Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Vierundzwanzigste Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Vierundzwanzigste Lektion.

„ER lebt immerdar und bittet für uns,“ oder Jesus, der Fürbitter.

Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.
Röm. 8,34.

Als die Jünger den HErrn Jesus betend fanden, da verlangten sie von Ihm, dass ER sie auch beten lehren möchte. ER sollte ihnen etwas von dem geben, was Sein eigenes Bedürfnis war; sie wünschten, Teil zu haben an der Seligkeit und an der Kraft, die ER im Gebet fand. Sie kannten keinen Beter, der Ihm gleich war; von Ihm wollten sie beten lernen.

Der Christ, der etwas von dem wahren Glaubensleben kennt, begehrt zu verstehen, wie der HErr Jesus für ihn Alles ist und Alles werden muss, und wie Alles, was im HErrn Jesus ist, auch ihm mit gehört. Er sieht es ein, dass das Beten, gleich jeder andern Wirksamkeit im geistlichen Leben, nicht ein Trachten nach eigener Kraft und ein Pochen auf dieselbe, sondern etwas von dem HErrn Jesu uns Zukommendes, eine Gemeinschaft des Lebens mit Ihm ist, und das, sowohl als ER auf der Erde war, als nun da ER im Himmel für uns bittet, durch Ihn zum Vater gebracht wird. Und so soll auch das Gebet nicht, wie es so oft der Fall ist, eine Mühe und Anspannung sein, sondern ein tieferes Eindringen in das, was Jesus ist und tut. Und wir bitten nicht nur im Vertrauen auf Seine Versöhnung, als die Grundlage unseres Gebets, und auf Seine Fürbitte, als wodurch unser gebrechliches Gebet angenehm gemacht wird, sondern auch in der wesentlichen Vereinigung mit Ihm, wodurch unsere Bitte die Seine, Sein Gebet das Unsrige ist. In Christus liegt die ganze Seligkeit aufgeschlossen vor uns da. ER hat Sich für uns gegeben; ER Selbst lebt in uns, was ER erbittet, darum bitten wir auch; wir kennen Ihn als unseren Fürbitter, und werden von Ihm zu Teilgenossen im Werk der Fürbitte gemacht. „Ihr seid Christi teilhaftig geworden,“ auch Seines ewigen Gebetslebens.

Wie deutlich stellt sich dies in der letzten Nacht Seines Lebens heraus. In Seinem hohenpriesterlichen Gebet zeigt ER uns, wie und um was ER den Vater zu bitten hat. Vorher in Seiner Abschiedsrede hat ER unser Bitten wiederholt an Sein Hingehen zum Vater gebunden. Nun erst sollten wir in Seinem Namen bitten lernen, um die größeren Dinge in Seinem Dienst zu tun; Sein Hingehen zum Vater, Sein Eingang zum Werk der ewigen Fürbitte soll der Anfang sein und die Kraft geben, dass wir können in Seinem Namen bitten. Der Blick auf Jesus in Seiner Fürbitte gibt uns den Mut und erweckt uns zum Gebet. ER gibt uns Anteil an Seiner Fürbitte.

Um dies zu fassen, überdenkt es zuvor. „ER lebt, und bittet für uns.“ Jesu Werk als Hohepriester hat auf Erden nur seinen Anfang gehabt. Als Aaron hat ER das Blut ausgeströmt, als Melchisedek lebt ER jenseits des Vorhangs, um in der Kraft des unvergänglichen Lebens Sein Werk fortzusetzen. Die Fürbitte ist etwas Wesentliches, etwas, das einem tiefen Bedürfnis entspricht, ein Werk, ohne welches die fortdauernde Offenbarung der Erlösung nicht geschehen kann. In der Menschwerdung und Auferstehung Jesu wird die wunderbare Vereinigung zu Stande gebracht, wodurch die Menschheit als Teilgenosse des Lebens und der Seligkeit Gottes zugelassen wird. Aber die wesentliche Zueignung der Kraft dieses Lebens hienieden in der sündigen Menschheit in den Gliedern Seines Leibes, welche erlöst sind, oder es noch werden sollen, findet nicht Statt, ohne eine unaufhörliche Wirksamkeit seitens des Hauptes im Himmel. Jede Bekehrung, alle Heiligung und Überwindung der Sünde ist eine Kraftoffenbarung Dessen, der mächtig ist, zu erlösen. Diese Kraftoffenbarung aber hat nur Statt durch Sein Gebet. Im Himmel lebt der Sohn in Abhängigkeit vom Vater. Alles geht da nach Recht und Gesetz infolge der heiligen Ordnung des Heiligtums. Unaufhörlich stellt sich Jesus vor den Vater als Fürsprecher, für die Millionen mannigfaltigen Bedürfnisse der Seinen auf Erden einstehend. Die Fürbitte beim Vater ist die Freude Seines Lebens zur rechten Hand Gottes. „ER lebt allezeit und bittet für uns.“ „Christus ist's, der gestorben ist, ja noch mehr, der zur rechten Hand Gottes ist und für uns bittet.“ Und an diesem Werk Seiner Fürbitte haben wir Teil, weil wir Sein Leib sind. Haupt und Leib sind Eins, das Haupt kann nicht ohne den Leib wirken, 1. Kor. 12,21. Wir teilen mit Jesus Alles, was ER ist und hat. „Die Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast, habe Ich ihnen gegeben.“ Wir teilen Seine Gerechtigkeit, Sein Leben, Sein Werk. Und wir teilen mit Ihm nicht nur das Werk, das ER auf Erden zu tun hat, sondern auch das, welches ER im Himmel bei Gott tut, das Werk Seiner Fürbitte.

Dies geschieht um deswillen, weil wir Teil haben an Seinem Leben. „Christus ist unser Leben.“ Ich lebe nicht mehr, sondern Christus lebt in mir. Sein Leben aber im Himmel ist ein allezeit bittendes Leben, und wenn dies Leben sich nun zu uns heruntersenkt, verliert es seinen Charakter nicht; auch in uns wird es ein Gebetsleben. Und zwar nicht so, als ob zwei Ströme des Gebets zu dem Vater gingen, einer von Ihm und von Seinem Volk, nein, in der wesentlichen Lebenseinheit ist auch Gebetseinheit. Was ER bittet, muss durch uns gehen, was wir bitten, muss durch Ihn gehen. ER ist der Engel mit dem goldenen Rauchfass; Ihm wird viel Räucherwerk gegeben, die Vollmacht alles Gebets, damit ER es mit den Gebeten aller Heiligen niederlege auf den goldenen Altar, der vor dem Throne Gottes ist.

Der eingeborne Sohn ist der Einzige, der ein Recht hat, zu bitten, zu Ihm allein wird gesagt: „Heische von Mir, Ich will Dir geben.“ Gleichwie in andern Dingen die Fülle wohnt, so hat ER auch allein die Vollmacht des Gebets. Wie die höchsten Erfordernisse des geistlichen Lebens in der stets tieferen Einsicht gefunden werden, dass Christus Alles ist, dass alle Schätze der Gnade und der Erkenntnis in Ihm liegen, dass wir von Augenblick zu Augenblick aus Seiner Fülle empfangen Gnade um Gnade, so muss es auch im Gebetsleben sein. Unser Glaube in Jesum als Fürbitter muss nicht bloß darin bestehen, dass ER an unserer Statt bittet, sondern dass ER der Vorbeter ist, und uns lehrt, wie wir Ihm nachsprechen sollen. Der Gedanke von Beschwerde und Mühe und Anspannung muss bei unserer Gebetswirksamkeit ganz wegfallen; unser Gebet muss ein Werk des Glaubens auch darin sein, dass wir verstehen, dass, so wie Jesus Sein ganzes Leben uns mitteilt, auch unser Gebet ein Aushauch der Gebetsfülle ist, über die ER allein zu verfügen hat. Für manchen Gläubigen ist es eine ganz neue Phase seines geistlichen Lebens gewesen, als ihm offenbar wurde, wie völlig Christus Sein Leben sein und dafür einstehen wollte, dass er getreu, wachsam und im Kampf ein Überwinder bleibe. Nun begann erst das rechte Glaubensleben für einen solchen Christen. Derselbe Segen folgt der Entdeckung, dass Christus auch für unser Gebetsleben einstehen will. ER lebt allezeit und bittet für uns,“ als Haupt Seines Leibes, als Vorgänger auf dem Lebendigen Weg, der zum Vater führt, als der oberste Leiter und Vollender des Glaubens. ER sorgt in Allem für das Leben Seines Volks, ER will auch Sein Gebetsleben in uns erwecken und unterhalten. „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre,“ dass du allezeit Glauben hast, und gläubig bitten kannst. O wunderbare Fürbitte unseres HErrn Jesus, welcher wir nicht nur Alles zu danken haben, sondern durch welche wir auch als wirksame, teilhabende Mitbeter angenommen werden. Nun verstehen wir, was es ist, im Namen Jesu zu bitten, und warum dies Bitten solche Kraft hat. In Seinem Namen, das ist: in der Aufopferung an Ihn, in der Vereinigung mit Ihm. O wunderbare, ewig wirksame und allerkräftigste Fürbitte des HErrn Jesu, möchten wir in ihr ganz aufgenommen werden, und aus dieser Fürbitte heraus allezeit beten.

HErr, lehre uns beten!

Hochgelobter HErr! In tiefer Demut beuge ich mich vor Dir. Dein ganzes Erlösungswerk ist übergegangen in Gebet, Deine himmlische Wirksamkeit und die Ausführung Alles dessen, was Du mit Deinem Blut erworben hast, ist eitel Fürbitte. Du lebst und bittest allezeit für uns. Und damit wir in Dir seien und bleiben, ist der Zugang zu dem Vater für uns eröffnet, unser Leben kann nun ein Gebetsleben sein, und die Antwort ist uns zugesichert.

Teurer Heiland; ich habe Deine Stimme gehört, Du hast mich zum Mitstreiter im Gebet berufen. Du willst Dich Selbst mit Deinem Volk verbinden, zum heiligen Werk der Fürbitte, durch welches die Welt mit der Kraft Deiner Erlösung und mit der Herrlichkeit Deines Vaters soll erfüllt werden. Mit mehr Ernst, aber auch mit mehr Freimütigkeit komme ich mit der Bitte zu Dir: HErr, lehre mich beten! HErr, ich bitte Dich, lehre mich auch Dich recht erkennen. Zeige mir Deine Herrlichkeit als Fürbitter also, dass ich erkenne, wie ich mich ganz auf Dich stützen kann, und meine Bitte als die Deine vor den Vater kommt. Lass jegliches Gebet ein Zugang zu dem Vater in der Gemeinschaft Deiner kräftigen, allvermögenden Fürbitte sein. Amen.

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autoren/m/murray/murray-die_schule_des_gebets/murray_-_die_schule_des_gebets_-_24.txt · Zuletzt geändert: von aj
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