Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 33. Psalm.

Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 33. Psalm.

(Vers 1-12).

Dieser Psalm gehört zu den Lob- und Dankpsalmen, der wir im Psalter so viele finden. Und wie sollte nicht Lob und Dank, Preis und Ehre in vielen Psalmen dem HErrn dargebracht werden? giebt es doch keinen Tag, der uns nicht zu Lob und Preis gegen den HErrn auffordert. So heißt es auch hier: Freuet euch des HErrn, ihr Gerechten; die Frommen sollen Ihn schön preisen. Danket dem HErrn mit Harfen, und lobsinget Ihm auf dem Psalter von zehn Saiten; singet Ihm ein neues Lied, machet es gut auf Saitenspielen mit Schalle. Das ist ja eine immer wiederholte Aufforderung zu loben, zu danken, zu singen, ja mit Psalter und Harfe dem HErrn zu spielen, und das Lob des HErrn zu treiben mit ganzer Seele. Wenn ihr aber leset: Freuet euch des HErrn, ihr Gerechten, die Frommen sollen Ihn schön preisen, so müßt ihr nicht denken, als ob die andern Leute Ihn nicht preisen sollten, als ob Er nicht wollte, daß Alle Ihn preiseten. Das sagt der Psalm nur deshalb, weil niemand anders Gott preist, als der Gerechte und Fromme, weil ihr es nie findet, daß die Gottlosen und Ungerechten Gott preisen. Seht euch um in der Christenheit, findet ihr jemals in der Gottlosen Häuser Morgen- und Abendandacht? oder den Gesang geistlicher, lieblicher Lieder? Niemals! Wenn in den Häusern der Gottlosen gesungen wird, so sind es Straßen- und Hurenlieder; wenn in diesen Häusern gespielt wird, so sind es Walzer und Hopser; wenn man in den Häusern der Gottlosen des Morgens aufsteht und des Abends zu Bette geht, so geschieht es mit Fluchen und Donnerwettern, und nicht mit Beten und Loben. Darum redet der HErr dieses zu den Frommen, bei den Gottlosen ist es doch in den Wind gesprochen. Die Frommen und Gerechten preisen Gott nach Herzenslust, wie könnten sie auch anders, da sie Jesum lieb haben? Solche Leute hört man singen in Wald und Feld, in der Haide und auf der Wiese, im Kuhstall und Pferdestall, sie können nicht anders, ihr Mund muß überfließen von dem das Herz voll ist. Im zweiten und dritten Verse werden wir auch hingewiesen auf die geistliche Musik, und da seht ihr, daß der HErr Seine herzliche Freude hat an der Musik, aber nicht an jeder, sondern nur an der geistlichen. An der weltlichen Musik mag sich der Satan freuen, aber nicht der HErr Jesus. Die geistliche Musik ist in solchem Maße Seine Freude, daß sie sogar im Himmel geübt wird, denn es steht bei der Beschreibung der heiligen Engel, daß sie den HErrn loben und preisen mit musikalischen Instrumenten, und bei der Beschreibung der Seligen, daß sie Harfen in den Händen haben. Die Hauptbeschäftigung dort ist also geistliche Musik und himmlischer Lobgesang. Da drängen sich uns nun zwei Fragen auf, nämlich 1. Wer hat die Musik erfunden? 1 Mose 4, 21 wird erzählt, daß von Jubal die Geiger und Pfeifer herkommen; also der gottlose Jubal hat die Musik erfunden, wie es scheint. Und 2. kann Gott Freude haben an dem, was die Gottlosen erfinden, da sie vom Teufel getrieben werden und Gott heilig ist? Da merket euch, nicht die Kinder des Teufels, sondern die Kinder Gottes haben die Musik erfunden durch den heiligen Geist, und die Gottlosen haben sie gemißbraucht im Dienst des Teufels beim Tanzen und Springen. Ueberhaupt merkt euch das: Erfindungen von neuen, guten Sachen sind noch nie von den Gottlosen, sondern immer nur von den Frommen gemacht worden. Die Gottlosen haben keine Geisteskraft zu guten Erfindungen, die findet man nur bei den Frommen. Und was die Frommen erfinden, das nehmen die Gottlosen zu sich und mißbrauchen es. Da spielt jetzt z. B. in der Welt eine gewaltig große Rolle die Eisenbahn, die Dampf- Maschine, und wie das Zeug alle heißt. Sieht man nun die Gottlosigkeit z. B. die Sabbathschändung, die damit verbunden ist, so möchte man oft wünschen, daß es doch keine Eisenbahnen gebe. Meint ihr nun, die Gottlosen hätten die Eisenbahn erfunden? Nein, die Erfinder der Eisenbahnen und Dampfmaschinen waren nicht gottlose, sondern fromme Menschen, die frömmsten ihrer Zeit, die ihre Kraft zur Arbeit im Gebet von Gott holten. Zu solchen Sachen sind die Gottlosen viel zu dumm, so schlau sie sich auch sonst vorkommen mögen. Aber mißbrauchen können sie die Erfindungen der Frommen meisterhaft, das sieht man in allen Stücken. Ich will nehmen, ich gehe des Abends durchs Dorf und komme an einem Hause vorbei, darin gespielt wird; da hat ein Mensch eine Handorgel und spielt: Nun danket alle Gott, oder: Wer nur den lieben Gott läßt walten; das ist schön, darüber freut man sich. Nun komme ich aber vor ein anderes Haus, da heißt es: Wir wollen tanzen, dann geht das Stampfen und Springen an, und dazu muß ebenfalls die Handorgel dienen. Und doch ist die Musik erfunden von den Frommen und sollte zu Gottes Ehre gebraucht werden. - Warum sollen die Frommen Gott loben und preisen? David weiß wohl Gründe dafür anzugeben, er sagt: Denn des HErrn Wort ist wahrhaftig, und was Er zusagt, das hält Er gewiß. Ja, meine Lieben, wer das ins Herz gefaßt hat, wer das glaubt, der kann über dieses Eine gar nicht wieder aufhören zu loben und zu preisen? Da sind tausend und aber tausend Verheißungen in der heiligen Schrift von der Vergebung der Sünden, von der ewigen Seligkeit, sagt mir, was hülfen diese Verheißungen, wenn Gott nicht wahrhaftig wäre, wenn Er lügen könnte? Da du aber weißt: Des HErrn Wort ist wahrhaftig, und was Er zusagt, das hält Er gewiß, so magst du lesen, welche Verheißung du willst, ob geistliche oder leibliche Hülfe versprechend, du sagst: Das hat Gott gesagt, der nicht lügt, deß Wort wahrhaftig ist. Nun glaube auch, daß Gott sagt: Ich tilge deine Sünden wie einen Nebel und deine Missethat wie eine Wolke Jes. 44, 22. Nun glaube auch, wenn du betest: Unser täglich Brot gieb uns heute, daß Gott dich nicht verhungern läßt. Und habe ich so Vergebung der Sünden und das tägliche Brot, bin ich da nicht ein glücklicher Mensch? Dazu hat Gott die Verheißung gegeben: Alles, was ihr bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich euch thun. Komme ich nun mit dieser Verheißung zu Ihm und halte Ihm im kindlichen Glauben Sein Wort vor, habe ich da nicht die Allmacht Gottes in Händen, ist der Himmel nicht mein? Das ist aber nur eins, ein anderer Grund folgt: Er liebt Gerechtigkeit und Gericht. Habe ich dafür Gott auch zu loben und zu preisen? muß ich nicht vielmehr Gottes Gerechtigkeit und Gericht fürchten? Keineswegs. Bin ich ein wahrer Christ, so habe ich Vergebung der Sünden; und wer die hat, der kommt nicht ins Gericht. Ich weiß nun, daß alle Tücke der Gottlosen, alle List des Satans mir nicht schaden kann. Gott haßt den Teufel und die Kinder des Teufels, und wird mit gerechtem Gericht ihnen vergelten; mir hat Er die Sünden vergeben, ich bin Sein Kind, Er liebt mich. Darum heißt es für die Frommen: Die Erde ist voll der Güte des HErrn. Mir zu gute wächst das Korn auf dem Felde, mir zu gute giebt Gott Sonnenschein und Regen rc., das alles gehört mir, weil ich Gottes Kind bin. Seht, meine Lieben, so köstlich ist es, was die heilige Schrift von dem HErrn sagt, so wunderbar ist das Gnadenwort des HErrn. Aber wir müssen uns wundern über den HErrn, wenn wir anschauen das Werk der Schöpfung, und dazu ermuntert David, dieses anzusehn, auf daß wir neue Ursache zum Loben und Danken erhalten. Siehe, sagt David, der Himmel ist durch das Wort des HErrn gemacht, und alles sein Heer durch den Geist Seines Mundes. In diesen Worten weist er erstlich hin auf das große Geheimniß der heiligen Dreieinigkeit, denn durch den dreieinigen Gott ist die Welt geschaffen. Der HErr, das ist Gott der Vater, hat den Himmel geschaffen durch Sein Wort, das ist Gott der Sohn, und alles sein Heer durch den Geist Seines Mundes, das ist der heilige Geist. Da habt ihr den dreieinigen Gott vor Augen. Er sprach, und - es geschah. Es werde Licht, sprach Er, und - es ward Licht; es stehe Sonne, Mond und Sterne am Himmel, und - sie standen da; es rege sich das Meer von unzähligen Thieren, und - es geschah also. So hat Gott Alles geschaffen, und noch heutigen Tages haben die Frommen ihre Freude daran. Ich sage, die Frommen, denn die Gottlosen kennen solche Freude nicht. Der Gottlose freuet sich nicht über den wunderschönen Roggen, sondern über die Thaler, die er daraus lösen kann; er freuet sich nicht über den gestirnten Himmel, denn davon hat er kein Brot; er freuet sich nicht über Berg und Thal, über Wald und Feld, über Flüsse und Meere, denn er ist dem Ochsen gleich, dem es auch einerlei ist, ob er auf einem Berge oder in einem Thale graset, ob er den Himmel oder die Erde sieht, wenn er nur Heu und Klee fressen und des Abends ruhen kann, das ist genug. Essen, Trinken und Schlafen, das ist die gewöhnliche Freude der Gottlosen. Sollen noch andre Freuden dazu kommen, so müssen es die Freuden des Hurens, des Tanzens, des Spielens, des Prügelns sein. Beim Anblick des gestirnten Himmels, der wallenden Saatfelder, der prächtigen Heerde, der blühenden Bäume beugen sich ihre Kniee nicht vor Gott, Gott ist für sie gar nicht da. Wie blutarm ist der Gottlose, wie reich doch der Fromme! Er freuet sich über den gestirnten Himmel, über die wallenden Saatfelder, über die schönen Blumen, über die prächtigen Heerden, über Berg und Thal und ruft aus: Das alles hat mein Gott gemacht! Weil aber der HErr solch ein allmächtiger Gott ist, der geschaffen hat mit einem Worte Seines Mundes Alles, was im Himmel und auf Erden ist, der spricht und es geschieht, der gebeut und es steht da, darum ermahnt der Psalm weiter mit Recht: Alle Welt fürchte den HErrn, und vor Ihm scheue sich Alles, was auf dem Erdboden wohnt. Ja, wer sollte Dich nicht fürchten, Du König der Heiden? Dir sollte man ja gehorchen; denn es ist unter allen Weisen der Heiden, und in allen Königreichen Deines Gleichen nicht Jerem. 10, 7. Und das ist eine selige Furcht, den allmächtigen Gott fürchten, denn das treibt einen, sich sorgfältig vor der Sünde zu hüten. Es ist der allmächtige Gott, der mich mit einem Worte Seines Mundes zur Hölle schleudern kann; und den sollte ich betrüben? Da muß ich ja sprechen mit Joseph: Wie sollte ich ein solch' großes Uebel thun und wider den HErrn, meinen Gott sündigen? 1 Mose 39, 9. Was aber für den Frommen so köstlich ist, ist daß man sein ganzes Vertrauen auf Ihn setzen kann, Alles kann man Ihm übergeben. Darum braucht man, wenn man Gott fürchtet, keinen Menschen mehr zu fürchten. Denn: Der HErr machet zu nichte der Heiden Rath, und wendet die Gedanken der Völker. Aber der Rath des HErrn bleibt ewiglich, Seines Herzens Gedanken für und für. Nun ist alle Menschenfurcht weg, denn fürchte ich Gott, ist Gott mein Vater und bin ich Sein Kind, was wollen mir Menschen thun? Der HErr machet zu nichte der Heiden Rath, und wendet die Gedanken der Völker. Wenn alle Heiden und Völker sich gegen mich verschworen haben, was schadet mir's? Der HErr macht sie zu nichte. Vor keinem Menschen brauche ich mich zu fürchten, denn ich kann mit David sagen: Ob Tausend fallen zu meiner Rechten und Zehntausend zu meiner Linken, so wird es doch mich nicht treffen Ps. 91, 7. Das macht, daß man Kaisern und Königen unter die Augen treten kann und Wütherigen widerstehn, denn kein Haar soll von meinem Haupte umkommen, ohne meines Gottes willen. Und dieser Gott bleibt immer einerlei, treu, wahrhaftig, unveränderlich, Seines Herzens Gedanken für und für. Und - Vatergedanken, Friedensgedanken. Nun sagt mir, wir sollten nicht Ursache haben, Gott zu loben und zu danken? Wir wollen mit David sprechen: Wohl dem Volk, deß der HErr sein Gott ist, das Volk, das Er zum Erbe erwählt hat. Welches ist dieses Volk, das zu Gott sagen kann: Mein Gott? das Er zu Seinem Erbe erwählt hat? Es ist das Christenvolk, das von ganzem Herzen an Jesum Christum glaubt und Ihn zum Heiland angenommen hat. Das gläubige Christenvolk kann sagen: Mein Gott, uns hat Er zu Seinem Erbe erwählt, unter uns wohnt Er durch Sein Wort, durch Seine Predigt, durch Seine Sakramente, durch die Erhörung des Gebets. Darum wohl dem Volk, deß der HErr sein Gott ist, das der HErr zum Erbe erwählt hat. Ein wahrer Christ giebt seinen Christennamen nicht weg um alle Schätze der Welt, und sollte er das Leben verlieren, so will er das zehn mal lieber, als seinen werthen Christennamen aufgeben. Amen.

(Vers 13-22).

In der ersten Hälfte dieses Psalms hat David uns aufgefordert, dem HErrn, unserm Gott zu singen, zu loben und zu danken, und zugleich angeführt, warum wir singen, loben und danken sollen, und das ist der Grund, daß wir Sein Volk und Erbe sind und Schafe Seiner Weide. Nun fährt er fort: Der HErr schauet vom Himmel, und stehet aller Menschen Kinder. Von Seinem festen Thron siehet Er auf Alle, die auf Erden wohnen. Er lenkt ihnen Allen das Herz, Er merket auf alle ihre Werke. Denket einmal über diese einfachen Worte nach, und dann antwortet mir: Giebt es wohl einen einzigen Menschen auf Erden, der das recht von Herzen glaubt? Ja, mit dem Munde glauben sie. Wenn sie gefragt werden: Glaubst du auch, daß Gott alle Menschenkinder sieht? so kriegt man ein „Ja“ zur Antwort. Glaubst du, daß Er von Seinem festen Thron sieht auf Alle, die auf Erden wohnen? Antwort: Ja, wie sollte ich nicht, weiß ich denn nicht, daß Gott allwissend ist? Aber während so mit dem Munde geantwortet wird, straft sie ihr ganzer Wandel Lügen; sieht man ihren Wandel an, so ist's lauter Lüge und Maulglaube, und das ist doch gräßlich, daß allenthalben der Maulglaube regiert. Da sagt der Eine: Ich glaube, daß der HErr das Thun aller Menschenkinder sieht, und dann geht er hin und stiehlt; ein Anderer sagt dasselbe und legt sich in's Hurenbett; der dritte sagt dasselbe, und bölkt auf der Straße, daß es scheint, als ob er Gott erst wach rufen müsse, damit Er merke, daß solch ein Schlingel auch da ist. Das vergessen alle Christen, daß Gott der Allwissende ist, und Keiner ist davon ausgenommen, auch ich nicht; immer, jeden Tag müssen wir wieder daran erinnert werden, daß Gott das Thun aller Menschenkinder sieht. Es giebt keinen Tag, wo nicht auch der wahre Christ es tausend Mal vergißt, und darum oft und viel sündigt. Welch eine Menge sündlicher Worte würden nicht gesprochen, wie viel sündliche Werke nicht geschehn, wie viel böse Gedanken mit der Wurzel aus dem Herzen ausgerottet werden, wenn der Mensch glaubte, daß Gott wirklich Alles sieht und weiß, auch das Wort, noch ehe es gesprochen wird. Aber der Maulglaube, wobei gar nicht einmal der ernste Wille ist, vor dem allmächtigen Gott allezeit zu wandeln, wird am jüngsten Tage den meisten Christen den Hals brechen. Aber welch ein köstliches Wort ist es für den wahren Christen: Der HErr weiß, was wir denken, reden und thun. Bin ich ein wahrer Christ, so will ich nicht sündigen, Gott weiß es, das Greulichste der Greuel ist mir die Sünde; und je mehr ich mir das nun vorhalte: Der HErr stehet und begleitet dich auf allen deinen Wegen, desto mehr werde ich vor der Sünde behütet und hasse sie. Dazu habe ich als wahrer Christ das sehnsüchtige Verlangen, mit meinem Gott in stetem Umgange zu leben; nun weiß ich, Er sieht allezeit aller Menschen Kinder, also jede Minute steht mir der Zugang zu Ihm offen. Ferner: Ich will Ihm gar zu gern Freude machen, da steht Er mir denn eben bei, denn Er sieht mich jeden Augenblick. Dazu habe ich mit tausend Feinden zu kämpfen, mit Satan, Welt und allen Gottlosen, und oft steht man allein, von allen verlassen, in diesem Kampf, so daß man in solchen Zeiten seinen nächsten Freund nicht trauen kann; aber das ist für den wahren Christen nichts, denn er kann sprechen: Der HErr schauet vom Himmel und stehet aller Menschen Kinder. Ist des allmächtigen Gottes Auge auf mich gerichtet, was will mir thun das Brüllen und Toben der Feinde? Ich kann mit Luther singen: Ein' feste Burg ist unser Gott, ein' gute Wehr und Waffen rc. und ob die Welt voll Teufel war und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es muß uns doch gelingen. Denn habe ich Gott, den Allwissenden, bei mir, was will mir denn ein Heer thun, das sich wider mich legt? Aber nun kommt ein Vers, der wunderlich zu sein scheint: Er lenket ihnen Allen das Herz, Er merket auf alle ihre Werke. Zwar das Letztere, daß Er auf alle ihre Werke merkt, ist leicht einzusehn, Er weiß ja, ob sie böse oder gute Wege gehn; aber Er lenket ihnen Allen das Herz, wie ist's damit? Daß Gott den Frommen das Herz lenkt, glauben wir; aber den Gottlosen auch? - und es heißt doch Allen, also auch den Gottlosen lenkt Er das Herz. Lenkt Gott das Herz der Gottlosen, die doch Böses thun, ist Er dann nicht der Urheber des Bösen? Merkt euch, daß das Wort der Bibel nicht gedreht werden darf, sondern so wörtlich und buchstäblich, wie es geschrieben steht, soll es genommen werden. Welches ist wohl die böseste That, die je die Menschen gethan haben? Giebt's eine bösere, als, daß Judas den HErrn Jesum verrathen und die Juden Ihn gekreuzigt haben? Wer hat ihnen aber das Herz dabei gelenkt? Ich sage ohne Bedenken: Gott hat es gethan; aber freilich nicht ihnen ins Herz gegeben, daß sie es thun sollten. Er hat dem Judas das Herz gelenkt, als er Jesum verrieth, und den Juden, als sie Jesum kreuzigten, denn, die nicht achten, daß sie Gott erkennen, giebt Er dahin in verkehrtem Sinn, zu thun, das nicht taugt. Alles was Gott thun konnte Judas selig zu machen, hat Er gethan, aber Judas hat nicht selig werden wollen, sondern Judas hat die Seligkeit mit Füßen von sich gestoßen. Ebenso auch die Juden, die sprachen: Das ist der Erbe, laßt uns Ihn tödten, dann ist der Weinberg unser Marc. 12, 7. Und als sie so Gottes Gnade, Langmuth und Geduld von sich gestoßen hatten, da hat Gott, sie dahin gegeben und dem Teufel überantwortet, daß der sie ihrem endlichen Ziele entgegen triebe, das ist die Verdammniß. Denn es ist Gottes Wille, sie sollen in die Verdammniß hinein, darum muß sie der Teufel von einer Sünde in die andere stürzen; dieses verfluchte Volk sollte sterben den Tod der Verdammniß, weil es Gottes Gnade in Christo Jesu von sich gestoßen hat. Aber zugleich sollten sie ein Werkzeug göttlicher Barmherzigkeit werden, damit alle, die sich sagen lassen wollten, selig werden könnten durch das Blut Jesu, das jene vergossen haben. Der verfluchte Judas und die verfluchten Juden haben Mitgehülfen unserer Seligkeit sein müssen, indem sie das Blut Christi vergießen halfen. So ist Er es, der Allen das Herz lenkt, daß wir ganz getrost sprechen können: Ein' feste Burg ist unser Gott, ein' gute Wehr und Waffen. Alle Menschen sind in Seiner Gewalt. Aber ihr dürft auf nichts anders und auf niemand anders euch verlassen, als auf den HErrn, denn: Einem Könige hilft nicht seine große Macht; ein Riese wird nicht errettet durch seine große Kraft, Rosse helfen auch nicht, und ihre große Stärke errettet nicht. Du wärst der elendeste Thor, wenn du dich auf einen König, auf einen Riesen, auf einen Stall voll starker Rosse verließest. Sagt mir, was hat Nebucadnezar seine große Macht geholfen, als er sprach: Das ist die große Babel, die ich erbauet habe durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit? Dan. 4, 27. Da des HErrn Hand ihn schlug, war er sieben Jahre wahnsinnig, kroch auf dem Felde umher, aß Gras wie ein Ochse, sein Haar wuchs so groß, als Adlersfedern und seine Nägel wurden wie Vogelsklauen Dan. 4, 30, bis Gott sich seiner wieder erbarmte. Einem Könige hilft nicht seine große Macht. Einem Riesen hilft nicht seine große Kraft. Der große Riese Goliath stolziert mit einem Spieße wie ein Weberbaum umher, prahlt von seiner großen Kraft, als wollte er die Welt verschlingen; da kommt der Hirtenjüngling David mit seiner Schleuder, um mit ihm zu kämpfen. Und der große Riese wird nicht errettet durch seine große Kraft, David überwindet ihn im Namen Gottes, streckt ihn nieder in den Staub und schlägt ihm mit seinem eignen Schwerte den Kopf ab. Rosse helfen auch nicht, und ihre große Stärke errettet nicht. Da ist der herrliche König Salomo, er hat 40,00,' Wagen und Pferde, und 12,000 Reisige, und dieser reiche Mann geht hin und opfert den Götzen, der mächtigste und weiseste König wird durch seine Rosse nicht bewahrt vor dem albernen Götzendienst. Darum trauet auf keinen König, auf keinen Riesen, auch nicht auf Rosse, sondern allein auf den HErrn. Trauet auf keinen Menschen in der ganzen Welt, ihr werdet sonst immer getäuscht. Darum sagt David: Unsere Seele harret auf den HErrn, Er ist unsere Hülfe und Schild. Denn unser Herz freuet sich Seiner, und wir trauen auf Seinen heiligen Namen. Und warum? Weil der HErr, der vom Himmel schaut, sich der Seinigen so annimmt, daß Er ihre Seele errette vom Tode und ernähre sie in der Theurung. Was will ich mehr? Im Geistlichen bin ich geborgen, Er errettet meine Seele vom Tode; im Leiblichen bin ich geborgen, Er ernährt mich in der Theurung. Habe ich daran nicht genug, wenn ich das geistliche Brot habe, daß ich nicht sterbe, und das leibliche, daß ich nicht hungere? Und weil ich nun den Gott habe, der mir dieses giebt, so traue ich auf Ihn und freue mich Seiner. Wie könnt's auch anders sein, Er hilft mir von allen meinen Feinden, ob's Satan, Welt, Sünde, Tod, König, Riesen oder Rosse sind; und diese Hülfe ist mein Schild, damit deckt Er mich zur Zeit der Noth, daß die feurigen Pfeile des Satans und der ganze Haufen der sündigen Menschen mir nicht schaden können. Ich habe einen Gott, der da hilft, und den HErrn HErrn, der vom Tode errettet. Darum laßt uns bei dem HErrn bleiben und sprechen: Deine Güte, HErr, sei über uns, wie wir auf Dich hoffen. Ich sage noch einmal: Was wollen mir Menschen thun? was will mir der Teufel thun? Er deckt mich in Seiner Hütte zur bösen Zeit, Er verbirgt mich heimlich in Seinem Gezelt. Kindlein, sagt der Apostel Johannes, bleibet bei Ihm! - Es wird euch euer Lebtag nicht gereuen, bei eurem Gott geblieben zu sein. Amen.

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