Schrenk, Elias - Andachten über den Brief an die Galater

Schrenk, Elias - Andachten über den Brief an die Galater

Galater 1,10.

Wenn ich den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.

Paulus schreibt obige Worte zunächst in Bezug auf seine Predigt des Evangeliums. Er richtete sich bei derselben nicht nach Menschenmeinung, suchte auch nicht menschlichen Größen zu gefallen, sondern allein dem Herrn; er predigte nur, was der Herr ihm aufgetragen hatte. Er war Knecht, Leibeigener Christi, seines Herrn, auf dessen Wink er ging, dessen Ruf er unbedingt und allezeit folgte. So soll jeder Christ stehen. Wir dürfen den Menschen Gefallen erweisen, wir sollen sie lieben; aber Menschengefälligkeit darf uns nicht regieren, auf Kosten des Wohlgefallens Gottes. Ich bin Christi Knecht, Christi Magd, muss Numero eins sein bei jedem Christen. Freilich darf das nicht so verstanden werden, wie einzelne überspannte Menschen es fassen: dass man nach keinem Menschen und nach keiner menschlichen Ordnung mehr etwas zu fragen habe. Ein Knecht Jesu Christi hat Liebe und kennt wohl die nötigen Rücksichten gegen Menschen; aber oben an steht ihm die Frage: Herr, was willst Du, dass ich tun soll? Er nimmt es ernst mit den Weisungen seines Herrn. Füllen diese seine Zeit aus, nehmen sie seine Kraft in Anspruch, so darf er aus Menschengefälligkeit seinem Herrn weder Zeit noch Kraft stehlen, auch nicht für die scheinbar besten Zwecke. Ebenso hat er es zu halten mit der Wahrheit; er darf sie nicht schwächen und biegen, um sich Menschen gefällig zu machen. Ohne Wachen und Beten kann man nicht in der Stellung eines Knechtes Christi bleiben, ebensowenig ohne treues Festhalten am Wort Gottes.

Herr und Meister! Du weißt, dass es oft nicht leicht ist, die rechte, Dir wohlgefällige Stellung einzunehmen, als Dein Knecht und Deine Magd. Öffne mir jeden Morgen das Ohr, Deine Stimme zu hören und Dir zu folgen. Amen.

Galater 5,22.

Die Frucht des Geistes ist Sanftmut.

Der Heiland sagte von sich: ich bin sanftmütig. Die Sanftmütigen sind also Leute, die Jesu Art haben, weil sein Geist in ihnen wohnt, wie ja auch Paulus die Sanftmut als eine Frucht des Heiligen Geistes aufführt. Es ist wichtig für uns, darüber klar zu sein, dass Sanftmut nicht auf dem Boden unserer alten Natur wächst, nicht eine Frucht unseres Temperaments ist, nicht durch Erziehung und Bildung angeeignet werden kann, sondern allein bei einem Wiedergebornen gefunden wird, der Jesu Geist hat. Solche Sanftmütige sind Leute, die nicht nur dann sanft sind, wenn man sie sanft berührt, sondern sanft bleiben, wenn man sie unfreundlich, ungerecht, lieblos behandelt, wie wir es bei dem Herrn sehen. Der natürliche Mensch kann auch ein wenig den Sanften spielen, so lange er nicht verletzt wird; aber wenn er verletzt wird, so braust er auf. Er kann sich unter Umständen auch selbst beherrschen, wenn ihm etwas sehr Unangenehmes widerfährt; aber innerlich rumort es doch bei ihm, und er macht die Faust in der Tasche. Der Sanftmütige ist nach innen und außen sanft. Der Heilige Geist wirkt seine Sanftmut innerlich, so dass man sie nach außen auch sieht. Der Heiland sagt: selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen. Sie sind jetzt schon glücklich; ein innerlich sanfter Mensch ist hundertmal glücklicher, als ein leicht aufgeregter, aufwallender; er wird nicht von Allem herumgeworfen und geplagt. Das Wesen der Sanftmut ist Ruhe und Gelassenheit in Gott. Die Sanftmütigen werden noch oben ankommen. Weil sie Jesu Geist haben, werden sie einst mit ihm regieren. Jetzt gelten sie oft nicht viel bei der rohen Welt. Wie schön wird es einst sein, wenn die Sanftmütigen Meister sein werden; da wird gut wohnen sein.

Herr Jesu! Mache mich Dir gleich gesinnt, damit ich einst da sein dürfe, wo Du mit den Sanftmütigen sein wirst. Amen.

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