Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Achtundzwanzigste Lektion.

„Ein heiliges Priestertum“ oder die Bedienung der Fürbitte.

Ihr aber sollt Priester des HErrn heißen, und man wird euch Diener unsers Gottes nennen, und werdet der Heiden Güter essen, und über ihrer Herrlichkeit euch rühmen.
Jes. 61, 6.

Auch Ihr, als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Hause und zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind, durch Jesum Christum. Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht.
1. Petr. 2,5.9.

Jeder Christ ist ein Priester. Von jedem Seiner Erlösten will Jesus, dass er die priesterliche Bedienung ausübe. Viele Christen wissen das nicht, oder sie wollen es nicht, zum großen Schaden für sich selbst und für die Welt. In unserem Priesterberuf liegt die größte Herrlichkeit unserer Erlösung.

Denkt darüber nach, was das Werk eines Priesters ist. Dies Werk hat zwei Seiten, die eine ist nach Gott, die andere nach dem Menschen gekehrt. Ein jeglicher Hoherpriester, der von den Menschen genommen ist, der wird gesetzt für die Menschen gegen Gott. Ebr. 5,1. Der HErr schied den Stamm Levi aus, um vor dem Angesicht des HErrn zu stehen, Ihm zu dienen und zu segnen in Seinem Namen. 5. Mos. 10,8; 21,5; 33,10. 4. Mos. 16,5. Mal. 2,6. Die Priester hatten allein das Vorrecht, Gott zu nahen, bei Ihm in Seinem Haus zu wohnen, vor Sein Angesicht das Blut des Opfers und das Räuchwerk zu bringen. Das ist die eine Seite. Aber sie taten das nicht um ihrer selbst willen, sondern um des Volks willen, dessen Vertreter sie waren. Das ist die andere Seite des Werks. Sie empfingen von dem Volk die Opfer und Gaben und brachten sie vor Gott. Dann kamen sie wieder heraus, um in dem Namen Gottes zu segnen, um dem Volk die Versicherung zu geben von der Versöhnung mit Gott und von Seiner Gunst, und um sie zu lehren, Seinen Willen zu tun.

Ein Priester ist Jemand, der ganz und gar nicht mehr für sich selber lebt. Er lebt für Gott. Sein Werk ist's, als der Diener Gottes dessen Erkenntnis, dessen Dienst, dessen Ehre bei den Menschen auszubreiten, Seine Liebe und Seinen Willen ihnen bekannt zu machen und ihnen Seinen Segen zu überbringen. Und so lebt er auch die Menschen. Ihre Sünden und ihre Bedürfnisse soll er vor Gott bringen, von Gott Vergebung der Sünden und Segen für sie empfangen, und dann soll er zu ihnen heraustreten und ihnen dies verkündigen und mitteilen.

Und dies ist das Werk, die Ehre, die Seligkeit, wozu alle Christen berufen sind. Wir sind erlöst, um in Mitten der verloren gehenden Millionen die Priester Gottes zu sein, und in der Ähnlichkeit mit unserem HErrn Jesus Diener unserer Mitmenschen zu sein und die Gnade Gottes an sie auszuteilen.

Aber nicht allein das Werk, sondern des Priesters ganzes Leben musste eine vollkommene Übergabe an Gott sein; der Wandel musste dem Werk entsprechend sein. Dies steht man schon an seiner Kleidung. Durch das Priestergewand wird er abgesondert von allen Andern um ihn her (2. Mos. 28.). Man sieht aus den besonderen Bestimmungen, wie die mindeste Berührung von etwas Unreinem ihm wie ein Tod war. Vieles, was dem gewöhnlichen Israeliten erlaubt war, ist ihm verboten. Jer. 21,22. So zeigt auch die Vorschrift, dass ein Priester kein Gebrechen haben durfte, dass die leibliche Vollkommenheit als Typus der Vollkommenheit des Herzens für den Dienst Gottes gefordert wurde. 3. Mos. 21,16-23.

Der Priesterstamm soll nicht mit den andern Stämmen zusammen leben, er soll keinen Grund und Boden besitzen; der HErr selbst will sein Erbteil sein. 5. Mos. 18,1.2. Von der Welt ganz los gemacht, sollte der Priester aus dem Glauben leben, von Gott abhängig, für Gott ausgesondert, Gott geweiht.

Dies alles ist ein Vorbild von dem, was von uns, den Priestern des Neuen Testamentes, verlangt wird, wenn wir unserer priesterlichen Bestimmung entsprechen sollen. Mit dem Mantel der Gerechtigkeit und den Kleidern des Heils angetan, müssen wir so wandeln, dass wir unsere Kleider unbefleckt bewahren. Unser Leben soll so sein, dass in uns der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ 2. Tim. 3,27. Jak. 1,4. Wer nicht willig ist, sich zu verleugnen und Alles zu verlassen, um Jesu nachzufolgen, d. h. so zu leben, wie ER gelebt hat, der ist nicht im Stand, sein Priesterrecht auszuüben. In der Heiligkeit des Lebens, und in der gänzlichen Übergabe liegt die Kraft des priesterlichen Gebets für Andere.

Und wenn nun Jemand danach verlangt, also zu leben, als Priester zu wirken und zu wandeln, wie kommt er denn dazu? Die Weihe des Priesters war dessen Einleitung zum Priesterwerk. Die Priester wurden vor den Altar gebracht, der zuerst mit Öl gesalbt wurde1), dann wurde der Priester am rechten Ohr, an der rechten Hand und am rechten Fuß mit Blut bestrichen, und endlich noch einmal mit Blut und Öl besprengt. Und war er selbst ein Sohn Aarons, ein geborener Priester, so konnte er doch seinen Dienst nicht ohne diese göttliche Weihe antreten.

Jeder Christ ist ein Priester kraft der Blutbesprengung seines Hohepriesters; allein erst wenn er die Weihe mit Blut und Geist versteht, kann er wirklich priesterlich bitten. Wenn der Israelit ein Opfer für seine Sünde brachte, wurde das Blut der Versöhnung auf den Altar gesprengt, aber nicht auf seine Person. Bei der Weihe des Priesters kam das Blut auf dessen Person; die Berührung war näher, die Wirkung kräftiger: die Person wurde geheiligt, um sich Gott zu nahen. Wenn der Gläubige einen tieferen Einblick bekommt in die Wunderkraft von Jesu Blut, das ihn von allem Bösen erlöst, von allen Sünden reinigt, dann kann das Gefühl seiner Unwürdigkeit ihn nicht mehr zurückhalten, sondern er darf mit voller Glaubenszuversicht hinzutreten, und eine Antwort auf sein Gebet erwarten. Je mehr er es erfährt, dass das Blut ihn alle Stunden, alle Augenblicke reinigt, Gott nahe bringt und nahe hält, je mehr wird in ihm das Bewusstsein geweckt, dass er nicht um sein selbst willen so nahe mit Gott verkehren kann, sondern um für Andere Segen zu erbitten.

Das Blut gibt also das Recht, in aller Freimütigkeit als Priester dem Gnadenthron zu nahen. Der Geist macht uns geschickt, von diesem Herzunahen zu Gott Gebrauch zu machen. ER bittet für uns, und ER bittet in uns. ER gibt uns ein priesterliches Herz, das von Liebe brennt, und für die Erlösung der Seelen bittet. ER vereinigt uns mit dem HErrn Jesus, so dass wir in Seinem Namen bitten können. ER stärkt uns zu gläubigem, anhaltendem Gebet. ER lehrt uns eifern für die Ehre Gottes und für die Rettung der Seelen. Je mehr die Christen sich von Gottes Geist leiten lassen, desto mehr werden sie auch zu dem priesterlichen Fürbitter-Leben, wie von selbst, übergehen. Das Blut und der Geist, wenn wir denselben ganz hingegeben sind, bringen uns in die priesterliche Weihe.

Christen! Gott hat Priester nötig, die zu Ihm nahen und für die Welt Segen zu erbitten und mitzuteilen wissen. Die Welt hat Priester nötig, die um Erlösung der Seelen vor Gott eintreten und die Seelen vor Ihn bringen. Seid ihr willig, euch zu diesem Zweck aufzuopfern? Ich bitte euch, tut es; gehört doch nicht länger zu den selbstsüchtigen Christenleuten, die zufrieden sind, wenn sie die Seligkeit erlangt haben. Werdet doch, wie Christus es war, ein Priester, der sich selbst ganz für Gott und die Menschen opfert, und der dann Macht empfängt, sich Gott als Fürbitter zu nahen und in Seinem Namen zu segnen.

HErr, lehre uns bitten!

HErr Gott! Von ganzem Herzen glaube ich an das heilige Priesterrecht Deines Volks, durch welches auch ich zu Dir nahen darf, um durch das kräftige Gebet, das viel vermag, Segen über die Verlorenen zu bringen. Ich glaube an die Kraft des teuren Blutes Jesu, dass es Alles hinweg nehme, was meine Freimütigkeit hindern könnte, und dass es mir vollen Zugang und Versicherung gebe, dass mein Gebet angenehm ist und erhört wird.

Ich glaube an die Salbung des Heiligen Geistes, von meinem Hohenpriester täglich auf mich ausgehend, um mich zu heiligen, mir ein Priesterherz zu geben und mich zu anhaltendem, gläubigem Gebet zu stärken.

Ich glaube, dass mein HErr Jesus, wie ER in Allem mein Leben ist, auch der Bürge für mein Gebetsleben ist, dass ER mich auferzieht, mit Ihm Eins zu sein und an Seinem Werk der Fürbitte Teil zu nehmen.

In diesem Glauben übergebe ich mich Gott, um als einer Seiner gesalbten Priester die Not der Seelen zu tragen und sie im Glaubensgebet vor Ihn zu bringen.

O mein Hoherpriester! nimm mich an und versiegle meine Weihe als Priester. Gib mir Deine Weihe zu meinem heiligen Amt. O HErr, der Du in mir lebst, und allezeit lebst, um zu bitten, lass Dein Gebetsleben mein Leben sein, dann lebe ich als Priester nur für Andere. Amen.

1)
Anmerk. d. Red. Siehe 3. Mos. 8.
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