Kürzlich war ich bei Bruder Vorsichtig in der Versammlung. Es war ein trüber Winternachmittag, aber man hätte schon zur Not noch lesen können. Trotzdem zündete Bruder Vorsichtig schon die Gaslampen an. Wenn ihr fragtet, warum er schon vor der Versammlung das tut und für vielleicht 5 bis 10 Pfennig mehr Gas verbraucht, so würde er euch folgende Erklärung geben: „Ich habe das früher auch nicht so gemacht, aber dann ist es mir manchmal passiert, daß es während der Predigt dunkel wurde, und ehe ich eine Pause machen konnte, war der kleine Bruder Schmidt eifrig damit beschäftigt, die Gasflammen anzuzünden. Dieses ungewöhnliche und höchst wichtige Vorkommnis nahm natürlich so sehr die Aufmerksamkeit des größten Teiles der Versammlungsbesucher in Anspruch, daß sie mit atemloser Spannung dem Entstehen jeder einzelnen Gasflamme zuschauten. Ich redete von der Liebe Gottes und von der Notwendigkeit der Bekehrung, aber die Aufmerksamkeit meiner Zuhörer gehörte dem Gasanzünder, der sich in seiner Dienstfertigkeit nicht bewußt war, wie er mich und viele andere störte. Darum bin ich jetzt so vorsichtig und zünde schon entweder vor Beginn der Versammlung die Lampen an, oder ich lasse einen Vers singen, während das Licht angesteckt wird.“

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1908