Es ist den Gesetzen der menschlichen Natur gemäß, dass wir nichts Schweres und Gros Bes auf einmal, sondern Alles nur nach und nach tun können; daher sich bei allen menschlichen Unternehmungen, Anfang, Fortgang und Ende, nach Der Reihe nach aufeinander folgenden Stufen unterscheiden lassen. So ist es auch bei dem evangelischen Glaubens-Wege; wir kommen nicht mit einem Schritt zum Ziel, sondern haben, bis wir dahin gelangen, verschiedene Stufen zu durchgehen.

Als Verirrte findet uns der HErr, und gewöhnlich muss Er den Anfang damit bei uns machen, dass Er uns zeigt: wir befinden uns in der Irre, auf die uns dem Verderben entgegen führen. Ungerne lassen wir uns davon überzeugen; denn wir fürchten den Schmerz, den die Reue über die verlorne Zeit und Mühe uns bereiten wird, wenn wir einmal unseres Fehlgehens gewiss sein werden; auch kennen wir den HErrn noch nicht so genau, dass wir Ihm aufs Wort glaubten. Hernach aber, wenn Er uns durch wiederholte Vorstellungen zur Einsicht der Gefährlichkeit unseres bisherigen Weges gebracht hat, überlässt Er uns den schmerzlichen und demütigenden Gefühlen, welche die Scham darüber, töricht gewandelt zu haben, in uns erweckt, bis wir endlich in völliger Ratlosigkeit mit dringendem Flehen an Ihn uns um Hülfe wenden. Liebevoll hört Er dieses Flehen, ob wir gleich am Anfang Ihn von uns gestoßen, versichert uns seiner Liebe, die Er uns eben dadurch beweist, dass Er uns zeigt, Er sei uns zu suchen und zu erretten in diese Wüste gekommen.

Hernach stellt Er unsere Füße wieder auf den rechten Pfad, bezeichnet uns die Richtung, der wir nachgehen sollen, erinnert uns an die Gefahren und Hindernisse, die uns begegnen, an die Feinde, die uns nachstellen werden; und gibt uns endlich die Waffen in die Hände, mit denen wir Alles überwinden, und zur Sieges Krone hindurch dringen können. Was aber das Vornehmste ist, Er versichert uns, dass Er immerdar, ob wohl unsichtbar, uns zur Seite stehen, und mit Weisheit und Kraft von oben unterstützen werde!

So gehen wir denn von Ihm geleitet zu erst vor unsern Irrwegen hinweg, betreten dann den rechten Weg, lassen uns im weiteren Fortgang durch nichts, was uns auch begegnet, abschrecken, und eilen endlich rastlos von der Liebe zu unserm himmlischen Wegweiser getrieben dem Ziele der Vollendung entgegen.

Den Stufengang, welchen wir hiebei nehmen, nennt unsere evangelische Kirche die Ordnung des Heiles, d. i. diejenige Ordnung, in der nach dem weisen und heiligen Willen Gottes das Heil unserer unsterblichen Seelen gefördert werden soll.