Scultetus, Abraham - Der Zwantzigst Psalm
Erkläret zu Waldsassen in der Obern Churfürstlichen Pfaltz den 14./24. Octobr. Anno 1619:
Als dem Durchleuchtigsten Grosmächtigen Fürsten und Herrn / Herrn FRIDERICHEN / Königen in Böheimb / Pfaltzgraven bey Rhein und Churfürsten / Hertzogen in Bayern / Marggraven in Mährern / Hertzogen in Schlesien / Marggraven in Ober und Nieder Lausnitz etc. von des Königreichs Böheimb und der Incorporirten Länder Commissarien / die vorgangene Wahl angekündet / und von Ihrer Mayestät angenommen worden.
Item Eine Predigt
Von der Herrligkeit
der Kirchen Gottes auf Erden: auf dem Prager Schloß gethan / den 24. Octobris alten Calenders.
Durch
Abrahamum Scultetum.
Gedruckt zu Haydelberg bey Gotthard Bögelin.
Eingang.
Geliebte in dem Herrn Jesu Christo / Die gute Gottes gehet uber alle seine andere wercke: Die güte Gottes gehet uber alle seine andere wercke!
Billich fahe ich meine rede an / vom lob / ruhm / und preis der güte Gottes. Dann durch die güte Gottes ist unser gnedigster Fürst und Herr / Pfalgraff FRIEDERICH ChurFürst / im Angstmonat ordentlicher weise zum Böhmischen König erwehlet worden / zum trost (wie mir nicht zweiffelt) aller betrübten Evangelischen Kirchen. Durch die güte Gottes ist der erwehlte KONIG FRIDERICH / heut diesen tag / von der Cron Böheimb und derselben einverleibten Länder löblichen und ansehlichen Herren Abgesandten / zum König auf und angenommen worden / zur frewde aller deren / welche wündschen / daß es Jerusalem wol gehe / und friede sey inwendig in ihren Pallästen.
Herr / mein Gott / Gros sind deine wunder / Und es ist freylich unbegreiflich / wie du regierest!
Nu / Herr / In diesem grossen werck sehen unsere augen nur auf dich / und bitten dich / was du durch deine grosse güte hast angefangen / das wollest du durch deine grosse macht ausführen: Segne den König / daß er mit gericht und gerechtigkeit / als ein Vatter / die underthanen regiere: Rühre der underthanen hertzen / daß sie ihren König kindlich lieben / fürchten und ehren: Gib beydes dem Könige und den underthanen / daß sie bestendig in deinen wegen wandeln: So wirds Herrn und underthanen wol gehen / hie zeitlich und dort ewiglich. Was weiter frommen Königen zu thun gebüre / was weiter frommen underthanen gebüre / dessen wird uns der Zwantzigste Psalm guten bericht mittheilen. Zu welches fruchtbarlicher verhandlung / wir zu forderst Gott den Herrn umb die gnad und beystand seines H. Geistes anruffen wollen mit dem gebett / das uns Christus gelehret hat: Unser Vatter / etc.
Textus.
Psalmus XX.
Der HERR erhöre dich in der noth / Der Name des Gottes Jacob schütze dich. Er sende dir hülffe vom Heiligthumb / und stercke dich aus Zion. Er gedencke alle deines Speisopffers: und dein Brandopfer müsse fett seyn. Selah. Er gebe dir / was dein hertz begehret / und erfülle alle deine anschläge. Wir rühmen / daß du uns hilffest: und im Namen unsers Gottes werffen wir Panir auff. Der HERR gewehre dich aller deiner bitte. Nun mercke ich / daß der HERR seinem gesalbten hilft / und erhöret ihn in seinem heiligen Himmel. Seine rechte hand hilft gewaltiglich. Jene verlassen sich auff Wagen und Rosse: Wir aber dencken an den Namen des HErren / unsers Gottes. Sie sind nieder gestürtzt und gefallen: Wir aber stehen aufgericht. Hilff HERR / Der König erhöre uns / wann wir ruffen.
Auslegung.
Es war wol ein fein Königreich umb das Königreich Juda und Israel. Dann diese Länder lagen im segen des Herrn / Deut. 32. und waren derentwegen nicht ohn ursach verglichen mit einem Lande / da Milch und Honig innen fleust. Aber wie König David drüber gesetzt wurde / war es mit feinden allenthalben umbgeben. Drumb fiel ihm der erste eintritt in diese Königreiche eben hart und schwer. Und were ihm fast unmöglich gewesen / sich aus den uberhäuften beschwernussen zu entledigen / die mächtige feinde zu dempffen / und die Länder in friedlichen stand zu setzen / wann nicht der König für seine Person / und was fromme underthanen waren für ihre Person / sich deren mittel gebraucht hetten / durch welche allein allem unheil kann gestewret und gewehret werden. Was das für mittel gewesen / davon berichtet uns der verlesene Psalm / als welcher meldet:
- Vom König David / wie er seine sache angegriffen?
- Von den Underthanen / Wie und was sie für den König gebetten?
- Vom König und Underthanen / Worinnen sie eines sinnes und hertzens gewesen seynd? Auf welches alles glück / fried und frewde / erfolget ist.
Vom Ersten.
Den König besonders anlangend / meldt der Psalm: Daß der König eyfrig gebettet: Daß er stattlich geopffert: Daß er eine Königliche begierde und fürsatz gehabt / recht zu regieren: Daß er mit gutem rathe gehandelt: Daß er das Panir aufgeworffen / und sich in der that den feinden widersetzt habe.
Von seinem eyfrigen gebett / kann niemand zweifeln / der die Psalmen fleissig lieset. Was er aber fürnemblich gebeten / do er sich umb die hülffe Gottes beworben / erscheinet aus dem 7. Psalm / da er also betet: Stehe auf / HERR / in deinem zorn / Erheb dich uber den grimm meiner feinde / Und hilf mir wider in das ampt / das du mir befohlen hast / daß sich die Leute zu dir samlen: Und umb derselbigen willen komm wider empor. Als wolt er sagen: Lieber Gott / Du weissest / wie es unter der regierung Königs Sauls zugangen: Das Häuflin / das dir nach deinem wort hat dienen wollen / ist veracht und verfolgt / gepreßt und gedruckt worden. Umb desselben häuflins willen hilf mir ins Reich. Dempffe meine feinde / auf daß dein Reich weit weit ausgebreitet / und dein werther Name von vielen Völckern gerühmet werde. O ein schöne Ursach / Warumb einer sich gleichsamb selbst verleugnet / und aller gefahr entgegen gehet / und die grosse Last der Königlichen Regierung auf sich nimbt / wans nur darumb zu thun ist / daß die leute sich zu Gott sammlen / und demselbigen / nach seinem im heiligen Worte uns geoffenbarten willen / dienen können! Da will und wird Gott seyn mit seinem sichern schutz und segen.
Es gedenckt aber der Psalm auch der Speisopffer und Brandopffer / welche König David Gott dem Herrn stattlich aufgeopffert. Und das wolte Gott in seinem Gesetz haben. Was aber die glaubigen zu allen zeiten Gott dem Herrn aufopffern sollen / sie leben gleich im alten oder newen Testament / das hat König David in andern orten nicht verschwiegen: Opffere Gott danck (Spricht er im fünfzigsten Psalm) und bezahle dem Höchsten deine gelübde. Und: Ruffe mich an in der noth / so wil ich dich erretten / und du solt mich preisen. Item / im ein und fünftzigsten Psalm: Die Opffer die Gott gefallen: sind ein geängster Geist: Ein geängstes und zerschlagenes hertz wirstu / Gott / nicht verachten. Gott selbst erkläret sich anderswo / an was für opffern er den grösten gefallen trage: Ich habe lust (Spricht er Oseae am sechsten) an der liebe / und nicht am opffer: und am erkändnus Gottes / und nicht am Brandopffer. Welchen spruch der Herr Jesus den Phariseern zu bedencken gibt / da er im neundten Capitel Matthaei zu ihnen sagt: Sie sollen wol lernen / was das sey: Ich habe wolgefallen an barmhertzigkeit / und nicht am opffer. Solch opffern wird gerühmet am König Salomon im 72. Psalm: Da dann von ihm geweissaget wird: Er werde die armen / elenden / geringen leute erretten: und ihr blut werde thewr für ihm geachtet seyn!
Ferners gedenckt der Psalm der begierde / und des Königlichen fürsatzes des frommen Davids / und begert / Gott wolle ihn erfüllen. Was das für eine begierde und Königlicher fürsatz gewesen / davon kan niemand besser zeugen / als König David selbst. Welcher was das geistliche betrift / einzig und allein darauff bedacht war / wie er seinem lieben Gott gefallen möchte. Derowegen er allezeit diese und dergleichen rede in seinem munde führete:
O Herr / weis mir deine wege / Daß ich geh der warheit stege:
Halt mein hertz dahin allein / Daß ich nur fürcht den Namen dein.
Im Politischen Regiment was sein einiger wundsch gewesen sey / können wir nirgend her besser / als aus dem hundert und ersten Psalm vernemmen / da er sagt: Ich handle fürsichtig und redlich bey denen / die mir zugehören: und wandele trewlich in meinem hause. Ich neme mir keine böse sache für / Ich hasse den ubertretter / und lasse ich ihn nicht bey mir bleiben. Ein verkehrt hertz muß von mir weichen / Den bösen leide ich nicht. Der seinen Nechsten heimlich verleumbdet / den vertilge ich. Ich mag des nicht / der stolze geberde und hohen muth hat. Meine augen sehen nach den trewen im Lande / daß sie bey mir wohnen / und hab gern fromme Diener. Falsche leut halt ich nicht in meinem hause / Die Lügner gedeyen nicht bey mir. Frü vertilge ich alle gottlosen im Lande / daß ich alle ubelthäter ausrotte aus der Stadt des Herren. Ist ein recht Königlicher fürsatz / bey welchem sich alle König und Fürsten wol befinden werden.
Ferner / so singet auch der Psalm von des Königs an- und rathschlägen: Und das nicht ohn ursach. Dann in einem wolbestelten Regiment / muß alles bedächtig und wol berathschlagt werden. Wo rath ist / sagt man / da ist segen: Ist war. Drumb thun Junge Herrn wol / daß sie weise / verständige und erfahrne Herrn und Räthe hören. Dann dadurch werden sie selbst klug und weise gemacht / und erlangen endlich den beruff / welchen König David erlangt / daß man von ihnen sagt: Sie handeln in allem klüglich / darumb können ihnen die Feinde nicht beykommen.
Letztlich meldet der Psalm / daß König David das Panier aufgeworffen. Merckts wol: Nach alle dem gebett / nach alle dem opffer / begierden und anschlägen / muß hand angelegt / und der ausgang dem Allmächtigen Gott befohlen werden. Sehet / das hat David gethan. Auf diese weise wird’s gelingen allen frommen Königen / welche mit Davids gebett / opffer / fürsatz / anschlägen / und Panier / in die regierung tretten.
Vom Andern.
Wann wir dann gehöret / was der fromme König bey angehender regierung gethan: so laßt uns ferner vernemen / Was dann die trewe underthanen bey ihm gethan haben? Der Psalm lehret so viel / Sie haben für den König gebettet / Sie haben für den König gestritten.
Das Gebett der Underthanen ist eben schön. Dann sie begeren von dem Allmächtigen / er wolle doch des Königs seufzen nicht unerhört lassen hingehen. Sie wusten wol / daß der König gern betette: Drumb ersuchen sie Gott den Herrn / des Königs gebett wolle er ja nit verschmehen. Thun wol daran. Dann Underthanen können Gott dem Herrn nichts gefälligers und angenehmers thun / als daß sie für ihre Könige / Fürsten und Herrn bitten. Und wie solte es Gott nicht gefallen / wann man für gottselige Könige / Fürsten und Herren bittet? weil er haben will / daß man auch für den Kayser Neronem / und für den König Nebucadnezar bitten solle? Es sind auch der Underthanen seufzen für die wolfarth ihrer Obrigkeit ein Zeugnus / daß die Underthanen ihre Obern lieben / und sich denselben mit willigem gehorsam underwerffen. Welches dann ein edel ding ist in der regierung: Wie der berümbte Poet Virgilius des Kaysers Augusti Regiment daher rühmet / da er sagt: - Victorque volentes Per populus dat jura: Das ist: E beherscht willige underthanen. Fürs ander bitten sie: DER NAME DES GOTTES JACOB wolle ihn schützen. In der ursprünglichen sprache steht: Er wolle ihn erhöhen. Alsdann aber erhöhet Gott einen König / wann er ihm einen sieg nach dem andern verleihet / und ihm bey den benachbarten Königen / Fürsten und Herren / ein herrlich ansehen macht. Und das ist die proba eines rechtschaffenen trewen underthanens. Wer seinen Herrn von hertzen liebet / der wündscht auch vom hertzen / daß ihn Gott der Herr erhöhe / die feinde unter seine füsse werffe / und ihn bey menniglichen Lieb und angenehm mache. Er setzt aber hinzu / Woher ihn Gott erhöhen / das ist woher er ihm helffen solle? Antwort: Aus dem Heiligthumb / Von dem berge Sion. Ist geredt nach art und gewonheit des alten Testaments / als in welchem es also lautete: Wer bey dem Heiligthumb / oder auf dem berge Sion / auf welchen nachmals die heilige Bundslade geführet worden / den Namen Gottes anruffet / derselbe sol gewislich erhöret werden. Im Newen Testament lautet es also: Wer den Himlischen Vatter / im Namen seines einigen Sohns / Jesu Christi / unsers Heilands / anruffet / dem soll gegeben werden was er bittet. Wer nun den König lieb hat / der wird von hertzen begeren / Gott wolle ihn umb seines Sohns Jesu willen erhören. Ferner / und zum dritten sagt das volck: Er gedencke alle deines Speisopffers: und dein Brandopffer müsse fett seyn: Oder aber / wie es andere verdolmetschen / Es müsse zur asche werden: Gleich wie das Opffer Aaronis / Eliae / Salomonis / vom fewr / so vom Himmel gefallen / verzehret ist worden. Mit welcher verzehrung Gott der Herr vom hohen Himmel herab bezeuget / daß ihm dieser Männer opffer gefällig were. Und das begert dis fromme Volck allhie: Gott wolle ihn zeichen thun / und offentlich bezeugen / daß Er den König und seinen Gottesdienst lieb habe. Daraus alle Fürsten und Könige zu mercken haben / sie opffern gleich Gott oder menschen / so opffern sie nimmer umbsonst. Dann / opffern sie Gott / so kommen ihr Gebett und Allmosen hinauff ins gedechtnus für Gott / Actor. 10. Opffern sie den menschen die opffer der liebe / barmhertzigkeit und gerechtigkeit / so rühmen die Menschen solche opffer in diesem / und werden sie rühmen in dem zukünftigen leben / Matth. 25. Darumb / O ihr Könige / opffert Gott dem Herrn / opffert den elenden underthanen: Gott und Menschen werden solcher Opffer nicht vergessen. Letztlich bittet das Volck / Gott wolle die begierde und gottseligen fürsatz / item die weise anschläge des Königes / erfüllen. Und redet nicht von fleischlicher / sondern von Geistlicher begierde: nicht von närrischen / unbedachtsamen / sondern von weisen an- und rathschlägen / welche zur ehre Gottes / und zur wolfahrt des Regiments / gerichtet waren. Und das muß seyn. Dann / wann ein Herr lange einen guten fürsatz hat / wann er auch schon eine sache reiflich und weislich läßt berathschlagen / so hilft weder fürsatz noch einrathen etwas / wann Gott der Herr nicht selbst fürsatz und anschläge erfüllet. Daß man auch in diesem fall wol sagen kan: Wo der Herr nicht das haus bawet / so arbeiten umb sonst / die daran bawen. Psalm. 127. Und woher kombts / daß ofte weltweise leute zusammen sitzen / berathschlagen eine sache mit allem fleis / und machen einen schluß / der ihnen ihres erachtens nicht fehlen kan / und wird doch endlich nichts daraus? Woher / sag ich / kombts anders / als daß der Herr die kluge gedancken nicht erfüllet hat? Darumb / o ihr glauben / Laßt uns bey Gott dem Herrn anhalten / daß er unserm Könige nicht allein den guten fürsatz / den Er ihm eingegeben / und die gute anschläge erhalte / sondern daß er sie auch nach seinem wolgefallen erfülle.
Und also haben die frommen Underthanen des Königs Davids gebetet. Nicht allein aber das. Sondern sie haben auch zugegriffen / und das Panir aufgeworffen: das ist: Mit dem Könige sind sie zu feld gezogen / und haben bey dem Könige / umb des Vatterlands wolfahrt / leib und leben / ehr und gut zugesetzt: zum Exempel allen trewen underthanen / daß sie in solchen fällen / für ihre Obrigkeit / und für das Vatterland / nicht allein fleissig betten / sondern auch männlich streitten sollen.
Vom Dritten.
Nach dem nun unser Psalm berichtet / was der König und des Königs Underthanen gethan / setzt er noch eins hinzu: Nemblich / Worinn König und Underthanen eines sinnes und hertzens gewesen seynd: nemblich darinn / daß König und Underthanen mit einmüthigem hertzen und munde gesungen: Wir (das ist / König und Underthanen) rühmen uns / daß du uns hilffest / Und in deinem Namen werffen wir Panir auff. Jene verlassen sich auf Wagen und Rosse: Wir aber dencken an den Namen des Herren unsers Gottes. Dis ist das eigentliche Kunststücken der Kinder Gottes. Das hertz reissen sie von der erde / und binden es an den himmel. Sie gebrauchen sich der rosse und wagen: aber mitten in dem gebrauch der rosse und wagen / erwarten sie den sieg von Gott dem Herren. Das hat König David gethan / und hat obgesieget: Das hat Moses gethan / und hat obgesieget: Das hat Gedeon gethan / und hat obgesieget: Das hat Josaphat gethan / und hat obgesieget: Das hat Hiskias gethan / und hat obgesieget. So stattlich belohnet Gott der Herr das vertrawen / das man auff den himmel setzet. Hingegen / welche sich auf Rosse und Wagen verlassen / von denselben sagt der Psalm recht und wol: Sie sind niedergestürtzt und gefallen: Die Philister / Ammoniter und Syrer / für dem David: Die Midianiter / für Gedeon: Der König Og zu Basan / für Mose: Und welches zumal denckwürdig / der Stamm Juda fellet in einer gerechten sache für dem Stamm Benjamin / Judic. 20. So sehr straft Gott das vertrawen / das man auf die Erde setzt / Darumb / so oft wir unsere Rosse und Wagen ansehen / so oft sollen wir gedencken an diesen Spruch: Jene (dasd ist / die Heyden / und heutiges tags Abgöttische Völcker) verlassen sich auf Wagen und Rosse: Wir aber dencken an den Namen unsers Gottes. Der Herr hat nicht lust an der stärcke des Rosses / noch gefallen an jemands beinen / Der Herr hat gefallen an denen / die ihn fürchten / die auf seine güte hoffen.
Alhie fellt die frage für: Weil dann die gantze heilige Schrifft das vertrawen / so auf Roß und Wagen gesetzt wird / verdammet / warumb denn Gott der Herr seine Kirche / nicht ohne Roß und Wagen / wider die Feinde schütze und schirme? antwort: Gott will durch diesen streit seiner Kirchen / unsern glauben / gebett / gedult / und beständigkeit / uben und prüfen / und dem stoltze unserer hertzen wehren / welcher sich bald würde herfür thun / wenn wir allzeit gleichsam im Rosengarten sessen / und keine feindliche verfolgung zu fürchten hetten. Es wil auch Gott der Herr auf diese weise seine herrligkeit offenbaren / wann die Midianiter vom kleinen häuflein Gedeonis / die mächtige Moabiten von dem kleinen häuflein Josaphats / der ruhmräthige Sennacherib durch das gebett des frommen Hiskia geschlagen werden. Zu geschweigen / daß die Kirche Gottes / durch diesen eusserlichen Kampff sol mutiger gemacht werden: zu dem geistlichen Kampff wider Sünde / Tod / Teuffel und Helle: in welchem Kampff sie so lange verharren muß / biß daß sie den zweck des glaubens / welcher ist das ewige leben / erreiche.
Beschluß.
Und das hab ich bey der erklärung dieses Psalms bey dieser gelegenheit erinnern wollen.
Wir wissen je / Was für ein zustand unsers Königs / und des Königreichs Böheimb sey: Wir haben auch gehöret / was sich für Difficulteten bey der angehenden Königlichen regierung Königs Davids eräuget haben. Wol gut: König Davids und seiner underthanen gebett hat das beste gethan: König Davids und seiner underthanen grosses vertrawen auf die Rosse und Wagen Gottes / haben heraus geholffen. Der Gott lebet noch: Unsers Kiönigs und unser der underthanen gebett wird noch heute das beste thun. Gottes werck ist es / und nicht der Menschen. Gott wird auch ausführen nach der kraft / nach welcher er alles vermag: Daß ich / und ein jeder glaubiger / zu seiner zeit werden sagen können / was ferner im Psalmen stehet: Nun mercke ich / daß der Herr seinem gesalbten hilft / und erhöret ihn in seinem heiligen Himmel. Seine rechte hand hilfft gewaltiglich.
Wann es dann dem ewigen allweisen Gott also wol gefallen / Gnedigster HERR / Ewer Königl: Mayest: mit der Cron Böheimb zu verehren / als kan ich ampts halben nicht fürüber: Ewer Königl: Mayest: wündsche ich von grund meines hertzens / für Gottes / der heiligen Engel / und dieser ansehlichen versamlung / zu diesem Hohen Ampte / glück / segen / heil und alle wolfarth. Gott der ewige Vatter wolle seine himmelbreite barmhertzigkeit / der Sohn Gottes Jesus Christus wolle seine bestendige liebe / der heiige Geist / der ware Tröster in aller noth / wolle seine durchwirckende kraft / uber Ewer Königliche Mayestät schalten und walten lassen von nun an biß in ewigkeit. Und soll Ewer Königl.: Mayestät dessen nur vergewissert seyn / daß Gott der Herr / heut zu tage / Ewer Königl: Mayestät vom hohen himmel herab / eben mit diesen worten anredet / mit welchen er vor zeitten den thewren Held Josuam hat angeredet / als derselbe zum Haubt uber Israel erweckt war: Sey getrost und unverzagt / Ich will dich nicht verlassen / noch von dir weichen. Sey nur getrost und sehr frewdig / daß du haltest und thuest allerdings nach meinem gesetze. Laß dasselbe nicht von deinem munde kommen / sondern betrachte es tag und nach. Alsdann wird dir gelingen in allem das du thust / und wirst weislich handeln können. Laß dir nicht grawen / und entsetze dich nicht: Dann ich der Herr dein Gott / bin mit dir in allem / was du thun wirst. Das helffe derselbige trewe Gott / durch seinen Sohn Jesum Christum / in krafft dees Heiligen Geistes / Amen.
Gebett nach der Predigt.
Allmächtiger / Barmhertziger Gott und Vatter / Wir sagen dir lob und danck / daß du dir durch das gepredigte Wort / und durchdringende kraft des heiligen Geistes / under uns gnädig eine Kirche samlest / und die du samlest / mächtig erhältest. Insonderheit aber dancken wir dir / daß du thewre Helden / Fürsten und Könige erweckest / welche nach der Propheceyung Esaiae / bey diesen letzten zeiten der Welt / deiner Kirchen Pfleger und Seugammen seynd. Und demnach die Könige durch dich herrschen / so befehlen wir dir alle Christliche Potentaten / Könige / Fürsten und Herren / bevorab die Königl: Würde in Gros Britannien / und dann die Königl: Mayest: in Böheimb / Ihrer Mayest: Königliche Gemahlin / Fraw Mutter / Herrn Bruder / Junge Herrschafft und Fräwlin / sampt allen an- und zuverwandten: desgleichen Ihrer Königl: Mayest: Herrn Stadthalter in der Obern Churfürstlichen Pfaltz / Herrn Christian / Fürsten zu Anhalt / sampt Ihrer Fürstlichen Gn: geliebten Gemahlin / Junger Herrschafft und Fräwlin. Erhöre / o Gott / den König / wann er dich anruffet: Behüte ihn als deinen Augapffel: Erhöhe ihn nach deinem wolgefallen: Hilff ihm aus deinem Heiligthumb: Gedencke an alle seine opffer: Erfülle alle seine anschläge und begehren. Gib allen Underthanen ein williges / gehorsames / ehrerbietendes hertz gegen ihren König: damit under Ihrer Königl: Mayest: regierung alles glücklich daher gehe / die gottlosen verwelcken / die frommen grünen und blühen / und deren je länger je mehr werden / die dich und deinen Sohn Jesum Christum recht erkennen / und deinen werthen Namen preisen. Laß dir in gnaden befohlen seyn alle die / welche in Böhmen / Mähren / Oesterreich und anderswo / von den grimmigen feinden deines Worts / mit fewr und schwerd verfolget werden: Stehe ihnen bey mit deinem mächtigen arm: Stürtze darnieder die Rosse und Wagen der Feinde / auf daß sie erkennen / daß du HERR / deines Volcks schirm und schutz seyst. Nimb dich an / aller angefochtenen / krancken / und bekümmerten hertzen / und sende ihnen und uns deinen frieden / durch Jesum Christum deinen Sohn: welcher uns hat befohlen / in seinem namen dich ferner also anzuruffen:
Unser Vatter / etc.
Aus dem Original abgeschrieben.