Magnus, Albertus - Das Anhangen an Gott - Das 4. Capitel.

Magnus, Albertus - Das Anhangen an Gott - Das 4. Capitel.

Wie die Geistes-Wirkungen in dem Innersten des Gemüths und nicht in denen Sinnen seyn.

Glücklich ist die Seele, die durch beständiges Abkehren von aller Creatur und Sinnlichkeit sich zu dem Innersten wendet, und das Gemüth immer mehr zu Gott aufschwinget, daß sie endlich aller Welt und anderer Bilder vergißt, und mit blossem lautern Herzen in dem einfachen Gott versenket wird. Verwirf dann, o Seele, alle Bilder, Gestalten der Creaturen, damit deine ganze Geistes-Innigkeit in Willen und Verstand sich allein und beständig mit Gott bemühe. Das Ende aller Beschäftigung ist, daß man auf Gott allein ziele, und mit der allerbrünstigsten Herzens-Neigung in ihm ruhe. Solche Uebung geschiehet nicht in denen Leibes-Gliedern und äusseren Sinnen, sondern in und mit dem, dadurch der Mensch ein Mensch ist, in dem innersten Willens-Grund. So lange aber der Mensch mit denen Bildern und Kräften der Sinnen und der natürlichen Lüste spielet, und denenselben anhanget, scheinet er noch nicht die Bewegungen der viehischen Natur überschritten zu haben. Anders ists mit dem Menschen beschaffen, als der nach dem Gleichnis Gottes geschaffen ist, mit dem er also ganz innigst nach dem Willens-Geist einverleibet und vereiniget wird. Derohalben bemühet sich der Teufel so sehr, weil sie ein Vortrab ist des ewigen Lebens, das er dem Menschen mißgönnet. Er bemühet sich des Menschen Gemüthe von Gott abzuwenden durch unendliche Versuchungen, fremde Eingebungen, unnütze Bekümmernisse, verkehrte Sorgen, unfruchtbare Gesellschaften, eitlen Vorwitz, u. d. gl. Dann obschon solche Sachen oft geringe, ja fast gar keine Sünden zu seyn scheinen, so sind sie doch grosse Verhinderungen solches innern Werks. Ja, ob sie gleich äusserlich nöthig zu seyn scheinen wollen, müssen wir sie doch als schädliche verwerfen und aus denen Sinnen vertreiben. Und deswegen ists zum geistlichen Leben sehr vorträglich, daß man solche äussere Sachen nicht so tief ins Gemüth einlasse, noch sich darinnen mit vieler Verbildung entwickle. Dann wann sie nicht tief ins Gemüth eingehen, so hindern sie die Seele nicht, weder im Gebeth, noch in göttlicher Beschaulichkeit. Also übergieb dich sicher ganz und gar in allen deinen Sachen der göttlichen Vorsehung mit Stillschweigen. Ruhe, er wird vor dich sorgen, arbeiten, streiten, und zwar besser mit Hülfe, Rath, Trost, Erlösung zukommen, als wenn du Tag und Nacht dein Gemüth in Sorgen und Bedenklichkeit verzehretest. Nimm alle Sachen und Anfälle, woher sie auch rühren, mit stiller und geduldiger Ruhe an, als wenn sie dir von der Hand der väterlichen Vorsehung herflössen. Entäussere dich von aller Vernunfts-Bedenklichkeit leiblicher Sachen, auch in deinem Stand, damit du mit ganz ledigem Gemüth dem allezeit aufrichtig anhangen könnest, dem du dich vielfältig und gänzlich aufgeopfert hast; so wird nicht möglich seyn, eine Schiedwand mehr zwischen ihm und dir zu setzen. Du wirst rein von den Wunden der Menschheit Jesu in das Licht der Gottheit einfließen.

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