Tholuck, August - Glaubens-, Gewissens- und Gelegenheitspredigten – Röm. 7, 7-13.
Geliebte im Herrn. Es giebt Aussprüche der heiligen Schrift, die ihre eigene Geschichte haben, d. h. an denen die Geschichte des geistlichen Lebens vieler Menschenseelen hängt. So ein Wort, wie das „denn es ist gewißlich wahr und ein theures, werthes Wort, daß Jesus Christus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen“ - für wie viele Schiffbrüchige ist das schon ein Anker geworden, und des Heilands Wort: „kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid,“ für wie viele vom Sturm Umhergetriebene ist das ein stiller, sicherer Hafen geworden! Wiederum so ein Spruch wie der „der Weg ist breit, der in's Verderben führt“, oder: „was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, so er doch Schaden litte an seiner Seele“ - in wie viele sichere Menschenherzen sind solche Worte als Spieße und Nägel gefahren. Einen von solchen Abschnitten, die in vieler Menschen Leben ihre Geschichte haben, will ich euch heut vorführen, und zwar ist es das Stück aus der eigenen Geschichte des Apostels, bei dem mancher rufen muß: „ach das ist ja meine eigene Geschichte!“ Vernehmet das Wort des Apostels, wie wir es aufgezeichnet lesen Röm. 7, 7-13.
„Was wollen wir denn nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht, ohne durch das Gesetz, Denn ich wußte nichts von der Lust, wo das Gesetz nicht hätte gesagt: Laß dich nicht gelüsten. Da nahm aber die Sünde Ursach am Gebot, und erregte in mir allerlei Lust. Denn ohne das Gesetz war die Sünde todt. Ich aber lebte etwa ohne Gesetz. Da aber das Gebot kam, ward die Sünde lebendig. Ich aber starb; und es befand sich, daß das Gebot mir zum Tode gereichte, das mir doch zum Leben gegeben war. Denn die Sünde nahm Ursach am Gebot, und betrog mich, und tödtete mich durch dasselbige Gebot. Das Gesetz ist je heilig, und das Gebot ist heilig, recht und gut. Ist denn, das da gut ist, mir ein Tod geworden? Das sei ferne! Aber die Sünde, auf daß sie erscheine, wie sie Sünde ist, hat sie mir durch das Gute den Tod gewirket, auf daß die Sünde würde überaus sündig durchs Gebot.“
Wer diesen Text nur fragt, er giebt die Antwort darauf, warum wir einen Erlöser nöthig haben. Diese Antwort lautet: weil von dem, wovon wir am meisten erlöst zu werden bedürfen, das Gesetz so wenig erlösen kann, daß es den Menschen vielmehr nur tiefer in's Verderben stürzt.
Wovon müßten wir am meisten erlöst zu werden wünschen? Daß wir Fesseln tragen und einer Erlösung bedürfen, fühlen wir alle, aber wovon wir am meisten erlöst zu werden bedürfen, fühlen wir nicht alle, weil wir nicht dasjenige am meisten als Fessel fühlen, was für den nach Gottes Bilde geschaffenen Menschen die schmählichste Fessel ist. Wovon wir aber am meisten erlöst zu werden bedürfen, das ist: von der Schuld der Sünde, die hinter uns liegt, von der Lust der Sünde, die in uns liegt und von dem Gericht der Sünde, das vor uns liegt. Laß alle andern Banden fallen, so lange du davon nicht erlöst bist, bist du doch in der Knechtschaft!
Von diesem Banne der Knechtschaft spricht nun in unserm Texte der Apostel aus, daß das Gesetz nicht erlösen kann und zwar darum nicht, weil es die Lust der Sünde nicht tilgen kann und so lange dem Gesetz gegenüber die Lust bleibt, so zieht auch ein Ankläger vor ihr her, und die Schuld folgt ihr auf dem Fuße. Denn wie lautet der Urtheilsspruch des Gesetzes? Thue dies, so wirst du leben, der Sünder aber wird sterben. Siehe, beides habe ich dir vorgelegt, den Tod und das Leben, den Fluch und den Segen. So lautet das Gesetz, wie es für Israel auf die steinernen Tafeln geschrieben wurde und für die Heiden auf die zwei fleischernen Tafeln des Herzens. Auch das Gewissensgesetz schließt nämlich der Apostel ein, wenn er vom Gesetze spricht, es ist ja ebenfalls vom Finger Gottes geschrieben, wenn auch mit blässerer Dinte, so daß seine Züge schwerer erkennbar sind. „Thue dieß, so wirst du leben, der Sünder aber wird des Todes sterben“ - auf dem Standpunkte stehen noch viele von uns und das sind gerade die besseren, denn das sind eben die, welche schon zu der Einsicht gekommen sind, daß in der Sünde der Tod liegt und in Gottes Willen das Leben. Aber daß das Herz, wie es von Natur ist, den Tod mehr liebt, als das Leben, daß Gottes Wille und Menschenherz nach innerm Zuge und Triebe sich stracks gegenüberstehen, und eine weite Kluft zwischen beiden befestigt ist, das erkennen sie noch nicht, und das ist es eben, was der Apostel aufdecken will.
Er hat in dem vorhergehenden Abschnitte ein Wort ausgesprochen, das eine fürchterliche Anklage gegen Gottes Gesetz enthält: „als wir noch nicht unter dem Geiste Christi standen, da waren die Lüste, welche durch das Gesetz sich erregten, kräftig in unsern Gliedern:“ daß das Gebot des heiligen Gottes die Lüste mehr in ihm erregt, als sie gedämpft habe, das ist seine Anklage. So fragt er nun jetzt: „was sollen wir dazu sagen, ist das Gesetz selbst vom Bösen?“ Aber nein, spricht er, ohne Gesetz Gottes würde ich gar nicht erkannt haben, was Sünde und Lust sei. Hier meint er das geoffenbarte Gesetz. Wie nun? - ohne geoffenbartes Gesetz gäbe es keine Erkenntnis; von gut und böse? Von gut und böse wohl, aber das ist noch keine Erkenntniß der Sünde. Sünde erkennen ist noch etwas anderes, als Gutes und Böses erkennen, d. i. inne werden, daß man den Willen eines heiligen, ewigen Gesetzgebers, eines Rächers des Bösen übertreten hat. Du erkennst wohl, daß du Gebote über Gut und Böses in deinem Herzen trägst, aber in deinen Augen sind das Gebote der Vernunft, deines bessern Ichs - höher steigst du nicht hinauf zu dem, der der einige Gesetzgeber ist, und der diese Gebote selbst mit seiner Verheißung und mit seiner Drohung, mit seinem Segen und mit seinem Fluche, in dein Herz geschrieben hat. Ihr alle, die ihr noch nicht weiter seid, für euch sind auch die Gewissensnöthe heiliger Menschen Gottes unverständlich, wenn der eine ausruft: „deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, daß mein Lebenssaft dürre wurde“ und der andere: „ich fürchte mich vor dir, du Rächer alles Bösen, daß mir die Haut schaudert.“ Nur wer den alleinigen Gesetzgeber im Himmel als den Gesetzgeber in seinem eigenen Gewissen erkannt hat, nur der fühlt, daß er durch seine Sünde zum Feinde Gottes geworden, daß der, den er verworfen hat, ihn wieder verwerfen wird. Diese Erkenntniß hat dem Apostel das geoffenbarte Gesetz Gottes gebracht. Das ist die erste Frucht, die er ihm nachrühmt.
Die andere lautet: „denn ich wüßte ja nichts von der Lust, wo das Gesetz nicht hätte gesagt: laß dich nicht gelüsten“. Ohne das geoffenbarte Gesetz hat er die Lust nicht erkannt, und so lange die Lust nicht erkannt wird, so lange auch nicht die Sünde. Was er meinet, ist dies, daß er kaum gemerkt hat, daß sie da sei, so wenig hat er sich graue Haare darüber wachsen lassen. Stellet euch die vor, die sich um ein geoffenbartes Gesetz Gottes nicht bekümmern, die es nicht für der Mühe werth halten, auf diese Schlangenwindungen der Lust in ihrem Herzen zu achten, auf diese Mückenschwärme eitler Gedanken, die faulen Nebel sündlicher Phantasieen - wie sollten die zu einem tieferen Gefühl ihrer Sünde kommen? Ach! wenn nur meine Thatsünden mich vor Gott anklagten, ich könnte wohl auch noch das Haupt höher erheben, aber wenn das Wort als ein Gotteswort in mein Ohr fällt: „laß dich nicht gelüsten“ erst das Wort ist's, was mich zu Boden wirft. Selbst ein Paulus gesteht es nun von sich, daß er eine Zeit gehabt hat, wo er ein solcher gewesen ist, wie der große Haufe jener Schriftgelehrten, wo das „laß dich nicht gelüsten“ noch ein kalter Blitz in seinen Augen war, als er noch meinte, daß jenes „verflucht sei, wer nicht erfüllt alle Worte des Gesetzes, daß er danach thue“, daß das bloß auf Mund und Hand und Augen gehe, da glaubte er auch noch unerschrocken sein Auge aufschlagen zu können vor dem ewigen Gesetzgeber, und erst an dem „laß dich nicht gelüsten“ ist er zum Sünder geworden: „erst als das Gesetz sprach, laß dich nicht gelüsten, da erkannte ich, was die Sünde sei“.
Dieses Gesetz Gottes nun, das so erst einem Schrecken über die Sünde in die Herzen der Menschen hineinpredigt, das kann also gewiß nicht Sünde seyn. Woher aber kam die Sünde, und ist es das Gesetz gewesen, das die Sünde in meinen Gliedern erregt hat? - Das setzt der Apostel auseinander, indem er spricht: „die Sünde nahm Ursache am Gebot und erregte in mir allerlei Lust, denn ohne Gesetz war die Sünde todt“. Schreckliche und zugleich wunderbare Erfahrung, daß dasselbe Gebot, was die Sünde mit seinem Fluche trifft, der Funke seyn soll, der in den Zunder fällt! Und doch - ist es nicht so, sind wir nicht die Kinder, die nachdem, was Vater und Mutter verboten hat, am ehesten begehren? schmecken uns verbotene Genüsse nicht süßer, als die erlaubten? liegt nicht ein so unaussprechlicher Geist des Widerspruches gegen das Gesetz im natürlichen Menschenherzen, daß bei Gebot und Drohung die Lust nur desto heißer aufflammt? geht das nicht zurück bis auf den Fall unserer ersten Eltern, ist nicht das die ewig neue Geschichte der Sünde, daß erst dem Verbote Gottes gegenüber die Schlange ihr „sollte wohl Gott gesagt haben“ anhebt? - Noch weiter reicht indeß des Apostels Wort, daß „die Sünde ohne das Gesetz todt“ sei - welche grauenhafte Feindschaft gegen Gott im natürlichen Menschenherzen liegt, wird nicht das dann erst recht offenbar, wenn das Gesetz Gottes zu verdammen anfängt, wenn der Stachel des Gewissens erwacht und unser Blick auf die aufgehobene Geißel Gottes über uns fällt? Wird über dem verbietenden Gesetze Gottes die Sünde erst recht lebendig - dem verdammenden Gesetze Gottes gegenüber wird sie Feuer und Flamme. Das sind die Stunden, wo die Kainsseelen die geballte Faust gen Himmel erheben, wo ein Saul sich in sein eignes Schwert stürzt, wo ein Judas zum Stricke greift und Hiob den Tag verflucht, wo er geboren ward. Die Sünde ist todt ohne Gesetz - auch darum, weil ihre fürchterlichsten Ausbrüche erst offenbar werden gegenüber dem richtenden und verdammenden Gesetze Gottes.
So weit hat uns der Apostel gelehrt. Was er uns nun hier gelehrt hat, das zeigt er uns, indem er uns ein Stück seines eigenen Lebens aufrollt. - „Ich lebte einst ohne Gesetz“, spricht er. Daß er mit diesem „ich lebte“ mehr meint, als ein bloßes Daseyn, das zeigt uns der Gegensatz, wenn er spricht „Als ich aber starb.“ Nur ein ungebrochenes, ungehemmtes Leben ist wahrhaft Leben und von einem solchen ungebrochenen und ungekränkten Leben spricht er. Welches ist nun die Periode seines Lebens, in welcher ein Paulus dieses ungehemmte, von der Verdammniß des Gesetzes Gottes ungetrübte Leben erfahren hat? Ist es die Zeit seiner Kindheit, wie viele meinen, von der er hier spricht? Nur in gewissem Maaße ist die Kindheit eine solche Periode des Menschenlebens. Auch dem Paulus sind von seiner gottesfürchtigen Mutter gewiß dir Gebote Gottes vorgehalten worden, so weit das Kind dafür empfänglich war, aber die Wucht der göttlichen Drohungen über die Uebertreter hat das Kind ja nicht empfinden können, so lange der Stachel der Sünde noch nicht nach allen Seiten in ihm würksam geworden. Er mag auch seinen kindlichen Muthwillen geübt haben, dieser Paulus, wie andre Knaben, wie er an einer Stelle schreibt „als ich ein Kind war, da hatte ich kindische Anschläge.“ Aber zum Uebertreter des göttlichen Gesetzes geworden und dem Fluche dieser Uebertretung verfallen ist er ja erst mit dem 13. Jahre, mit welchem jüdische Kinder gesetzespflichtig wurden.
So möchte es also sehn, daß jene Kindeszeit - mit der Zeit verglichen, wo er dem Fluche des Gesetzes sich verfallen wußte - ihm als eine Zeit des ungetrübten Lebens erschienen wäre. Wenn er indeß schreibt „ich aber starb“ und damit meint, ich verlor mein ungebrochenes und ungetrübtes Leben, sollen wir sagen, daß sofort mit dem Hinaustritt aus seinen Kindestagen auch der zermalmende Ernst des göttlichen Fluches ihm fühlbar geworden? Wie viele Monate und Jahre, wie viele Niederlagen und Siege, wie viele Gewissenskampfe und Strafruthen Gottes gehören dazu, ehe wir den Fluch, der auf der Uebertretung steht, recht inne werden? und hat Paulus uns nicht vorher gelehrt, daß der Stachel der Sünde erst da ihm offenbar geworden, als das „laß dich nicht gelüsten“ mit Flammenschrift vor seine Augen trat? An die Periode seines Lebens werden wir also vielmehr denken müssen, wo wie seinen Standesgenossen auch ihm es schon genug war, unsträflich zu seyn nach dem äußern Menschen, wie er es ja auch nicht anders meinen kann, wenn er im Briefe an die Philipper im 3. Kapitel uns von sich sagt, daß er „nach dem Gesetze unsträflich“ gewesen, nämlich so weit das Urtheil des menschlichen Richterstuhles geht. „Als aber das Gebot kam, spricht er weiter, da ward die Sünde lebendig, ich aber starb. Als das Gebot, von dem er vorher gesprochen, „laß dich nicht gelüsten“ in seiner Tiefe sich seiner Seele erschloß, da erst hat der Donnerstrahl des Gesetzes ihn zu Boden geworfen, hat das Verdammungsurtheil des Todes über ihn ausgesprochen, und er hat aufgehört - zu leben. Was die Schlange zur ersten Mutter spricht „mit nichten werdet ihr sterben, sondern eure Augen werden aufgethan werden“, - mit der Vorspiegelung hat auch ihn die Sünde betrogen: daß hinter der Uebertretung das Leben liege, hat der Versucher ihm vorgespiegelt, und die Uebertretung brachte ihm - den Tod.
„Ist denn nun, das da gut, d. i. heilbringend ist, mir ein Tod geworden?“ fragt er „das sei ferne, sondern die Sünde, auf daß sie erscheine, wie sie Sünde ist und überaus sündig würde durch das Gebot.“ So hat denn selbst diese traurigste Erfahrung unter Gottes Leitung nur ihr Gutes haben müssen. Denn wenn es keine Heilung von einer Krankheit giebt, sie werde denn recht als das, was sie ist, erkannt, wie sollte das nicht ein Gutes seyn, daß durch solchen Betrug der Sünde sie erst in ihrem Wesen hat offenbar weiden müssen? Und was anders, frage ich euch, macht die Sünde in ihrem Wesen, in ihrer Abscheulichkeit erst recht offenbar, als daß diese Krankheit jedes Heilmittel selbst wieder zu einem Zündstoffe der Krankheit zu machen weiß. Wo sie hinkommt die Sünde, kein von Gott gesetztes Verhältnis, keine göttliche Gabe, die sie nicht ansteckte mit ihrem verderblichen Gifte. Da giebt's Erkenntnißsünden, Phantasiesünden, Gefühlssünden, Königssünden, Bauernsünden, Jünglings und Jungfrauensünden - ja hat sie nicht das Evangelium selbst in ihre Gewalt gebracht, hat sie nicht aus seinem theuersten Kleinod, daß es eine Vergebung der Sünde giebt, das weichste Ruhepolster der Sünder zu machen gewußt? Die schönsten Gottesgaben, die ihr habt, euer Glaube, eure Ehre, eure Freundschaft, weiß die Sünde sie nicht anzustecken und euch dadurch in ihre eigene Knechtschaft zu bringen? Seht, so hat die Sünde nun auch, indem sie Gottes Gesetz selbst zum Mittel der Sünde gemacht, sich selbst das Gericht gesprochen und hat zeigen müssen, wie überaus sündig sie ist.
Ihr, für die Christus noch immer nichts mehr ist, als der Gesetzgeber des neuen Testaments, welcher das auf Sinai gegebene Gesetz in dem Sinne, wie ihr es versteht, zu erfüllen - nämlich zu erweitern und zu vertiefen gekommen ist, nicht bloß die sündige Hand zu verdammen, sondern auch die sündige Lippe, das sündige Auge, das sündige Herz - seht ihr nicht, wie wenn er nichts weiter gethan hätte, als das, er nur ein Diener der Verdammniß für euch geworden wäre, und erkennt ihr damit nicht daß das Gesetz unser Erlöser nicht seyn kann? Ja wäre des Menschen Natur eine andere, als sie ist, ja wohnte in dieser Brust nach dem, was wir von Natur sind, ein geistlicher Mensch, dem kein anderes Gut über das hinausginge: Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit allem Vermögen zu lieben, ja dann wäre schon das unsere Erlösung, den Willen Gottes nur recht zu erkennen, dann gäbe es ein Gesetz, das lebendig, d. h. das selig, machen könnte. Aber daß es von Natur ganz anders mit uns steht und damit den Grund, warum das Gesetz des Menschen Erlöser nicht seyn kann, das zeigt Paulus in dem folgenden Abschnitte, den wir mit Gottes Hülfe in unserer nächsten Andachtsstunde zum Gegenstande unserer Betrachtung machen werden.
O heiliger Vater Jesu Christi, der du im Angesichte deines lieben Sohnes uns dein Angesicht gezeigt hast voller Liebe und Erbarmung, da diese deine Liebe nur von denen werth gehalten wird, die erst vor deinem heiligen Rechte erschrocken sind, gieb uns allen diesen heiligen Schrecken vor deinem heiligen Rechte. Hilf daß der Blick unserer Selbsterkenntniß nicht stehenbleibe bei den Sünden, die auch vor Menschenauge offenbar sind, daß auch in unsere Herzen dem Gebot „laß dich nicht gelüsten“ als ein Donnerschlag hineinfalle, daß wir an der tief verborgenen Lust, die kein Menschenauge sieht, vor dir zu Sündern werden, wie dein Apostel! Amen.