MacDuff, John - Nach Jesu Sinn - 6ter Tag. - Dankbarkeit
„Ein Jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.“
„Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde.“ Matth. 11,25.
Dankbarkeit.
Das ganze Leben Jesu war von einem Sinne der Dankbarkeit durchdrungen, welcher, wie mit himmlischem Glanze, Seinen sonst so dunkeln Pfad umstrahlte. In Augenblicken, wo wir ihn am wenigsten erwarten, bricht dieser goldene Strahl durch die trübe Leidensnacht hindurch. Als Er das Gedächtnismahl Seines Todes stiftete, dankte Er! Und selbst ehe Er nach Gethsemane ging „sprach Er einen Lobgesang!“
Wir wissen es aus Erfahrung, dass in Zeiten der Trübsal und des Schmerzes Alles um uns her trüb aussieht. Selbst die Natur erscheint dem niedergebeugten Geiste, als trüge sie Trauerfarben. Das Leben Jesu war eine unaufhörliche Kette jeglicher Art von Entbehrungen und Leiden, ein „Jammertal“ von Anfang bis zu Ende; doch hören wir stets Töne der Dankbarkeit und der Freude mitten unter den Ausdrücken tiefsten Schmerzes.
O, wenn Er, „der Mann der Schmerzen,“ während eines Lebens voll unvergleichlichen Leidens Sein Herz in dankbarer Anbetung zu Seinem himmlischen. Vater erheben konnte, wie sollte nicht das Leben derjenigen ein fortwährender „Lobgesang“ sein, die von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, mit Allem, was sie haben, beides dem Geistigen wie dem Leiblichen, von der Großmut und der Liebe Gottes abhängen!
Leser! trachte nach einem dankbaren Sinne. Für uns gibt es, oder sollte es wenigstens keine kleinen Gnadenerweisungen geben; alle sind groß, weil die kleinste unter ihnen unverdient ist. Ein wahrhaft dankbares Herz wird in Allem einen Grund zur Dankbarkeit finden, und die geringsten Segnungen hoch anrechnen. Den Apostel Paulus hören wir im Kerker zu Rom, in Ketten gebunden, ausrufen: „Ich habe Alles und habe überflüssig!“ Hüte dich darum. vor einem verdrießlichen Gemüt, das sich fortwährend über eingebildete Übel grämt; bekämpfe die Versuchung, die wirklichen oder nur vermeintlichen Nachteile unserer Verhältnisse zu vergrößern, oder die unbedeutenden Unannehmlichkeiten des täglichen Lebens als ungeheures Unglück zu betrachten. Bedenke, Lieber, für wie Vieles wir zu danken haben. Die Welt, auf welcher wir leben, ist, trotz der Wunden, die ihr die Sünde und der Schmerz geschlagen, eine glückliche Welt. Sie ist nicht, wie Viele sie in einer krankhaften Gemütsstimmung beschreiben, von Tränen überflutet, mit Ruinen bestreut, von einer fortwährenden Totenklage des Schmerzes wiederhallend. Die „Ewigen Berge“ sind zwar in der Herrlichkeit, doch gibt es auch hienieden zahllose Anhöhen der Gnade, der Liebe, der Barmherzigkeit; siele grüne Oasen in der Erdenwüste, viel mehr, denn wir verdienen!
Gott wird den dankbaren Geist belohnen. Ebenso wie wir auf Erden mehr zum Geben geneigt sind, wenn Jemand mit Dank unsere Gaben empfangen, also auch hat Gott einen fröhlichen Empfänger, sowie einen fröhlichen Geber lieb. Lasst unsere Dankbarkeit die Dankbarkeit des Evangeliums sein. Lasst den Weihrauch eines dankbaren Sinnes vor dem Herrn, unserm Gott, nicht allein als dem Geber alles Guten, sondern als unserem Bundesgott in Christo aufsteigen. Es sei das liebende Kindergemüt eines Kindes Gottes in Christo, welches sich an der Freigebigkeit und Großmut des Vaterhauses erfreut! „Und sagt Dank allezeit für Alles Gott und dem Vater, in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi!“
Indem die süße Harmonie der Dankbarkeit in jeglichem Augenblicke unseres Lebens in uns herrscht, lasst uns doch beweisen, für Wen und für Was wir unseren höchsten und inbrünstigsten Dank vorbehalten haben.“ Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“
„So wappnet nun mit demselbigen Sinn.“