Gerok, Karl - Das Gebet des Herrn - Morgengebet am Mittwoch.
Unser täglich Brot gib uns heute!
Herr, unser Gott, du milder Nährvater aller deiner Kreaturen, der du die Vögel unter dem Himmel speist und die Lilien auf dem Felde kleidest; siehe, auch wir warten, dass du heute wieder deine milde Hand über uns auftust, und bitten dich, weil du es uns erlaubt hast, auch um des Leibes Nahrung und Notdurft, und rufen dich an: unser täglich Brot gib uns heute! Unser täglich Brot und nicht weiter! Die da reich werden wollen, die fallen in Stricke und allerlei törichter, schädlicher Lüste, welche versenken den Menschen ins Verderben; so wir aber Nahrung und Kleidung haben, so lass uns damit genügen. Unser täglich Brot gib uns heute. Gib du es uns, Vater im Himmel. Wir wissen wohl, wir sollen's verdienen im Schweiße unseres Angesichts, und wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Aber wir wissen auch: an deinem Segen ist alles gelegen. Ohne deinen Segen säet der Säemann umsonst seinen Samen, und bauet der Weingärtner umsonst seinen Weinberg.
Umsonst stehet der Hausvater früh auf, und sitzt die Hausmutter bis in die späte Nacht bei der Lampe, wo du, Herr, nicht den Segen gibst von oben, und wo wir nicht in Demut unsere Hände falten zu dir, von dem alle gute und vollkommene Gabe kommt. Darum an dich halten wir uns, zu dir flehen wir im Glauben: gib uns unser täglich Brot. Gib es uns, du bist ja der ewig reiche Gott, dessen Vorratskammern nie leer werden; gib es uns, du bist ja der große Hausvater der Welt, auf den aller Augen warten, dass du ihnen Speise gibst zu seiner Zeit; gib es uns, du bist ja der gnädige Erhalter deiner Kreaturen, der das Schreien der jungen Raben hört und seine Gläubigen auch in der Teuerung ernährt. Gib es uns heute, barmherziger Vater. Wir wollen nicht ungenügsam einen Vorrat sammeln auf viele Jahre; wir wollen nicht kleingläubig sorgen für den morgenden Tag; wir wollen morgen wieder beten wie heute: gib uns unser täglich Brot! Herr, siehe die Tränen an in den Augen so manches Bedrängten, der kummervoll im Blick auf die Seinigen fragt: wo nehmen wir Brot her, dass diese essen? Höre die Seufzer an, die aus so manchen sorgenden Herzen mit jedem Morgen aufsteigen gen Himmel ums zeitliche Fortkommen. Schaue unser Land in Gnaden an und schütte das Füllhorn deines Segens aus über Berg und Tal, wie du verheißen hast: Ich will ihre Speise segnen und ihren Armen Brots genug geben. Großer Hausvater in aller Welt, siehe, deine Kinder bitten, höre uns, erhöre uns: unser täglich Brot gib uns heute! Amen.
Wohlauf, mein Herze, lob und sing
Und habe guten Mut,
Dein Gott, der Ursprung aller Ding',
Ist selbst und bleibt dein Gut.
Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil,
Dein Glanz und Freudenlicht,
Dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil,
Schafft Rat und lässt dich nicht.
Was kränkst du dich in deinem Sinn
Und grämst dich Tag und Nacht?
Nimm deine Sorg und wirf sie hin
Auf den, der dich gemacht!
Hat er dich nicht von Jugend auf
Versorget und ernährt?
Wie manchen schweren Unglückslauf
Hat er zurückgekehrt!
Er hat noch niemals was versehn
In seinem Regiment,
Nein, was er tut und lässt geschehn,
Das nimmt ein gutes End.
Ei nun, so lass ihn ferner tun
Und red ihm nicht darein,
So wirst du hier im Frieden ruhn
Und ewig fröhlich sein.
Amen.
(Paul Gerhard.)