Tersteegen, Gerhard - Drei Geburtstage der Gläubigen
Die Kinder Gottes haben dreierlei Geburtstage. Durch den ersten, natürlichen, kommen sie aus dem finstern Gefängnis von ihrer Mutter Leib zu dem Licht dieser unteren Welt. Da weint das Kind billig, die Verwandten aber freuen sich.
Durch den zweiten Gnadengeburtstag, nämlich die Wiedergeburt, werden sie stufenweise aus dem engsten, finsteren Naturzustand ins Licht der Gnade versetzt. Da weinet auch meistens das Kind; aber es freuen sich die Engel im Himmel, sobald nur ein Sünder Buße tut.
Was wir den Tod nennen, das feierten die ersten Christen als einen Geburtstag der Märtyrer und Heiligen. Dieser dritte Geburtstag, der leibliche Tod nämlich, erlöset die Kinder Gottes aus der bangen Welt, aus dem engen Gefängnis dieses Leibes der Demütigung und aus allem Druck und Seelengefahr, da sie fröhlich versetzt werden in die Weite der lichten Ewigkeit. Zwar geht's auch bei dieser letzten Geburt oft sehr unansehnlich und bedrängt her, daß das Gnadenkind wohl gar auch ächzen und weinen muß, bis es durchkommt, aber alles zu seinem Besten.
Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1928