Hardenberg, Albert Rizäus - Zeugnis 1556

Hardenberg, Albert Rizäus - Zeugnis 1556

Hardenberg's eigenhändig aufgesetztes Zeugniß nach dem Abdruck in der Reformirten Kirchenzeitung von Pastor Karl Göbel in Erlangen in Verbindung mit Consistorialrath Dr. Ebrard in Speyer, Pastor und Superintendend Ball in Rade v. W. und Pastor Treviranus in Bremen. Nr. 40 vom 1. October 1853.

„Als ick daer quam, en vant ick nemandt der Predicanten, dan den olden Man Her Jacob, daer ick my alle guet tho versach; un was gemaked werck. Daer moste Her Daniel van Büren, der Borgenmeister, Her Jacob nha sinen gelouven vragen van dem hilligen Sacrament. De antworde nu fin up sine wise, un beklagede voert daer, he hörde allerleye sprake, dat dar scholde etwas weder Doctor Martinus leer gemurret werden, und des vele. - Daer nha vragede man my. Ick antworde: Ick en wuste van nener nyer leer, dan ick were hier beropen, dat ick Godts wort prediken scholde, un metigen my soe vele mogelick nha des Ertzbischopes un Churforsten van Cölenss reformation, wie ick den ock gedaen. Soe vele auerst den Artikel vam Auentmale belangede, hedde ick my vaste entholden, dat ick daer nicht vele van gesecht en hadde, umme der geregeden twißt willen. Ick hadde my auerst geholden nha der Colschen Reformation, de secht, dat de Pastoren söllen dat Volck truwelich vermanen, dat se nicht twinelen, de Here suluest geue durch den Dener un uprichteden Denst syn ware lyff un blot; auerst nha dem idt eyn Handel des geloues ist, scholen se alle graue vleisschelike gedanken varen laten, un mit groter begerde des Herten de hemmelsche gauen entfangen.“

„Hir up wart nu vele gesecht, und durde det gespreck van einer Ure went umme sosse mynes ontholdens. Nu wolde man my drengen, ick scholde sweren up de Augsborgessche Confession un de Apologia. Ick bat auerst durch Got, men wolde my met nenen ede daerup drengen, un sede de Oersake, de ick in mynen scrivende gesettet hebbe, soe an de Cressesstande gelanget is. Ick wort affgewiset met Her Jacobe, dar mede ick dhon vele worde vergeues bruckede, un hedde nicht gemenet, dat he my myn wolmeynent un woldat soe scholde belonet hebben.“

„Wy worden weder in geropen; daer genck idt uppet nie an. Als des Dinges nu soe vele wordt, sede ick: LEuen Heren, dat Her Jacob klaget, he hore, dat men etwas murre weder des hern Lutheri leer vam Sacramente, dat kan ich wol verstaen, un bekenne, dat ick em, als mynem frunde, vertruwet hebbe, dat ick van dem Hern Philippo Melanthone, beneuen Hern Haberde van Langen, tho Wittenberg gehoret hebbe, als das Doctor Luter hem, den Heren Philippum, tho sick gevordert, eer he nha Isleuen toech, daer he storff, un hedde dem Philippo gesecht: “„Lieuer Philippe, ick moets bekennen, der sake vam auentmale is vele tho vele gedaen.“„ - Antworte Philippus: „„Her Doctor, soe latet uns eine scrifft stellen, dar de sake inne gelindert werde, dat de waerheit bliue, un de kerken weder eyndrechtig werden.“„ - Darup Doctor Luter: „„Ja, lieuer Philippe, ick hebbe dat vake un offtmael gedacht, auerst soe werde de gantse leer verdacht; ick wilt dem allmechtigen Gode beualen hebben: dohet ghy ock wat nha mynem dode.“„ Dit hefft Philippus Hern Harborde un my alsoe gesecht, soe werlick als Got Got is. - Dit sede ick Heren Jacoben, dat en konde he nicht duwen, un nam daer uth oersake des, dat he alle tyt gesocht hedde, als de sik dunken liet, syn roem vergenge durch my, dat doch ffantasie was.“


Übersetzung ins Hochdeutsche1):

Als ich dahin (d.i. auf's Rathhaus) kam, da fand ich Niemand von den Predigern, denn den alten Mann Herrn Jacob2), zu dem ich mich alles Guten versah. Und war (doch) ein gemachtes Werk! Da mußte Herr Daniel von Büren, der Bürgermeister, Herrn Jacob nach seinem Glauben fragen von dem heiligen Sacrament. Der antwortete nun fein auf seine Weise, und beklagte dann sofort, er höre allerlei Gerede, daß da sollte etwas wider Doctor Martinus (Luther's) Lehre gemunkelt werden, und dessen viel.

Darauf fragte man mich. Ich antwortete: Ich wüßte von keiner neuen Lehre. Denn ich wäre hier berufen, daß ich Gottes Wort predigen sollte und mich richten, so viel als möglich, nach des Erzbischofs und Churfürsten von Cöln Reformation, wie ich denn auch gethan. So viel aber den Artikel vom Abendmahl belangte, hätte ich mich sehr enthalten, daß ich davon nicht viel gesagt hätte, um des erregten Zwistes willen. Ich hätte mich aber gehalten nach der Cölnischen Reformation, welche sagt, daß die Pastoren sollen das Volk treulich vermahnen, daß sie nicht zweifeln, der Herr selbst gebe durch den Diener und aufgerichteten Dienst seinen wahren Leib und Blut; aber sofern es eine Handlung des Glaubens ist, sollen sie alle grobe fleischliche Gedanken fahren lassen, und mit großer Begierde des Herzens die himmlischen Gaben empfangen.

Hierüber wurde nun viel geredet, und dauerte das Gespräch von ein Uhr bis um sechs meines Dafürhaltens. Nun wollte man mich drängen, ich sollte schwören auf die Augsburgische Confession und die Apologie. Ich bat aber um Gott, man wolle mich mit keinem Eide darauf drängen, und gab die Ursachen, die ich in meinem Schreiben dargelegt habe, das an die Kreisstände gelangt ist. Ich ward abgewiesen mit Herrn Jacob, mit dem ich damals viele Worte vergebens verhandelte, und hätte nicht gemeint, daß er mir mein Wohlmeinen und meine Wohlthat so sollte belohnt haben.

Wir wurden wieder hineingerufen; da ging es auf's Neue an. Als des Dings nun so viel wurde, sagte ich: Liebe Herren, daß Herr Jacob klagt, daß man etwas munkele wider des Herrn Lutheri Lehre vom Sacrament, das kann ich wohl verstehen, und bekenne, daß ich ihm, als meinem Freunde, vertraut habe, daß ich dem Herrn Philipp Melanchthon, nebst Herrn Herbert von Langen zu Wittenberg gehört habe, daß nämlich Doctor Luther ihn, den Herrn Philipp, zu sich gefordert, ehe er nach Eisleben zog, wo er starb, und hatte dem Philipp gesagt: „Lieber Philippe, ich muß bekennen, der Sache vom Abendmahl ist viel zu viel gethan.“ - Antwortete Philippus: „Herr Doctor, so lasset uns eine Schrift stellen, darin die Sache gelindert werde, daß die Wahrheit bleibe und die Kirchen wieder einträchtig werden.“ - Darauf Dr. Luther: „Ja, lieber Philippe, ich habe das viel und oftmals gedacht, aber so würde die ganze Lehre verdächtig; ich will's dem allmächtigen Gott befohlen haben. Thut ihr auch etwas nach meinem Tode.“ - Das hat Philippus Herrn Herbert und mir also gesagt, so wahrlich als Gott Gott ist! - Das sagte ich Herrn Jacob; das aber konnte er nicht verdauen und nahm daraus Ursach dessen, was er allezeit gesucht hatte, als der sich dünken ließ, sein Ruhm verginge durch mich, was doch Einbildung war.

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