Myconius, Friedrich - Die Reformationstat

Myconius, Friedrich - Die Reformationstat

In diesem Jahre kamen etliche mit den gelösten Ablaßbriefen zu Doktor Martin gen Wittenberg und beichteten ihm auf ihre Gnade. Und als sie grobe Grumpen vorgaben und sich hören ließen, daß sie weder von Ehebruch, Wucherei, unrechtem Gut und dergleichen Sünd und Bosheit nicht ablassen wollten, so wollte sie, weil da keine rechte Buße noch Besserung zu merken war, der Doktor nicht absolvieren. Da beriefen sich die Beichtkinder auf ihre Papstbriefe und Tetzelsche Gnade und Ablaß. Daran wollte sich Martinus nicht kehren, und berief sich auf den Spruch: „ So ihr euch nicht bessert, werdet ihr auch alle also umkommen.“ Luc. 13. Und als er sie nicht absolvieren wollte, da gingen sie wiederum zu Tetzel und klagten ihm we dieser Augustinermönch auf ihren Brief nichts geben wollte. Tetzel war zu Jüterbog in Sachsen, und ward über solche neue Zeitung sehr zornig, wütete, schalt und maledeiete greulich auf dem Predigtstuhl und dräuete feindlich mit den Ketzermeistern, das waren um diese Zeit die Predigermönche. Und damit er einen Schrecken machte, ließ er etlichemal in der Woche ein Feuer auf dem markte anzünden, und weisete damit, wie er vom Papst Befehl hätte, die Ketzer, die sich wider den Allerheiligsten, den Papst, und seinen allerheiligsten Absatz legten, zu verbrennen.

Doctor Martinus schrieb erstlich an vier Bischöfe, nämlich n den von Meißen, von Frankfurt, von Zeitz und von Merseburg, danach auch an den Bischof von Mainz, Albertus, und erinnerte sie, daß sie ihres bischöflichen Amtes halber schuldig wären, ein Einsehen zu haben, daß Gottes Name nicht also mißbraucht und gelästert, und das arme Volk nicht so jämmerlich verführet würde. Aber der Bischof von Mainz, Albert, verachtete es, und von den andern gaben etliche zur Antwort, sie könnten und dürften wider solche, des Papsts, Geschäfte nichts vornehmen. Da Doktor Martiuns Luther sahe, daß die Bischöfe auch nichts dazu tun wollten, da schrieb er etliche Propositiones vom Ablaß, die sich anheben: „Dominus et Magister noster Christus dicens: poenitentiam agite, voluit omnem omnium hominum vitam esse poenitentiam“ und ließ dieselbigen drucken. Er wollte nur mit den Gelehrten der hohen Schule Wittenberg davon disputieren, was der Ablaß wäre, was er vermöchte, wo er her käme, wie viel er gelte usw. Aber ehe 14 Tage vergingen, waren diese Propositiones das ganze Deutschland, und in vier Wochen schier die ganze Christenheit durchlaufen: als wären die Engel selbst Botenläufer und trügen's vor aller Menschen Augen. Es glaubt kein Mensch, wie ein Gerede davon wurde; sie wurden bald verdeutscht, und es gefiel dieser Handel jedermann sehr wohl, ausgenommen den Predigermönchen und dem Bischof zu Halle, auch etlichen, die des Papsts täglich genossen, und die Schätze der Erde, die er erhoben hatte, weidlich gebrauchten.

Quelle: Kaulfuß-Diesch, Karl - Das Buch der Reformation

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/myconus_f/luthers_thesen.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain