Besser, Wilhelm Friedrich - Die Briefe St. Johannis in Bibelstunden für die Gemeinde ausgelegt - 9. Gott ist die Liebe.

Besser, Wilhelm Friedrich - Die Briefe St. Johannis in Bibelstunden für die Gemeinde ausgelegt - 9. Gott ist die Liebe.

Cap. 4, 7 - 21.

1. Die Erscheinung der Liebe Gottes. V. 7 - 13.

Komm, heiliger Geist, laß uns leuchten das Wort des Lebens, und entzünd in unsern Herzen das Feuer Deiner göttlichen Liebe. Amen.

Die Gemeinde zu Ephesus hatte die apostolische Ermahnung: „Prüfet die Geister!“ mit standhaftem Ernste befolgt, so daß Johannes den Auftrag erhielt, ihrem Bischofe zu schreiben: „Ich weiß deine Werke und deine Arbeit, und deine Geduld; und daß du Böse nicht tragen kannst“ (was leider die Corinther konnten, vergl. 2 Cor. 11, 19.20.), „und hast versucht die, so da sagen, sie seyen Apostel, und sind es nicht, und hast sie Lügner erfunden“ (Offenb. 2, 2.). Aber dieser werthe Bekenner-Bischof stand dabei doch in großer Seelengefahr. Er hatte alle Kräfte an die Aufgabe gesetzt, die Irrlehrer niederzukämpfen; diesem Stücke seines Berufs, allerdings einem Hauptstücke, war sein Eifer und seine Sündhaftigkeit ganz zugewandt, und je erfolgreicher seine Arbeit auf diesem Felde sich erwies, desto näher rückte ihm die Versuchung, über seiner Stärke seine Schwäche zu vergessen. „Aber Ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast,“ heißt es weiter in dem Sendschreiben (V. 4). Dieser Gefahr der Christen nun, im Bekenntnißkampfe gegen die falschen Propheten die Innigkeit und den thätigen Eifer ihrer ersten, bräutlichen Liebe einzubüßen, sieht der heilige Johannes scharf ins Auge und begegnet ihr mit dem eindringlichen Zurufe: „Ihr Lieben, lasset uns lieb haben!“ Zwar enthalten die Worte: „Wer lieb hat, der ist von Gott geboren und kennt Gott; wer nicht lieb hat, der kennt Gott nicht,“ zugleich eine Unterweisung zur Prüfung der Geister, in Ergänzung des vorausgehenden Satzes: „Wer bekennt Jesum Christum, im Fleische gekommen, der ist von Gott.“ Jedoch erst am Ende des Capitels (V. 20.) kommt der Apostel auf die liebeleeren Lügner zu sprechen, die Hauptsache ist ihm, die Christen zu stärken in der Liebes-Gemeinschaft mit dem Vater und Seinem Sohne Jesu Christo, indem er den Geist, welcher ihnen gegeben ist, als den Verklärer der Liebe Gottes in ihnen darstellt (V. 13.). Gott ist die Liebe: darum müssen in der Liebe wandeln, die durch den Glauben Gemeinschaft mit Gott haben. Das ist der Grundton des dritten Haupttheils unsers Briefes, worin der Dreiklang: Licht, Gerechtigkeit, Liebe auftönend sich vollendet. - Haben wir im vorigen Abschnitte die lutherische Kirche erkannt als die lautere Bekennerin des im Fleische gekommenen Jesus Christus, so werden wir als Glieder dieser Kirche zwiefach Ursach haben auf den hier erschallenden apostolischen Zuruf zu achten. Einer unserer Väter im siebzehnten Jahrhundert, Joh. Val. Andreä, schreibt im Hinblick auf den jämmerlichen Zustand Zions in jener Zeit: „Von je her hat die Kirche Gottes, beide A. und N. Testaments, neben andern Kämpfen und Widerwärtigkeiten auch den beschwerlichen Zustand gehabt, daß sie die reine unverfälschte Lehre und ein ehrsames, unsträfliches Leben entweder schwerlich zusammenbringen oder doch nicht in die Länge hat erhalten mögen, so daß, durch Satans List, entweder bei angemaßtem heiligen Schein die Grundfeste heilsamer Lehre untergraben, oder die Lauterkeit göttlicher Lehre mit Unlauterkeit menschlicher Sitten besudelt worden.“ Der Sänger des Liedes: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt,“ Joh. Meyfart, mußte vor 200 Jahren die Klage anstimmen: „Unsre Kirche, die eine Jungfrau an Kraft und eine Mutter an Nachkommenschaft seyn müßte, ach wie ist sie herabgesunken! Viele kennen zwar die Form des Glaubens, Wenige haben die Kraft und das Wesen desselben. Betrachten wir die andern Kirchen, denen wir nicht selten aufsässig sind, so müssen wir, wenn wir der Wahrheit die Ehre geben wollen, gestehen, daß die meisten die unsrige durch ihre Gebete sowohl als ihre Werke, sey's der Liebe oder der Zucht, übertreffen. Die Länge der Kirche im Glauben ist sehr gemindert, die Breite in der Hoffnung äußerst eingeschränkt, die Höhe in der Liebe unglaublich niedergedrückt, die Tiefe in der Demuth fast ganz zugeworfen.“ Dazu ein Zeugniß aus der Gegenwart: „Die Liebe zur Wahrheit ist eine sehr zweifelhafte Tugend, sobald sie getrennt wird von der Liebe des Nächsten, von der Liebe zur Kirche, die bekanntlich nicht eine Summe von Begriffen oder Dogmen ist, sondern die Gemeinde und Versammlung der Heiligen. Die Trennung der einen von der andern hat der Kirche Gottes unsäglichen Schaden gebracht. Bald hat man den Nächsten lieben und die Kirche fördern wollen auf Kosten und mit Verleugnung der Wahrheit, und wir wissen Alle, daß hierin das Wesen der falschen Union liegt. Wiederum aber hat man auch oft die Wahrheit lieben und vertheidigen wollen auf Kosten der Liebe des Nächsten und mit Geringschätzung und muthwilliger Gefährdung des Friedens der Kirche. Und das ist das eigentliche Wesen und Grund aller falschen Separation, des sogenannten Separatismus. Daraus kommt denn auch der Jammer, vor welchem St. Paulus den Timotheus und Titus wiederholt warnt, daß man feuchtig wird in Fragen und Wortkriegen und Schulgezänken, aus welchen entspringt Neid, Hader, Lästerung, böser Argwohn - aber keine rechtschaffene Besserung und Erbauung des Leibes Christi.“

In zwei Kreisen bewegt sich der Abschnitt V, 7. bis 21., deren jeder den zweimal dastehenden Spruch: Gott ist die Liebe (V. 8. 16.) zum Mittelpunkte hat. Zuerst (V. 7 -13.) malt uns Johannes die Erscheinung der Liebe Gottes in Christo vor Augen, zum andern (V. 14 - 21.) preist er die Erfahrung dieser Liebe im Namen Aller, welche mit ihm bekennen dürfen: „Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat“ (V. 16.). In beiden Theilen aber will er zugleich uns reizen zu der Liebe, womit wir Gott wieder lieben, weil die Liebe zu Gott mit der Liebe zu den Brüdern eins ist und sich zu der Liebe, womit Gott uns liebt, wie die Wirkung zur Ursache, wie der Feuerglanz zur Feuerslamme verhält. Heute sammeln wir uns zur Auslegung des ersten Theiles.

V. 7. 8. Geliebte, lasset uns untereinander lieb haben! Denn die Liebe ist von Gott, und ein Jeglicher, der lieb hat, ist von Gott geboren und erkennt Gott; wer nicht lieb hat, kennt Gott nicht, denn Gott ist die Liebe. Zärtliche Sorge um das Seelenheil seiner Kindlein gibt dem Liebesjünger diese Worte ein. Seine Liebe zu ihnen macht er ihnen fühlbar und schreibt: Geliebte! Jene habt ihr überwunden; haltet nun euern Sieg fest, verlasset eure erste Liebe nicht! Der in euch ist, in euch kämpft und die Welt überwindet. Er ist lauter Liebe: solltet ihr um die Ehre Seines Namens eisern, und aus Seiner Gemeinschaft euch verlieren, die Wahrheit bekennen, und nicht thun? Das sey ferne! Lasset uns untereinander lieb haben! Er schließt sich wieder selbst mit ein; gern will er mit ihnen um die Wette lieben. Wie Paulus den Galatern schreibt: „Seyd doch wie ich, denn ich bin wie ihr“ (Gal. 4, 12.), so meint es Johannes auch, und während er zur Liebe ermahnt, ist er eben im Lieben begriffen. Die Bruderliebe stellt er voran, sie ist die Erscheinung der Liebe zu Gott, die Beweisung des Geistes Gottes, der ein Geist der Liebe ist. Sich untereinander zu lieben ziemt den Kindern Gottes, denn die Liebe ist von Gott. Zu dem anerschaffenen Bilde Gottes im Menschen gehört die Liebe, und wäre die Sünde nicht in die Welt gekommen, so würde Lieben das Werk unsrer Natur seyn. Nun aber sind wir Sünder, von Natur untüchtig zu lieben, Selbstsucht ist unser erbsündlicher Grundtrieb. Gottloses Wesen ist liebloses Wesen. Darum müssen wir von neuem geboren werden, soll die Liebe von Gott in uns geschäftig seyn. Wo sie sich findet, da ist gewißlich der Geist Gottes eingekehrt: ein Jeglicher, der lieb hat, ist von Gott geboren. Aber gibt es denn nicht eine Liebe des natürlichen Menschen, die auch unter Heiden bis zum Lassen des Lebens es bringt? Daraus antworten wir: ja, es sind Spuren des göttlichen Liebesbildes unausgetilgt dem „göttlichen Geschlechte“ (Apostelg. 17, 27. 28.) des gefallenen Menschen verblieben, der barmherzige Samariter ist ein Exempel aufopfernder Nächstenliebe: aber die Bruderliebe, welche Johannes das Kennzeichen der Geburt aus Gott nennt, ist ein verschlossenes Heiligthum für Alle, die nicht Gott in Christo erkannt und durch den heil. Geist Seine Liebe geschmeckt haben. Siehe genau an, was die Natur, auch die sogenannte edle Natur, im Lieben vermag! Du wirst immer finden, daß da im Grunde der Mensch anstatt Gott sich selber im Andern sucht und liebt, nicht Gotte sondern dem eignen Ich dient mit seiner Liebe - kurz, daß er sich selber lebt. Eins von beiden ist der Fall: entweder aus Gott geboren seyn und Ihm leben in der Liebe, oder nicht aus Gott geboren seyn und sich selber leben. Wo nicht Gott der Quell- und Zielpunkt deines Lebens ist, da wird deine Nächstenliebe nichts anders als eine (vielleicht vor dir selber) verkleidete Eigenliebe seyn. Laß dir's zeigen vom Geiste der Wahrheit! - Der Apostel setzt noch hinzu: wer lieb hat, der kennt Gott, und umgekehrt: wer nicht lieb hat, der kennt Gott nicht. Die Gotteserkenntniß, welche die falschen Propheten damals vorgaben und jetzt vorgeben, ist gleich einer gemachten Blume ohne Geruch. Gott bleibt fremd den lieblosen Geistern, ob sie gleich wüßten alle Geheimnisse (1 Cor. 13, 2). Das Erkennen Gottes, welches Johannes den Christen zuschreibt, ist eine durch den Geist der Wiedergeburt gewirkte Kraft, welche, wie das Auge das Sonnenlicht, das göttliche Leben erfaßt und einsaugt. Wer nun lieb hat, der ist durchstrahlt von dem Lichtleben Gottes, denn Gott ist die Liebe. Siehe, wie Johannes im Preis der Liebe aufwärts steigt! Die Liebe, womit wir lieben, ist von Gott, ein Bach aus dem Urquell, ein Funken von dem Feuer, denn Gott ist Liebe (so heißt es genau im Grundtexte), Sein Wesen ist lauter Liebe. „Was soll man viel davon sagen? Wenn man lange sagt, die Liebe sey eine edle, hohe Qualität in der Seele und die allerköstlichste und vollkommenste Tugend, wie die Philosophen davon reden, das ist alles noch nichts gegen dies, daß Johannes mit vollem Munde herausschüttet und spricht: Gott ist selbst die Liebe, Sein Wesen ist eitel lauter Liebe; daß wenn Gott Jemand wollte malen und treffen, so müßte er ein solch Bilde treffen, das eitel Liebe wäre, als sey die göttliche Natur nichts als ein Feuerofen und Brunst solcher Liebe, die Himmel und Erde füllt. Und wiederum, wenn man könnte die Liebe malen und bilden, müßte man ein solch Bilde machen, das nicht werklich noch menschlich, ja nicht engelisch noch himmlisch, sondern Gott selbst wäre. Siehe, also kann es der Apostel hie malen, daß er aus Gott und Liebe. Ein Ding macht, auf daß er uns durch solch edel, köstlich und lieblich Bild desto mehr an sich locke und ziehe, darnach zu trachten, daß wir auch untereinander Liebe haben.“ L. Ist denn Gott Liebe, wer sollte Ihn kennen, ohne der da lieb hat? Gleiches wird nur von Gleichem erkannt. Von Gott etwas wissen, ja! das Richtige wissen und die reine Lehre kennen mag man ohne Liebe, und ein liebloser Prediger, der das Evangelium von der Liebe Gottes in Christo nach dem Wortlaut predigt, macht dadurch selig, die seiner Predigt glauben. Aber er selbst wird verwerflich, denn er kennt Gott nicht bei all seiner Kenntniß von Gott. Aus daß wir Gott erkennen möchten, hat Er uns zur Kindschaft verordnet und gießt aus in unsre Herzen durch den heiligen Geist Seine Liebe, welche uns durchdringt und in uns die Liebe zu Ihm und den Brüdern entzündet. Also theilhaftig geworden Seiner Liebesnatur (2. Petr. 1, 5.) erkennen wir Ihn, und die Summe unsrer Erkenntniß heißt: Gott ist die Liebe. „Dieses kurze Sätzlein hat Johanni schon in der kleinen Weile, während er es niederschrieb, mehr Süßigkeit eingetragen, als die ganze Welt zu geben im Stande ist.“ Bengel. Das also ist Johannis Erklärung vom Wesen Gottes (eine „praktische Definition Gottes“, nennt es Joh. Gerhard): Gott ist Liebe. Dies gehört zusammen mit dem Spruche Cap. 1, 5: Gott ist Licht. Sein heiliges in sich selbst vollkommenes Wesen theilt Gott mit Allen, die aus und in Ihm leben, darum ist Er als Licht zugleich Liebe. Die Liebe ist das höchste Gut als Güte; Gott ist die Liebe, weil Er Sich selber liebt als das höchste Gut und gütig Sich mittheilt an die Geliebten. Alles, was von Gottes Wesen und Eigenschaften uns offenbart wird, der ganze Reichthum Seines Namens, liegt in diesem Einigen beschlossen, daß Er Liebe ist. Die Liebe ist nicht so. Wohl eine Eigenschaft, die Gott hat, als vielmehr die allumfassende Fülle dessen, was Er ist. Seine Herrlichkeit ist Liebe. Gott ist Jehovah, der Ewigseyende, und Sein seliges ursprüngliches Leben ist Liebe. Von Ewigkeit zu Ewigkeit ist der dreieinige Gott Liebe, denn im Anfang war bei Gott das Wort, bei dem liebenden und geliebten Vater der geliebte und liebende Sohn (Ev. 17, 24.), und die wechselseitige Liebe des Vaters und des Sohnes eint sich in dem persönlichen Geiste, der Gott und die Liebe ist. „Du erblickst die Dreieinigkeit, wenn du die Liebe erblickst, denn Drei sind, der da liebt, der da geliebt wird und die wechselseitige Liebe.“ Augustin. Gott ist der allmächtige Schöpfer, Erhalter und Regierer Himmels und der Erden, und das ist Er, weil Er die Liebe ist, welche allmächtig, allwissend, allweise, allgegenwärtig, Alles schafft, ordnet und überwallet zu dem Ziele, daß Er die Geschichte des Heils, die Er angefangen, herrlich vollführe. Gott ist der Heilige, der Gerechte, der Wahrhaftige, das heißt. Er ist die heilige Liebe, welche Wohlgefallen hat an dem Guten, Gottes Willen Gemäßen, und welche zürnt dem Bösen, Gottwidrigen, das der Leute Verderben ist („ das Licht Israels wird zu Feuer und sein Heiliger zur Flamme, Jes. 10, 17.); Er ist die gerechte Liebe, welche über dem Gesetze der göttlichen Heiligkeit wacht und dasselbe vollführt zur Freude der Frommen und zum Schrecken der Gottlosen; Er ist die wahrhaftige Liebe, welche ohne Wechsel beharrt in ihrem Walten, worin sie je und je sich offenbart hat. Und endlich - Gott ist der Gnädige und Barmherzige, das heißt, Er ist die barmherzige Liebe, welche in Jesu Christo, dem Versöhner, erschienen ist zur Offenbarung des Geheimnisses, daß die Sünde verdammt, die Sünder aber errettet und selig werden sollen. Als barmherzige Liebe schaut Johannes Gott, den Vater unsers HErrn Jesu Christi, mit allerhöchster Freude an; in dieser Liebe Gottes, die in Christo ist, sind alle Seine Liebesstrahlen wie in einem Brennpunkte in ganzer Fülle gesammelt, und auch die Engel, diese reinen Spiegel der schöpferischen Liebe, gelüstet die wundervollen Geschäfte der versöhnen den Liebe zu schauen (1. Petr. 1,12).

V. 9.Darin ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, daß Gott Seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch Ihn leben sollen. Die Feindesliebe Gottes (Röm. 5.10-) ist es, welche Johannes preist, in Worten, die das süße Evangelium: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Ev. 3,16.) uns ins Gedächtniß rufen sollen. Wir waren verloren, geschieden von Gott durch die Sünde, unselig, finster, todt, da streckt sich die Liebe Gottes als heilsame Gnade (Tit. 2,11.) nach uns Elenden aus, um uns wiederzubringen zur Gemeinschaft Seines seligen Lebens. Dies Geheimniß der erbarmenden Liebe ist im Schooße der heiligen Dreieinigkeit berathen worden vor Grundlegung der Welt (Ephes. 1,4.), und als die Sünde in die Welt gekommen war, fiel auch alsbald der erste Lichtstrahl der göttlichen Feindesliebe oder der Gnade in die Herzen der heillosen Sünder, im ersten Evangelio (1. Mos. 3,15). Seitdem erzeigte sich die Liebe Gottes, welche herrlich zu spüren ist im ganzen Reiche seiner Herrschaft, am herrlichsten an den sündigen Menschen, und als die Zeit erfüllt war, frohlockten die Engel: „Ehre sey Gott in der Höhe!“ - denn durch die Sendung des eingebornen Sohnes, der Frieden stiftet und den Menschen das göttliche Wohlgefallen wiederzuwendet, hat Gott, der vor Ihm selbst von Ewigkeit als die Liebe offenbar ist in den drei Personen Seines Wesens, als die Liebe Sich offenbart, welche Seinem Namen eine selbst von Engeln bis dahin unerkannte Ehre einbringt. An uns, an uns verlornen und verdammten Menschen, hat die Liebe Gottes in Christo ihre wunderbarste Offenbarung geseiert. Gottes eingeborner Sohn - gesandt in die Welt: das ist weit über alle Vernunft, das zusammenzureimen vermag Niemand, denn allein Gott, der die Liebe ist, die Liebe, welche ihr Eignes hingibt an den aus freiem Erbarmen geliebten Gegenstand, ja welche zur Errettung einer lieblosen, feindseligen Welt ihr heilskräftiges Leben ins Fleisch der Verlornen hinabsendet. Das ist das in den unergründlichen Tiefen der Gottheit verborgene Liebesgeheimniß“ Dieses selbige Geschlecht, das unter dem Zorne Gottes steht, ist tatsächlich zugleich ein Gegenstand Seiner Gnade, durch alle Zorn-Gerichte geht ein Zug heiliger Erbarmung, eine rettende Macht der Liebe hindurch, die nicht nur der Christ persönlich an sich erfährt, sondern die erfahrungsmäßig auch über dem noch unerlösten Lebensgebiete waltet. Wie Sternenschein leuchten ihre Zeugnisse mitten in der alten Nacht, wie Wasser des Lebens ergießen sich ihre Ströme durch die Wüste der Welt - Dank und selige Freude erlöster Menschen an ihren Usern. An dieser Erscheinung haben wir ein Mysterium, das wie ein Räthsel über der Geschichte schwebt, das wunderbarste, das es gibt. Wo liegt die Lösung dieses Geheimnisses? Nirgend anders, als in derselben Thatsache, durch die sich der Gläubige, trotzdem daß er ein Sünder war und annoch ist, mit Gott versöhnt und als Gegenstand Seiner Liebe weiß: in der Thatsache der Menschwerdung des Sohnes Gottes, Seiner persönlichen Erscheinung und Selbstbezeugung in Christo,„ Thomasius, welches von der Welt her verschwiegen gewesen, nun aber offenbart ist im Evangelio von Jesu Christo (Röm. 16, 25, Col. 1, 26. 27.). Der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schooße ist, hat die von Niemand je gesehene Gottesliebe verkündigt (Ev. 1, 18.), und zwar thatsächlich verkündigt durch Sein Kommen im Fleische; Er selber, das erschienene Leben (Cap. 1, 2.), ist auch die erschienene Liebe, in Ihm erkennen und haben wir die große Liebe, womit uns Gott geliebt hat (Ephes. 2, 4.). Indem wir also bekennen Jesum Christum, im Fleische gekommen, bekennen wir die allerleutseligste Erscheinung der Liebe Gottes, und wohnt diese Gottesliebe gegen uns durch den heiligen Geist in uns, dann sind wir rechte Bekenner und haben das Siegel von Gott. Darum laßt uns nicht lecker seyn nach der falschberühmten Erkenntniß, welche nicht nach Gottes Liebe schmeckt! Aus Liebe hat Gott Seinen eingebornen Sohn gesandt in die Welt, nicht damit wir - feuchtig in Fragen und Wortkriegen (1 Tim. 6, 4.) - Stoff zu ausblähendem Wissen kriegen möchten, sondern damit wir durch Ihn leben sollen. Das will die Liebe: uns theilhaftig machen des Lebens, in welchem Gott Sich selber selig anschaut und genießt. Deshalb hat Gott Seinen eingebornen Sohn, den ewigen Genossen Seiner Herrlichkeit, ins Fleisch gesandt und hat Ihm Macht gegeben über alles Fleisch, daß Er das ewige Leben gebe Allen, die zu Ihm kommen (Ev. 17, 2; vergl. 6, 37 ff.). „Wie Mich gesandt hat der lebendige Vater,“ spricht der Sohn Gottes, „und Ich lebe um des Vaters willen: also, wer Mich isset, der wird auch leben um Meinetwillen“ (Ev. 6, 57.), und übermal: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ (Ev. 14, 19.), So ist uns in dem eingebornen Sohne Alles geschenkt, was wir in Adam verloren hatten; in Ihm ist der Zugang zu dem Baume des Lebens wieder eröffnet und das göttliche Leben wird durch Ihn, den Gottmenschen, zu unserm menschlichen Leben („Christus ist mein Leben,“ Phil. 1, 21.), denn nach Seele und Leib werden wir verklärt, von einer Klarheit zur andern, von der Taufe bis zum Begräbniß, vom Halten des Abendmahls bis zur Auserstehung, in Sein Lebensbild. „Wie hoch wird demnach der schwache Mensch in dem Sohne erhoben! Was soll aus der armen verdorbenen Creatur, kraft Seines einmal für uns ausgestandenen Todes, durch die Herrlichkeit Seines Lebens werden! Wir haben nicht Ursach es weder mit dem zu vergleichen, was wir verloren hatten, noch mit dem zu messen, was die seligen Aufwärter Gottes und reinen Geister für ein Leben haben. Genug: Jesu des Sohnes Gottes Leben soll unser Leben seyn. Sollte uns hier etwas von allen Reichthümern der ewigen Liebe zurückbleiben? Jesus will aber Seine Glieder vollenden, daß sie in Ihm und dem Vater Eins seyen, und daß die Liebe, womit Ihn der Vater liebt, sey in ihnen, und Er in ihnen (Ev. 17, 26.). So leben wir mit dem Vater und dem Sohne in Einer Liebe, welche durch den heil. Geist, der allein ihre Tiefen erforscht, als der ewige Lebensstrom den ganzen Leib Christi erfüllt (Ephes. 3, 19.).“ Steinhofer. In dem Briefe an die Epheser, der die Erscheinung der Liebe Gottes in Christo und ihre überschwängliche Größe wie im höhern Chore preist und als ein Strom der Freude unaufhaltsam dahinfließt, hebt Paulus mit besonderm Nachdrucke den freien Liebestrieb hervor, aus welchem Gott uns geliebt hat ganz umsonst, einzig „nach dem Wohlgefallen Seines Willens“, „nach dem Reichthum Seiner Gnade“ (Ephes. 1, 5. 7. 9. 11; 2, 7 ff.). Ebenso Johannes; Auch ihm ist gar daran gelegen, daß die Liebe Gottes erkannt werde in ihrer lautern Eigenschaft. „Siehe aber,“ sagt Luther, „wie fleißig sich die Apostel Mühe geben, unsre Verdienste und Werke darnieder zu schlagen!“

V. 10. Darinnen steht die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß Er uns geliebt hat, und gesandt Seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. Das ist der Herzpunkt der Liebe Gottes, das innerste Mark des Evangelii. Nicht wir Ihn, sondern Er uns! Nicht weil wir Ihn zuvor geliebt haben, auch nicht, weil wir jetzt Ihn lieben, noch endlich, weil wir Ihn einst lieben werden, sondern damit wir Ihn wiederlieben möchten, hat Gott uns zuerst geliebt (V. 19). Verzagen müßten wir ja, wenn es anders wäre. Das Gesetz sagt: „Thue das, liebe Gott über Alles, so wird Gott dich lieben und du wirst leben;“ aber das Evangelium sagt den Armen, die aus dem Gesetze erkennen, wie sie Gott zu lieben nicht vermögen: „Glaube, daß Gott dich geliebt hat, so wirst du leben und Ihn lieben.“ Was uns liebenswürdig machte in den Augen der barmherzigen Liebe, war nicht unsre Tugend, auch nicht unser liebebedürftiges Elend, sondern allein ER, der Sohn Gottes, nach allerfreister Gnade - “ da erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes unsers Heilandes (Tit. 3, 4; vergl. die prophetische Beschreibung der Taufliebe Gottes in Ezech. 16, 5 f.). Durch unsre Noth ließ das Vaterherz Gottes sich reizen, an uns die Liebe zu setzen und zu offenbaren, welche die freie Ursache ihrer selbst ist. Aber wie denn? Ist es möglich, daß der heilige Gott an uns Sündern, die wir Kinder des Zorns sind von Natur (Ephes. 2, 3.), Gegenstände Seiner Liebe ersehen hat? Daraus antwortet der Apostel, indem er schreibt: Gott hat uns geliebt und gesandt Seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. Die Versöhnung ist das Mittel, wodurch die heilige Liebe es sich selber möglich gemacht hat, uns Sünder zu „erkennen“ und in ihre Gemeinschaft auszunehmen. Hierdurch wird uns Freudigkeit geschafft zu glauben, daß wir Geliebte Gottes sind, weil uns Gott die Sünden vergibt, ohne Seiner Gerechtigkeit etwas zu vergeben (Cap. 1, 9; Röm. 3, 25. 26.). Unsre Untugenden schieden uns und unsern Gott von einander (Jes. 59, 2.), unsre Lieblosigkeit entfremdete uns der Liebe und als schuldbeladene Sünder mußten wir die Pein der Furcht erleiden (V. 18.). Wir konnten uns nicht erlösen vom Zorne Gottes und nicht würdig machen Seines Wohlgefallens. Aber was wir nicht vermochten, das vermochte die Liebe Gottes, jene erbarmende Liebe, welche spricht: „Es bricht Mein Herz - wörtlich: Meine Eingeweide brausen - gegen sie, daß Ich Mich ihrer erbarmen muß“ (Jerem. 31. 20.), und sie hat es gethan (Röm. 8. 3.). Sie hat nach dem Rathe ihres gnädigen Willens aus uns elenden und abscheulichen Sündern Kinder ihres Wohlgefallens gemacht, und den Fluch, den wir verdienten, in Segen verschlungen. Erschienen ist die Liebe Gottes in Christo Jesu, dem Geliebten, in Ihm sind wir geliebt und angenehm gemacht (Ephes. 1, 6.). Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Sich selber, indem Er unsre Sünden nicht uns zurechnete, sondern Christo, aus daß unserm Glauben zugerechnet werde Christi Gerechtigkeit; denn Er hat Den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, aus daß wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (2 Cor. 5, 19 ff.). In Christo ist die Liebe Gottes als versöhnende Liebe erschienen und hat die Sünde verdammt, die Sünder aber erlöst von der Verdammniß; versenkt hat sich die versöhnende Liebe in die Aehnlichkeit unsers sündlichen Fleisches (Röm. 8, 3.), aus barmherzigem Mitleid empfunden - „geschmeckt“ (Hebr. 2, 9.) - unser verschuldetes Strafleiden und in tiefster Selbstverleugnung den Gehorsam geleistet, welchen wir dem Gesetze schuldeten. So hat denn Gott, der die Liebe ist, in der Sendung Seines Sohnes das Opfer gegeben, welches der Sohn, der sammt dem Vater die Liebe ist, in Seinem vollkommenen Gehorsam dargebracht hat zur Versöhnung für unsre Sünden. „Dein Genugthun rettet Gottes Ehre, Du erkanntest, was dazu gehöre, daß Sein Erbarmen und Gerechtigkeit sich selbst umarmen.“ In der versöhnenden Liebe Gottes küssen sich Gerechtigkeit und Gnade. Lieben wollte Gott uns, die wir Fremdlinge und Feinde Seiner Liebe waren, überwinden die Feindschaft zwischen Ihm und uns durch Feindesliebe: da erschien Er in Christo, entäußerte Sich Seiner Herrlichkeit und nahm Knechtsgestalt an, erniedrigte Sich selbst zu einem Gehorsam, wie er dem Menschen ziemt, ja! zum Erdulden eines Leidens, wie es dem verfluchten Menschen gebührt (Phil. 2, 7 ff), trug unsre Krankheit und nahm auf Sich unsre Schmerzen (Jes. 53, 4), und hielt geduldig aus, ein stilles Lamm, bis Seine Versöhnungsarbeit gethan war und Er rufen durfte: „Es ist vollbracht!“ Nun ist im Wege heiliger Liebe das Hinderniß hinweggeräumt, welches uns die Gemeinschaft mit Gott, der da Licht ist, verwehrte, und wir sind zu Gott gebracht worden durch das Opfer Jesu Christi (1 Petr. 3, 18). Christus hat uns versöhnt mit Gott durch das Kreuz, und hat die Feindschaft getödtet in Sich selber (Ephes. 2, 16). Darum preist Gott. Seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren (Röm. 5, 8). „Was blitzt und funkelt aus. Seinem Blut, aus den Striemen, aus der Wundenfluth? Lauter helle Strahlen der ewigen Liebe, die gegen Sünder mit süßem Triebe wie Feuer brennt. Was nun den Glauben noch hindern kann, sey auf ewig in den Bann gethan! Fallt in Seine Arme und schickt die Zweifel, die Gott verleumden (Cap. 5, 10), getrost zum Teufel, von dem sie sind.“ Wer die versöhnende Liebe Gottes gern recht hell vor Augen gemalt hätte, der lese fleißig Woltersdorf's Psalmen, die fast sämmtlich aus inniger Erfahrung dieser Liebe entsprungen sind, so daß man zum Motto darüber schreiben mag: „Die Liebe hat mich so getrieben“ - wie wenn er das Lied anstimmt: „Gott aller Gnaden, Du ewige Liebe, die mich zu ihrer Lust erwählt! Schau, ich entbrenne vom heiligen Triebe, der Deine Gnadenwohlthat zählt, und ob ich sie nicht zählen kann, stimmt doch mein Geist ein Loblied an. Halleluja.“ Dazu nimm Heinrich Müller's „himmlischen Liebeskuß oder Uebung des wahren Christenthums, fließend aus der Erfahrung göttlicher Liebe,“ woraus ich hier eine Stelle - zur Einladung - anführe: „Liebe ist's, daß Gott dem armen Sünder den Mittler Jesum Christum vor Augen stellt, der ihn nicht allein versöhnt hat mit Seinem blutigen Opfer, sondern auch für ihn bittet und ruft: Ach, Vater, schone! ja, der Seinen Geist in des Sünders Herz gegeben hat, welcher ihn bei Gott vertritt mit unaussprechlichen Seufzern und schreit ohne Unterlaß: Erbarm Dich mein, o HErr Gott! Wer mag ausreden, was hie der Heiland für Liebe an dem armen Sünder erweist? Der Sünder steht nackend und bloß, mangelt des Ruhms vor Gott. Ueber ihm schwebt ein feuriges Schwert, und die Gerechtigkeit ruft: Haue zu! Um ihn her sind alle Teufel aus der Hölle, warten nur mit Verlangen, daß sie aus Gottes Urtheil zuschnappen und den Sünder verschlingen mögen. Unten zeigt sich die Hölle mit ausgesperrtem Rachen: du kannst leicht ermessen, wie dem armen Wurm muß zu Muthe seyn. Aber der süße Heiland hält Gottes Schwert und ruft: Vater, erbarme Dich, denn dieses Schwert habe Ich für den Sünder gefühlt, es hat Mich am Kreuze zu Tode geschlagen: darum laß diesen leben! Schreit also die Gerechtigkeit um Rache, so fällt ihr die Barmherzigkeit um den Hals, küßt sie und spricht: Ach, liebe Schwester, der Mann Jesus hat dir völlig genuggethan, du hast an Ihm dein scharfes Recht geübt und damit am Sünder verloren. Will denn auch den blöden Wurm Hölle und Teufel schrecken, so öffnet ihm Christus Seine Wunden, ruft überlaut: Komm, Meine Taube, in die Felslöcher, in die Steinritzen (Hohel. 2, 14.). Da springt der Sünder getrost hinein.“ Auch Johannes schaut nicht bloß rückwärts nach Golgatha, indem er den Sohn Gottes die Versöhnung für unsere Sünden nennt; hier wie Cap. 2, 1.2. richtet er den Blick zugleich empor ins himmlische Heiligthum, in welches unser großer Hoherpriester und Fürsprecher durch. Sein eignes Blut einmal eingegangen ist, zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns, und hat eine ewige Erlösung erfunden (Hebr. 9, 12.24). In gegenwärtiger Kraft mittelt das Blut der Versöhnung, zu welchem die Gläubigen gekommen sind (Hebr. 12, 24), zwischen Gott und uns, die wir ja nicht sagen dürfen: wir haben keine Sünde (Cap. 1,8). Gott ist die Liebe; Er ist ewiglich für uns die Liebe, weil Er Seinen Sohn sandte, der ewiglich die Versöhnung ist für unsere Sünden. Nur der bleibt in der Liebe Gottes (V. 16), wer beständig verharrt in der Seelengestalt, da man im Hinblick auf die eigne Sündhaftigkeit und Nichtswürdigkeit allein in „Christo für uns“ seine Ruhe und Seligkeit findet, das ist (nach einem schönen Ausdruck Jung Stilling's): Gott in Christo allzeit im Versöhnungs-Charakter anschaut. - Nun kehrt Johannes zurück zu dem Satze: „Wer lieb hat, der ist von Gott geboren.“ Die Erscheinung der Liebe Gottes in Christo bringt einen Wiederschein der Liebe Gottes in den Christen hervor. Man erwartet zu lesen: „Hat uns Gott also geliebt, so lasset uns Ihn wieder lieben!“ Doch erst V. 19. heißt es so; hier folgt:

V. 11. Geliebte, hat uns Gott also geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben. Und warum der Apostel die Bruderliebe als den Wiederschein der Liebe Gottes in den von Ihm Gebornen voranstellt, das erklärt er sogleich im folgenden Verse:

V. 12. Niemand hat Gott jemals gesehen; so wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und Desselbigen Liebe ist völlig in uns. Gewiß zu seyn der Liebe Gottes, das bedürfen wir und Gott gönnt es uns. Woher kommt uns aber diese selige Gewißheit? Nicht durch Schauen. Niemand hat Gott jemals gesehen (Ev. 1, 18.), unsichtbare Liebe ist Sein Wesen, und auch die Erscheinung der Liebe in dem eingebornen Sohne, deren Augenzeugen die heiligen Apostel sind (V. 14.), wird im Evangelio nicht dem Schauen, sondern dem Glauben vorgehalten. Durch den Glauben werden wir der Liebe Gottes inne, wie hernach der Apostel sagt: „Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat“ (V. 16.). Die geglaubte Liebe Gottes aber thut ihre kräftige Gegenwart in uns dar durch Entzündung der Gegenliebe zu Gott, und diese Liebe zu dem unsichtbaren Gotte freut sich Ihn erreichen zu können in den sichtbaren Brüdern (V. 20.), wie denn der Heiland die Seinen über Seinen Weggang tröstet mit der Versicherung, daß Er von ihren suchenden Augen Sich finden lassen wolle in ihrer brüderlichen Liebesgemeinschaft untereinander (Ev. 13, 33 - 35.). Es ist in diesem Capitel dem Apostel nicht sowohl darum zu thun, seine Leser wiederum zu ermahnen zur brüderlichen Liebe, als vielmehr darum. ihnen die freudige Gewißheit ihrer Gotteskindschaft zu starken, worin ihre Ueberwindungskraft beruht (V. 4.), indem er den köstlichen Weg ihnen zeigt, den Paulus vordem den Corinthern wies (1 Cor. 13,), den Weg der Liebe, worin wandelnd sie der Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesu Christo in lauterer Einfalt gewiß seyn und Niemandes bedürfen würden, der sie Gott erkennen lehren wollte durch Einweihung in hohe Dinge, daß er nie keins gesehen hat (Col. 2, 18.). Also in demselben Sinne beruft sich Johannes hier aus die Bruderliebe, in welcher seine lieben Kindlein standen und er mit ihnen, wie Cap, 3, 14: „Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind, denn wir lieben die Brüder.“ Wir wissen, daß uns Gott geliebt hat und hat Seinen eingebornen Sohn gesandt in die Welt, daß wir durch Ihn leben sollen - denn siehe! wir leben wahrhaftig, Gottes Liebe lebt und liebt in uns, Gott bleibt in uns und Seine Liebe ist völlig in uns, bringt in uns Alles zu Stand und Wesen, was sie in Christo und Seiner Versöhnung für uns erworben hat: denn wir lieben die Brüder. O was ist die Bruderliebe, mit Augen Johannis betrachtet! Gott ist die Liebe; Gott wohnt in uns als die Liebe, so wir uns untereinander lieben. „Wer seinem Bruder seine Liebe schenkt,“ sagt ein alter Lehrer, „schenkt ihm mehr, als wenn er alles Gold ihm gäbe. Wer Gott gibt, kann nicht mehr geben.“ So ist Gott wohl unsichtbar, aber doch nahe in Kraft, und Seine gnädige Einwohnung in uns (Ev. 14, 23.) läßt sich merken durch den Odem Seiner Liebe, den wir im Glauben ein- und in der Bruderliebe ausathmen. Die Kirche Jesu Christi, die Gemeinde der Heiligen, ist wohl unsichtbar, aber ihr verborgenes Leben leuchtet hervor in der Liebe, die von Gott ist, mit welcher Gott Sein Wohnen in ihr bezeugt, ihr selber und der Welt (Ev. 17, 21.). ,Gott haben wir nicht gesehen, noch können wir Ihn leiblich sehen; aber statt solches Sehens gibt die Liebe der Brüder uns eine Versicherung, daß Er bei uns sey und wohne, welche Versicherung nicht geringer ist, als ob wir Ihn mit Augen sähen. Denn die wahre Liebe ist von Natur nicht in uns, sondern muß eine Wirkung Gottes seyn, darum sehen wir Ihn in uns in Seiner Wirkung, wie Sein unsichtbares Wesen ersehen wird an der Schöpfung.„ Spener. Und nicht allein in der brüderlichen Liebe, die du empfindest, sondern auch in der, die du empfängst, berührt dich die Kraft des unsichtbaren, in Seinen Kindern bleibenden Gottes. Johannes ruft seinen Brüdern einmal ums andre zu: „Ihr Geliebten! und in der Seele der also Angeredeten verspürt man den himmlischen Eindruck des Geistes, der in diesen Liebesworten sie anhauchte. Ist nun auch der Liebesgruß aus dem Munde eines Apostels von eigenthümlicher Kraft (vergl. Cap. l, 3.), so ist's doch Eine Liebe, welche in den Aposteln waltete und welche in allen sammt ihnen an Jesum Christum Gläubigen lebt, und wir freuen uns und wollen uns auch freuen der Gemeinschaft, die wir untereinander haben in der Liebe, denn darin sehen und schmecken wir das Bleiben Gottes unter uns. Wie die verborgene Liebe Gottes zu den Sündern erschienen ist durch die Sendung Seines eingebornen Sohnes, so erscheint die verborgene Liebe Gottes in den Versöhnten durch die Bruderliebe, welche alle Glieder des Einen Leibes Jesu Christi als Band der Vollkommenheit umschlingt. Noch Eins laßt uns merken. Hat uns Gott also geliebt, so sind wir untereinander Schuldner, daß wir uns lieben mit Seiner Liebe. Wie hat uns Gott geliebt? Mit heiliger, freier, zuvorkommender, barmherziger, selbstverleugnender, auf opfernder - mit versöhnender Liebe. Nun kostet es freilich zu viel, einen Bruder zu erlösen und zu theuer ist das Lösegeld für seine Seele (Ps. 49, 8.9.); aber es ist ja vorhanden das Lösegeld des theuern Blutes Jesu Christi, das tragen wir liebend unsern Mitsündern an und wissen, daß unsere Vergebung Gottes Vergebung ist; so - anders nicht - deckt die Liebe der Sünden Menge (1 Petr. 4, 8), so vergeben wir uns unter einander, gleichwie Christus uns vergeben hat (Col. 3, 13), so bitten wir für die Brüder und erlangen für sie das Leben (Cap. 5, 16). Und wie köstlich ist es, daß wir in der Liebe „Gottes Nachfolger“ (Ephes. 5, 1) heißen sollen! Da gelangen wir zur Erfüllung des Wortes des HErrn: „Ihr sollt vollkommen seyn, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matth. 5,48), und solches Gebot ist nicht schwer (Cap. 5, 3). Gott bleibt in uns, und die Liebe, womit Er uns geliebt hat, ist völlig in uns (Cap. 2,5), weil sie es dahin bringt, uns zu bilden nach Seinem Liebesinne. Gottes heilige Liebe scheint wieder in der Bruderliebe ohne Falsch, die das Arge haßt und dem Guten - nämlich Christo auch in dem Christen - anhängt (Röm. 12, 10) und nicht der Ungerechtigkeit, sondern der Wahrheit sich freut (1 Cor. 13, 6). Gottes freie und zuvorkommende Liebe scheint wieder in der allgemeinen Liebe (2 Petr. I, 7.), welche auch in dem Feinde einen Sünder liebt, für den Christus gestorben ist, und allen Menschen ihre Lindigkeit kund werden läßt (Phil. 4, 5.), Gottes barmherzige Liebe scheint wieder in der Liebe, welche Herz und Hand weit aufschließt gegen den dürftigen Bruder (Cap. 3, 17.); Seine selbstverleugnende Liebe in der Liebe, die nicht das Ihre sucht, sondern was des Andern ist (1 Cor. 13, 5; Phil. 2, 4.); Seine aufopfernde Liebe in der Liebe, welche das Leben läßt für die Brüder (Cap. 3, 16.). In dem Geschmeide der Liebe, womit Gottes auserwählte Heilige und Geliebte sich schmücken (Col. 3, 12 ff.), ist kein Edelstein, der nicht seinen Glanz empfinge von der Sonne der Liebe Gottes, die in Christo Jesu uns ausgegangen ist und im heiligen Geiste in unsre Herzen strahlt. - Die ersten Christen genossen reichlich die Freude an dem HErrn, der unter ihnen wohnte und wandelte, in brünstiger Bruderliebe. Darum ging auch ihr Mund über vom Lobpreis der Liebe. Clemens, der Schüler des Paulus, schreibt an die corinthischen Christen: -Das Band der Liebe Gottes, wer kann es ausreden, wer dessen überschwängliche Schönheit genugsam und würdig erzählen? Unaussprechlich ist die Höhe, zu welcher die Liebe hinanführt. Die Liebe macht uns Gott anhangen; die Liebe deckt der Sünden Menge, die Liebe erträgt Alles, duldet Alles; in der Liebe ist nichts Unsauberes, nichts Uebermüthiges; die Liebe richtet nicht Zertrennung an, erregt nicht Aufruhr, thut Alles in Eintracht; in der Liebe sind vollendet worden alle Heiligen Gottes; ohne Liebe ist Nichts Gott wohlgefällig. In der Liebe hat der HErr uns ausgenommen, um der Liebe willen, die Er zu uns hatte, hat Jesus Christus unser HErr Sein Blut für uns dargegeben nach dem Willen Gottes, Sein Fleisch für unser Fleisch, Seine Seele für unsre Seele. So lasset uns bitten die Barmherzigkeit Gottes, daß wir leben mögen in der Liebe.“ - Zusammenfassend, was er von der Christen Gemeinschaft mit Gott in der Liebe geschrieben, wiederholt jetzt der Apostel das Schlußwort des dritten Capitels, den dritten Haupttheil des Briefes mit dem zweiten zusammenflechtend:

V. 13. Daran erkennen wir, daß wir in Ihm bleiben, und Er in uns, daß Er uns von Seinem Geist gegeben hat. Gott ist die Liebe; in uns ist Gott der heilige Geist der Liebe. Wie der heilige Geist das ewige persönliche Liebesband ist zwischen dem Vater und dem Sohne, und wie in Ihm die menschliche Natur Jesu, des Gesalbten, mit Seiner Gottheit persönlich geeint ist, daß Gott und Menschheit Eines Geistes sind, so ist Er es auch, der die Liebesgemeinschaft zwischen Gott und Gottes Kindern schafft und erhält. Im heiligen Geiste steigen die Liebeskräfte des Vaters durch den Sohn zu uns hernieder, und im heiligen Geiste steigt das Opfer unsrer erwiedernden Liebe durch den Sohn zum Vater empor: die Liebe des Vaters, die Gnade des Sohnes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes umwebt die Gemeinde der Gläubigen (2 Cor. 13, 13.). In dem Bade der Wiedergeburt (Tit. 3, 5.) und durch die Predigt vom Glauben an die in Christo erschienene Liebe Gottes (Gal. 2, 5.) kehrt der Geist als aus Seinem Wagen bei uns, die wir glauben, ein als in Seine Wohnung, und zwar wird Er in unsre Herzen ausgegossen nicht wie ein von der Regenwolke abgerissenes Regentröpflein, sondern wie ein mit der Quelle zusammenhangender Bach. In der Liebe, die des dreieinigen Gottes Wesen ist und deren Klarheit durch den Christum verklärenden Geist in den Christen sich spiegelt (2 Cor. 3, 18.), leben wir Ein Leben mit dem Vater und Seinem Sohne Jesu Christo: daran erkennen wir, daß wir in Ihm bleiben, und Er in uns. Während der Sinn unsrer alten sündlichen Natur in Selbstsucht und Eigenwillen Gott widerstrebt, und wir mit Ihm, der die Liebe ist, nicht Ein Geist seyn könnten, denn Gottes Liebe ist Licht, und keine Finsterniß in ihr (Cap. 1, 5.): so ist uns durch Seinen Geist ein neuer, Ihm gleichartiger Sinn gegeben, der die göttliche Liebe nicht mehr abstößt, sondern Ein Ding mit ihr wird. In diesem Geistesumgange mit Gott, der als die in Christo erschienene Liebe unsers Lebens gegenwärtige Kraft und der süße, schon geschmeckte Kern unsrer zukünftigen Seligkeit ist, sind wir unsers Bleibens in Ihm und Seines Bleibens in uns mit völliger Freude gewiß. Das ist die Seligkeit, welcher man in der Kirche genießt. „O würdige Sache! o selige, o heilige, o geheime Liebesverbindung mit dem Vater und mit Seinem Sohne in dem heil. Geiste! Das ist das Geheimniß, das uns kund worden ist, darin wir nun leben, und dessen wir aus göttlichen Trieben durch die Handreichung des Geistes in der gemeinschaftlichen Liebe untereinander pflegen. Wenn wir's nicht eher könnten erreichen, daß wir wahrhaftig in Gott sind und Gott in uns, bis wir Ihn gesehen haben, so würde wohl in diesem armen Leben nichts draus werden, daß wir dessen uns anmaßen könnten. Aber daraus kommt's nicht an, wie bei Menschen üblich, daß man sagt: ich bin mit dem Menschen nicht bekannt, ich hab ihn mein Tag nicht gesehen; sondern der Geist, der uns ins Herz gegeben ist, der bringt uns hinein, daß wir von der Stunde, da wir Seinen Geist empfangen haben, weniger nicht denken dürfen als: Nun ist Gott in uns und wir in Ihm.“ Steinhofer. Wir sind nun in Gott und Er in uns, weil Er uns von Seinem Geist gegeben hat; aber es ist noch nicht erschienen, was wir seyn werden. Der heilige Paulus nennt den Geist, der als göttliches Liebessiegel uns gegeben ist, das Pfand unsers Erbes (Ephes. I, 14; 2 Cor. 1, 22; 5, 5.) und schreibt uns, die wir in Hoffnung selig sind, des Geistes Erstlinge zu (Röm. 8, 23. 24.). Wenn aber die Zeit der reifen, vollen Garben des Geistes, die schöne Erntezeit im Himmel, erscheinen wird, dann wird das Wort: „Wer lieb hat, der kennt Gott,“ in neuer Herrlichkeit sich bewähren, dann wird die Vollkommenheit unsrer Liebe gegen Gott entsprechen der Vollkommenheit der göttlichen Liebe gegen uns, und mit dem Stückwerk unsers Liebens wird auch das Stückwerk unsers Erkennens aushören: in vollkommener Liebe werden wir erkennen , gleichwie wir erkannt sind von der göttlichen Liebe (1 Cor. 13, 8 -12.), und werden Ihm gleich seyn und Ihn sehen, wie Er ist (Cap. 3, 2.). Unterdessen bitten wir: „Rüst uns aus mit Kraft und Stärke, in dem angefangnen Werke bis ans Ende fortzugehen, daß wir Dich mit Freuden sehen, wenn Du wirst die Erd erschüttern, und die Sünder werden zittern in der Erde letzten Tagen, wir dann können freudig sagen: Großer König! wir die Deinen hier vor Deinem Thron erscheinen. Siehe Deines Geistes Siegel an uns, Deines Bildes Spiegel; wir, die Deine armen Bräute, doch geschmückt als Hochzeitsleute, kommen aus den Jammerthälern, eilen zu den Freudenmählern.“ HErr Gott, lieber himmlischer Vater, wir danken Dir, daß Du von neuem den evangelischen Preis Deiner Liebe uns hast hören lassen. Ach, nun gelte uns doch das Wort Deines lieben Sohnes: Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren! Wir schämen uns vor Dir und klagen uns an, daß wir die großen Thaten Deiner Liebe in Christo Jesu so oft, von Kind aus, gehört und doch so schlecht bewahrt haben. Thue heute unsre Herzen auf, daß wir merken, was von Johanne zu uns geredet wird. Bringe uns durch die feurigen Kohlen Deiner Liebe zu lauterer Demuth und gib uns einen lebendigen Eindruck davon, was für ein Wunder das ist, daß wir, wir unwürdigen Sünder, von Dir, dem heiligen Gotte, sollen geliebt heißen. Du bist die Liebe - o laß uns erkennen, was wir waren ohne Dich, was wir bleiben, wenn wir Deinen Geist von uns vertreiben. Mache unsre Lieblosigkeit, unsre Feindschaft gegen Dich, unsre selbstsüchtige Art uns ganz abscheulich, damit wir vor Dir in den Staub sinken und im Glauben lernen, was die Versöhnung sey, was ein Sünder habe an Jesu Christo, Deinem eingebornen Sohne, den Du gesandt hast in die Welt, ins Fleisch, ans Kreuz, und hast Ihn ausgeführt von den Todten durch das Blut eines ewigen Bundes, daß wir durch Ihn leben und von Ihm geweidet werden sollen an den lebendigen Wasserbrunnen. Also, also hast Du uns geliebt, heiliger, barmherziger Gott und Heiland! Drücke dieses Also tief in unsre Herzen; lehre uns wandeln im beständigen Ausblicke zu dem Blute der Versöhnung, das im Heiligthum vor Dir redet und uns versichert, daß Du wahrhaftig die Liebe bist. Und der Du die Liebe bist über uns Allen um Jesu Christi Deines geliebten Sohnes willen, sey und bleibe auch in uns Allen die Liebe durch den Geist, den Du über uns reichlich ausgegossen hat in der heiligen Taufe, den Du freundlich uns darreicht im seligen Evangelio, den Du auch mit dieser Stimme Johannis wieder in unsere Herzen willst senden. Ja, entzünde in Deinen Gläubigen das Feuer Deiner göttlichen Liebe, daß Deiner Kirche Leben Deinen Namen bekenne. Laß uns und Deine ganze Gemeinde mehr und mehr erwachsen zu einer Behausung Deiner Liebe im Geist, und ziere Deine heilige Wohnung auf Erden wie im Himmel mit dem Zeichen Deiner gnädigen Gegenwart, mit der Liebe der Brüder untereinander, worin Du, o unsichtbarer König Deines Reiches, Dein Beiunsseyn willst offenbaren. Erquicke uns hier mit den Erstlingen Deines Liebesgeistes, und dort, wo Deine vollkommene Liebe. Alles in Allen seyn wird, laß uns im Erkennen von Angesicht mit neuen Zungen fingen und sagen: Gott ist die Liebe. Amen. Mel, Komm, o komm, du Geist des Lebens.

Liebe, die Du mich zum Bilde
Deiner Gottheit hat gemacht;
Liebe, die Du mich so milde
Nach dem Fall hat wiederbracht:
Liebe, Dir ergeb ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich

2. Die Erfahrung der Liebe Gottes. V. 14 - 21.

Segne uns, o HErr, das Zeugniß des Jüngers, den Du lieb hattest, daß wir sammt ihm erfahren. Deine Liebe, Amen.

Der heilige Johannes ist ganz in seinem Elemente, indem er zeugt, daß Gott die Liebe ist - er „kann nicht fertig werden mit den Vorstellungen von der Liebe.“ L. Er hatte sie selber erfahren und nährte sich von ihr, darum redete er. Drei Dinge legt er aus dieser seligen Erfahrung jetzt einen Kindlein ans Herz, auf daß ihre Freude völlig sey. 1. Die Liebe Gottes ist wahrhaftig und gewiß, und wer an Jesum als einen Heiland glaubt, der erfährt gleich den Aposteln die Liebe Gottes. 2. Die Erfahrung der Liebe Gottes in Christo Jesu gibt uns kindliche Freudigkeit ins Herz und treibt daraus die Furcht aus, welche wir ohne Christum mit Pein hegen müßten. 3. Wir aber, die wir erfahren haben. Seine gnädige Liebe zu uns, wollen Ihn wiederlieben, und zwar in Wahrheit, Ihn erkennend in Seinen Kindern, unsern Brüdern.

V. 14. Und wir haben gesehen und zeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat zum Heiland der Welt. Wir - wir seligen Leute, seliggepriesen von dem HErrn um deß willen, daß wir sahen Seine Herrlichkeit (Luc. 10, 23.). In Ihm haben wir gesehen mit unsern Augen und haben beschaut - als unsrer Augen Weide (Cap. l, 1.) - die erschienene Liebe Gottes: außer diesem Sehen Gottes gibt es keins. Niemand hat Gott jemals gesehen (V. 12.), es sey denn, daß seine Philippus-Sehnsucht gestillt ward durch Den, welcher spricht: „Wer Mich sieht, der sieht den Vater“ (Ev. 14, 9.). In Ihm hat der Vater Sich erschlossen und sichtbar gemacht. Die heiligen Apostel haben aber gesehen zur Freude Aller, die durch ihr Augenzeugniß zum Glauben berufen werden an die Liebe Gottes in Christo zu der ganzen Welt. Das sagt ihnen der HErr in den Worten, aus welche Johannes hier zurückweist: „Wenn der Tröster kommen wird, welchen Ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von Mir, und ihr werdet auch zeugen, denn ihr seyd von Anfang bei Mir gewesen“. So zeugen denn die Apostel, was sie gesehen und gehört haben (2 Petr. 1. 16.), was der Geist der Wahrheit ihnen ausschloß und aneignete zu erlebter Seligkeit: daß der Vater den Sohn gesandt hat zum Heiland der Welt. Es klingt in diesen Worten die Stimme nach, welche der Evangelist und Apostel Johannes unvergeßlich im Gedächtniß hielt, die Stimme seines Lehrers, des Täufers Johannes: „Ich sahe es und zeugte, daß Dieser ist Gottes Sohn“ (Ev. 1, 34.), und das Evangelium, welches der Täufer in jener Stunde verkündigte: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“ (Ev. 1, 29), wiederholt der Apostel, indem er den vom Vater gesandten Sohn den Heiland der Welt nennt. Zur Versöhnung für unsere Sünden hat Gott Seinen Sohn gesandt (V. 10), das ist gewißlich wahr und ein theuerwerthes Wort (1 Tim. 1,15); Johannes bezeugt es feierlich, daß die Liebe Gottes welche das gethan, keine Fabel sondern geschichtliche Wahrheit sey: der Sohn Gottes ist wahrhaftig gekommen in die Welt, Sünder selig zu machen, alle Sünder, als der Heiland der Welt, der Jesus, welcher was. Sein Name besagt (Matth. 1, 21.) vollbracht hat und ewiglich hält. - Das apostolische Zeugniß von der versöhnenden Liebe Gottes ist ein Erfahrungs-Zeugniß, darin eben liegt eine Macht. Mitsünder und Miterlöste sind die verordneten Zeugen der Liebe, die uns selig macht. Der heiligen Apostel Zeugniß hat allerdings eine eigne Würde: sie haben gesehen und zeugen; doch tritt im 16ten Verse Johannes in eine Reihe mit allen Glaubenszeugen, da er schreibt: „Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat,“ und noch heute legt der heilige Geist dem Erfahrungs-Zeugnisse begnadigter Sünder, die in Jesu beides den Sohn Gottes und ihren - weil der Welt - Heiland erkannt haben, herzgewinnende Gewalt bei. Deß ist auch Paulus fröhlich (1 Tim. 1, 12ff). Es ist ein wahres Wort, womit Rudelbach die Bekehrungsgeschichte Cyprian's, den der Presbyter Cäcilius überwand, begleitet: „Welch eine Kraft hat das Erfahrungs-Zeugniß eines recht gedemüthigten Menschen, welcher vom Geiste gewürdigt wird, als Werkzeug gebraucht zu werden! Es ist grade das in höchster Potenz, was uns mit unnennbarer Kraft zum Zeugnisse der heiligen Schrift hinzieht - denn was sind sie anders, von dieser Seite betrachtet, die Zeugnisse der Schrift alle, als eine große geistliche Erfahrungsschule, aufs unzweideutigste von Gottes Geist selbst besiegelt?“ Laßt uns aus Cyprian's Leben ein Beispiel von dem Zeugen aus erfahrener Gottesliebe hören, womit die Christen jener Zeit den Spruch bestätigten: „Kindlein, ihr seyd von Gott, und habt jene überwunden“ (V. 4.). Im Jahre 252 wüthete zu Carthago eine entsetzliche Pest. Die meisten Einwohner ergriffen die Flucht und ließen in erbarmungsloser Selbstsucht ihre kranken Angehörigen hülflos liegen. Da versammelte Cyprian die ganze Schaar der Christen um sich und rief sie zu erbarmender Liebe gegen ihre heidnischen Verfolger aus, denn das sey der Wille Gottes, daß die, so von den Christen afterredeten als von Uebelthätern, durch Liebe überwunden würden (1 Petr. 2, 12 f.). „Ja, wir müssen,“ rief er aus, -unsrer Geburt uns würdig zeigen und unserm Ursprunge nicht Schande machen, sondern als von Gott Geborne in unserm ganzen Geschlechte zeigen, daß Seine Güte und Barmherzigkeit das Herz in uns erneuert hat!“ Das christliche Volk legte flugs Hand ans Werk, die ganze Gemeinde wurde zu einem Hospital, Vornehme und Geringe zu Krankenpflegern. Ein Augenzeuge dieses erhabenen Schauspiels schreibt: „Ja wahrlich, hier war mehr als Tobias, welchen die Güte trieb, die Hungrigen zu speisen, die Nackten zu kleiden und die Erschlagenen und Todten unter seinem Volke zu begraben“ (Tob. 1, 19. 20.). Und als für dies Alles die grimmigen Feinde Jesu und Seiner Bekenne r eine neue Christenverfolgung erregten - denn, sagten sie, ohne Zweifel sey das Strafgericht, welches die Götter in der verderblichen Pest über die Stadt verhängt hatten. Niemand anders zuzuschreiben als der verhaßten Sekte der Christen - da zeugte Cyprian in einem Briefe an den römischen Stadthauptmann Demetrian freimüthig und in feurigem Liebeseifer von der Macht des Christenlebens. „Siehe,“ redet er zuletzt ihn an, „wir bieten euch Alles an, was Liebe zu den Seelen und heilsamer Rath nur zu schenken vermag. Euch hassen können wir nicht, sondern sind gewiß Gott mehr zu gefallen, wenn wir statt Unrecht mit Unrecht zu vergelten vielmehr euch ermahnen, so lange es noch irgend möglich, so lange noch etwas von der Gnadenzeit übrig ist, euch mit Gott versöhnen zu lassen und aus der Tiefe des finstern Aberglaubens zum Himmelslichte der wahren Religion euch zu erheben. Wir mißgönnen euch eure äußeren Vortheile nicht; aber wir verschweigen auch nicht die Fülle der göttlichen Erbarmung gegen uns. Wir vergelten euern Haß mit ungefärbtem Wohlwollen; für die Peinigungen und Martern, die ihr über uns verhängt, zeigen wir euch den Weg des Heils. So glaubet denn, und lebet! Ihr, die ihr eine kurze Zeit uns verfolgt, freuet euch ewiglich mit uns! Denn wenn wir erst von hinnen geschieden sind, so ist kein Raum zur Buße mehr da, keine Wirksamkeit der geschehenen Versöhnung. Hier muß das Leben entweder gewonnen oder verloren werden; hier muß man sein ewiges Heil und die Frucht des Glaubens schaffen durch wahrhaftige Anbetung Gottes. Auch lasse sich Niemand von seinen Sünden oder von seinen Jahren zurückhalten, als ob ihm der Gnadenthron deshalb nicht offen stünde! So lange wir noch in dieser Welt sind, ist keine Bekehrung zu spät. Der Zugang zur göttlichen Vergebung ist da; wer da sucht und nimmt, dem ist der Eintritt in die Wahrheit gewiß. Du selbst, obgleich am Abende des Lebens dem Ausgange nahe, bete und rufe demüthiglich den Einen wahren Gott an, im Bekenntniß und im Glauben an Seinen Namen; Vergebung wird dann dem Reuigen geschenkt, Gnade dem Gläubigen aus dem Quell der göttlichen Erbarmung; an des Todes Pforten selbst wirst du zur seligen Unsterblichkeit hinüberschreiten.“ - Johannes ist voller Freude, daß er und seine apostolischen Mitzeugen nicht einsam geblieben mit ihrer Erfahrung der göttlichen Liebe, die in der Sendung des Heilandes der Sünder sich offenbart hat. Er kann sich getrost auf die eigne Erfahrung seiner Kindlein berufen, welche im Glauben an den Sohn Gottes, ihren Heiland, der Gemeinschaft mit Gott inne geworden waren und geschmeckt hatten, daß Er die Liebe ist:

V. 15. Wer nun bekennt, daß Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott, und er in Gott. Er knüpft an Cap. 2, 23. und an V. 2. dieses vierten Cap. wieder an, indem er das dort Ausgesprochene in den von V. 7. anhebenden Gedankenzug verflicht und das Bekenntniß der Wahrheit als Liebes-Erfahrung darstellt. Die Christen sind ja die Gemeinde der Bekenner Jesu, des Sohnes Gottes, bekennen sich also zu der allervölligten Erscheinung der göttlichen Liebe (V. 9. 10.); wie könnte es anders seyn, als daß der Geist, der solch Bekenntniß ihnen auszusprechen gibt (V. 13), in die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne die einführe und darin beselige? Gott bleibt in den Bekennern Seines im Fleische gekommenen Sohnes mit Seiner gnädigen Kraft, und sie bleiben in Gott mit gehorsamer Hingabe ihres Herzens an den Zug Seines Geistes, mit freudigem Ausruhen im Schoße Seiner allmächtigen Liebe. „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal? oder Angst? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Blöße? oder Fährlichkeit? oder Schwert? In dem Allen überwinden wir weit um Deß willen, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstenthum noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andre Creatur, mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm HErrn“ (Röm. 8, 35 f.) - so gesinnt seyn, daß heißt glauben oder bleiben in Gott. Laßt uns mit Paul Gerhard dieses Siegeslied (Ist Gott für mich) dem Apostel nachsingen lernen! Solcher Bekenner wolle der heilige Geist viele unter uns erwecken, dann werden wir in der Lehre von der Liebe Gottes praktisch uns üben und werden verspüren, daß es wahr ist, was A. H. Francke sagt: „Ein Tröpflein Glaubens ist weit herrlicher als ein ganzes Meer voller Wissenschaft, und wäre es auch die historische Wissenschaft des göttlichen Worts.“

V. 16. Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm. Gott ist die Liebe: dies evangelische Sprüchwort wiederholt der Apostel, indem er darin die Summe aller Christenerfahrung ausspricht. Gott ist die Liebe, der Geber Seiner selbst, und die da glauben, sind Empfänger Gottes. In das: „Wir haben -“ schließt er nun Alle mit ein, welche dem apostolischen Zeugnisse (V. 14.) von der in Jesu Christo erschienenen Liebe Gottes glauben. Wir haben erkannt und zwar durch Erfahrung des Glaubens (so verhalten sich die ineinander greifenden Worte: erkennen und glauben zu einander, vergl. Ev. 6, 69.) die Liebe die Gott zu uns hat - wörtlich: in uns hat, als in unser Herz ausgegossene Liebe (Röm. 5, 5.). Anders als im Glauben kann ja die Liebe Gottes nicht erkannt, nicht begriffen und ergriffen werden, denn der natürliche Mensch vernimmt nichts von dem Geheimniß, daß Gott die Sünder liebt in Christo, dem Heilande der Welt. „Wer faßt hier den geheimen Rath? Nur wer den Geist des Glaubens hat, der durch des Lammes Blut zusammenschreibt, was sonst wohl himmelweit geschieden bleibt - nämlich Gott und den sündigen Menschen. „Glückselig ist demnach, der diese Erkenntniß hat, daß Gott die Liebe sey, der uns liebt, nicht um unsrer Werke, sondern um Seiner Liebe willen. Es sind einfältige Worte, die aber den höchsten Glauben erfordern, wider welchen Alles, was nicht vom Geiste Gottes ist, streitet. Das Gewissen, der Teufel, die Hölle, das Gericht Gottes und Alles streiten dawider, daß wir nicht glauben sollen, Gott sey die Liebe; sondern sollen glauben. Gott sey ein Peiniger und Richter. Aber diese Liebe ist so groß, daß wir können eine Freudigkeit haben aus den Tag des Gerichts (V. 17.). Das macht das Blut der Liebe, das für uns vergossen ist. Wenn dich nun dein Gewissen deiner großen Sünden wegen drückt, so tröste dich mit diesem Blut der Liebe.“ L. Was hat eigentlich den reichen Mann an den Ort der Qual gebracht? Daß er nicht reich am Glauben war, wie Lazarus. Noch in der Hölle setzt er die Unkenntniß Gottes fort, der ihm so wenig die Liebe ist, daß er dem Liebesmangel desselben durch seine Rathschläge abzuhelfen unternimmt. Daher hört er aus Abrahams Munde das Wort „Glauben,“ was er vermieden hat auszusprechen. Er blieb außer Gott, weil er glaublos außer der Liebe blieb. Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe Gottes zu uns, schreibt Johannes, und wenn wir durch den Glauben bleiben in dieser Liebe - wie Paulus Röm. 11, 22. zum Bleiben in der Güte Gottes ermahnt - dann bleiben wir in Gott, und Gott in uns. Bleiben, bleiben! Das ist noth, daraus dringt Johannes mit unermüdlichem Ernste und will seine Kindlein recht geborgen und eingewickelt haben in die Liebe Gottes, welche er von Anfang ihnen verkündigt hatte, daß sie doch ja in der „letzten Stunde“ aus ihrer Festung nicht entfallen möchten. So wissen wir denn, wie wir in Gott, als unserm Heiligthume, bleiben sollen, und wodurch Gott in uns, als in Seinem Tempel, bleiben will. Gleichwie ein Baum sich einwurzelt in den Erdboden, und des Erdbodens ernährende Kraft des Baumes Mark und Saugfasern durchdringt: so senkt sich die Wurzel unsers Glaubens in die wesentliche Gottesliebe ein, die in Jesu Christo gegen uns sich ausgethan hat, und sie durchdringt unsern inwendigen Menschen mit dem nährenden Safte göttlichen Lebens (Ephes. 3, 16 f.). Aber ein Baum kann vertrocknen und ausgehen. Ja; doch unsers Lebens Baum wird ewig grünen und Frucht tragen, weil ewige Liebe der Boden ist, darein er gepflanzt ward - es sey denn, daß wir selber die Lebensadern unterbinden, durch welche die göttliche Liebe ihre Kraft in uns ergießt. Luther theilt die von der Liebe Gottes Abfallenden in zwei Klassen; die einen vergleicht er mit dem wurmstichichten Obste, das von selbst abfällt und nicht reis wird, die andern mit dem schon reisenden Obste, das vom Wetter abgeschlagen wird, Wider beiderlei Gefahr hilft Ein Mittel: die tägliche Uebung des Glaubens, worin man erfährt, daß die Liebe Gottes köstlicher ist als alle Lust und stärker als alle Feindschaft der Welt. „Es sey Gott dein Haus, und du sey das Haus Gottes. Bleibe in Gott, und es bleibe Gott in dir. Gott bleibt in dir, damit Er dich halte: bleibe du in Gott, damit du nicht fallest.“ Augustin. Hören wir noch des heilige Bernhard Auslegung unsers Textes: „Gott ist die Liebe: was ist also köstlicher als die Liebe? Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott: was ist also sicherer als die Liebe? Und Gott in ihm: was ist also süßer als die Liebe? Wohlan, so nimm Den zum Freunde und Genossen an, der, wenn Alles dahinfallen wird, Seinen Liebhabern Treue hält und sie nicht verläßt in der Zeit der Noth. Faß alle Wogen deines Gemüths, die dich hin und her werfen, in Eins zuhauf und hefte all dein Verlangen einig in Gott, daß hier dein Herz sey, dein begehrungs- und über Alles liebenswürdiger Schatz. Er besucht häufig und bewohnt gern die Stille eines gläubigen Herzens und die edle Muße einer ruhigen Seele, denn Er ist Friede und im Frieden Seine Statte. Deswegen rüste dich zu, daß Gott bei dir einkehre; daß Er sey in deinem Munde, sey in deinem Herzen, mit dir aus und ein gehe und Sich nicht von dir wende. Wenn du nicht zuerst Ihn loslässest, wird Er dich nimmer loslassen; wo du auch seyn magst, niemals wirst du allein seyn können, sondern Gott wird mit dir seyn. So reinige denn dein Gewissen“ - wie wir singen: „Schmücke dich, o liebe Seele“ - „und sey allezeit bereit, damit, um welche Stunde Er komme, bei dir Herberge zu halten. Er eine Ihm zubereitete Wohnung in dir finde, wie Er denn spricht: Bereitet Mir das Heiligthum, und Ich will unter euch wohnen! Lasset uns darum Fleiß thun den Tempel Gottes in uns zu erbauen, aus daß der HErr in einem Jeglichen unter uns und in uns allen zugleich wohne, weil Er weder einen Einzelnen noch die ganze Versammlung verschmäht.“

Nachdem Johannes die auf gewissem Grunde ruhende Glaubenserfahrung bezeugt hat, daß Gott die Liebe sey, und daß wer im Glauben Ihn als die Liebe festhalte, in wahrhaftiger Gemeinschaft mit Ihm bleibe, nennt er nun die süßeste Frucht der im Glauben erfahrenen Gottes-Liebe, die wir in dieser Welt zu genießen haben:

V. 17. Daran ist die Liebe völlig bei uns, daß wir Freudigkeit haben am Tage des Gerichts; denn gleichwie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt. An sich selber ist die göttliche Liebe absolut vollkommen und ist völlig erschienen in der Sendung des eingebornen Sohnes zum Heilande der Welt; aber bei uns, in unsrer Erfahrung, wird sie vollkommen (Cap. 2, 5; 4, 12.). Der anfangende Glaube gibt uns Tröpflein zu schmecken aus ihrer Fülle, und je mehr wir uns erleuchten lassen durch das Evangelium und in Jesum Christum uns einglauben, desto reichlicher erfahren wir die Liebe Gottes, bis der vollendete Glaube, welcher in dem Bekenntniß sich ausspricht: „Gleichwie unser HErr Jesus ist, so sind auch wir in dieser Welt,“ die Erfahrung der Liebe in uns vollendet, und Gott Seine Liebesabsicht mit uns erreicht hat. O wie viel Arbeit kostet es den Geist Gottes, ehe er es dahin mit uns bringt! Da hat die Liebe viel Thorheit und Herzensträgheit, viel Unart und Blödigkeit an uns zu überwinden und muß uns tausendmal von neuem anfassen, strafen, trösten, bis wir ein rückhaltloses, ganz kindliches Vertrauen zu ihr fassen und unser Herz als ein bräuchliches Gefäß ihr gänzlich einräumen. Aber sie ist auch groß, die Liebe Gottes, und zärtlicher als Mutterliebe. Johannes hatte selber ihre allertreueste Pflege erfahren, er wußte es, was für Mühe die Liebe williglich sich machen läßt von . ihren Kindern - weißt du es auch? Dann lautet das Gespräch deiner Seele vor Ihm: „Nun lob mein Seel den HErren, was in mir ist den Namen Sein! Sein Wohlthat thut Er mehren, vergiß es nicht, o Herze mein! Hat dir dein Sünd vergeben und heilt dein Schwachheit groß, errett dein armes Leben, nimmt dich in Seinen Schooß, mit rechtem Trost beschüttet, verjüngt dem Adler gleich; der König schafft Recht, behütet die Leidenden im Reich.“ Und woran spüren wir, daß die Liebe Gottes uns in ihren Schooß genommen hat? Daran, sagt der Apostel, daß wir Freudigkeit haben am Tage des Gerichts. Der Gerichtstag ist dem Christen ein täglich vor Augen stehender, und wohin die Liebe am Ende es mit ihm bringen wird, das ist seinem Glauben etwas Gegenwärtiges, deshalb heißt es: am Tage, nicht bloß aus den Tag des Gerichts. Der jüngste Tag meldet sich an in allen vorlaufenden Gerichtstagen, durch welche der HErr, der da kommt mit den Wolken (Offenb. 1, 7.), Sein heiliges und gerechtes Thronen über der Welt offenbart und Sein Gericht anfängt am Hause Gottes (1 Petr. 4. 17.). Auch deshalb malt Johannes die Liebe Gottes in Christo seinen Lesern so reizend vor, damit sie daraus Freudigkeit schöpfen sollten in den Tagen der Trübsal. Die geängstete und verfolgte Kirche sollte das prophetische Wort erleben! -Er wird mich erhalten bei meiner Kraft, und wird mir Frieden schaffen. Es wird dennoch dazu kommen, daß Jakob wurzeln wird, und Israel blühen und grünen wird, daß sie den Erdboden mit Früchten erfüllen. Schlägt Er auch Israel, wie Er die schlägt, so Israel schlagen? Oder wird Israel erwürgt, wie erwürgt werden seine Feinde?“ (Jes. 27, 5 - 7; vergl. Offenb 3, 10; 6, 9 ff.). Auch wir thun wohl, das apostolische Wort im Herzen zu bewegen, wenn wir sehen, daß wieder Gerichtswolken am Himmel sich sammeln, und Gott durch Blitz und Wetter es beweisen will. Er sey Licht und keine Finsterniß in Ihm. Hinter allen vorläufigen Gerichtstagen aber kommt herbei der Tag des Gerichts, und im Hinblick aus ihn die Freudigkeit haben, welche die Häupter ausheben lehrt, während die Menschen aus Erden vor Bangigkeit zagen und verschmachten vor Furcht und Warten der Dinge, die da kommen sollen (Luc. 21, 25 ff.); die Freudigkeit, welche das Herz mit Sehnsucht durchdringt nachher Erscheinung des HErrn der Herrlichkeit und den Rus eingibt: „Ja, komm, HErr Jesu!“ - während die Leute dieser Welt insgemein schon den leisesten Gedanken an den Tag fliehen, da sie „sprechen werden zu den Bergen und Felsen: Fallet aus uns, und verberget uns vor dem Angesicht Deß, der aus dem Stuhl sitzet, und vor dem Zorne des Lammes. Denn es ist gekommen der große Tag Seines Zorns, und wer kann bestehen?“ (Offenb. 6, 16, 16.): die Freudigkeit haben, das heißt ein vollendetes Meisterstück der Liebe Gottes seyn. „ Nichts, Nichts kann mich verdammen, Nichts nimmet mir mein Herz, die Höll und ihre Flammen, die sind mir nur ein Scherz; kein Urtheil mich erschrecket, kein Unheil mich betrübt, weil mich mit Flügeln decket mein Heiland, der mich liebt.“ Römischen Katholiken klingt dies Lied ärgerlich. Mir sagte mal einer, die „lutherische Frechheit“ habe es P. Gerhard eingegeben. Wer, wie die römische Kirche thut, die Heilsgewißheit des Menschen von der Vollkommenheit seiner eignen Liebe abhängig macht, der muß ja freilich für Frechheit halten, was das apostolische Wort Freudigkeit nennt. Wir aber fingen getrost, getrost beim Lodern der Höllenflammen, in welche uns das mit dieser Epistel gepaarte Sonntagsevangelium (am ersten nach Trinitatis) einblicken läßt: „Mein Jesus ist mein Ehre, mein Glanz und helles Licht. Wenn Der nicht in mir wäre, so dürft und könnt ich nicht vor Gottes Augen stehen und vor dem strengen Sitz: ich müßte stracks vergehen, wie Wachs in Feuershitz. Mein Jesus hat gelöschet, was mit sich führt den Tod; der ist's, der rein mich wäschet, macht schneeweiß, was ist roth. In Ihm kann ich mich freuen, hab einen Heldenmuth, darf kein Gerichte scheuen, wie sonst ein Sünder thut.“ Auf denselben Grund gründet Johannes der Christen Freudigkeit, da er fortfährt: Denn gleich wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Er, der Sohn Gottes, der Welt Heiland (V. 14. 15), ist verklärt in denen, welche erkannt und geglaubt haben die Liebe, die Gott zu uns hat. Was Er erbeten hat für die Seinen, die in der Welt sind, daß die Liebe, womit der Vater Ihn liebt, sey in ihnen, und Er in ihnen (Ev. 17, 23. 26), das ist in denen zu Stande gekommen, in welchen die Liebe Gottes völlig ist. Sie sehen mit Glaubensaugen so sich an, wie Gott mit Liebesaugen sie ansieht, nämlich eingekleidet in die Herrlichkeit Christi, welche Er ihnen gegeben hat (Ev. 17, 22.), und während sie in dieser Welt unerkannt und in armer Gestalt, durch Leiden und Sterben, ja, beschwert von dem Sündenüberreste ihres Fleisches dahingehen, wissen sie dennoch gewiß, daß sie Gott bekannt sind nach ihrer Gleiche mit ihrem erstgebornen Bruder im Himmel (Ev. 10, !5.), daß Haupt und Glieder - das Haupt nicht mehr in dieser Welt, die Glieder noch in dieser Welt - aufs allerinnigste zusammengehören, daß Christi Gerechtigkeit ihre Gerechtigkeit, Christi Friede ihr Friede, Christi Freude ihre Freude ist (Ev. 15, 3. 11; 16, 33.). Gleichwie Er ist. so sind auch wir, denn wir sind Seine Miterben, und der schmerzhafte Unterschied, daß Er droben im Himmel schon prangt, wir in dieser Welt noch streiten, wird uns dadurch versüßt, daß diese Welt eine von Ihm überwundene und jene Herrlichkeit eine uns vorbehaltene ist. Und in Seinem Namen, in Seiner Kirche, ist Er ja noch alle Tage in der Welt, die zu uns sich verhält wie zu Ihm. Gleichwie Er Allen zum Heil und Segen ist, umsonst zu empfangen, also auch wir; gleichwie Er der Welt Licht und Leben ist, also auch wir; gleichwie Er von der Welt verachtet und verfolgt wird, also auch wir: Er immer derselbe, und Seine Kirche auch. Paulus preist den Trost dieses: Gleichwie Er, so auch wir, in den freudigen Worten: „Welche Gott zuvorversehen hat. die hat Er auch verordnet, daß sie gleich seyn sollten dem Ebenbilde Seines Sohnes, aus daß derselbe der Erstgeborne sey unter vielen Brüdern. Welche Er aber verordnet hat, die hat Er auch berufen; welche Er aber berufen hat, die hat Er auch gerecht gemacht; welche Er aber gerecht gemacht hat, die hat Er auch herrlich gemacht“ (Röm. 8, 29. 30.). In Jesu Christo also stehen wir vor dem Vater und haben die Freudigkeit, Er werde uns als Seine lieben Kinder erkennen am Tage des Gerichts, und wir Ihn als unsern lieben Vater. Es ist keine Scheidewand mehr zwischen Gott und uns , weil wir in Christo sind. Beides gehört unauflöslich zusammen Gott sieht uns in Christo als Geliebte an und findet nichts Verdammliches an uns; wiederum sehen wir Ihn an, wie Er in Christo uns liebt, und finden nichts Furchtbares an Ihm. Gleichwie Sein lieber Sohn, an dem Er Wohlgefallen hat, wiederum Ihn liebt als den lieben Vater: also auch wir, die wir angenehm gemacht sind in dem Geliebten (Ephes. 1, 6.), wir können Ihn nun wiederlieben mit Freudigkeit. „Bleibet in Meiner Liebe,“ sagt der HErr zu den Jüngern (Ev. 15, 9.), d. h. erstlich in der Liebe, womit sie von Ihm geliebt werden, und zweitens in der Liebe, womit sie Ihn wiederlieben (Bd. IV, S. 826.). So schließt auch Johannes in den Worten: Gleichwie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt, die Erfahrung und die Erwiederung der göttlichen Liebe zusammen: als Geliebte und als Liebhaber, Summa als Kinder Gottes wandeln wir, gleichwie Er, in dieser Welt (Cap. 2, 6.). Der unbewegliche Grund unsrer Kindes Freudigkeit bleibt einzig und allein die Liebe Gottes, womit wir geliebt werden, gleichwie Er, der Sohn, vom Vater geliebt wird - also Christus für uns („das heiße ich die Hauptfreudigkeit oder den Hauptruhm und höchsten Trotz, der es allein thun und halten muß, wenn Gottes Gerichte daher geht.“ L.); die Folge und Beweisung unsrer Kindes-Freudigkeit ist die Liebe, womit wir Gott wieder lieben: „Abba, lieber Vater!“ (Röm. 8, 15.), Aber völlige Liebe - wo anders wird sie gefunden als in dem Herzen Gottes? Darum liegt wohl jedem Leser dieses Spruches nahe, die Furcht-austreibende Kraft durchaus der thätigen Liebe Gottes zuzuschreiben, welche wir als völlige Liebe im Glauben erfahren. Jedoch Johannes hat von seinem HErrn die Sprache gelernt, in welcher Glaube und Liebe als einheitliche Kraft des Christenlebens gelten (vergl. Ev. 16, 27. und oft in den Abschiedsreden.), Der Glaube an die völlige, segnende Liebe Gottes zu uns ist in unserm Herzen unzertrennlich zusammen mit der freudigen Gegenliebe, worin wir völlig und furchtlos an den Vater uns hingeben. Einen „ Glanz des Glaubens im Herzen“ nennt Luther die Liebe und zu unserm Texte schreibt er: „Ein Jeder mache die Probe mit seinem Glauben. Wenn er an Christum glaubt, so hat er die Liebe, denn die völlige oder lautere Liebe entspringt aus der Zuversicht, welche Gott beständig ergreift. Was ich aber liebe, davor fliehe ich nicht. Wenn ich nun Gott liebe, so fliehe ich nicht vor Ihm, sondern ich trete zu Ihm als zu einem Vater. Wie süßer Honig, in einen Essigkrug geschüttet, den säuerlichen Geschmack austreibt und dem Gesäße seine Süße mittheilt: so weicht vor der göttlichen Liebe, die „so honigsüße aus die armen Sünder fließt,“ die Säure der Furcht, und die Liebeempfänglichen Herzen werden zu durchsüßten Gesäßen der Liebe. Die Furcht, welche mit der Liebe so wenig sich verträgt, wie Essig mit Honig, hat Pein. Hier zeigt sich recht deutlich, daß Johannes die geglaubte und die erwiedernde Liebe Gottes in uns zusammenbegreift und ihr die Furcht entgegenstellt. Denn Pein fühlt das Gewissen, welches von verdienter Sündenstrafe ergriffen wird. Das erwachte Gewissen hat diese Strafe in bereits, und wer es aus Erfahrung weiß, was dort im Psalm steht: „Meine Seele ist voll Jammers, und mein Leben ist nahe bei der Hölle“ (Ps. 88, 4.), der versteht diese Worte: die Furcht hat Pein. „Die Furcht macht dem Herzen Angst und Wehe, daß es nicht weiß, wo es bleiben soll, und ist eine rechte Höllenmarter; wer das nicht weiß, der versuche es. Und zwar stehet man's ja wohl an Vielen, die in Zagen und Schrecken des Gewissens kommen ihrer Sünden halben, wenn sie das Stündlein trifft, wie sie so ängstlich und jämmerlich thun, daß ihrer viele sich selbst ums Leben bringen. Daher wir's freilich recht einen Vorgeschmack der Hölle oder ein Stück derselben nennen können.“ L. Da hilft allein die versöhnende Liebe Gottes in Christo, dem vorgestellten Gnadenstuhle, zu welchem der Glaube Zuflucht hat, und erst wenn es dem Glaubenden gegeben wird, den versöhnten Gott zu lieben, wird die Pein beschwichtigt. Die Liebe hat Freude, die Furcht hat Pein: wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe. Er mag etwas erfahren haben von der Liebe Gottes und mag angefangen haben Ihn wiederzulieben; aber so viel er noch peinigende Furcht verspürt in der Gegenwart des Heiligen und im Erwarten Seines Gerichts, so viel mangelt ihm an der gedoppelten Liebe, an der Liebe, die das Herz tröstet, und an der Liebe, die im getrösteten Herzen wohnt. Jene Sünderin, welcher viel vergeben war und die darum viel liebte, wuchs sein zur Völligkeit der Liebe hinan, ihre Thränen kamen nicht aus dem Quell der Furcht und Pein, sondern der Liebe und Freude; welchem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig (Luc. 7, 36 ff.). Völlig in der Liebe zu werden, das sey unser Christenpreis, dem wir nachjagen! Wo wäre ein Christ, der nicht die Stunden kannte, wo die Freudigkeit der Liebe von der Pein der Furcht angefochten und erdrückt wird? Noch wechseln ja Tag und Nacht im Leben der Kinder Gottes, Zeiten des Krieges und Zeiten des Friedens, wie Luther es nennt. Freudig singen sie ein Halleluja dem HErrn ihrem Gotte, der sie liebt und den sie lieben, und bekennen: „Ewge Vergebung tilgt allen Schaden, in den die Sünde mich gebracht! Mein Glaube fürchtet kein Gericht, und mein Gewissen weinet nicht;“ aber das Weinen überkommt sie dennoch, und sie werden geübt in den Seufzern Davids, welcher „sprach in seinem Zagen: Ich bin von Deinen Augen verstoßen“ (Ps. 31, 23.), oder gerathen wohl gar in die Pein Hiobs, welcher klagte, Gott sey ihm verwandelt in einen Grausamen (Hiob 30, 21.). Nicht selten läßt Gott geschehen, daß Seine Geliebten und Auserwählten noch am Ende einen schweren Kampf zwischen Furcht und Liebe zu kämpfen haben. Schaut man z. B. die Todesängste des sel. Hofacker an, so wird man deß recht inne, was es koste, den letzten Feind zu überwinden) und daß der Spruch: Die völlige Liebe treibt die Furcht aus nicht ein für allemal, sondern fort und fort, so lange wir Sünde noch haben, von uns erfahren seyn will. „Denn bei jedwedem Menschen, er mag noch so heilig seyn, sind noch Ueberbleibsel des alten Menschen und der Sünde; die Kinder Israel können in dieser Zeitlichkeit die Jebusiter, Kanaaniter und übrigen Heiden nicht völlig ausrotten, es bleiben noch Fußstapfen vom alten Adam.“ L. Und die allereindrücklichsten Adams Fußstapfen hat ja die Furcht gemacht (l Mos, 3, 8; Hebr. 2, 15.). Gottlob, daß die Liebe Gottes in Christo auch die Furcht austreibt, welche uns peinigt und abschrecken will, immer wieder zu Ihm zu kommen und Ihm die Unvölligkeit unsrer Liebe, unsre unkindliche Furcht und unser glaubloses Zagen zu klagen. - Damit wir merken, daß die Furcht - austreibende Liebe ohne vieles Wissen selbst in schwachen, nur von einem Schimmer des evangelischen Lichts erleuchteten Anfängern sich mächtig beweisen kann, stellt uns die Güte Gottes auch solche Freudigkeits-Exempel vor Augen, wie das Ende des Abessinischen Fürsten Sabagadis, der sein Haupt unter das Beil des Henkers beugte mit den Worten: „Wohlan, so tödtet meinen Leib, meine Seele ist in der Hand Gottes, ich fürchte mich nicht!“ - Bengel bezeichnet nach unserm Spruche den vierfach verschiedenen Stand des menschlichen Herzens so: „Keine Furcht und keine Liebe (vergl. Ps. 10, 5.); Furcht ohne Liebe; Furcht und Liebe; kein Furcht und lauter Liebe.“ Doch gibt es eine Furcht, ohne welche die Liebe nicht ist, und welche niemals Gottes Geliebte und Liebhaber verlassen wird, auch dann nicht, wenn Gott, der die Liebe ist. Alles in ihnen seyn wird, denn ewig werden sie Ihn anbeten in allertiefster Ehrfurcht. Das ist die Furcht, welche unser Katechismus mit der Liebe paart, die Furcht der Kinder, welche nicht Pein, sondern lautere Freude hat. „Gib mir die Furcht, die da bleibt und die Liebe nicht vertreibt und von der Liebe nicht vertrieben wird; aber nimm mir mein Zagen, mein sündlich Zagen, daß ich Deine Liebe fassen und lieben kann, wie ich soll, daß ich Freudigkeit habe am Tage des Gerichts und aus den Tag des Todes und Gerichts mich freue. Hilf mir dazu. Du Schrecklicher, der Du der Schönste bist unter den Menschenkindern und bei Deiner Kirche wohnen wirst, geliebt und gefürchtet über Alles.“ Löhe.

Indem Johannes die Seligkeit schmeckt, von Gott also geliebt zu seyn und Ihn also wiederlieben zu dürfen, daß alle peinliche Furcht ausgetrieben wird und Freudigkeit am Tage des Gerichts als des Herzens Grundcharakter sich hervorthut, dringt ihn die Liebe zu dem Zurufe:

V. 19. Lasset uns Ihn lieben, denn Er hat Uns zuerst geliebt! Wir - Er: brennendes Feuer, zündende Flamme. Wir wollen Ihm wiedergeben, was Er uns zuvorgegeben hat! Anders läßt Sich Gott nicht lieben IV. 10.). Das erste Gebot erfordert Liebe gegen Gott, und die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung; aber durch Gebieten: „Du sollst lieben“ wird das Herz nicht zum Lieben lebendig gemacht. Nun aber heißt es: Lasset uns lieben! Die Liebe ist da, sie ist unser Leben geworden: lasset uns folgen dem Triebe und Zuge des Geistes der Liebe! Des Apostels ganzer Sinn ist in sehnlicher und kindlicher Neigung Gott zugewandt, dessen unaussprechliche Liebe in Christo er erkannt und geglaubt hat. So wird David im Erwägen der Liebeserweisungen Gottes durch “ süßen und freudigen Affect mit großer Gewalt„ zu Ihm gezogen und gibt Ihm in herzlicher Lust und Liebe viele Namen, welche insgesamt als die Liebe Ihn preisen: „Herzlich lieb hab ich Dich, o HErr, meine Starke! Der HErr ist mein Fels, meine Burg, mein Erretter z mein Gott ist mein Hort, aus den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils, mein Schutz“ (Ps. 18, 2. 3.). Und der Apostel Paulus, nachdem er im ersten Theile des Briefes an die Römer uns vor Augen gestellt, wie Gott uns zuerst geliebt hat, drückt sodann die Ermahnung: Lasset uns Ihn lieben! in den Worten aus: „Ich ermahne euch nun, lieben Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sey, welches sey euer vernünftiger Gottesdienst“ (Röm. 12, 1.). O daß unser begnadigtes Leben ein Opfer, ein ganzes Brandopfer würde, angezündet vom Feuer und brennend im Feuer der Liebe Gottes! Wie Christus ist, so sind auch wir in dieser Welt, sagt Johannes. Er hat uns geliebt und Sich selbst dargegeben für uns zur Gabe und Opfer, Gott zu einem süßen Geruch (Ephes. 5, 2.); das ganze Leben Christi war ein fortwährendes Brandopfer, welches die hellste Flamme gab, als Er sprach: „Mein Vater, ist's nicht möglich, daß dieser Kelch von Mir gehe, Ich trinke ihn denn, so geschehe Dein Wille.“ als Er gehorsam ward bis zum Tode, ja! bis zum Tode am Kreuz. Lasset uns Ihn lieben! Lasset uns mit Petro, der Ihn lieb hatte, den Weg antreten, da „ein Andrer uns gürtet und führt, wo wir nicht hinwollen“ Ev. 21, 18.). Lasset uns in der Liebe, die stärker als der Tod ist, ein wahrhaftiges Ganzopfer Ihm werden, recht durchglüht von Liebesgluth, der Flamme des HErrn (Hohel. 8, 6.). Lasset uns, sollen wir dessen gewürdigt werden, mit Leiden und selbst mit dem Tode unsern Gott und Heiland preisen, als treue Zeugen und Bekenner der Liebe, womit Er uns zuerst geliebt hat, und lasset uns Ernst machen in allen Dingen mit der Liebe zu Ihm, aus daß unser Gottesdienst vernünftig sey, ein unblutiges Opfer, und doch ein Schlachtopfer, bis aufs Blut. Ja, täglich laßt uns das Liebesopferlied anstimmen, um dessen Erhörung seliglich zu erfahren:

Höchster Priester, der Du Dich
Selbst geopfert hat für mich:
Laß doch, bitt ich, noch auf Erden
Auch mein Herz Dein Opfer werden.

Denn die Liebe nimmt. Nichts an,
Was Du, Liebe, nicht gethan:
Was durch Deine Hand nicht gehet,
Wird zu Gott auch nicht erhöhet.

Drum so tödt und schlachte hin
Meinen Willen, meinen Sinn;
Reiß mein Herz aus meinem Herzen,
Sollt's auch seyn mit tausend Schmerzen.

Trage Holz auf den Altar,
Und verbrenn mich ganz und gar,
O Du tausendliebste Liebe:
Wenn doch Nichts von mir mehr bliebe!

Also wird es wohl geschehn,
Daß der HErr es an wird sehn;
Also werd ich noch auf Erden
Gott ein Liebesopfer werden.

Bei den alttestamentlichen Liebesopfern verkörperte sich die innerliche Hingebung des Herzens in der Darbringung von Farren; unter dem Neuen Bunde bewährt sich die Liebe, welche dem HErrn Leib und Seele ergeben hat, durch freudiges Opfern alles dessen, was wir haben. „Was Leib und Seel vermögen, das soll ich billig legen allzeit an Deinen Dienst und Ehr.“ So liebte Maria Jesum mit ihrer Salbung. So liebten Ihn die Philipper, welche für Seinen Diener Paulus sorgten, mit Liebesgaben, die er „einen süßen Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig“ nennt (Phil. 4, 18). Johannes lehrt uns den Ernst und die Wahrheit unserer Liebe zu Gott erproben, indem er hinzufügt: V. 20. 21. So Jemand spricht: „Ich liebe Gott,“ und haßt seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Und dies Gebot haben wir von Ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe. Sicherlich haben jene Geister, vor denen der Apostel die Christen warnt, mit hohen Worten behauptet, daß sie Gott liebten. Ich liebe Gott, ist ja gleich bald hingesagt, wie das andre: „Ich kenne Ihn“ (Cap. 2, 4). Aber die Liebe, welcher sie sich rühmten, war eitel Phantasie, womit sie selber vom Teufel betrogen wurden und Andre betrügen sollten. Nicht der wahrhaftige Gott, der Vater Jesu Christi, sondern ein Lustgebilde war es, womit ihre sogenannte Liebe Gemeinschaft hatte. Christen sollen sich hüten vor Einbildungen, woran das Bild Christi keinen Theil hat. Die Liebes-Probe, zu welcher Johannes auf fordert, ist einfach: Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Wer aus Erfahrung der erbarmenden Liebe Gottes in Christo die Süßigkeit gekostet hat, womit die freudige Kindesliebe zu dem Vater das Herz durchdringt: der sehnt sich auch, Ihn zu haben, wie Er, der da ist im Himmel, auf Erden. Sich haben läßt, nämlich im heiligen Geiste, dessen Wohnung im Worte und durchs Wort in den Gläubigen ist (V. 12). Dem Gott suchenden Verlangen der Liebe gebricht hienieden noch etwas, was ihm erst erstattet werden wird, wenn wir in göttlicher Gleiche Ihn sehen werden wie Er ist (Cap. 3, 2); unterdessen danken wir Ihm, daß Er in dieser Sichtbarkeit freundlich zu uns. Sich herabläßt und unser Sehnen nach Ihm, den wir nicht sehen, leutselig stillt durch Vorhaltung. Seines Bildes in den Brüdern, Seinen Kindern (Cap. 5, 1), die wir sehen. Das ist die Ordnung der Liebe, und sie ist köstlich. Wer von dem sichtbaren Gegenstande der Liebe nicht berührt und in Liebesbewegung gesetzt wird, der ist ein Lügner, wenn er sagt, daß der unsichtbare Gegenstand der Liebe ihn anziehe, sein ganzes Christenthum ist Lüge, ob er's selbst auch nicht wüßte, und er wird arm und lieblos bleiben in einer , falschen Geistlichkeit. Wer die Kirche Gottes nicht lieb hat, der ist ein Lügner, wenn er sagt: „Ich liebe Gott;“ denn wie kann der Gottes unsichtbares Wesen lieben, wer die Offenbarung. Seiner Herrlichkeit nicht liebt? Es ist eine thörichte, schriftwidrige Rede, womit man ums Lutheranern jetzt oft begegnet, daß unsere Liebe zur Kirche der Liebe zu unserm Gott und HErrn Eintrag thue. Nicht also! Sondern lasset uns Ihn lieben, indem wir die Kirche lieben, die Gemeinde der zuerst von Ihm Geliebten, die Schaar der von Gott gebornen Brüder, die in einträchtigem Glauben beieinander wohnen, und neu werde in unserm evangelischen Munde das Lied: „Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechten vergessen; meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben, wo ich deiner nicht gedenke, wo ich nicht laffe Jerusalem meine höchste Freude seyn“ (Ps. 137, 5. 6). Und lasset uns so Gott in den Brüdern lieben, wie der Apostel Cap. 3, 17. 18. uns ermahnt. Mit höchster Freude macht die Gottes- und Bruderliebe des Leidens und der Armuth der Brüder sich theilhaftig, und wenn Gott mal recht sichtlich die liebebedürftige Hand ausstreckt in Brüdern, die um des Evangelii willen verfolgt und ihrer Habe beraubt werden, dann seiert die Liebe einen Festtag. Sie hat aber überhaupt täglich ihre Geschäfte auszurichten. Gott begegnet ihr aus Tritt und Schritt. Da ist ein Bruder, dessen Last ich tragen, dem ich die Füße waschen soll mit Strafe oder mit Tröstung, ja! für den ich das Leben lassen soll in Selbstverleugnung und Aufopferung: kann ich diesen Bruder noch laufen lassen, mit Gleichgültigkeit und mit Haß, so bin ich ein Lügner, wenn ich Ja antworte aus Gottes Anfrage: Hast du Mich lieb 5 „Wir sind noch nicht so ins Unsichtbare gestellt, daß wir nicht mit dem, was wir Göttliches in uns haben, in das Sichtbare hineinwirken und dadurch das göttliche Leben der Liebe beweisen könnten und sollten. Vielmehr hat uns Gott den Bruder darum vor Augen gestellt, daß wir an ihm unsre Liebe üben könnten. Da gibt's Gelegenheit, Gott die Opfer unsrer Liebe zu bringen und in der That zu zeigen, daß Gottes Liebe in uns ist. Können unsre Sinne und äußeren Kräfte noch nicht mit dem unsichtbaren Gotte umgehen, so können sie dagegen als Werkzeuge der Liebe im sichtbaren Umgang Handreichung, Hülfe und allerlei Beweisungen zum Wohlgefallen Gottes an dem Nächsten, Mitchristen, Mitgenossen eben derselbigen Liebe gebrauchen und die Liebe aus ihrem unsichtbaren Grunde dadurch sichtbar machen.“ Steinhofer. Noch einmal erwähnt Johannes das Gebot der Bruderliebe, welches er aus dem Munde des HErrn bei Seinem Abschied gehört hatte (Ev. 13, 34.35; vergl. Cap. 2, 7; 3, 11.). An ihm leuchtet hell die schöne Christentugend, wozu Augustin ermahnt: „Brüder, erwäget mit dem Gemüthe eines Christen: sind die letzten Worte des Erblassers, der dem Grabe zugeht, den Erben theuer und wichtig: was müssen den Erben Christi die letzten Worte Dessen seyn, der nicht im Grabe blieb, sondern in den Himmel Sich erhob!“ Wie Gottes- und Bruderliebe aneinander hangen und die eine durch die andre ernährt wird, das lernte einstmals eine Jüngerin Christi in sonderlicher Weise. Dieselbe hielt ihre Weihnachtsandacht in beschaulicher Stille und hatte ein gar süßes Gespräch mit dem Jesuskindlein. Unvermuthet ward sie zu einer armen kranken Frau gerufen. Das wollte ihr erst wie eine Störung vorkommen, aber sie bedachte sich, und ging hin. Als sie wieder heimkam, war unterdeß das Jesuskind zum Manne erwachsen - wo? In ihrem Herzen.

Nun lasset uns beten: HErr Gott, lieber Vater, wir danken Dir von Herzensgrunde, daß Du durch das Evangelium zur Erkenntniß Deiner Liebe uns berufen und Deinen lieben Sohn Jesum Christum zum Heiland und Gnadenstuhl uns vorgestellt hast. Wir bekennen, daß Du die Liebe bist, denn wir glauben, daß Du uns unwürdige Sünder werth geachtet hast der Erlösung durch das Blut Deines Sohnes. Was sollen wir Dir geben, womit nach Würden Dir danken? Nimm uns gänzlich ein, werde völlig in uns, daß unser ganzes Leben ein Erfahrungs - Zeugniß von Deiner Liebe sey, und unser von Dir gesegneter Wandel das Wort Deines Apostels versiegele: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm.“ Hast Du es versehen, daß noch Trübsalswetter über uns ergehen sollen, so gib uns Gnade, daß wir ruhen in der Hand Deiner allertreuesten Liebe; mitten in den Gerichten Deines gerechten Zorns, unter welchen die Menschen aus Erden zittern und zagen, laß uns Freudigkeit haben zu Dir, als die Kinder zu dem Vater, und in der Welt, welche vergeht vor dem Hauche Deines Gerichts, laß uns die Häupter muthig zu Dir emporheben, dieweil wir wissen, daß wir sind wie Dein lieber Sohn Jesus Christus ist, Kinder Deines Wohlgefallens, nicht mehr Kinder des Zorns, Solches wissen wir - und doch fühlen wir noch Furcht! Deß sind wir traurig und hassen an uns, was Pein macht. Wir glauben, hilf unserm Unglauben, wir lieben, hilf unserm Liebesmangel! Treibe alle Gerichtsund Todesfurcht aus unserm blöden Herzen je mehr und mehr aus, und in der Stunde unsers Todes, in der Stunde des letzten Gerichts, laß unsre Seele, genesen von aller Pein, Dir ins Antlitz sehen, aus daß wir mit der Freudenfurcht völliger Liebe Dich loben und anbeten in Ewigkeit. Dich loben und lieben, o HErr, der Du uns zuerst geliebt hast, das ist schon jetzt Leben und Seligkeit Deiner Auserwählten, und wir bitten Dich, laß diese Seligkeit uns je reichlicher erfahren, je länger wir Zöglinge Deiner Liebe sind. O daß unser Leben mit ganzem Ernste Dich liebte und Leib und Seele Dir ein angenehmes Opfer würden! Hilf, daß Deiner Liebe Gluth unsre kalten Werke tödte! Wir lesen in Deinem Worte, wie die Liebe stark sey, daß auch viele Wasser nicht mögen die Liebe auslöschen, noch die Ströme sie ersäufen: ach solche Liebe hätten wir gerne! Du mußt sie uns geben, der Du die Liebe bist, und Du willst sie uns geben.

Stärke unsern Glauben, erweitre unser Herz, füll uns ganz, Du völlige Liebe! Und weil Du im Himmel thront, und doch so nahe uns bist auf Erden in Deiner heiligen Kirche, in den Mitteln und in den Gefäßen Deiner Gnade, in Wort und Sacrament und in den durch Wort und Sacrament gezeugten Erstlingen Deiner Creaturen: so richte unsere Liebe dahin, wo Du zu finden bist, und tröste uns dann, daß wir wahrhaftig Dich lieben, weil wir lieben die Brüder. Thue hinweg aus unserer Mitte alles Lippengeplärr, das den Namen: Liebe, Deinen Namen, entweiht, und laß in uns wurzeln und Frucht bringen in That und Wahrheit die Liebe, welche nimmer aufhört. Amen.

Mel. Nun bitten wir den heil. Geist.

Du süße Lieb, schenk uns Deine Gunst,
Laß uns empfinden der Liebe Brunft,
Daß wir uns von Herzen einander lieben
Und im Frieden auf. Einem Sinne bleiben.
Kyrieleis.

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