Lambs, Jean-Philippe - Die Jung St. Peter-Kirche in Straßburg. - §. 1. Der Kirche Bau, und deren Inneres, Reparaturen, Capellen.

Lambs, Jean-Philippe - Die Jung St. Peter-Kirche in Straßburg. - §. 1. Der Kirche Bau, und deren Inneres, Reparaturen, Capellen.

Was das Gebäude selbst betrifft, so ist dasselbe ganz aus Stein aufgeführt; seine Gestalt ist die eines Kreuzes; das Chor sieht gegen Osten, und die Fenster sind mit Spitzbogen versehen. An vielen derselben sind die obern Theile aus gemaltem Glase; ob dieses aber ältern oder neuern Ursprungs ist, darüber fehlen Nachrichten.

Die Länge des Schiffe von der äußersten Thüre an, die zum Glockenhaus auf das Gäßchen hinter der Kirche führt, bis an die Scheidewand des Chors beträgt: 40 Meter 75 Centim. und die Breite des Mittel-Schiffs nebst den beiden Seitengängen 24 Meter 40 Centim.

Die Höhe des Thurms, der aus 3 Stockwerken besteht und mit einem spitzzulaufenden Dache versehen ist, beträgt von der Spitze bis auf den Boden 39 Meter 81 Centim.

Vor der Scheidewand des Chors steht ein schöner steinerner Lettner, der schon vor der Trennung des Schiffs vom Chor, nach der darauf befindlichen Jahrzahl 1620 zu schließen, bestanden hatte. Das steinerne Geländer ist von herrlich durchbrochener Arbeit, und längs der Außenseite über den Spitzbogen mit sehr schönen Gemälden, die 4 Evangelisten vorstellend, versehen. In der Mitte etwa steht der Name: Hans Jakob Engelhardt 1620, wahrscheinlich des Malers. Die Farben sind noch immer sehr frisch und das Ganze gut erhalten.

Im Jahr 1707 wurde die Kirche inwendig ausgeweißt und angestrichen; und schöne biblische Gemälde hineingethan, namentlich längs an dem hölzernen Lettner hin, das Leben Jesu in Bildern darstellend.

Im Jahr 1733 wandten sich die HHrn. Kirchenpfleger an das Capitel, um die neben dem Glockenthurm befindliche Sacristei, nach dem Exempel anderer Kirchen in ein sogenanntes „Kirchenstübel“ umzuwandeln1): „theils damit bei denen im Winter vorfallenden Aufstellungen die hohen Herren Deputati und übrigen Beysitzer, die Wahl nicht in der Kälte halten müssen, theils daß die Vorsteher dieser Gemeinde zu ihren Versammlungen im Winter einen bequemen Ort haben, theils auch daß blöde Personen, die dem öffentlichen Gottesdienst wegen der Kälte nicht beiwohnen können, daselbst ihre Andacht verrichten mögen.“

Mit Genehmhaltung des Capitels wurde eine Oeffnung in die Mauer gebrochen, von wo aus man auf die Kanzel sehen kann, und mehrere Fensteröffnungen theils auf das Gäßchen hinter der Kirche, und theils hinter dem Brunnen der an der Kirche steht, angebracht, alles aber auf Kosten der Kirchenkasse, da das hochwürdige Capitel diesen Bau nicht auf sich nehmen wollte. Im Jahr 1753 wurde die Kirche abermals repariert und geweißt.

Im Jahr 1784 wurde der neue Thurm auf das katholische Chor gebaut. Der sonst sehr geschickte Baumeister hatte den Plan zu einem schönern Bau vorgeschlagen, für welchen aber das Capitel die Ausgaben scheute, und so wurde der jetzt noch bestehende, aber geschmacklose Thurm erbaut2). Auf diesem Thurm stand 1799 der Telegraph, der aber bald wieder weg, und auf das Chor des Münsters gesetzt wurde. Im Jahr 1822 wurde die Kirche wieder geweißt und angestrichen. Die Kosten wurden theils aus den Beiträgen der Gemeindeglieder, theils aus der Kirchenkasse bestritten.

Was die Capellen anbelangt, so sind deren mehrere, theils im Chor, theils im Schiff angebracht.

  1. Die Capelle St. Trinitatis, steht auf dem Kirchhof an dem Chor. Es befindet sich daran die Jahrzahl MCCCCLXXXXI, nebst der Inschrift: Capella sanctissimae Trinitatis.
  2. Die Niklaus Capelle hat einen Eingang im Kreuzgang, wie sie auch einen andern in der Kirche neben der Zornen Capelle hatte. Sie soll von Erhard von Kageneck, Probst von Jung St. Peter, der 1397 gestorben ist, gestiftet worden seyn3).
  3. 3) Die Zornen Capelle an der Westseite der Kirche neben dem Thurm, welche durch die alte Familie der Zorne, zu ihrem Begräbnißorte gebaut wurde. Verschiedene Grabsteine auf dem Boden in dieser Capelle, wie in deren Nähe, so wie auch Spuren von Wappen dieses alt adelichen Geschlechtes finden sich noch vor4).

Was die übrigen Capellen, die gegen der Kanzel über, und die ehemals offene Capelle, die zur großen Kirchenstube genommen wurde, anbelangt, so sind mir deren Namen nicht bekannt.

1)
Collektaneen der evangel. Gemeinde zum Jung St. Peter von 1749. 4° Mscpt. S. 35. Archiv.
2)
Hermann, Notices. B. I. S. 302.
3)
Künast, a. a. O.
4)
Hertzog, Els. Chron. B. VI. S. 298.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/l/lambs/2._abt._1.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain