unbekannt - Das Werk des Heiligen Geistes

unbekannt - Das Werk des Heiligen Geistes

(Siehe Joh. 15,26-16,23)

„Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“ Joh. 16,13

In diesen letzten Reden des Heilandes an seine Jünger gab er ihnen einen reichen Aufschluß über etwas, das sie damals noch in keiner Weise aus Erfahrung kannten, das aber als Verheißung vor ihnen lag: über das Werk des Heiligen Geistes an ihnen und durch sie. In bestimmter Weise verheißt der Herr, daß dieser kommen werde: „Ich will ihn zu euch senden“ (V. 7). Köstliches „Ich will!“ In leicht verständlicher Weise beschreibt ihnen der Heiland, wie der Geist eine wundersame, unsichtbare aber wirkliche, lebendige Verbindung zwischen ihnen und dem unsichtbaren Throne der Dreieinigkeit herstellen werde: „was er hören wird, das wird er reden und … euch verkündigen“ (V. 13b). Der Geist ist also der heilige Mittler und Dolmetscher Gottes und Jesu an die Jünger Jesu. Und ebenso einfach beschreibt der Heiland, worin die Haupttätigkeit des Geistes bestehen solle, nämlich in einem doppelten: in dem verklärenden Zeugnis von Jesu in den Jüngern und in dem kraftvollen Zeugnis über Jesum an die Welt.

„Er wird zeugen von mit“, (V. 26). „Er wird euch in alle Wahrheit leiten“ (V. 13). „Er wird mich verklären“ (V. 14), „Von dem Meinigen wird er es nehmen und euch verkündigen“ (V. 14b). Das ist offenbar die Haupttätigkeit des Geistes, weil sie uns mit so reicher Fülle beschrieben wird. Schon in Kap. 14,26 hatte der Herr etwas ähnliches verheißen: „er wird euch alles lehren und euch erinnern alles deß, das ich euch gesagt habe.“ Es ist das Werk des Geistes vor allem andern, die Jünger mit dem Reichtum und der Herrlichkeit in Jesu bekannt zu machen, ihr inneres Auge dafür zu öffnen und ihr Herz damit zu füllen. Es ist eine Notwendigkeit, daß der Geist dieses Werk tut. Kein anderer als er kann es tun. Kein Mensch kann Jesum einem Herzen verklären; nur die Gotteskraft des Heiligen Geistes vermag es. Aber auch um der Jünger selber willen ist das Werk der Verklärung Jesu in den Herzen durch den Geist notwendig. Wenn das Herz nicht voll Jesu Licht ist, wie soll einer für ihn zeugen? Das Lampenlicht der menschlichen Vernunft und des irdischen Verstandes mag an Jesu manches Gute und Schöne sehen; zu einem lebendigen und dauernden Zeugnis von ihm reicht es nicht aus. Und vor allem reicht es nicht aus zum Festhalten an Jesu im Leiden. Nur wo der Geist ein Herz für Jesum entzündet hat, ist ausreichende Gotteskraft im Herzen, um Not und Tod um Jesu willen willig zu tragen. Wie gut ist es darum, daß das Werk des Heiligen Geistes eine absolut sichere Sache ist! Er wird es tun! Beachten wir die feste und gewisse Sprache in den Verheißungsworten Jesu! Die Geschichte bestätigt es, daß er es getan hat. Die Jünger nach Pfingsten sind ja nur erklärbar, wenn wir wissen, daß sie voll Heiligen Geistes waren. Aber auch die große Wolke von Zeugen, die seitdem für Jesum zeugte mit Worten und Leiden, die für ihn wirkte und seinetwillen das Leben hingab, ist nur verständlich auf Grund der Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Gottlob, daß dies auch für uns eine sichere Tatsache ist! Er will auch uns Jesum verklären und er hat es getan, wo immer unser Herz ihm offen war. Wenn wir aber wünschen, mehr von Jesu und an ihm zu haben, als wir haben, so ist uns hier der Weg zum Fortschritt der Erkenntnis Jesu klar gezeigt: der vom Herrn verheißene „Paraklet“ (Tröster) will es tun. Bitten wir darum den himmlischen Vater um ein stetig wachsendes Wirken des Geistes an uns, und wir werden freudig bemerken, daß unser Gott eine gewisse Arznei hat für unsere innere Armut. Es ist ja ein unsichtbarer, aber gewisser Mittler da zwischen Gott und uns, der uns vom Himmel her göttliches Licht ins Herz spricht, und das ist der Geist, dessen Wirken der Herr so deutlich beschreibt.

Laßt uns nun sehen, was der Herr vom Wirken des Geistes auf die Welt sagt. „Er wird die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht“ (V. 8). Auch diese Worte sind wahrhaftig und gewiß: „Er wird es tun!“ Auch sie enthalten einen großen Trost für die Jünger Jesu. Wenn sie auch selber das Bild Jesu verklärt im Herzen tragen, so hätten sie doch noch keine Gewißheit, daß ihr Zeugnis an die Welt Erfolg bei ihr haben werde. Aber sie hören: derselbe Geist, der sie in alle Wahrheit leitet, wirkt auch mit überführender Macht und Kraft auf die Welt; er wirkt auf sie, daß ein Resonanzboden geschaffen wird für das Zeugnis aus dem Herzen der Jünger Jesu; er macht Herzen willig und empfänglich, so daß das Zeugnis von dem kündlich großen Geheimnis in der Welt Glauben findet. Welch ein Trost liegt für alle Zeugen Jesu in diesem Bewußtsein: es ist ein Helfer da, der eurem Zeugnis mit unsichtbarer Gotteskraft vorarbeitet und der es begleitet und ihm Nachdruck gibt! Gewiß, der Heilige Geist ist der mächtigste Bußprediger Gottes an die Welt. Er zeigt ihr genau, worauf es ankommt; durch ihn weiß sie, daß sie sündigt, indem sie nicht an Jesum glaubt, sie weiß, daß Jesus unsichtbar im Himmel ist, aber alle gerecht macht, die an ihn glauben; sie weiß, daß ihr - der Welt - Fürst gerichtet ist und sie mit ihm. Wie gewaltig und klar ist somit das Zeugnis des Geistes an die Welt! Wie dankbar können wir sein, daß er diese Arbeit tut! Unser Zeugnis ist eine geringe Sache im Vergleich zu der gewaltigen, herzen- und gewissenerschütternden Macht, die von ihm ausgeht. Wie sollten wir Gott bitten, daß dieses Zeugnis des Geistes an die Welt nicht aufhören möge, daß er vielmehr kraftvoll fortwirken möge. Er möge über der finsteren, dunklen Menschenwelt lagern, wie er einst am Morgen der Schöpfung über der Finstererde des Anfangs schwebte, dann wird Leben aus dem Tode hervorkommen.

Laßt uns ernstlich auf die Worte aufmerken, die der Herr über die Wirksamkeit des Geistes spricht! Die Welt unserer Tage ist so finster und verloren, daß es uns antreiben muß, eine kraftvolle Wirkung des Heiligen Geistes auf sie zu erflehen. Und die Herzen der Gläubigen - unsere Herzen - sind vielfach so wenig der Klarheit Jesu voll, sind vielfach so arm, daß es als ein gellender Notschrei herausklingen müßte: Herr Jesu, werde in uns verklärt! Die Verheißung aber des Herrn ist heute ebenso wahrhaftig und gewiß, Ja und Amen, wie in den Tagen der Apostel; möge sie auch „durch uns Gott zu Lobe“ als solche sich erweisen!

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1908

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