Fries, Nikolaus – Andachten über den 1. Petrusbrief

Fries, Nikolaus – Andachten über den 1. Petrusbrief

1 Petri 2, V. 5 und 6

Und auch ihr, als die lebendigen Steine, baut euch zum geistlichen Haus, und zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind, durch Jesum Christum. Darum steht in der Schrift: Siehe da, ich lege einen auserwählten, köstlichen Eckstein in Zion, und wer an ihn glaubt, soll nicht zu Schanden werden.

So oft wir uns sammeln zu gemeinsamer Andacht um das heilige Wort mit Händefalten und Liedersingen, so oft soll das ein Bauen sein zum geistlichen Haus, und ein Walten des heiligen Priestertums mit geistlichen Opfern. Dabei aber ist wohl zu beachten, dass nur lebendige Steine taugen zu einem geistlichen Haus, und zu Opfern, die Gott angenehm sind. Lebendig werden die Steine erst dadurch, dass sie eingefügt werden in den auserwählten und köstlichen Stein, welchen Gott selber gelegt hat in Zion, Jesus Christus. Wohl ist feiner und heilsamer Brauch, dass die Haus-Gemeinde sich sammle am Morgen und Abend um das heilige Wort, und wer seine Haus-Genossen nicht versorgt, von dem sagt St. Paulus, er sei ärger als ein Heide. Mit dem äußern Brauch ist's aber nicht getan. Ohne Geist und Leben ist es Lippendienst und Heuchelschein, davor uns Gott bewahre! So lasst uns doch ja wohl zusehen, ob wir lebendige Steine sind, ob unsere kleine Gemeinde um diesen Tisch her ein geistliches Haus sei. Und wenn es sich bei Einem unter uns finden sollte, dass das Leben matt und schwach geworden, dass darum die gefalteten Hände und das Beten des Mundes vor Gott nicht bestehe, so lasst uns doch ja Fleiß tun, dass das Leben wieder in die Totengebeine komme. Christus, der Grund- und Eckstein ist es, von welchem alles Leben ausströmt. Bringe Dein kaltes Herz, Dein totes Wesen zu Ihm, dass Er's wieder brennend und lebendig mache. Wo das Bauen zum geistlichen Haus geschieht, und wo angenehme Opfer dargebracht werden, da kommt ein Segen von oben zurück, da merken wir's: „Sein Nahesein bringt großen Frieden in's Herz hinein.“ Daran wollen wir uns prüfen! (N. Fries)

1 Petri 3, V. 1-4

Desselbigen gleichen sollen die Weiber ihren Männern untertan sein, auf dass auch die, so nicht glauben an das Wort, durch der Weiber Wandel ohne Wort gewonnen werden, wenn sie ansehen ihren keuschen Wandel in der Furcht; welcher Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen; sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt, mit sanftem und stillem Geist, das ist köstlich vor Gott.

Das ist ein klarer Spiegel für unsere lieben Frauen und Jungfrauen, aus welchem ihnen entgegenstrahlt das Bild echtester und schönster Weiblichkeit; den sollten sie als einen Handspiegel zur fleißigen Benutzung immer bei sich tragen. Den Männern untertan, auch den ungläubigen, das ist das Erste, denn der demütige Wandel im völligen Gehorsam, und zwar ohne Wort, der übt Macht, wie der Sonnenstrahl, welcher auch das dickste Eis zerschmelzt; dagegen das viele Reden wie Hagelschlag ist, und verwüstet nur. Sodann kommt das Zweite, das sich richtet gegen die törichte Eitelkeit und Prunksucht, dabei man den andern Spiegel gebraucht, und verfällt dabei in alle die maßlosen Modetorheiten, welche allen vernünftigen Männern ein Gräuel sind, und haben schon Manchem das Glück seines Hauses untergraben. Der Handspiegel St. Petri zeigt ganz andern Schmuck, nämlich den sanften, stillen Geist des verborgenen Herzensmenschen, welcher sich nicht verrücken lässt durch die Eitelkeit dieser vergänglichen Welt, und ist der wahre, reiche Haussegen, welchen die Frau ausbreitet über Mann und Kinder, Knecht und Magd und Vieh, dass alles Lebendige unter ihren Händen wächst und gedeiht. Ihr lieben Hausfrauen und Mütter, nehmt nun alsbald den Spiegel zur Hand und betrachtet euch darin, fehlt's hie und da, dass ihr beschämt die Augen niederschlagt, so sollt ihr darum nicht verzagen, sondern zu Dem euch wenden, von welchem alle Kraft und Hilfe ausströmt, zu dem von Herzen demütigen und sanftmütigen Jesus, dass Er euch Sein Bild einpräge. Und ihr Hausherren und Väter, ungläubig und gläubig, seht euch wohl darauf an, ob ihr des Weibes Haupt seid, als den schwächeren Teil sie tragend in Geduld, in treuer, starker Mannesliebe, die zuerst sich selbst regiert, und dann erst Andere, dann möchte es geschehen, dass ihr bald samt den Weibern zum Händefalten und Kniebeugen kommt!

1 Petri 4, V. 6 und 7

Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, auf dass sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geist Gottes leben. Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.

Das „niedergefahren zur Höllen“ ist vielen ein Stein des Anstoßes und ein Fels der Ärgernis; der Apostel aber spricht es hier als etwas allgemein Bekanntes und Anerkanntes aus, dass auch den Toten das Evangelium verkündigt ist, und als könne an solcher geschehenen Tatsache gar kein Zweifel aufkommen; dem Gericht des Todes mussten sie zwar Alle verfallen, nach dem Fleisch; aber die ewige Barmherzigkeit Gottes in Christo Jesu wollte es, dass sie im Geist Gott leben sollten. Und nachdem dieses geschehen, ist nun nahe gekommen das Ende aller Dinge; denn es erübrigt nun nichts weiter als das End-Gericht. Wie auch Johannes schreibt: Kindlein! es ist die letzte Stunde! Wie lang oder kurz diese letzte Stunde, das sagen sie nicht, können's auch nicht, denn sie wissen's wohl, dass der Vater Zeit und Stunde Seiner Macht aufbehalten hat. Es ist und bleibt aber die letzte Stunde, und also das Ende nahe. Wenn wir doch in solchem Sinn und Glauben unsern Wandel führten durch diese kurze Erdenzeit. Aber da meint Mancher, das seien überflüssige und gleichgültige Stücke des Christenglaubens, dass den Toten das Evangelium verkündigt, und dass das Ende nahe herbeigekommen. Als ob es uns zustünde, darüber zu entscheiden, worauf es ankommt vor Gottes Angesicht. Jedenfalls aber doch darauf, dass wir nicht klüger sein wollen als Sein geoffenbartes Wort, und uns nicht zu Richtern aufwerfen über Seine Geheimnisse. O, welch' eine feine Klugheit, zu leben jeden Tag, als vor dem nahen Ende aller Dinge! wie los und frei macht das die Seele. Und welch' eine herrliche Tröstung, dass auch den Toten das Evangelium verkündigt ist! wie dankbar und stille macht das die Seele.

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autoren/f/fries_nikolaus/fries-andachten_ueber_den_1._brief_des_petrus.txt · Zuletzt geändert: von aj
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