Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 49. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 49. Psalm.

1. Ein Psalm der Kinder Korah, vorzusingen. 2. Hört zu, alle Völker, merkt auf, alle, die in dieser Zeit leben, 3. Beide gemeiner Mann und Herren, beide Reich und Arm mit einander. 4. Mein Mund soll von Weisheit reden, und mein Herz von Verstand sagen. 5. Wir wollen einen guten Spruch hören, und ein feines Gedicht auf der Harfe spielen. 6. Warum sollte ich mich fürchten in bösen Tagen, wenn mich die Missetat meiner Untertreter umgibt? 7. Die sich verlassen auf ihr Gut, und trotzen auf ihren großen Reichtum. 8. Kann doch ein Bruder Niemand erlösen, noch GOtt Jemand versöhnen: 9. Denn es kostet zu viel, ihre Seele zu erlösen, dass er es muss lassen anstehen ewig; 10. Ob er auch gleich lange lebt, und die Grube nicht sieht. 11. Denn man wird sehen, dass solche Weisen doch sterben, so wohl als die Toren und Narren umkommen, und müssen ihr Gut Andern lassen. 12. Das ist ihr Herz, dass ihre Häuser währen immerdar, ihre Wohnungen bleiben für und für, und haben große Ehre auf Erden. 13. Dennoch können sie nicht bleiben in solcher Würde, sondern müssen davon, wie ein Vieh. 14. Dies ihr Tun ist eitel Torheit; noch loben es ihre Nachkommen mit ihrem Munde, Sela. 15. Sie liegen in der Hölle wie Schafe, der Tod nagt sie; aber die Frommen werden gar bald über sie herrschen, und ihr Trotz muss vergehen, in der Hölle müssen sie bleiben. 16. Aber GOtt wird meine Seele erlösen aus der Höllen Gewalt; denn er hat mich angenommen, Sela. 17. Lass dichs nicht irren, ob ein er reich wird, ob die Herrlichkeit seines Hauses groß wird. 18.. Denn er wird nichts in seinem Sterben mitnehmen, und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren; 19. Sondern er tröstet sich dieses guten Lebens, und preist es, wenn einer nach guten Tagen trachtet. 20. So fahren sie ihren Vätern nach, und sehen das Licht nimmermehr. 21. Kurz, wenn ein Mensch in der Würde ist, und hat keinen Verstand; so fährt er davon, wie ein Vieh.

Der 49. Psalm heißt 1) in seiner Überschrift: Ein Psalm der Kinder Korah, vorzusingen. Er muss aus dieser Veranlassung gemacht worden sein, die sich noch oft unter den Menschen-Kindern ergibt, da man ihnen nämlich so eine unmäßige Hochachtung des Irdischen und Geringschätzung des Unsichtbaren und Ewigen anspürt, woraus bei denen, die etwas von der Welt an sich reißen, Trotzen und Rühmen, bei den Andern aber Furcht und Verdruss entsteht, wobei aber die Vorbereitung auf die wichtigen Dinge der Ewigkeit versäumt, und der wahre Trost, den GOtt gegen das menschliche Elend bereitet hat, aus der Acht gelassen wird. Diesem zu steuern beschreibt nun der Psalm aufs Nachdrücklichste den Unterschied der Klugen, die auf das Ewige und Unsichtbare sehen, und der Törichten, die mit ihrer Lust oder Furcht am Gegenwärtigen hangen bleiben. Der Psalm selbst besteht 2) aus einem erwecklichen Eingang, V. 25.; 3) aus einem mutigen und mit guten Gründen unterstützten Ruhm, dass er sich nicht fürchten wolle vor Leuten, die nur auf das Irdische zielen, und sich nicht durch Glauben an die Erlösung um den rechten Trost bewerben, V. 6-10.; aus einem Anspruch an Andere, dass auch sie nicht nötig haben, sich zu fürchten, noch den Leuten dieser Welt nachzueifern, V. 11-21. O! Mensch, denke nicht in deiner Drangsals Hitze, dass du von GOtt verlassen seist, meine nicht, dass ein Anderer GOtt im Schoß sitze, der sich mit stetem Glücke speist. Die folgende Zeit verändert viel, und seht Jeglichem sein Ziel. Eitelkeit ists, sein großes Elend nicht heilen können, sondern unter der Furcht des Todes gefangen bleiben, endlich mit Verdruss sterben müssen, und inzwischen sich mit dem schlechten Welt-Genuss so breit machen, als ob man viel besser daran wäre als Andere. Wer nicht aus dem Geheimnis des Kreuzes den rechten Verstand fasst, und damit die Kreuzes Flucht überwindet, der wird auch von der Todesscheu nicht los. O! wie viel ist also daran gelegen, mit der Furcht des HErrn den Grund zur wahren Weisheit bei sich zu legen, und sich sodann durch diese Weisheit in das Geheimnis des Kreuzes einleiten zu lassen, damit man lerne, diese Welt verachten, die ja nichts hat als Täuscherei.

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autoren/r/rieger_k/rieger-psalmen-psalm_49.txt · Zuletzt geändert: von aj
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