Diedrich, Julius - Der erste Psalm.

Diedrich, Julius - Der erste Psalm.

Der erste Psalm kann als eine kurze Einleitung zum ganzen Psalter gelten. Es wird die Glückseligkeit des Gerechten gepriesen, indem daneben der verlorene Zustand des Gottlosen geschildert wird. Gott richtet nach eines jeden Werken; Er ist es aber, der uns zur Gerechtigkeit führt, und, die an Seinem Worte treulich bleiben, zu ewigem Wohlergehen und Siege geleitet. Diese Treue des HErrn ist ja auch der Gegenstand aller Psalmen. Je treuer wir nun dem lauteren Worte Gottes anhangen, eine desto vollkommenere Erfüllung der Verheißungen Gottes werden wir auch schon durch unser ganzes Leben erfahren.

Es scheint als ob der zweite Psalm mit dem ersten in einer gewissen Verbindung stünde. Sie mögen beide wohl von David verfasst sein; doch ist das bloße Vermutung.

Glückselig der Mann, welcher nicht wandelt im Rate der Gottlosen, noch steht auf dem Wege der Sünder, noch auf der Bank der Spötter sitzt. Die Welt ist so verderbt, dass gottloser Rat, sündiger Weg und Spottgesellschaft, die Gottes Wort und Gemeinde bespöttelt, zur traurigen Regel geworden sind. Glückselig darum der, welcher zur Ausnahme gehört in Bezug auf den Rat seines Herzens, auf seine Lebensrichtung und auf seine Gemeinschaft. Die Welt fühlt sich wohl in ihrer Gesellschaft; aber Gott sagt: Selig, wer von ihrem Wohlsein nichts an sich hat. Man muss mit ihr weder wandeln, noch stehen, noch sitzen, denn all ihr Wesen ist verderbt.

Nun, was soll man aber in solcher Welt anfangen? Der Psalm sagt: Gott hat uns der beseligenden Beschäftigung genug gegeben. Fülle dein Leben mit dem Worte Gottes aus, dann wirst du seiner wahrhaft genießen. Der Glückselige lebt nicht mit der Welt, sondern am Gesetz des HErrn hat er seine Lust, und über Sein Gesetz sinnt er Tag und Nacht. Im Gesetz hat uns Gott Sein heiliges Wesen kund getan und zwar als solches, woran Er auch uns Menschen Teil nehmen lässt, wenn wir uns nur vom Ihm führen lassen. So lass dies Deine beständige Aufgabe sein, nach Gottes klarer Botschaft Dein inneres und äußeres Leben zu gestalten. Lass dir Gottes Weisheit recht innerlich schmecken, dann lebst du erst wahrhaftig und im Geist. Das gottlose Fleisch, auch an uns, hat freilich nicht Lust zu Gottes Wort, es sucht andern Zeitvertreib. Das bringt uns Leid, und so sollen wir wider das Fleisch leben.

Wie herrlich aber der Gottselige in Gottes Wort lebt, ist nicht genug zu beschreiben; Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht gibt zu seiner Zeit und dessen Blatt nicht welkt und alles, was er tut, führt er wohl hinaus. Ihm fehlt nie Freudigkeit, Mut und Kraft, denn Gottes Wort reicht dies immer dem Herzen auch bei aller Anfechtung dar: so gedeiht sein ganzes Wesen und er hat auch immer den Sieg, wenngleich die Welt es nicht erfährt, weil die nur äußerliches und fleischliches Wohlergehen preist. Bei den Frommen geschieht Gottes Gnadenwille, bei ihnen ist Gottes heiliges Reich, so sind sie wohl gesichert. Nicht also die Bösen; sondern, wenn man sie mit göttlichen, geistlichen Augen ansieht, sind sie wie die Spreu, welche der Wind verweht. Da ist keine Wurzel, keines Bleibens, kein wahres Leben; sondern ein leichtes, flatterhaftes Wesen, einen Augenblick flattern sie lustig einher; aber bald sind sie hinweggerafft. Nur was in Gott wurzelt, hat wahres Leben und ewige Zukunft.

Darum werden nicht bestehen die Gottlosen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Gottes Wort verspotten sie ja, Wurzel haben sie nicht und das tut sich darnach in erschreckender Weise kund, wenn die Gerichte Gottes in Not und Tod hereinbrechen. Dann verzweifeln sie und fahren zur Hölle.

Durch diese Gerichte aber wird Gottes Gemeinde von der Spreu gesäubert und zu ihrer Vollendung geführt. Gottes Gemeinde ist ihrem Wesen nach eine heilige. Wer sich nun nicht heiligen lassen will, der muss wohl früh oder spät aus ihr hinausgerissen werden. Denn der HErr kennt den Weg der Gerechten, dass es Sein Weg ist, dem sie nachwandeln durch Sein Wort, zu ihnen bekennt Er sich deshalb auch und stellt sie endlich in Herrlichkeit dar, aber der gottlosen Weg, all ihr Leben und Treiben vergeht, dass sie es so wahrlich nicht lange forttreiben können; Gottes allmächtiges, heiliges Wesen lässt es nicht zu. So bestimmt Gottes Wesen denn aller Menschen Geschick. Halte dich zu Gott in Seinem Worte, denn darin ist Er uns aufs Nächste gekommen, nimm in Demut die Züchtigung hin, welche dir wegen deines bösen, zu Gottes Wort unlustigen Fleisches auch noch kommen muss, und harre dann deines Gottes, der alle Bosheit der Welt und des Fleisches bald hinwegfegen wird, dass Seine Gemeinde sich ewig in lauterer Freude erhole.

Diese Gedanken sind fürwahr die Grundlage aller Psalmen, ja aller Offenbarung des heiligen Gottes in Seiner Gemeinde. Wer ihnen nicht von Herzen zustimmt, der ist gottlos, und wer ihnen erst in Demut und Beschämung zustimmt, der wird ihrer sich doch bald darnach auch freuen können, denn Gott macht uns auch rein durch Sein Wort, dass wir uns mit freuen können.

Gebet. Habe Dank, lieber HErr Gott, dass Du mit denen, welche auf Dein Wort trauen, Geduld haben willst. Indem Du unser Fleisch strafst, erquickst Du unsern Geist und gibst uns ewige Hoffnung. Heilige unser Sinnen, Reden und Handeln also, dass wir als zu Deiner Gemeinde gehörig offenbar werden: durch Jesum Christum. Amen.

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autoren/d/diedrich/psalmen/psalm_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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