Wiclif, John - Transsubstantiation und Abendmahl

Wiclif, John - Transsubstantiation und Abendmahl

  1. Die geweihte Hostie, welche wir auf dem Altare sehen, ist weder Christus, noch ein Teil von ihm, sondern ein wirksames Zeichen von ihm.
  2. Kein Mensch vermag mit dem körperlichen Auge, sondern nur mit dem Glauben Christum in der konsekrierten Hostie zu sehen.
  3. Ehedem war der Glaube der römischen Kirche, wie Berenger bekannte und lehrte, daß Wein und Brot, welche nach der Benediktion zurückbleiben, die konsekrierte Hostie seien.
  4. Die Eucharistie hat, in Kraft der sakramentlichen Worte, sowohl den Leib als das Blut Christi wahrhaft und real auf jedem Punkte 1)
  5. Die Transsubstantiation 2), welche die Verehrer der Zeichen in der Materie von der Eucharistie annehmen, ist nicht aus der hl. Schrift zu ermessen.
  6. Es geht gegen die Meinungen der Heiligen, zu sagen, es sei in der Hostie der Wahrheit ein Akzidenz3) ohne Subjekt 4)
  7. Das Sakrament der Eucharistie ist in seiner Natur Brot und Wein, die, in Kraft der sakramentalen Worte, den wahren Leib und das Blut Christi an jedem Punkt haben.
  8. Das Sakrament der Eucharistie ist in der Figur 5) der Leib Christi und das Blut, in welches das Brot oder der Wein transsubstanziert wird, doch so, daß nach der Konsekration ihr Sein bleibt, wiewohl es in der Betrachtung der Gläubigen wie nicht vorhanden ist.
  9. Daß ein Akzidenz ohne Subjekt sei, ist nicht begründbar, denn wenn, so wird Gott zunichte, und wäre es um jeden Artikel des christlichen Glaubens geschehen.
  10. Ketzerisch ist jede Person oder Sekte, welche hartnäckig behauptet, daß das Sakrament des Altars ein solches für sich existierendes Brot sei, das in seiner Natur unendlich schlechter und unvollkommener als Haberbrot 6) ist.
  11. Wer immer hartnäckig verteidigt, daß das genannte Sakrament Akzidenz, Qualität, Quantität oder ein Zusammengesetztes desselben ist, fällt in die genannte Ketzerei.
  12. Weizenbrot, in welchem allein erlaubt ist das Sakrament zu weihen, ist in seiner Natur unendlich vollkommener als Brot aus Bohnen oder Kleie, die beide in ihrer Natur jedoch vollkommener sind als das Akzidenz.

Abendmahl

Oft habe ich es bekannt und bekenne es noch, daß derselbe Leib Christi und kein anderer, der gelitten hat am Kreuze … dieser selbe Leib und dieselbe Substanz wahrhaft und reell das sakramentale Brot oder die konsekrierte Hostie ist, welche die Gläubigen in den Händen des Priesters wahrnehmen … wahrhaft und real ist das Brot der Leib Christi im Sakrament auf virtuelle, spirituelle und sakramentale Weise, nicht aber nach seiner Substanz und leiblichen Natur.

Darin also weichen wir von unsern Gegnern ab, daß wir setzen, das ehrwürdige Sakrament des Altars sei natürlich Brot und Wein, aber sakramentalisch Leib und Blut Christi, während die gegnerische Sekte erdichtet, es sei, sie wissen selbst nicht zu sagen, was für ein Brot, ein Akzidenz, nämlich ohne ihm zugrundeliegende Substanz. Wehe daher dem ehebrecherischen Geschlechte, das dem Zeugnis eines Innocenz 7) oder Raymund 8) mehr glaubt als dem Sinn des Evangeliums, wie er von den genannten Zeugen (hl. Schrift, Kirchenväter) gefaßt worden ist. … Nach dem Zeugnis Augustins kann kein Priester ein solches Akzidenz ohne Subjekt zustande bringen. Und doch erheben die Priester des Baal (Bettelmönche), die rechten Jünger ihres Vaters, die Konsekration dieses Akzidenz so sehr, daß sie sagen, alle anderen Menschen seinen nicht wert gehört zu werden, oder, die ihren Lügen nicht zustimmen, würden dadurch untauglich (zum priesterlichen Amte). Die Anbetung der emporgehobenen Hostie ist eine giftige Ketzerei, denn es wäre ebenso gut, jeden Strohhalm oder jeden beliebigen Körper anzubeten, ja, noch viel mehr, weil ein solcher Körper in seiner Natur doch noch etwas Besseres sei, und noch wahrhafter des Herrn Leib und auch die Dreieinigkeit noch wahrhafter in sich enthalte als die Akzidenz, zu dem die Gegner die Natur der Hostie degradierten. Man müsse eingestehen, daß das Volk, daß diese Hostie anbete als Leib Christi, götzendienerisch sei, entblößt von allem Lichte des Glaubens … Wir verehren gemäß der Schrift mit mehr Einsicht und Frömmigkeit diese Hostie (als Symbol), etwa wie das Kreuz des Herrn oder andere von Menschen gemachte Bilder.

1)
in allen ihren Teilen
2)
Verwandlung in Brot und Wein in Leib und Blut Christi
3)
Eigenschaft
4)
Substanz
5)
figürlich
6)
Pferdefutter
7)
Innocenz III. (Papst 1198 - 1216) erhob auf der 4. Lateransynode die Transsubstantiation zur Kirchenlehre
8)
Ein Dominikaner, Kirchenlehrer, gest. 1275
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