Theremin, Franz - Heilung des Sohnes des Königischen.
Evang. Joh. 4, 47 - 54.
Der Heiland hat in Samaria große Dinge gethan, indem Er einer Sünderin beim Jakobsbrunnen ihre Sünden aufdeckte und sie, und durch sie viele Samariter bekehrte, welche, nachdem sie den Heiland selbst ein paar Tage gesprochen und kennen gelernt hatten, zu dem Weibe sprachen: Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen, wir haben selbst gehört und erkannt, daß dieser ist wahrlich Christus, der Weltheiland. So will Er es haben, man soll Ihn durch Ihn selbst kennen und erfahren lernen, nicht durch einen Dritten bloß hören, der uns von Ihm predigt oder erzählt. Wer nicht so sagen kann, wie diese Samariter, der kennt Jesum noch nicht recht. Nachdem Er nun in Samaria solchen Segen verbreitet hatte, kam Er wieder in Sein Vaterland, nach Galiläa, und zwar nach Cana, wo Er Wasser in Wein verwandelt, und Sein erstes Wunder gewirkt hatte. Cana war gar nicht weit von Nazareth und Capernaum.
Und es war ein Königischer, deß Sohn lag krank zu Kapernaum. Das war ein Beamter oder Diener des Königs Herodes, der wohl sonst nicht viel nach Gott und Jesu mag gefragt haben, aber nun griff ihn Gott an, und suchte ihn heim mit Krankheit seines Sohnes. Da pflegt man nach Gott zu fragen, wenn man Ihn braucht. Außerdem kennen die Diener hoher Herrschaften, oder die Königischen, keinen größern Gott, als ihre Herrschaften, von denen sie Brod und Ehre und Schutz haben. Es ist oft zu verwundern, wie sie den lebendigen, wahren Gott auf die Seite setzen , allen Gottesdienst versäumen, und ihrer Herrschaft nicht nur mehr als Gott, sondern ganz gehorchen, und alle Pflichten gegen Gott vernachlässigen, ja gar nicht daran denken. Gott hat aber Mittel in Seiner Hand, sie zu erinnern, daß Er auch lebt, daß Er sie und alle das Ihrige, Leben und Gesundheit in Seiner Hand hat, und daß ihnen ihre Herren und Götter der Erde nicht helfen können. Und da ist es eine große Gnade, wenn der Herr sie schlägt oder heimsucht mit Krankheit oder Unglück, daß sie doch auch erinnert werden, nach Gott zu fragen.
Dieser hörte, daß Jesus kam aus Judäa in Galiläa, ging hin zu Ihm, und bat Ihn, daß Er hinabkäme und heilete seinen Sohn; denn er war todtkrank. Ehedem hat der Königische wohl kaum darauf geachtet; wenn er hörte, Jesus sey in der Nähe; aber nun, da sein Sohn krank war, und die Hof- und Leibärzte ihn nicht heilen konnten, da fiel ihm ein, daß er ja von einem Größern, Jesu von Nazareth, gehört habe, von dem man sagte, Er könne Kranke heilen, die alle Aerzte schon aufgegeben hätten. Da trieb ihn endlich die Noth auch zu Jesu - Die liebe Noth thut gar viel Gutes, was ohne sie nicht geschehen würde. Gebetet hat er sonst wohl auch nicht oft und viel, er nahm sich nicht viel Zeit dazu, denn Herrendienst geht bei solchen Leuten vor Gottesdienst. Aber sieh! jetzt kommt er zu Jesu, jetzt betet er, jetzt will er Jesum sogar in seinem Hause haben, den er sonst wohl nie eingeladen, sondern sich Seiner geschämt hätte - denn was würde der Hof, die Welt gesagt haben, daß er einen so frommen Mann beherbergte und mit Ihm umginge. Nun soll Jesus seinen Sohn heilen, der sterben wollte.
Es ist immerhin doch gut, daß die Noth zu Gott treibt und beten lehrt. Gott bedient sich derselben gar oft. Und wir werden in der Ewigkeit für nichts mehr danken, als für die liebe Noth und alle Leiden und Trübsale, die uns beten lehrten und zu Gott trieben, und ohne die wir entweder gar nicht nach Gott gefragt, oder doch nur lau und träge Ihm gedient haben würden. Dann werden wir es erkennen, wie gut es Gott gemeint hat, da wir hier, wenn der Herr uns heimsucht, denken, Er sey hart gegen uns, Er lade uns zu viel auf. Doch ein Christ soll hier schon die Ruthe des guten Vaters küssen, und wissen, daß, wen Gott lieb hat, den züchtigt Er, Er stäupt einen jeden Sohn, den Er aufnimmt; denn wir müßten nicht Kinder, sondern Bastarde seyn, wenn Er uns ohne Züchtigung ließe. Die Züchtigung, wenn sie da ist, dünkt sie freilich nicht Freude, sondern Traurigkeit zu seyn; aber hernach bringt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit. Hebr. 12.
Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht. Er hat Ihm nicht gefallen, der Königische. Er sah wohl, daß ihn nur die Noth, nicht Glaube und Liebe trieb. Er hat noch keinen Bittenden, Blinden, Lahmen, Aussätzigen, Gichtbrüchigen so angefahren und gescholten. Wie kam Er Allen mit Freundlichkeit entgegen! wie sprach Er zum Gichtbrüchigen, ehe er Ihn bat: Sey getrost, deine Sünden sind dir vergeben. Wie zu allen Andern ohne Weiteres: Ich will, sey rein - sey sehend rc. Der Königische muß gar keinen Glauben gehabt haben, sondern nur einen Aberglauben, muß gedacht haben, Jesus sey ein solcher Künstler oder Zauberer, der ein Geheimniß besitze, womit Er Unheilbare heilen könne, oder dergleichen. Er wollte erst sehen, ob Jesus etwas könne, dann wolle er glauben, wenn er Zeichen und Wunder sehe. Das will Jesus offenbar sagen und ihm vorhalten. Wir sollen Gott nicht versuchen, und erst sehen wollen, ob Er helfen könne, sondern wir sollen glauben, Er könne allezeit und überall helfen. Herr, wenn Du willst, so kannst Du! so sagen andere Kranke, die zu Ihm kommen. Sprich nur Ein Wort, so geschieht s. Ja sie glaubten, wenn sie nur den Saum Seines Kleides berührten, so würden sie gesund - und es geschah also. Da hatte Jesus Freude; den Glauben lobte Er; aber des Höflings Glauben schalt Er, denn er gefiel Ihm nicht. Der Höfling verstand auch die Strafpredigt Jesu nicht, sondern blieb bei seinem Sinn.
Der Königische sprach zu Ihm: Herr komm hinab, ehe denn mein Sohn stirbt. Es hat Eile. Er glaubte also offenbar nicht an die Macht Jesu, helfen zu können, wo Er gehe und stehe, sondern er meinte, Jesus müßte an Ort und Stelle seyn, müßte den Kranken sehen, berühren, bestreichen, besprechen, magnetisiren, oder sonst durch Anwendung geheimer Mittel heilen; in der Ferne könnte Er es nicht. Ganz anders glaubte der Hauptmann zu Capernaum; der wehrte dem Herrn Jesu, da Er sagt. : Ich will kommen - Nein, sagte er, das ist nicht nöthig, bemühe Dich nicht so weit, ich bin's auch nicht werth, daß Du unter mein Dach eingehst; sprich nur Ein Wort, so ist mein Knecht gesund. Welch ein Unterschied zwischen dem Hauptmann und dem Hofmann. Dieser sagt: Komm, lauf eilends, ehe mein Sohn stirbt; jener sagt: Komm nicht, sprich nur, so ist mein Knecht gesund. Der Glaube ist nicht Jedermanns Ding, und ist verschiedener Art. Es heißt Alles Glaube, aber es ist nicht Alles Glaube, was so heißt. Er ist gewöhnlich verfälscht, wie der Wein, matt und schwach, ohne Kraft und Zuversicht. Ein solcher königischer Glaube ehrt Gott nicht, sondern schändet Ihn; denn er traut der Allmacht nicht zu, daß sie allmächtig, allgegenwärtig wirken und schaffen kann, was sie will; er beschränkt die Allmacht, und bindet ihr die Hände an Ort und Zeit. Wir muffen unbedingt und unbegrenzt glauben, Gott, Jesus kann was Er will; es ist Ihm überall und allezeit kein Ding unmöglich. Er spricht, so geschieht s, Er gebeut, so steht's da, wann, wo und wie Er will.
Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebt. Jesus hat deßungeachtet, wenn Ihm gleich sein Glaube nicht gefiel, sich doch sein erbarmet, weil er sich an Ihn gewandt hatte, und von Ihm Hülfe erwartete; weil er betete, wenn auch ungeschickt. Seine Eigenschaft ist, sich allezeit zu erbarmen, und keinen Beter ohne Hülfe gehen zu lassen. Er wollte ihn glauben lehren, und ihm zeigen, daß es nicht nöthig sey, daß Er selbst hinabgehe und gegenwärtig seyn müsse, um dem Kranken zu helfen, sondern dass Sein Wort allmächtig und allgegenwärtig wirke. Er wollte den Glauben in ihm wirken.
Wenn wir also zu Jesu kommen, und nur halbgläubig bitten um Leben der Seele, um Gnade und Heilung des innern Menschen, sollte Jesus nicht auch sagen: Geh, deine Seele lebt - da Er doch diesem Königischen, dem Er fast allen Glauben absprach, dennoch geholfen und ihm seinen Sohn wieder lebendig gegeben hat? Ist Ihm an Rettung der Seelen nicht mehr gelegen, als an Heilung des Leibes? Ist Er nicht dazu eigentlich in die Welt gekommen, Sünder selig zu machen? Sind nicht Seine körperlichen Heilungen bloß Winke und ein Mittel, Glauben an Seine Erlösung von Sünden, Tod und Teufel zu erwecken? Was wäre es, wenn Er alle Menschen von Krankheit und dem zeitlichen Tod errettete, so daß kein Mensch mehr sterben dürfte, wenn sie aber doch alle Sünder und todt in Sünden blieben, keine Gnade und Vergebung der Sünden, keine Hoffnung des ewigen Lebens, keinen Geist und Frieden der Seele von Ihm erhalten könnten?! Darum glaube, o Seele, die du nach innerm Leben und Gesundheit, nach Kraft, Muth und Geist dürstest, geh hin zu Jesu, und bitte und ringe; du mußt Leben und Kraft von Ihm erhalten; Er läßt dich nicht leer ausgehen; glaube nur, und zweifle nicht; du wirst leben und selig seyn in Ihm.
Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Nun glaubte der Mensch; das Wort Jesu hat Glauben in ihm geweckt; und weil er glaubte, so ging er. Hätte er nicht geglaubt, so wäre er nicht gegangen. Erst, da er nicht glaubte, blieb er stehen, und wollte, Jesus sollte gehen und kommen zum Kranken. Nun aber Jesus spricht: Geh du, dein Sohn lebt, so glaubt er und geht. Das ist des Glaubens Natur; wo er lebt, da regt er sich, da geht er, handelt und wirkt. Ein Glaube, der sich nicht bewegt und regt, ist ein todter Glaube, der für Leib und Seele nichts nützt, und weder zeitlich noch ewig selig macht. O daß alle Menschen dem Worte Jesu glaubten, sie würden alle wandeln auf dem Wege der Wahrheit, und an Leib und Seele selig seyn - es würde ihnen an keinem Guten mangeln, an keiner Gabe und Gnade, wie den Gläubigen zu Korinth. 1 Kor. 1. Wer allen Worten Jesu glaubt, die uns Jesus hinterlassen hat, und worin Er uns Alles verheißen hat, was wir zur Seligkeit hier und dort nöthig haben, der erhält Alles, und es werden alle Worte Jesu an ihm erfüllt; es wird an keinem fehlen. Wer z. B. glaubt, daß. was er im Namen Jesu den Vater bittet, er alles erhalten werde, der wird es auch erhalten. Wer glaubt, daß Jesus Weg, Wahrheit und Leben ist, der hat das Leben und kommt zum Vater; das sagte Jesus: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben, der kommt nicht in's Gericht, der stirbt nicht. Dieses alles, und noch Unzähliges, was Jesus geredet hat^ ist so wahr und gewiß, daß Jeder, der diesen Worten Jesu glaubt und wandelt darin, Alles hat, was Jesus sagte; es geschieht ihm, wie er glaubt. Himmel und Erde werden vergehen, aber Jesu Worte nicht. Die Worte Jesu sind ein Grund, der ewig steht, wenn Erd und Himmel untergeht. Wer sich auf diesen Felsen stellt, der bleibet ewig stehn.
Und indem Er hinab ging, begegneten ihm seine Knechte, verkündigten ihm und sprachen: Dein Kind lebt. Der Glaube, welcher geht, wird gleich belohnt und nie beschämt. Der Königische kam nicht nach Haus; noch unterwegs wurde ihm die Freudenbotschaft vom Leben seines Sohnes entgegen gebracht. Wie wird er sich nun gefreut haben, daß er glaubte und ging! Wie wird er sich seines frühern Unglaubens geschämt haben, da er immer zu Jesu sagte: Komm, mein Sohn stirbt. Der Unglaube tödtet, der Glaube belebt. Unglaube macht traurig und betrübt; der Glaube macht froh und selig. Und sollte nicht jedem Vater, jeder Mutter eben so viel, ja viel mehr an der Erweckung und Bekehrung der Kinder gelegen seyn, als an ihrer leiblichen Gesundheit und irdischem Leben? Die meisten Eltern sind nur glücklich, wenn ihre Kinder gesund sind, und ihnen nicht durch den zeitlichen Tod entrissen werden; bekümmern sich aber wenig oder gar nicht um das Leben und die Gesundheit ihrer Seelen. Lieber krank und todt dem Leibe nach, als unbekehrt und todt an der Seele. Wer kranke, krüppelhafte oder sonst leiblich unglückliche Kinder hat, die aber an der Seele gesund und lebendig sind, der betrübe sich nicht, sondern danke Gott. Denn was nützt es dem Menschen, wenn er alle leibliche Wohlthaten genießt, aber an seiner Seele Schaden leidet?
Da forschte er von ihnen die Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden; und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Da merkte der Vater, daß es um die Stunde war, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebet. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. Nun merkte der Königische erst recht auf's Wort Jesu, und auf Zeit und Stunde, und wollte genau wissen, ob es eintreffe, ob wirklich die Heilung dem Worte Jesu zuzuschreiben sey; ob es nicht früher, ehe Jesus zu ihm sagte: „Dein Sohn lebt,“ schon sich geändert habe. Wie freute er sich aber, da er erfuhr, daß um dieselbe Stunde sein Sohn auflebte, als es Jesus sagte, und daß also Jesus in die Ferne sehen und wirken könne, daß Er wirklich nicht nöthig habe, äußerlich körperlich zugegen zu seyn, sondern daß Sein Wort überall hindringe, und allmächtig, allgegenwärtig schaffe und wirke. Dies lernt er in der Schule Jesu den ersten Tag. Wer das noch nicht gelernt hat, der hat Jesum noch nicht gesehen noch erkannt; der steht noch nicht im Glauben. Wer von Jesu nichts Wunderbares, nichts über die Kräfte der Natur erwartet, der glaubt nicht an Ihn als Gott und Heiland, der gekommen ist in die Welt, um mehr als alle Menschen, als Welt und Naturkräfte vermögen, zu wirken. Wenn Jesus nicht mehr könnte, als aller Menschen Vernunft und Kraft vermag, so wäre Er nicht Erlöser und Retter der Menschen, sondern ein schwacher Mensch wie andere Menschen. Denn kein Bruder kann den andern erlösen noch Gott versöhnen, er muß es anstehen lassen ewiglich. Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Ihm selber. Wie der Vater das Leben hat in Ihm selber, so hat Er gleichfalls dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in Ihm selber, und Todte erwecken, und Leben und Seligkeit mittheilen zu können. Außerordentliches, Ungewöhnliches, Uebernatürliches, Göttliches und Wunder von Ihm zu erwarten, wo sie nöthig sind und zum Heil unserer Seele gehören, heißt nicht: Gott versuchen, sondern es ist Glaubenspflicht, und ehrt Gott und Jesum. Und das Gegentheil ist heidnischer Unglaube, eine Schändung und Verunehrung Gottes. Gott nicht mehr als Menschen zu trauen, heißt Gott lästern; als wenn die Allmacht nicht mehr allmächtig wäre.
Aber warum heißt es: Und er glaubte mit seinem ganzen Hause? Es hieß ja oben schon: Er glaubte dem Worte und ging hin. Er glaubte schon, aber nun glaubte er noch fester und lebendiger, da er das Geglaubte erfüllt, so pünktlich erfüllt, also Zeichen sah; nun schenkte er Jesu in Allem unbedingten, unbegrenzten Glauben, da er vorher nur dies Eine, was Jesus sagte: Dein Sohn lebt, glaubte; jetzt ergab er sich ganz dem Herrn Jesu, und traute Ihm auch das Heil seiner Seele zu; erwartete von Ihm alles für Leib und Seele Heilsames. Und nicht nur er glaubte, sein Beispiel, seine Ermahnungen und Aufforderungen, seine Erzählungen von Jesu, wie überhaupt das Wunder Jesu wirkte so auf seine Familie, daß Alle auch zum Glauben erweckt wurden. Da sieht man, was das Beispiel gläubiger Väter und Eltern vermag, wie gesegnet es wirkt. O möchte es von vielen Vätern so heißen: Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. Wie schön ist eine gläubige, fromme Familie, eine Hütte Gottes bei den Menschen, eine kleine Kirche und Gemeinde des Herrn, wo Jesus und Sein Geist wohnt, wo heilige Gottesdienste gehalten werden, innige Gebete und Lobgesänge zu Gott wie ein süßes Rauchwerk aufsteigen, wo das Wort des Herrn reichlich herrscht und der Name des Herrn Jesu nahe und lebendig ist! Aber wie traurig, wenn in einer christlich genannten Familie weder Vater noch Mutter, noch Kinder, oder nur Eins und das Andere, aber nicht Alle glauben!
Das ist nun das andere Zeichen, das Jesus that, da Er aus Judäa in Galiläa kam. Und man sieht, Seine Zeichen und Wunder hatten allemal keinen andern Zweck, als daß die Leute glauben und selig werden möchten. Er suchte immer durch leibliche Wohlthaten und Hülfsleistungen auf die Herzen zu wirken, und die Seelen zu retten. Er suchte nicht Seine Ehre, nicht bloß Bewunderung und Staunen, Lobeserhebungen und dergleichen, sondern daß man Gottes Kraft und Nähe inne werde, sich vom Leiblichen zum Geistlichen erhebe, und Ihn als Heiland oder Heil der Seelen anerkenne, glaube und ergreife, und dadurch selig werde. So hat Sein erstes Wunder zu Cana bei der Hochzeit auf Seine Jünger gewirkt, daß sie an Ihn glaubten, und dieses zweite Wunder auf den Königischen und sein ganzes Haus, daß es ein Haus Gottes wurde.
O Du, der Gottheit einz'ger Sohn,
Ich wage mich vor Deinen Thron,
Lamm Gottes, Heil der Sünder!
Ich, unwerth nur, zu nennen Dich,
Vor Deiner Hoheit neig' ich mich,
Ich Sterblicher, ich Sünder!
Mir wird so wohl, so leicht um's Herz,
Und Ruh' und Freude wird mein Schmerz,
So oft ich Dir mich nahe!
Ich fühle neu lebendig mich,
Umfaßt mein Geist voll Glauben Dich,
Den nie mein Auge sahe.
Ach, außer Dir, wie todt und matt
Ist Alles, was ich thu' und that,
Wie giebst Du Allem Leben!
Du bist mein Trost, mein Gott bist Du!
Dir eilt die müde Seele zu,
Auf Dich nur zielt mein Streben.