Brenz, Johannes - Ursach, warumb ein Christenlicher fürst in seiner dition und landtschafft Christlich gotsdienst anzurichten verschaffen soll.

Brenz, Johannes - Ursach, warumb ein Christenlicher fürst in seiner dition und landtschafft Christlich gotsdienst anzurichten verschaffen soll.

1 Juni 1529.

Es ist ein grosser underschid zwischen einem heidnischen, gottis unachtsamen und Christenlichen gottsforchtigen fürsten. Dann ein fürst, so gottis unachtsam ist, entpfahet seiner meinung (Ich sollt sagen: unglauben) nach das lehen seines fürstenthumbs allein von dem weltlichen keyser. Demnach gedenckt er, sein ampt sey gnugsam aussgericht, so er auch weltlichen keyserlichen rechten seiner landtschafft eusserlichen friden erhallte, Gott geb, es gehe hie zwischen dem göttlichen wort, friden und leben wie es wöll. Aber ein Christenlicher fürst ist durch das wort gottis verstendigt, das er nit allein von dem weltlichen keyser, sonder vill mehr von dem himmelischen HERRN gott und Vatter das leben seines fürstenthums entpfahe, wie es geschriben ist Danie. 4. Der höchst herscher über das reich der menschen, und wem er will dem gibt er es. Und Joannis 19. sagt Christus zu Pilato: Du hettest kem gwallt uber mich, wan er dir nit von oben herab geben wer. Und Ro. 13: Der gwallt so allenthalben ist, der ist von gott verordnet. Darumb so gebüret es einem solchen fürsten, das er sein bevolhene landtschafft nit allein nach weltlichen keyserlichen rechten, sonder vill mehr nach dem wort, gsatz und bevelch des höchsten und obersten Lehenherrns unsers HERRN gotts und Vatters regiere, ordne und anschicke.

Das ist aber ein fürtreffenlicher bevelch unsers herrn gottis, das alle kirchen dienst von menschen gebott und her auffkommen dem rechten göttlichen kirchendienst auss gottes wortt angericht statt geben sollen, wie dasselb fein kurtzlich unser HERR Christus Math. 15. anzeigt. Hierauff underwindet sich billich ein Christenlicher furst aller gottlichen ordenlichen und bequemlichen mitteln, darmit solcher bevelch gottis in das werck und thatt volnzogen werd.

Darzu so ist ein fürst seiner bevolhenen Oberkeit halben schuldig, den friden seiner landschafft zu suchen. Dann der Ursach halb hatt unser HERR gott durch Paulum gebotten, für die Oberkeit in der Christen versamlung zu bitten, auff das wir ein geruwigs und stille leben in aller gotseligkeit und redligkeit füren mögen.

Nun ist aber nichts, das mehrer frid und einigkeit bringt, dan rechter warer und göttlicher kirchendienst. Herwiderumb nichts mehr unfrid und uneinigkeit zuricht dann abgöttischer eigensinnicher menschlicher gotsdienst, wie diss stück bewisen werden mag mit rilen sprüchen und thatten in der heilig gschrifft, nemlich in dem buch der richter und in büchern der könig bgriffen. Dann also liest man Judi. 2. Die kinder Israel thetten übels vor dem HERRN und dienten Baalim und verliessen den HERRN Irer vetter Gott, der sie auss Egypten land gefürett hatt, und folgten andern göttern nach, auch den göttern der volcker, die umb sie her wonetten, and betteten sie an und erzürnten den HERRN. Dann sie verliessen ye und ye den HERRN und dienten Baal und Astaroth. So ergrimmet dann der zorn des HERRN über Israel und gab sie in die hend derer, die sie raubten, und verkaufet sie in die hend Irer feind umher, und sie kunten nit mehr Iren feinden widerstehen, sonder wo sie hinauss wollten, so war des HERRN hand wider sie zum unglück, wie dann der HERR gsagt und gschworn hett, und wurden hart gedrenget. Biss hieher geen die wort der heiligen gschrifft, auss denen woll zu mereken ist, dass die gleissnerischen and abgöttischen gotzdienst in den kirchen ein haubtursach alles anglücks und unfrids in den landtschafften seyen. Dann wiewoll die vorgeschribene thatt den Juden im allten testament gescheen sein, yedoch hatt unser HERR gott an Inen als einem ausserlesenen volck mit der thatt bezeugen wollen, wie ers mit einer yetlichen landtschafft, so mit ungöttlichen gotzdiensten beladen ist, hallten woll, als Paulus bezeugt, die gschrifft sey uns zur leer und zucht ge•chriben. Darumb so ein Christenlicher furst seiner landschafft (wie er vor gott schuldig) rechten bestendigen und gottlichen frid suchen will, kann er dasselb durch kein ander füglicher mittel zuwegen bringen, dann so er den ungottlichen gots oder kirchendienst, der do ist alles unglücks, unfrids und uneinigkeit grund und wurtzell, mit und durch anrichtung des gottlichen dienst* aussreuttet, wie. auch der könig Iosaphat thett 2. Chron. 17. und 19. Dann das ist gwise, das unser HERR gott das reuterspill besser kan und weiss dann kein mensch. Dienet jm ein furst nur einmall ein eintzelige reise, so dienet er dargegen dem fürsten woll vier oder ftinff. Man liest im andern teill der könig im X capittell, das der könig Jehu nach bevelch gottis die Baalitischen priester abthatt. Wiewoll nun dieser könig sonst in der haut kein nutz war, yedoch dweill er unterm HERRN gott ein mall ein reiss dient, da dient Im der HERR widerumb und sprach: darumb das du willig gewesen bist zu thun was mir gefallen hatt, und hast am hauss Ähab gethon alles was in meinem hertzen war, Sollen dir auff den Stull Israel sitzen deine kinder ins vierd glid etc. Es ist woll yetzund zur zeit des Evangelii dem Jehu in dem würgen und erstechen nit nachzufolgen, dann dieselben mitteln waren seiner person dazumall allein bevolhen. Es ist jm aber in niderlegung des ungöttlichen gotsdienst mit evangelischen mittel, mit verkündigung des wort gottis und anrichtung des göttlichen gotsdienst nachzufolgen, wie sollichs auss der thatt des königs Josaphat am angezeigten ort zu erlernen ist.

Über das alles, So ist ein fürst widerumb ampts halben schuldig, weltlich erbarkeit und frumkeit in seiner landtschafft zuerhallten. Nun ist gwisslich der ungöttlich gotsdienst in der kirchen ein ursach aller weltlichen bossheit und unerbarkeit; Herwiderumb der götlich gotsdienst ist ein wurtzell alles eerlichen und erbaren lebens in der wellt, wie söllichs der heilig Paulus beweret Ro. 1. und sagt: Dweill sie erkanten, das ein gott ist, und haben In nicht preisst als einen gott noch gedanckt, sonder seyen in Irem tichten eytell worden, und Ir unverstendig hertz ist verfinstert, da sie sich für weiss hielten, seind sie zu narren worden und haben verwandellt des unvergenglichen gottis herligkeit in ein gleichnuss eins bilds des vergenglichen menschen und der vögell und der vierfüsigen und kriechenden thiere. Darumb hatt sie gott auch hingeben in jrer hertzen gelüste in unreinigkeit, zu sehenden jr eige leib etc. Und gleich wie sie nitt haben geacht, das sie gottis ein wissen trugen, hatt sie gott auch dahin geben in verkerten Sin, zuthun das ungeschickt ist, voll alles unrechten, hurerey, args, geitzs, bossheit, voll hass, mords, hadders, lists, gifftig, Orenbleser, verlembder etc. Dann was ists nodt, alle wort Pauli hieher zu schreiben, dweill sie meniglich kuntbar seyen. Daraass man gar leichtlitb vernemen kan, das ein ungöttlicher gotsdienst alles unerbarlichen lebens und weseus ursprung und haubtursach sey. Dem nach so ein Christenlicher fürst seins ampts fleissig pflegen und weltlich redligkeit, wie es sich gebüret , erhallten will, So kan er ye dasselb durch kein füglicher mittell zu wegen bringen, dan das er an statt des ungöttlichen gotsdienst den rechten waren göttlichen gotsdienst anzurichten und zu verordnen verschaffe, auff das der recht war göttlich frid und frumkait in den gotsdiensten vor gott in der kirchen angefangen herauss in das gmein burgerlich leben rinne und füre beid fürsten und underthon zu gottis gnad, huld und seligkeit, Amen.

Quelle: Brenz, Johannes - Anecdota Brentiana

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