dingen zu reden, aber eine ganz andere Sache, daran zu denken, wenn der Flegel schwer auf uns liegt. Doch habe ich alles dies auf meinem Schmerzenslager und im Läuterungstiegel selbst erfahren. Ich danke dem Herrn jedesmal, wenn ich mich dieser Leiden erinnere; ich habe weder damals, noch heute an Gottes Weisheit gezweifelt. Unser großer Ackerherr weiß uns von der Spreu zu scheiden und tut dies in einer Weise, wofür wir ihm ewig danken müssen.

Das alte Gesetz bestimmt vierzig Streiche weniger einen, und in allen unseren Prüfungen wird das „weniger einen“ nicht vergessen. Wenn der Herr uns hundert Sorgen auferlegt, so ist es darum, weil der Zweck durch neunundneunzig nicht erreicht werden konnte; aber alle Mächte auf Erden und in der Hölle können uns keinen Schlag über die bestimmte Zahl geben. Wir werden nicht überflüssig gedroschen. Der Herr scherzt nie mit den Gefühlen seiner Kinder.

Die Vorsicht des Ackermannes beim Dreschen wird von der Vorsicht des Herrn, womit er unseren Leiden Ziel und Grenze setzt, weit übertroffen. Manche kommen mit wenig Trübsal davon, vielleicht deshalb, weil sie schwach und empfindlich find. Der kleine Gartensamen kann eine raube Behandlung nicht ertragen. So ist es auch mit den schwächlichen Seelen; der Herr handelt mit ihnen so, dass sie es können ertragen.

Wenn ihr keine Trübsal habt, so betet nie um solche. Das wäre eine große Torheit. Ich traf unlängst einen Bruder, welcher mir sagte, dass er sehr beunruhigt sei, weil er keine Trübsal habe. Ich sagte ihm: „Gräme dich deshalb nicht, sondern sei fröhlich, weil du kannst.“ Nur ein wunderliches Kind könnte um Schläge bitten. Manche liebe Gotteskinder sind von solch zärtlicher Gemütsbeschaffenheit, dass der Herr sie nicht den Prüfungen aussetzt, welche für andere bestimmt sind. Sie haben dieselben nicht nötig und könnten sie nicht ertragen; warumsollten sie sich danach sehnen?

Andere hingegen sind wieder schwer heimgesucht; aber was schadets, wenn sie nur ein besseres, zu größerer Nützlichkeit und höheren Zwecken bestimmtes Korn sind? Sie sollen sich nicht grämen, dass sie härter gedroschen werden, denn ihre Nützlichkeit ist größer. Es ist das Brotkorn, über welches das Rad und die Füße der Rolle hingehen; und so müssen die nützlichsten Christen durch die schwersten Prüfungen gehen. Es ist Niemand unter uns, der nicht sagen möchte: „Ich wünschte ein Martin Luther zu sein oder ein solch großes Werk ausrichten, wie er.“ Ja, aber nebst den äußeren Stürmen, welche über das Haupt dieses außerordentlichen Mannes dahin gingen, hatte er innere Kämpfe durchzumachen, welche Niemand von uns sich wünschen möchte. Er wurde oft von den Versuchungen des Satans gefoltert und an den Rand der Verzweiflung getrieben. In einer Stunde fuhr er dahin wie auf den Flügeln des Windes, ein Herr der Welt, und dann wieder, nach schweren Tagen des Kampfes mit der Welt und dem Teufel ging er zitternd und bekümmerten Herzens einher. Ihr seht die Helden Gottes nur auf der Kanzel und in anderen öffentlichen Versammlungen, aber ihr wisst nicht, wie sie sich vor dem Herrn im Verborgenen beugen; ihr kennt nicht ihr inneres Leben, oder ihr würdet sehen, wie das Brotkorn getreten wird, und wie die, welche im Trösten Anderer am erfolgreichsten sind, selbst viel Kummer zu erdulden haben. Beneidet Niemand, denn ihr wisst nicht, wie er muss gedroschen werden, um ihn recht zu machen und recht zu erhalten.

Brüder, ihr seht, dass der Herr vorsichtig ist in der Züchtigung seiner Kinder, lasst uns ebenfalls Andere mit liebender Vorsicht behandeln. Seid sowohl liebevoll als ernst mit euren Kindern, und wenn du deinen Bruder zurecht weisen musst, tue es in aller Zärtlichkeit. Treibe nicht deine Pferde über den zarten Samen. Bedenke, dass der Kümmel nicht mit dem Wagenrad, sondern mit dem Stecken ausgedroschen wird. Nimm eine leichte Rute. Vielleicht wäre es eben so gut, wenn du gar keine Rute gebrauchtest. Gehe du hin und säe, und überlass das Dreschen den Vorstehern.

Dann lasst uns der göttlichen Weisheit fest vertrauen und glauben, dass er bei uns das Rechte treffen wird. Lasst uns nicht wünschen, von der Züchtigung befreit zu werden. Wenn wir beten, dass der Kelch möge an uns vorüber gehen, lasst uns nicht das „doch nicht wie ich will“ vergessen. Das Beste ist, wenn wir uns freiwillig von der Spreu trennen. Der Beste Weg, dem Flegel bald zu entgehen ist, möglichst schnell die Hülse abzustreifen. „Geht aus von ihnen, sondert euch ab.“ Sondert euch ab von den Sündern, von Welt und Weltlichkeit, und das Dreschen wird umso bälder vorüber sein. Gott gebe uns Weisheit in dieser Sache.

3.

Nur einige Worte können wir über den dritten Punkt sagen, nämlich, dass das Dreschen nicht immer währt. Das Dreschen wird selbst nicht während unserer ganzen irdischen Lebenszeit anhalten. „Man mahlt es, dass es Brot werde und drischt es nicht gar zu nichte.“ Ach nein: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.“ Er wird nicht immer strafen, noch ewiglich Zorn halten. Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens die Freude. Freut euch, ihr Kinder der Trübsal! Hoffet auf den Herrn, denn ihr werdet ihn noch preisen, dass er eures Angesichtes Hilfe und euer Trost ist. Sorgen und Seufzen werden weg müssen. Das Dreschen ist keine Sache, die das Korn das ganze Jahr nötig hat. Die meiste Zeit hängt der Flegel müßig da. Danke dem Herrn, meine Seele! Der Herr wird seine Gefangenen endlich heimbringen.

Über Alles aber wissen wir, dass die Trübsal nicht immer währet, denn wir gehen bald in ein besseres Leben ein. Wir langen bald in einem Lande an, wo man die Dreschtenne und den Flegel nicht mehr kennt. Es kommt mir manchmal vor, als hörte ich den Herold mich rufen. Die Posaune schalt! Auf und hinan! Verlasst das Lager und den Kampf und ziehet im Triumph ein in die Stadt Gottes! Die Nacht schwindet, und die Morgenröthe graut. Der neue Tag strahlt über die östlichen Hügel. Der Morgen naht, dem kein Abend folgt. Kommt, esset euer Brot mit Freuden und ziehet dahin mit leichtem Herzen, denn das Land, in welchem Milch und Honig fließt, liegt offen da vor euren entzückten Blicken. Bis der volle Tag anbricht und die Schatten weichen, folget den treuen Heilande nach, damit er sich in euch verherrlichen kann. Amen.

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