Arndt, Friedrich - 42. Andachten zum Lukasevangelium

Arndt, Friedrich - 42. Andachten zum Lukasevangelium

Luk. 4,14-31.

Dieser Worte zeigen uns beides, einmal die Herrlichkeit der Person und des Werkes Jesu Christi, und sodann die Erbärmlichkeit und Feindschaft der menschlichen Natur gegen Ihn. Wie ist Er doch, wie kein anderer, der Gesalbte des Herrn, gesalbt schon gleich bei seiner Menschwerdung, als durch die unbegreifliche Wirkung des heiligen Geistes die ganze Fülle der Gottheit mit der Menschheit sich vereinte, und hernach bei seiner Taufe, als der heilige Geist ohne Maß über Ihn kam! Wie besitzt Er doch diese Fülle seiner unendlichen Gaben bloß für die Armen und Elenden, die von Herzen seufzen: „Wo soll ich fliehen hin, weil ich beschweret bin mit viel und großen Sünden, wo soll ich Rettung finden? Wenn alle Welt herkäme, mein’ Angst sie nicht wegnähme!“ für die zerstoßenen Herzen und zerschlagenen Gemüter! Und doch verachteten sie Ihn in Nazareth teils um seiner Armut und Knechtsgestalt willen, teils weil Er nicht unter ihnen, wie zu Capernaum, Wunder tun und seiner Vaterstadt einen Namen machen wollte. Ja, das Ärgernis an Jesu Niedrigkeit war das Öl, das das Feuer der Feindschaft und Erbitterung gegen Jesum in wenigen Augenblicken in volle Flammen setzte. Herr, bewahre mich vor der schweren Sünde, mich an Dir zu stoßen und zu ärgern. Lass mich mitten in Deiner Armut und Niedrigkeit allezeit die Himmelsstrahlen Deiner Gottesherrlichkeit sehen, verkläre Dich immer mehr in mir und bewahre mich vor dem Gericht, dass ich durch Versäumen der Gnade Gottes verworfen werde und wie Esau keinen Raum zur Buße mehr finde! heute ist diese Schrift erfüllet auch vor meinen Ohren! Heute ist die angenehme Zeit, heute ist der Tag des Heils! Hilf mir, dass ich Deine Gnade nicht vergebens empfange. Mein Jesu, Du bist mein Herr, mein Gott, der Heilige in Israel, mein Heiland! Ich will Dich daher lieben, o mein Leben, als meinen allerbesten Freund. Ich will Dich lieben und erheben, so lange mich Dein Glanz bescheint. Ich will Dich lieben, Gotteslamm, als meiner Seele Bräutigam. Amen.

Luk. 5,1-11.

Großer Gott, heiliger Vater, wir sagen Dir billig Dank, dass Du zur Erinnerung unseres Falles uns schwere Arbeit im Schweiße unseres Angesichts auferlegt hast, aber gleichwohl solche Strafe zu unserm Beste und zur Gelegenheit vieles Guten gemacht hast, ja, sie als einen Dir wohlgefälligen Dienst aufnehmen willst. Vergib uns in Gnaden, wo wir mit Müßiggang, Trägheit, Vorwitz oder unnötiger Arbeit uns versündigt, oder auch unsere Arbeit nicht mit gutem und treuem Herzen aus Gehorsam gegen Dein Gebot, sondern aus fleischlichen Absichten verrichtet und also nicht geheiligt haben; lass uns solches bußfertig erkennen und in Zukunft bessern. Gib uns allezeit Deinen heiligen Geist, der uns bei jeder Gelegenheit klar zeige, was unser Beruf und Dein Befehl von uns fordert, damit wir niemals etwas begehren, wo wir nicht Deinen Willen, Befehl und Wort, Herr Jesu, zum Grunde haben. Verleihe uns auch Gesundheit und notwendige Kräfte des Leibes und der Seele, und lass Dir unsern Verstand, Gedächtnis, Gesicht, Gehör und alle Glieder bis an unser seliges Ende befohlen sein. Du hast Alles in Deinen Händen; Dein ist Anfang, Mittel und Ende. Verleihe uns jedes Mal so viel leiblichen Segen zu unserer Arbeit, als Du zu Deiner Ehre und unserer Ermunterung nötig findest; und wenn Du ihn zurückzuhalten für nötig erachtest, so lehre uns in Geduld Deinen Willen erkennen und weder dagegen murren noch verdrossen werden. Nimm aber alle in Deiner Furcht getane Arbeit als ein Dir gefälliges Opfer und Dienst also an, dass Du Deine Gnade in unseren Seelen stets vermehrest und der Sabbat Deiner Ruhe dann uns um so erquicklicher werde. Segne auch jetzt die Sabbatstunde des heutigen Tagewerks, breite Deine Segenshände über uns und die Unsrigen aus nahe und fern, lass uns in dieser Nacht Deiner Obhut und Treue empfohlen sein, im Frieden schlafen und mit neuer Kraft morgen aufstehen zu neuer Tätigkeit. Lass es allezeit von uns heißen: „Was er macht, das gerät wohl.“ Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist. Amen.

Luk. 7,11-17. 36-50.

Von zwei Totenerweckungen ist hier die Rede, von einer leiblichen – der des Jünglings zu Nain, und von einer geistlichen – der der Maria Magdalena. Erstere war ein Wunder der Macht Jesu, letztere ein Wunder seiner Gnade. Jene ist augenfälliger, diese tiefer und nachhaltiger. Umkehren wollte, mußte die Sünderin; es graute ihr vor den alten Sündenwegen. Aber wie nur tilgen die alte Schuld? wie den Herrn versöhnen und des Fluches ledig werden? Da drang zu ihr der Name Jesus. Diesen Namen hören und freudig aufatmen war eins bei ihr. Sie geht ins Haus des Pharisäers, tritt hinten zu seinen Füßen, sich selbst nicht wert achtend vor seinem Angesicht zu erscheinen, holt ein Salbenfläschlein hervor: die Salbe voll sagen, was vor großer Bewegung ihr Mund nicht sagen konnte: „Herr, was ich bin und habe, das sei Dein;“ zugleich weint sie Tränen göttlicher Trauer über ihre Sünden und heiliger Sehnsucht nach einem Gnadenblick von Seinem Auge; endlich bedeckt sie Jesu Füße mit den Küssen anbetender Liebe und Huldigung. Der Misston des Pharisäers stört sie nicht; sie lässt sich nicht irre machen in ihren Gefühlen und Taten. Darum tritt der Herr auch für die Angefeindete in den Riss, richtet die Ungebrochenheit des Selbstgerechten, segnet das Heilsverlangen der Gebeugten; und spricht dann zu ihr das süßeste Wort, das ein gebrochenes Menschenherz vernehmen kann: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ So war sie die Zentnerlast los, die auf ihrem Herzen ruhete, und von der Furcht und Sorge für den Tag des göttlichen Gerichts entbunden. Jesus nennt darauf die einzige Brücke, auf welcher man zu seinem Heil gelangt: „dein Glaube hat dir geholfen!“ und schließt seine holdselige Rede mit dem verheißungsvollen Zuruf: „gehe hin mit Frieden.“ Noch heute lässt Er sich finden, wie dort von Maria Magdalena, von Allen, die Ihn von ganzem Herzen suchen. Und wenn Er für die Heilsbedürftigen irgendwo zu Hause ist, dann sicher bei der Stätte seines heiligen Mahles. Herr, mache mich bußfertig und heilsbegierig, dass ich auch liege zu Deinen Füßen und Deinen beseligenden Zuruf höre: Deine Sünden sind dir vergeben; gehe hin mit Frieden! Amen.

Luk. 10, 17-42.

Der unter die Räuber gefallene Unglückliche bin ich, o Herr. Die Räuber sind die Welt, der Teufel und mein eignes Fleisch und Blut über die inwohnende Sünde, welche in meinem Busen sitzt und mir nachstellt. O wie oft bin ich schon unter diese Mörder gefallen, die mir das Kleid des neuen Menschen geraubt, mich jämmerlich in meinem Gewissen verwundet und mich halb tot in meinen Sünden haben liegen lassen! Und noch immer fühle ich diese Wunden und liege erbärmlich vor Deinen allsehenden Augen in meinem Blute. Erbarme Du Dich über dieses mein Elend nach deinem mitleidigen Jesusherzen, und da ich mir selbst zu helfen nicht vermag, so nahe Dich zu mir mit Deiner Hülfe und Gnade. Da sind meine Sündenwunden: gieße hinein, was Du, o erfahrener Seelenarzt, mir für das Nötigste und Nützlichste erkennest. Es beißt zwar der Wein Deines scharfen Gesetzes; aber ich sehe wohl, dass meine Wunden einmal recht schmerzlich müssen angegriffen werde. Ich bin so töricht gewesen, und habe nur immer Öl eines falschen Trostes mir in meine Wunden gegossen und mein wundes Gewissen mit einem falschen Evangelium heilen wollen. Aber was half es mir? Den Schaden habe ich damit so wenig geheilt, dass er dadurch nur viel größer und schlimmer geworden ist. Darum will ich mich des Weines und des Strafamts Deines Gesetzes nicht weigern, sondern bitte Dich noch, Du wollest meine Gewissenswunden damit nur recht aufweichen und angreifen; dann werde ich hernach auch desto mehr empfinden, wie lieblich, wie heilsam, wie lindernd, wie kühlend das Gnadenöl Deines Evangeliums sei. Zugleich bitte ich Dich, mache mich ins künftige vorsichtiger gegen die Nachstellungen meiner geistlichen Feinde, und leite mich durch Deinen heiligen Geist auf ebener Bahn um Deines Namens willen, dass ich sicher und wohl auf diesem Wege wandere, immer mehr mit Maria das Eine ergreife, das Not tut und das nicht von mir genommen werden soll, und endlich selig in die Ewigkeit eingehe, wo ich Dich, meinen barmherzigen Samariter, loben und preisen werde mit Engelzungen. Amen.

Luk. 12,13-59.

Heiland der Welt, Du bist auf dieser Erde umhergegangen, und hast wohlgetan. Wer Dich kannte und Dich kommen sah, der konnte sagen: O Gottlob, da kommt Jesus! Wo Der hinkommt, da will Er segnen! Sei es durch die holdseligen Worte seines Mundes, die den Armen das Evangelium verkündigen, sei es durch die Wunder wirkende Kraft seiner Hand. Das wussten auch die Notleidenden, die Blinden, die Lahmen, die Aussätzigen, alle, die in Gebrechen ihres Leibes oder bei ihren Kranken, Sterbenden und Verstorbenen jammerten. O wie strömten sie zu Dir, dem Helfer! Und wie göttlich wurden sie erfreut! Sogar denjenigen, die unter der Gewalt des Satans zu Dir nicht kommen durften, begegnetest Du, und sie wurden aus der allergrausamsten Angst gerissen. Am herrlichsten haben die Traurigen zu Zion erfahren, wer Du bist. „Sei getrost, deinen Sünden sind dir vergeben:“ wie lieblich klang ihnen dies Wort ihres Heilandes! Nun waren sie neu, aus Gott geboren. O Herr Jesu, Du bist ja bei den Deinen alle Tage bis an der Welt Ende, tröste auch mein Herz; verschmähe mein Elend nicht! Gehe nicht an meiner Hütte vorüber. Stelle auch mich, als einen Beweis Deiner Gotteskraft und Deiner unbegrenzten Liebe, vor Deinem Vater und vor Deinen Engeln dar. Mache Dein Wort je länger je mehr an mir zu einem Balsam, der meine Wunden heilt, und zu einem Feuer, das alle sündhaften Regungen, alle Götzenbilder meines Ichs, meinen Stolz, meine Eitelkeit, meine Selbstsucht, alle eigennützigen Absichten und Hemmnisse der Gnade verbrennt und verzehrt, damit das Gold des Glaubens und der Liebe von allen Schlacken gereinigt werde. Und – o welch ein Jammer drückt die sündliche Welt! Wenn du wiederkommen wirst, ja, da wird allem Jammer auf Erden ein Ende gemacht werden. Gottlob, auch heute Abend ist die leidende Menschheit der Stunde der Erlösung schon um einen Tag näher. Habe Dank dafür, und lass sie und uns immer mehr im Glauben Deine Herrlichkeit sehen. Amen.

Luk. 13.

Mein Heiland und mein Erlöser, ach dass ich doch alle Tage spräche: „Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ dass ich doch Dich immer im Herzen hätte, dass mein Herz doch immer voll wäre von Dir und Deinem Preise; dass Deine Liebe nie von mir wiche, und immerdar Dein Licht und Deine Wahrheit in meine Seele leuchtete! Herr, Du weißt, wie lieb ich Dich habe und wie ich voll Sehnsucht bin, stets nur immer so zu wandeln wie Du, so zu leben, wie Dein Gebot es fordert. Was Du uns warest, das möchte auch ich gern Anderen sein; wie Du Deinen Vater liebest, so möchte auch ich Ihn gerne lieben; was Deine Liebe für die Menschen tat, das möchte auch ich, so weit es meinen Kräften möglich ist, gern für meinen Bruder tun. Dass mein ganzes Herz, meine ganze Seele sich in Dir verkläre und ganz Dein Eigentum werde, danach stehet immerdar mein Sinn; das, flehe ich, wollest du mir gewähren. Lass, o Heiland der Welt, mich immer wollen und begehren, was Dir lieb ist. Immerdar sei mein Wille Dein Wille; was Du nicht willst, das möge ich nimmer wollen. Du bist mein Ruhm, nach dem ich strebe; Du mein Friede, nach welchem ich ringe. Nichts kann mich von Deiner Liebe scheiden, denn Deine Liebe ist immer Seligkeit; nichts kann mir Deine Verheißung und Deine Hoffnung rauben, denn Dein Wort ist die ewige Wahrheit, und was Du zugesagt hast, das ist gewiss. Wandle ich auch hier in Trübsal oder Angst, in Verfolgung oder Hunger, in Blöße oder Fährlichkeit, so verlasse ich doch Dich nicht, wie Du mich nicht verlässest. Du bist mein, und ich bin Dein; Alles, was ich habe, gehört Dir und Deinem Willen. Du bist meines Herzens wahrer Friede und alleiniger Trost; ohne Dich ist meine Seele nur Unfriede, Angst, Furcht und Bangigkeit.

Mein Herr und Heiland, lass mich der Erde absterben und Dir ewig angehören; wie Du littest, lass auch mich leiden, wie Du starbst, auch mich sterben; Deine Hoffnung führe mich durch die Nacht des Todes hinüber zu Deiner ewigen Herrlichkeit, zu Deinem ewigen Lichte. Amen.

Luk. 14.

Wenn irgend ein Kapitel in der Bibel zur rechten Entschiedenheit dringt, so ist es dieses. Mit nichts Irdischem, weder mit Mangel an Zeit, noch mit andern notwendigen Pflichten sollen wir uns entschuldigen; einen heiligen Hass sollen wir fühlen gegen die Sünde und die eigne sündliche Natur; das Kreuz sollen wir Christo nachtragen, und wer, ohne Kreuzträger sein zu wollen, Ihm doch nachfolgt, soll es wissen, dass er Ihm vergeblich nachfolge; ehe wir uns auf Christum erbauen, ehe wir für Ihn gegen Welt und Teufel in den Kampf ziehen, sollen wir die Kosten wohl überschlagen, also die Sache des Heils nicht mit fleischlicher Aufregung, sondern mit besonnener Nüchternheit angreifen; am wenigsten unser Christentum aus eignem Vermögen aufbauen, sondern innerlich absagen allem, was wir haben, wenn wir Jesu Jünger sein wollen. Denn: „wer in rechtschaffner Buß‘ die Zahlen all’ verlor, dem setzt Gott vor die Null die rechte Ziffer vor.“ „Entweder ganz mein, oder lass es gar sein.“ Jesus will Jünger haben, die Ihm dienen mit Herz, Muth und Sinn, mit Hand und Fuß, mit allen Kräften der Seele und des Leibes. Und Er ist’s wert, dass wir Ihm also dienen; Er selbst nötigt uns dazu mit Gesetz und Evangelium, jenes treibt und diese lockt, und Er umspannt deshalb die ganze Welt mit Seiner Liebe und Einladung. – Herr Jesu, schreibe alle diese Wahrheiten tief in unser Herz, und lass uns recht verstehen und üben, was Du hier von der Verleugnung aller Dinge forderst, und wie es keine harte Forderung, sondern ein Liebesgebot sei„ das Du auch uns selbst möglich machen willst. Zeige auch uns dadurch an, wie es mit unserm Christentum müsse etwas Ernstliches und Ganzes sein, und erwecke uns dadurch zum rechten Ernst. Lass uns aber nichts auf unsere eigene Kraft wagen, sondern durch Dich Gnade, Friede und Kraft suchen und finden, und recht begierig sein nach Deinem großen Abendmahl, damit wir Alles um Deinetwillen mit Freuden fahren lassen können. Amen.

Luk. 15.

Langmütiger, barmherziger Gott und Vater, der Du keinen Gefallen hast am Tode des Sünders, sondern willst, dass sich der Sünder bekehre und lebe, wir danken Dir von ganzem herzen, dass Du uns berufen hast zu Deinem wunderbaren Licht und wir als Deine Kinder nunmehr sitzen können an Deiner Tafel, essen von Deinem Bissen, trinken aus Deinem Becher und sicher ruhen in dem Schoß Deiner gnädigen Obhut. Aber ach, wie manchmal haben wir unsere Kinderpflicht vergessen, Dich mit unsern Sünden erzürnt und uns losgerissen von Deiner Gemeinschaft, und sind nicht wert, dass wir Deine Söhne und Töchter heißen! O gedenke des Namens, den Du führest; denn Du bist unser Vater, von Alters her ist das Dein Name; und nimm uns, ohne Dich verlorne Sünder, wieder zu Gnaden an, barmherziger Hoherpriester, Herr Jesu Christe, und wasche uns mit Deinem teuern und kostbaren Blut von allen unseren Sünden. Wir lassen Dich nicht und hören nicht auf Dir nachzulaufen, bis wir fallen in die Arme Deiner Liebe. Lass uns empfinden den Kuss Deiner Liebe, und Deine Freundlichkeit sehen und schmecken. Lege uns an den Rock der Gerechtigkeit und die Kleider des Heils. Gib, dass wir von nun an mögen anziehen die Schuhe der Eitelkeit und anlegen die Waffen des Lichts. – Du hast es getan im Sakrament der Taufe, und im heiligen Abendmahl, hast es getan, so oft wir von Dir gerechtfertigt worden sind im Glauben an Dein Verdienst. Ach, dass wir doch recht dankbare und liebreiche Herzen hätten, Dir Deine große Liebe zu vergelten! Zerbrich das zerstoßene Rohr unseres Glaubens nicht, lösche nicht aus den glimmenden Docht unserer Liebe; bewahre uns, dass wir nimmermehr unsere Sünden entschuldigen; lass uns auch niemals missgünstig werden, wenn Du gütig bist gegen unsern Nächsten, sondern zufrieden sein mit dem Segen, den Du uns gegeben, und mit der Gabe, die du uns anvertraut hast. Will uns die Welt, Fleisch und Blut abziehen von Deiner Gemeinschaft, so lass uns ritterlich kämpfen, dass wir unsere Christenwürde nimmermehr beflecken mit einem unchristlichen Wandel, sondern uns tragen als wahre Kinder Gottes, bis du uns geben wirst das schöne Kinderteil in Deinem Himmel. Amen.

Luk. 16.

Heiliger Gott, himmlischer Vater, ich rufe Dich an durch Deinen geliebten Sohn, dass Du mein Herz durch den heiligen Geist vom Irdischen abziehest und es zum Verlangen nach dem Himmlischen erhebest, damit es mir nicht einst ergehe, wie dem reichen Manne in der Hölle. Wie das Feuer seiner Natur nach aufwärts fährt, so strebe das geistige Feuer der Liebe und Andacht in meinem Herzen gen Himmel empor! Was ist doch dies Irdische alles, und wie ist es beschaffen? Es ist zerbrechlicher als Glas, beweglicher als die Meereswogen, flüchtiger als der Wind. Ein Thor wäre ich daher, wenn ich mit meinem Herzen ihm anhinge und die wahre Seelenruhe darin suchte! Im Tode muss man endlich alles Irdische selbst wider Willen verlassen: o wirke in mir, ich bitte Dich, dass ich dasselbe aus freiem Herzenstriebe früher verlasse! Töte in mir die Liebe zur Welt, dass die heilige Liebe zu Dir wachse! Bewahre mich, dass ich nicht diese Welt liebe, dass mein Herz nicht von ihr verunreinigt werde! Die Gestalt dieser Welt vergeht, es vergeht ihre kurze Herrlichkeit, nahe ist der Untergang des Himmels und der Erde. Beuge daher mein Herz, dass ich das Leben liebe, das ewig dauert, nicht aber das Leben dieser Welt, das so gar schnell entflieht! Was in der Welt ist, ist Fleischeslust, Augenlust und Hoffart des Lebens. Aber wie eitel ist es, die Fleischeslust zu lieben; wie gefährlich, der Augenlust nachzuhängen; wie schädlich, die Hoffart des Lebens zu erwählen! Der kann sich nicht frei zu Gott erheben, dessen Herz von der Liebe dieser Welt gefangen ist. O Gott, meine Liebe, tilge daher in mir aus die Begierde nach dem Irdischen, nimm weg das Band der Weltliebe; gieße aus und reinige das Gefäß meines Herzens, dass ich mit reiner Liebe Dich liebe und mit vollkommenem Herzen Dir anhange. Ach, warum sollte ich das lieben, was in der Welt ist, da es das Verlangen meiner für die Ewigkeit geschaffenen Seele nicht stillt, und mir überhaupt keine Liebe vergilt? Wo mein Schatz ist, da soll auch mein Herz sein. Gib mir Taubenflügel, dass ich empor zu Dir fliege und mich in den Felslöchern verberge, dass mich nicht der höllische Jäger mit den Stricken der Weltliebe fange und meine Seele wieder zum Irdischen ziehe. Die ganze Welt werde mir bitter, damit Christus allein meiner Seele süß werde! Amen.

Luk. 17,5-21.

Weshalb verlangt Jesus so ausdrücklich den Dank der geheilten Aussätzigen und aller Menschen, denen Er und Gott Wohltaten erweist? Nicht bloß, weil der Dank das Natürlich, der Undank Unnatur ist, und ein Ersatz für die wirkliche Vergeltung sein möchte, sondern auch weil der Dankende kraft seines Dankes einer neuen Wohltat teilhaftig wird. Die Undankbaren vergaßen bald, welches Kreuz einst auf ihren Schultern gelastet hatte; damit aber zugleich die Hand, welche gnädig geholfen. Der Dankbare hatte aber das vor jenen voraus, wen er auch äußerlich nicht weiter bevorzugt zu sein schien, dass mit eisernen Griffeln und mit spitzigen Diamanten in unauslöschlichen Zügen die Schrift auf seines Herzens Tafeln gegraben ward: „Der Herr hat geholfen, ich bin viel zu geringe der Treue, die Er an mir getan hat.“ Daran knüpfte sich aber noch ein anderer Gewinn, der in dem Worte angegeben liegt: „Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen.“ Damit konnte Jesus nicht ein einzelnes, vergängliches Gut, damit konnte Er nichts Geringeres meinen als die Heilung des ganzen Menschen, als seine Gemeinschaft mit der nie versiegenden Quelle des Lichts und des Lebens. Mit der Rückkehr zu Jesu begann bei dem dankbaren Samariter die wahre Hülfe, der Anfang einer höheren Genesung; der Dank knüpfte den festen Faden an, welcher die Gemeinschaft mit dem Heiland begründete und dauernd erhielt. Der Dank ist ein Umkehren zum Herrn, ein zweites Herzutreten zu seinem Gnadenthrone, das von einem neuen höhern Segen begleitet ist. Der Undank nimmt zwar die Gabe, aber des Gebers Gnade bleibt dem Herzen wie dem Auge verschlossen. Möge auch ich denn dem Vorbilde des Samariters immer ähnlicher werden! Der Apostel sagt: „Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes an euch,“ und Gott verheißt: “Wer Dank opfert, der preiset mich recht, und das ist der Weg, dass ihm gezeigt werde das Heil Gottes.“ Amen.

Luk. 18,1-14.

Herr Gott, gnädig und barmherzig, geduldig und von großer Güte und Treue, dürfen wir uns, schnöde Sünder, unterwinden, vor Deinen Thron zu kommen, die wir mit unseren schweren und großen Sünden Deinen Zorn und Ungnade verdient haben? Ach, wie oft haben wir Deine rufende Gnadenstimme verachtet, den Reichtum Deiner Langmut missbraucht, an Deinem Gnadentische Besserung angelobt und dennoch das Gelübde des Bundes so schlecht gehalten! Mußte Paulus sich den vornehmsten aller Sünder nennen, wie wollen wir denn vor Dir bestehen, wenn Du mit uns armen Sündern willst ins Gericht gehen? Ach, unsere Sünden zeugen wider uns und unsere Missetaten reichen hinan bis an den Himmel. Willst Du, o Gott, mit uns rechten, so sind wir verloren, ja, wert, dass uns die Donnerstimme Deines Gesetzes Hölle, Tod und Verdammnis zuerkennete. Aber ach, wir werfen uns mit blutenden Herzenswunden vor den Thron Deiner Gnade; wir sind die Kranken, die des Arztes bedürfen; die Unreinen, die des Waschens nötig haben; die Aussätzigen, welche rufen: Gnade, Gnade. Tilge aus, o Gott, unsere Sündenmenge und wirf sie hinter Dich in die Tiefe des Meeres, dass ihrer in Ewigkeit nicht gedacht werde. Wir schlagen an unsere harte Brust mit de- und wehmütigen Bußgebärden und sprechen mit Zöllnerherzen: Hier liegt die Sünde, die Gott erzürnt, Menschen beleidigt und das Gewissen verletzt hat; hier liegt auch das bußfertige Herz: lass Dir das ein wohlgefälliges Opfer sein. O Gott, sei uns armen Sündern gnädig! Teuerster Jesus, bitte für uns bei Deinem himmlischen Vater! Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn; darum lass uns hören Freude und Wonne, dass die Gebeine wieder fröhlich werden, die Du zerschlagen hast. Lass uns Deine Gnadenstimme hören: „Sei getrost! Dir sind deine Sünden vergeben!“ Dann werden wir, gerechtfertigt und geheiligt, uns niederlegen, bis Du uns einst wirst verherrlichen und aufnehmen in die ewigen Hütten des Himmels. Amen. Amen.

Luk. 18,31-43.

Gekommen ist die Zeit, wo mein Heiland wandelte nach der heiligen Stadt; bald werden sie Ihn mit Hosianna empfangen, und dann über Ihn rufen: Kreuzige Ihn! O du Fülle des Gehorsams, wer kann es dir gleich tun? O du lauterste Demut und Ergebung, wer kann sich mit dir messen? Alle Flammen sind kalt gegen die Liebe, welche in diesem göttlichen Herzen schlägt. O dass, wenn ich nun den Tag feiere, an welchem Er einzog, Er auch zu mir einziehen möchte! O dass, wenn Er nun kommt, Er nicht über mich weinen dürfte! Mein König und mein Gott, wie soll ich Dich begrüßen? Werde ich, wenn Du den Tempel meines Herzens reinigen willst, anheben und sagen: Aus was für Macht tust Du das? Oder werde ich lieber ein Unmündiger sein, aus dessen Munde Du Dir Lob zurichtest? Werde ich als ein unnützer Feigenbaum am Wege stehen, der verdorren muss; oder wirst Du Früchte des lebendigen Glaubens an mir finden? Ich habe es gesagt, und sage es noch, und werde es immer sagen: Gibst Du mir nicht, so habe ich nicht; reinigst Du mich, so werde ich rein; machst Du mich reich, so trage ich die Fülle. Darum bitte ich Dich, Du lebendige Liebe, gehe ein in meine Seele, dass sie wahrhaftig lieben könne. Lieben, - ja, Dich, der Du nun zum Ölberge wallst, und für mich, auch für mich betest: „Heilige ihn in Deiner Wahrheit,“ und für mich, auch für mich betest, dass mein Glaube nicht aufhöre, dass ich nicht verloren sei; der Du auch um meinetwillen ringest in Gethsemane, und, Jerusalems hochgekrönter König, mit stummen Lippen fragst, ob sie wissen, was sie an Dir tun? Lieben Dich, der Du die Glieder den Nägeln darreichst, mich vom ewigen Schmerz zu erretten, und Dein heiliges Leben verblutest, auf dass ein Sünder selig werde; ja, lieben, so es möglich wäre, wie Du; dulden, so es möglich wäre, wie Du; wirken endlich, so Du mich würdig hast gemacht, wirken zum großen Gemeinwohl, mit Dir, dem alle Gewalt gegeben ist, nachdem ich auch im Kleinen treu erfunden worden. Eines aber bitte ich besonders von Dir. Gleichwie in Deinem Munde kein Betrug war, und ist keine Lüge über Deine Lippen gegangen: so wollest Du mich bewahren vor aller Heuchelei, auf dass ich nicht etwa Dein Kreuz im Munde führe, und meine meinen Vorteil damit und meine Bequemlichkeit und Sinneslust; oder es mir nur ein Wahnbild sei, als ob das Holz mich könnte selig machen; oder treibe gar der Sünden desto mehr, weil ich fromm scheine und glaube – ach, wie ein Teufel, welcher zittert. Oder dass ich nicht rede von dem Göttlichen, der seine Lehre mit dem Tode besiegelt hat, und verstehe heimtückisch einen kühnen Menschen darunter, der vielleicht besser getan hätte, den großen Gang zur Stadt seiner Feinde jetzt noch nicht zu wagen, und kenne das Lamm Gottes nicht, welches der Welt Sünde trägt. Vor solchem Allen bewahre uns durch Dein blutiges Verdienst, o Herr und Heiland. So werden wir in der Wahrheit stehen, und die Wahrheit wird uns frei und wird uns weise machen. So werden wir Dir herzlich dankbar sein, und Deine rechten Jünger durch rechte Nächstenliebe, Feindesliebe, Glauben an Gott und Glauben an Dich. So werden wir nicht aus Trägheit oder Zagheit, sondern als Deine Nachfolger, Kreuz tragen und still halten, wenn wir gekreuzigt werden, bis das sündige Herz sich gar ausgeblutet hat, und das Gesetz in den Gliedern verronnen ist, und es vollbracht ist an uns, was vollbracht werden musste; bis die Felsen brechen, und Gott und Mensch uns Zeugnis gibt, und wir eingehen in die Ruhe und in das stille Land, welches aufnimmt Alle, die zu Deiner Rechten gekreuzigt sind, und deren Tage ihrer Wallfahrt unter den Irdischen eitel und böse gewesen; bis die Nacht scheidet, und das Licht anbricht, und der Lenz der höhern Ostern mit unsterblichem Blütenduft uns anweht, und die Boten aus den heiligen Tausenden im Lichtgewand uns begegnen, und wir Preis geben dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamme, das geopfert ward. Amen.

Luk. 19,1-28.

Teuerster Seelenfreund, der Du uns gesucht hast, ehe wir Dich suchen konnten; was waren wir doch vor unserer Bekehrung? Arme und elende, fluch- und todeswürdige Menschen! Unser Verstand war verfinstert, unser Wille verkehrt, unser ganzes Herz auf die Welt gerichtet, wir gingen in der Irre wie Schafe. Nun hast Du uns aber überredet und bist uns zu mächtig geworden. Du hast uns angesehen mit den Augen Deiner Gnade, dass wir Dich möchten ansehen mit den Augen der Liebe; Du hast uns mit Namen gerufen, in Dein Haus geführt und manchmal an Deiner Tafel gespeiset. O dass wir Engelzungen hätten, alle diese und viel tausend andere Wohltaten zu rühmen! Ach wie betrübt war vorher unser Herz, da Du uns ein Gesicht der Sünden gabst, wie drückte es die schwere Sündenlast, unser Gewissen beschuldigte uns und das Gesetz donnerte Fluch und Verdammnis gegen uns aus! Als wir uns aber in Deinen Gnadenarme warfen, da wurde unser Herz leicht und wie ein helles Gosen voll Licht und Gnade, voll Heil und Seligkeit. O gesegnete Zachäusstunde, die uns zu andern Menschen gemacht und da unserm Hause solch Heil widerfahren ist! Lass nun unser ganzes Leben eine immerwährende Dankbarkeit sein. Herr Jesu, bleibe Du in uns und lass uns in Dir bleiben und Dir getreu sein bis in den Tod. Gib uns recht dankbare Herzen. Mache unsere Ohren willig, Deine Stimme zu hören,, dass wir als Deine gehorsamen Schäflein Dir nachfolgen. Lass unsere Augen abgewandt sein von der Welt, dass wir deren Eitelkeit nicht sehen. heilige unsere Lippen, dass wir nichts Sündliches reden, das Dir missfallen möchte. Lass unsere Herzen Deine Wohnung sein, und kein ungerechtes Gut in unser Haus kommen. Lass uns auch die gerechten Güter dieser Welt so besitzen, als hätten wir sie nicht. Lass uns willig sein, wenn Du Deine Armen vor unsere Türen sendest, Dich zu ehren mit unserm Gut. Lass uns willig sein, wenn Du die Hälfte unserer Güter, ja Alles solltest von uns fordern, was wir in dieser Welt haben. Lass uns treu wuchern mit dem Pfunde, das Du uns anvertraut hast, um Deines Namens Ehre willen. Amen.

Luk. 21,37

Wo bleibst Du, Trost der ganzen Welt?
Herberg' ist Dir schon längst bestellt.
Verlangend sieht ein Jeder Dich
Und öffnet Deinem Segen sich.

Alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken, mit großer Kraft und Herrlichkeit.

Alsdann! Drei Dinge wären uns Christen hochschädlich, einmal wenn wir nichts vom jüngsten Tage wüssten; sodann, wenn wir das Jahr, den Tag und die Stunde genau wissen könnten; endlich, wenn wir ungewarnt mit dem jüngsten Tage sollten überrascht werden. Weil nun unser holdseliger Heiland keine Ader im Leibe und keinen Blutstropfen unter dem Herzen hat, der uns nicht lieb habe, so sagt Er uns ausdrücklich, dass Er einst wiederkommen werde mit großer Kraft und Herrlichkeit; die Zeit aber, wann dies geschehen werde, behält Er absichtlich für sich und versichert, Er wisse sie nicht; nichts desto weniger macht Er die Vorboten namhaft, wodurch Er unser Herz will warnen und aufmuntern. Und Er gibt drei Herzwecker an: 1) über uns am Firmament und in der Luft: Sonne und Mond sollen ihren Schein verlieren, und der Himmel Kräfte sich bewegen. 2) unter uns: Erdbeben und Wasserfluten. 3) in unserm eignen Herzen, es soll den Leuten bange sein und werden zagen. Habe Dank, Herr Jesu, für Deine Gnade, dass Du uns nicht ungewarnt mit dem jüngsten Tage willst überraschen! Hilf, dass wir das Haus unseres Gewissens wohl beschicken und bestellen, durch wahre Buße Alles aufräumen und mit den klugen Jungfrauen alle Stunden und Augenblicke zur Seligkeit fertig erfunden werden. - Wie ist es doch so tröstlich, dass einmal eine Zeit kommen wird, wo unser tiefster Seufzer sich erfüllt: Komm, Herr Jesu, komm bald, und wo wir unsere Häupter aufheben und aufsehen sollen, darum dass sich unsere Erlösung nahet! O so wollen wir uns denn, wenn wir Deine Vorboten kommen sehen, freuen auf Deinen majestätischen letzten Advent, wie ein Gärtner auf seine wachsenden und quillenden Blütenknospen, weil er nun weiß, der Frühling nahet! und wie ein Knecht, dem die Botschaft kommt, dass er kann sein eigner freier Herr sein. Wie fröhlich muss Noah gewesen sein, da er aus seinem Kasten gegangen, in welchem er ein ganzes Jahr gesessen! Wie fröhlich Joseph, als er aus dem dreijährigen Gefängnis gen Hof geholt und zum großen Landesherrn gemacht ward! Wie fröhlich die Kinder Israel, als sie aus dem Diensthause Ägyptens errettet wurden! Wie fröhlich Petrus, als der Engel ihn von seinen Banden entledigte! Unsere Freude, wann der Herr wiederkommen, wann sein großes Alsdann Wahrheit werden wird, wird noch größer sein. - Wer wollte noch erschrecken vor dem jüngsten Tage? Er würde ja erschrecken vor seinem größten Glücke.

Ja, wer wollte traurig sein?
Die Erlösung wird ja kommen;
Die sich seiner Zukunft freu'n,
Werden gnädig aufgenommen.
Wenn gleich Erd' und Himmel bricht,
So vergeht sein Wort doch nicht.

Lässt der Baum die Knospen sehn,
Kann der Sommer nicht verziehen,
Und wenn dieses wird geschehn,
Dass die letzten Zeichen blühen
So ist Gottes Reich uns nah,
Und auch die Erlösung da!

Luk. 22,1-18.

O Du rechtes und wahres Osterlamm, Herr Jesu, Du Gegenbild aller Vorbilder, welch ein zartes Verlangen brannte in Deinem Herzen nach mir und meinem ewigen Wohl! O dass doch meine Hauptvorbereitung, wenn ich Dich in Deinem heiligen Abendmahle genießen will, in einem solchen reinen und brünstigen Verlangen nach Dir bestände! Das könnte mit Recht ein Hunger und Durst genannt werden. Ach, schenke mir die Gnade, dass ich mich täglich in der Abendstunde an dieses Dein herzliches Verlangen erinnere: ja, erinnere Du mich selbst durch Deinen Geist daran, und lass dadurch in meinem gegen Dich und Deine große Liebe leider so kalten Herzen ein so brünstiges Verlangen nach Dir und meiner völligen Erlösung entzündet werden. Lass mich stündlich mein böses, träges Herz zu Deinem Guten, brünstigen Herzen bringen, damit Dein Herz das meinige erwärme, belebe und Dir gleichgesinnt mache. Entzünde mein Herz mit seligen Flammen, und schmelze das meine mit Deinem zusammen. Sollte ich aber, mein Heiland, den Tag über durch allerlei Vorfälle mit meinem ohnedies sich so leicht zerstreuenden Herzen von Deinem treuen Herzen wegkommen, o so lass doch diese Deine so herzlich verlangte Abendstunde die selige Zeit sein, da ich Deinem holden Herzen wieder recht nahe komme, ja, dass Du und ich wieder ein Herz und eine Seele werden. Lass mich das für mein größtes Unglück halten, wenn mein Herz von Deinem Herzen so abkommt, dass ich fremd mit Dir werde und Du Dich mir nicht mehr so vertrauen kannst. O dass ich mich so herzlich gern mit allem, was ich bin und habe, Dir aufopferte, als herzlich gern Du Dich für mich geopfert hast; und dass ich so willig in Schmach und Leiden, ja in den Tod ginge, als Du willig um meinetwillen in den Tod gegangen bist! Die Betrachtung Deines herzlichen Verlangens müsse dieses Alles in mir wirken. Amen.

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