Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Der Hirte und seine Schafe.
Gehalten am 20. Oktober 1850.
Gesänge: Psalm 121. Psalm 119, v. 88. Psalm 100, v. 2.
Predigt über Evangelium Johannis Kap. 10, v. 27-30.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen das ewige leben und sie werden nimmer mehr umkommen und Niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer, denn alles; und Niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind Eins.
Es hat unserm Herrn gefallen, sich selbst und seine Gemeine unter allerlei Bildern uns vorzuführen. Ein tröstliches Bild ist das eines Hirten und seiner Schafe und ihrer gegenseitigen Beziehung zu einander: nicht allein haben wir davon Mehreres in den Psalmen und in den Propheten, sondern auch in den Evangelien. Dieses Bild tritt in dem ganzen Umfange seines Trostes und seiner Herrlichkeit nirgend mehr hervor, als in den verlesenen Worten. Indem wir dieselben erwägen, bitte ich einen Jeglichen, sich selbst genau zu prüfen, ob ihn diese Worte angehen; denn Anlass zu solchen starken Äußerungen, wie wir hier vorfinden, gab das, was der Herr zuvor zu den Juden sagte: „Ihr glaubt nicht, denn ihr seid meine Schafe nicht.“
Diese Selbstuntersuchung tut uns um so mehr not, als es Derjenigen gar zu viele gibt, die sich selbst betrügen mit einem gestohlenen Trost und die keine geistliche Unruhe darüber empfinden, ob sie wirklich zu den Schafen des Herrn gehören werden, oder ob sie nicht Böcke sind.
„Schafe“ sind hier Menschen, die der Herr die Seinen nennt, wie er sagt meine Schafe; wie sind sie Seine?
Erstlich hat der Vater sie ihm gegeben, wie er selbst sagt in dem 29. Verse: „der Vater, der sie mir gegeben hat“ und an einer andern Stelle: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe.“ Zweitens sind sie Seine, weil er sein Leben für sie gelassen, das ist, sich dieselben zum Eigentume erkauft hat mit seinem teuren Blute. Solche, welche der Vater ihm gegeben und welche er sich zum Eigentum erkauft hat, sucht auch dieser treue Hirte zur Zeit der Gnaden auf und hat weder Ruhe noch Rast, bis er sie gefunden hat. So lange er sie noch nicht gefunden und ergriffen hat, gehen sie in der Irre und sind recht verlorene Schafe: sobald er sich aber ans Suchen gibt, ruft er sie mit Namen, und sie blöken nach ihm, ohne ihn gesehen zu haben und es verlangt sie nach ihm, weil es ihn nach ihnen verlangt. Sobald er sie gefunden hat und sie ergriffen, mitten aus der Welt und aus dem Rachen des Todes und Verderbens hinweg, legt er sie auf seine Achseln und trägt sie in seinen Stall mit Freuden und da gibt er ihnen das Bewusstsein im Heiligen Geiste, dass er ihr Hirte ist, und dass sie seine Schafe sind.
Niemand kann ein solches Schaf aus eigenem Wollen oder Laufen werden. Es hängt Alles davon ab, ob Gott ihm gnädig sein will, und ob Jesus Christus ihm diese Barmherzigkeit erweisen will. Diejenigen aber, welche zu der Herde hinzugetan werden, deren Hirte Christus ist, bekommen die wahrhaftige Überzeugung, dass sie in sich selbst verloren sind und nur errettet werden können durch die Gnade, in der Erlösung Jesu Christi, und tragen nur nach dem Einen Verlangen, dass sie es wissen mögen, sie seien auf dem rechten Wege, sie seien gefunden von dem Hirten der Seelen, der allein auch ihre Seelen erretten und zum Frieden bei Gott bringen kann. -
Diese Schafe nun hören nur die Stimme Jesu Christi, es sei bei Anfang oder Fortgang, wie unser Herr hier sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme“ und in diesem selben Kapitel: „Die Schafe hören (des Hirten) Stimme, und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie aus, und wenn er seine Schafe hat ausgelassen, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber folgen sie nicht, sondern fliehen vor ihm, denn sie kennen des Fremden Stimme nicht.“ – Wie solches im Natürlichen buchstäblich wahr ist von dem Hirten und den Schafen, so noch vielmehr im Geistlichen. Das ist es, was Petrus einmal sagte auf des Herrn Frage: „Wollt ihr auch weggehen?“ „Herr, wohin sollen wir gehen? du allein hast Worte des ewigen Lebens.“
Die Bedürfnisse der Schafe des Herrn bringen es mit sich, dass sie nur Seine Stimme hören. Worte des ewigen Lebens sind die Speise, welche ihnen tagtäglich not tut. Worte des Lebens mag es genug geben, Worte des vergänglichen Wohllebens, des üppigen, des sündlichen, des eitlen, wollüstigen Lebens, auch Worte eines falschen geistlichen Lebens, des eigengerechten Lebens, des Lebens des selbsterwählten Werks, aber in diesen allen steckt keine Ewigkeit, keine ewige Seligkeit, und sie müssen ewige Seligkeit haben. Sie, die sich durch ihre Sünden und ihren Tod ewig von dem vollseligen Gott geschieden gefühlt, können nur darin Ruhe finden, dass sie bestimmt wissen: sie werden bei dem vollseligen Gott so ewig einwohnen, dass er in seinem Rechte ist und ihre Sünde, Schuld und Strafe für ewig aus dem Mittel getan, dass sie keinen Zorn zu erwarten, sondern einen geräumigen Eingang in die ewige Herrlichkeit, wenn sie heimfahren. Dafür müssen sie gelehrt werden, welches der rechte Weg sei; und das nicht allein, sondern sie müssen auch in der Lehre den rechten Weg haben, dass sie sich daran halten können. Nun, solche Lehre erteilt allein der ewige Hirte der Seelen, und in der Lehre hat er auch den Weg bereitet, welcher hineinführt in das ewige, selige Heiligtum, wo die ewige Güte ihren Thron hat, wie er auch selbst sagt: „Ich weiß mit den Müden ein Wort zur rechten Zeit zu reden.“
Darum tue ich auch als Türhüter dem Hirten der Schafe auf, auf dass ihr, Schafe seiner Weide, die ihr Menschen seid, seine Stimme vernehmt.
Seht, die Schafe der Weide des Herrn sind an und für sich arme Sünder, denen es bange ist vor dem Zorn; da sagt ihnen dieser Hirte: „Haltet euch an mich, ich vertrete euch und werde eud hindurch tragen“; da hält er es ihnen, so oft es ihnen um Trost bange ist, so freundlich, mit solcher Macht der Liebe vor: „Mein Vater ist euer Vater, mein Gott euer Gott, und ihr seid meine Brüder“; da erzählt er ihnen allerlei von diesem Vater im Himmel und welchen Bund er mit ihm gemacht hat: dass seine Schafe auch sein sollen, wo er ist, und mit ihm ewig weiten in dem Lichte der seligen Ewigkeit; - so macht er ihnen Mut, wenn ihre Sünden sie mutlos machen, hält ihnen, ohne müde oder matt zu werden, die Vergebung ihrer Sünden, die ewige, durch ihn erworbene Gnade vor, bedeckt sie auch damit; - und so oft ihre Wolle schwarz vor Schmutz ist, wirft er sie in den Teich seines Blutes und seiner Tränen, seiner Gerechtigkeit und seines Geistes, da spricht und macht er sie rein, und sie hüpfen vor Freude, dass er sie so zu reinigen wusste, wo sie Nichts konnten, als sich nur immer unreiner machen. Darum hören die Schafe der Weide des Herrn nur seine Stimme, und o wie gerne! aber vor einem Fremden fliehen sie, denn sie merken alsbald den Stab des Treibers, und Schafe sind schwache Tiere, sie können nur aufkommen unter des Hirten Geduld.
Das ist es auch, was der Hirte sagt: „Und ich kenne sie.“ Denn das ist ein Rennen in Geduld und Liebe, wie auch der Herr bei Ezechiel sagt: „Ihr nun, ihr Schafe, ihr Schafe meiner Weide, ihr seid Menschen, aber ich bin euer Gott, spricht der Herr Herr.“ In gleicher Meinung spricht unser Herr im 14. und 15. Verse unseres Kapitels: „Ich bin ein guter Hirte und erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen. Wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.“ Der Herr will sagen, dass der Vater ihn kennt als den treuen David, der seine Schafe nicht von den Löwen und Bären wird zerreißen lassen, sondern Bürge für seine Schafe wird und sein Leben willig für sie einsetzt, und dass er den Vater kennt als einen solchen, der ihn als den großen Hirten der Schafe aus dem Tode herauss führen wird, Sodann, dass die Schafe ihn kennen als ihren einzigen Erretter, und dass er seine Schafe kennt als solche, die in sich selbst ganz machtlos sind.
Da Esau zu Jakob sprach: „Ich will mit dir ziehen“, antwortete er: „Wenn sie einen Tag übertrieben würden, würde mir die ganze Herde sterben. Ich will gemächlich hinnach treiben, danach das Vieh und die Kinder gehen können.“ Das heißt seine Schafe kennen in ihrer Schwachheit. So kennt uns der Herr und fügt sich danach, denn er musste, wollte und will ein barmherziger Hoherpriester und Führer sein. – Die Schafe können schlecht voran, darum geht er langsam vor. Darüber kann allein der starke Teufel die Geduld verlieren, aber nicht der Herr, der mit seinen Schafen schwach sein will. Das ist es was geschrieben stehet in den Psalmen: „Er weiß, was Gemächte wir sind.“
Was können diese Schafe anders, als solchem guten, treuen, gnädigen und geduldigen Hirten folgen? Ja, so ists, wie der Herr spricht: „sie folgen mir.“ Wie lange folgen sie ihm? So lange, als er ihnen vorgeht. Wie lange geht er ihnen vor? „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ und „Ich will euch nicht verlassen, noch versäumen“. spricht er; also, dass wir dürfen sagen: „Der Herr ist mein Helfer, und will mich nicht fürchten. Was sollte mir ein Mensch tun?“ Er, der sie kräftiglich berufen und ergriffen hat, hat sie dazu berufen und dazu sind sie von ihm erfunden, dass sie mit ihm hinüberkommen in die ewige Herrlichkeit. Sie haben Heimweh, daher können sie nicht anders, als ihm folgen, der sie allein heimführen kann. Sie sind geboren auf den Würzbergen, dahin müssen sie wieder; und wer wird sie führen, wenn nicht Er, und wer lässt sie ein- und ausgehen, Weide finden und volle Genüge haben, so wie Er? Darum sind sie auch nicht von ihm abzuhalten und abzutreiben. Außerdem wissen sie nichts von dem Wege, noch wo das grüne Gras steht, Er muss sie führen. Darum folgen sie ihm, wo er auch hingeht, durch besäte und unbesäte Lande. -
Daran haben wir uns nun zu prüfen, ob wir zu des Herrn Schafen gehören. Denn das ist das Kennzeichen: so wir ihm folgen. Er führt, obschon am Ende herrlich, dennoch wunderlich; da geht's nicht, wie Fleisch und Blut wohl möchte, sondern durch Kreuz, Trübsal und allerlei Leiden, durch allerlei wahre Selbstverleugnung, durch allerlei Demütigungen, durch vielfachen Tod, durch Blut und Tränen, durch heftiges Feuer und tiefe Wasser hindurch. Denn das ist ihm folgen: dass man seine Gebote bewahre; und wo man das tut, da gibts Kreuz. Wer da nicht sein Schaf ist, kehrt wieder um zu den Fleischtöpfen Ägyptens und gewinnt mit Demas die Welt wieder lieb. Seine Schafe verlieren aber sich selbst und alle ihre Wolle gerne, nur dass sie bei ihm bleiben, ihm folgen mögen, und dafür ist ihnen auch ein großer Lohn beschieden. Hört nur:
„Und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ Das ist die herrliche Frucht, welche man davon hat, dass man diesem treuen Hirten folgt. Darum ist es wohl wahr, was der Apostel schreibt: „Leiden wir mit, so werden wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“ Wie des Herrn Schafe zum ewigen Leben ergriffen sind, so ist auch in ihnen der Zug nach dem ewigen Leben. Darum folgen sie dem Fremden nicht, denn sie sind dem Schwert kaum entronnen, dass sie abschlachten wollte. Sie wissen es, dass nirgendwo ewiges Leben ist, als bei dem Herrn, und dass sie ohne ihn oder fern von ihm nur ewigen Tod und Verderben finden. Darum handeln die wohl töricht, die den Verführern folgen, welcher die Welt die Menge hat; und sind die übel daran, die der Welt Hohn und Schmach scheuen und darum einem gemalten Christo nachfolgen, wie ihn die Welt hat; und werden die sich ewig darüber zu beklagen haben, die dem zeitlichen Genuss der Sünde nachgehend, sich zurückziehen, wo es drum geht dem Herrn in seinem Tode ähnlich gemacht zu werden: denn die Alle werden nicht finden, was sie suchen oder hoffen, sondern ihnen ist das ewige Verberben bereitet. Sie dagegen, die dem Herrn folgen, werden ihn treu finden, sie werden es erfahren, dass er das gibt, was er verheißt; sie werden es mit ihren Augen sehen, dass die von ihm erwählten Wege, wie sehr sie auch durch die Tiefe hindurch gehen, die geeignetsten sind zur ewigen Freude und Herrlichkeit.
Freilich sieht es auf diesen Wegen manchmal nicht anders aus, alle müssten die Schafe umkommen, und ist es ihnen auch manchmal so, dass sie mit David in ihren Herzen gedenken: „Ich werde eines Tages Saul in die Hände fallen.“
Er aber, der gesagt hat: „Auch gebe ich ihnen ein ewiges Leben“, gibt hier seinen Schafen einen starken Trost, dass solches nie geschehen wird, weshalb er auch hinzufügt: „Sie werden nimmermehr umkommen.“ Manches von ihnen mag umkommen, wie Geld, Gut, Ehre, äußerlicher Friede, dass es wohl wahr werde, was sie klagen müssen: „Wir werden um deinetwillen den ganzen Tag getötet und sind geachtet wie Schlachtschafe“; ja es mag der Teufel wohl einmal Urlaub bekommen, ihnen den Leib anzutasten, ihnen in die Seele hineinzugreifen und das Herz mit seinen Klauen gleichsam zu zerreißen und zu zerbrechen, indem er sie mit allerlei Sünden, Zweifeln, Verzagen, ja Gotteslästerungen überschüttet; auch hat die Welt immerdar den Galgen bereit, hat immerdar die Bittschrift in der Tasche, sie aufhängen zu dürfen, - aber was von dem Samen der Juden ist, ist eine unvertilgbare Pflanze, lässt sich nicht ausrotten, - und wer in diesem Kampfe seine Seele verliert um seines Hirten willen, der behält sie am Leben. Er, der in uns ist, ist mächtiger, als die wider uns sind; „in diesem Allen überwinden wir weit“ sagen die Schafe des Herrn. Es wirkt Alles mit zur Bewährung und Verherrlichung der Schöpfung der freien Gnade, Alles mit zu der Schafe ewigen Erhaltung.
Traun, sie sind in guten Händen, diese armen Tiere! So spricht der Herr: „Niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“ Unter der Obhut, unter der Macht der Gnade dieses Hirten sind sie ganz sicher. Zwar lauern die Feinde von allen Seiten, wie auch der Apostel Petrus bezeigte: „Der Teufel geht umher, wie ein brüllender Löwe, und sucht welchen er verschlinge.“ Des Herrn Schafe sind an sich dumme Schafe, sie lägen bald in der Grube, es ist in ihnen weder Argwohn, noch Falsch, auch sind sie wehrlos, haben gar nichts in oder an sich, um den Feind von sich abzuwehren oder sich zu verteidigen, und Alles ist ihnen böse, weil sie so gute Wolle tragen. So ist denn die Welt mit aller Gewalt immerdar auf sie aus, greift sie bei den Ohren, bei den Füßen, dass sie nicht wissen, wie sie wieder los kommen. Ach, mit welchen Schrecken werden sie manchmal überschüttet, welchen Gefahren sind sie ausgesetzt! Einerseits werden sie mit Untergang bedroht, andererseits bietet der Teufel Alles auf, sie zu verlocken und zu verstricken durch die Sünde, die in ihnen wohnt; so lassen Sünde, Teufel und Welt nicht nach, Alles zu versuchen, um sie aus der Hand des Herrn zu reißen. Aber diese Worte des Herrn werden wohl wahr bleiben, denn, hat Niemand dem David seine Schafe aus der Hand reißen können, wie viel weniger wird es Jemand diesem Herrn, der sich sein Eigentum nicht nehmen lässt! Darum auch blöken die Schafe getrosten Mutes: „Nichts wird uns scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu.“ Denn so liegt der Grund, wie unser Herr und treuer Hirte ihn aufdeckt: „Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer, denn Alle, und Niemand kann sie reißen aus der Hand meines Vaters: Ich und der Vater sind Eins.“ In sich haben die Schafe Nichts, an sich und um sich Nichts, was nicht geeignet wäre für den Tod, so dass Teufel und Welt sie wohl tagtäglich würden verschlingen können. Das Einzige, was sie haben, ist ein sonderbarer Tritt, so dass sie Alles zertreten, was unter ihre Füße gebracht wird. Mit diesen Worten bringt der Herr uns, die wir seine Schafe sind, Alles unter die Füße. Warum wird Niemand uns reißen aus seiner Macht? Die Macht unseres treuen Hirten wird in Kraft gehalten durch eine andere Macht: die Macht des Vaters. Die, welche Gott erwählt, haben durch Jesum Christum an ihm einen Vater. Der Vater gab seine Erwählten seinem Sohne zur ewigen Errettung und schwur ihm, dass, wenn er das Lösegeld ihrer Seelen würde gebracht haben, er sein und seiner Schafe Freund und seiner und seiner Schafe Feinde Feind sein würde, auch dass er ihn und seine Schafe schützen würde in der erwordenen Herrlichkeit und sie erhalten in seiner Seligkeit. Nun, dieser Vater ist doch wahrlich größer, als Teufel und Welt, denn Himmel und Erde sind sein, und seinem Willen kann Nichts widerstehen, vielmehr muss Alles diesem Willen gehorchen, Alles dem Rat seines Wohlgefallens an seinem Gesalbten und an den Seinen dienen, darum wird Niemand uns reißen können aus der Hand des Vaters unseres Herrn Jesu Christi. „So Gott für uns ist, wer mag wider uns sein!“
Auf dass den Schafen der Weide des Herrn der mächtigste Trost nicht fehle, fügt der Herr hinzu: „Ich und der Vater sind Eins.“ Er sagt nicht: „der Vater und ich sind Eins“ sondern „ich und der Vater sind Eins.“ Der Sohn sagt es hier aus, dass er gleichen Wesens mit dem Vater ist, und wie gleichen Wesens, so auch gleichen Willens, gleicher Macht, die Schafe zur ewigen Herrlichkeit zu bringen. Was der Teufel bei dem Sohne nicht ausrichtet, richtet er auch bei dem Vater nicht aus. Was der Sohn errettet haben will, will der Vater auch errettet haben, indem er es eben darum dem Sohne gab, auf dass er es errettete.
Welch ein Trost für uns, die wir die Stimme des Herrn hören und ihm folgen! So wie es uns der Herr sagt auf Erden, so ist es auch wahr dort oben, - und wie der Sohn lieb hat, so hat auch der Vater lieb - und der Vater wird um seines Sohnes willen es nicht zulassen, dass Eins seiner Schafe ihm aus der Hand gerissen werde oder umkomme, sondern es sollen ins ewige Leben hinein Ale, denen der Sohn dieses Reben verheißen hat.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben, denn was der Herr ihnen verheißen, geht gewiss in Erfüllung, hat es auch den Anschein, dass sie umkommen.
Selig sind die, welche die Stimme dieses Hirten hören und ihm folgen; sie sollen doch alle Furcht ablegen, als stünde es oben im Himmel für sie nicht Alles so, wie es der Herr ihnen zusichert. Selig sind die, denen es ins Herz gegeben wurde, diesem Hirten nachzublöken, bis sie von ihm gefunden und ergriffen sind; geben sie auch manchmal alle Hoffnung auf, als würden sie am Ende nicht zurecht kommen: - dieser Hirte wird nicht ruhen, bis er das verlorene Schaf in seinem Stall hat, denn so ist es der Wille des Vaters, und Er will nur den Willen des Vaters.
Wehe aber denen, die die Stimme des Hirten kennen, aber das Ohr der Welt, der Eigenliebe, der Schmeichelei des Fleisches und der Verlockung des Vergänglichen leihen und also nicht beharren, dem Lamme zu folgen durch besäte und unbesäte Lande. Für sie ist es nicht, das teure Wort: „Ich kenne sie“, sondern ihnen wird dermaleinst gesagt werden: „Ich kenne euch nicht, von wannen ihr seid.“
O ihr Schafe, ihr Schafe der Weide des Herrn!. tröstet euch mit den Worten des Herrn, harrt, lasst den Mut nicht sinken, noch ein wenig und er kommt und führt uns an seiner Hand in das ewige Licht; er ist herrlich, heilig, treu und gerecht. Amen.