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Taube, Emil Heinrich - Psalm 150.

Taube, Emil Heinrich - Psalm 150.

Herrlicher Abschluss des ganzen herrlichen Gesangbuchs Israels! Noch einmal und zum letzten Mal der Hallelujaruf aus der Gemeinde Gottes und an die Gemeinde Gottes, ja an alles Lebendige und nunmehr nichts als Halleluja, kein Bitten und Klagen mehr, kein Seufzen und Weinen mehr, kein Mahnen und Warnen mehr, kein Bekennen und Geloben mehr, kein Eifern und Trösten mehr, es ist Alles aufgelöst und verschlungen in den Hallelujastrom, die Gemeinde des Herrn schwebt im Geiste über den Höhen und Tiefen des mühseligen Erdenlebens dem Throne Gottes zu und ist nahe hingerückt vor die Tür des Reiches der Herrlichkeit, wo kein Leid und kein Geschrei, keine Not und kein Tod, sondern eitel Lob Gottes ist. Alles atmet Harmonie, Alles weist auf Vollendung hin. Hier möchte man, wie bei der Feier der Großtaten Gottes an den Festtagen der Kirche, nicht mehr auslegen, sondern einstimmen und mitsingen; und doch will's die Vollendung der Arbeit, die ihr eignes Hallelujabächlein zum großen Strome bringt.

V. 1. Halleluja. Lobt Gott in Seinem Heiligtum, lobt Ihn in Seiner gewaltigen Veste! V. 2. Lobt Ihn in Seinen mächtigen Taten, lobt Ihn nach der Fülle Seiner Größe! V. 3. Lobt Ihn mit Posaunenstoß, lobt Ihn mit Harfe und Zither! V. 4. Lobt Ihn mit Pauke und Reigen, Lobt Ihn mit Saiten und Schalmei! V. 5. Lobt Ihn mit hellen Zimbeln, lobt Ihn mit rauschenden Zimbeln! V. 6. Alles, was Odem hat, lobe den Herrn, Halleluja!

Es kommt hier Alles zusammen, was diesem letzten Liede des ganzen Psalters den Charakter des Abschlusses, den Stempel der Vollendung aufdrückt, sei es, dass man den Geist und Inhalt, oder die Form und den Ausdruck desselben ins Auge fasst. Was jenen betrifft, so wird es durch und durch vom Hallelujatone beherrscht; das ist der höchste und tiefste Ton der Menschenseele, der Feierton der Anbetung. Hierdurch unterscheidet sich das Loben vom Danken; bei diesem bewegt sich der Preis Gottes um bestimmte und einzelne Gaben und Wohltaten, für welche man das Dankopfer bringt, während bei jenem die Seele, hingerissen durch die Fülle der Gnadenerweisungen zur Anbetung, in der Herrlichkeit Gottes selbst feiert. Dort watet man in den Strom des Heiligtums bis an die Knöchel, oder bis an die Knie, oder bis an die Lenden, aber immer noch messbar; hier kann man nicht mehr gründen, man durchschwimmt den Strom und weitet sich aus in den unermesslichen Tiefen Seines heiligen und herrlichen Namens gar wonnesam. So hören wir oft die Stimme des Lobes durch die hehren Psalmengesänge erschallen, hier aber geht's im Volltone. Darauf deutet schon die heilige Zehnzahl des Lobesaufrufs, die Signatur der Abgrenzung und Zusammenfassung, der Vollständigkeit; ebenso die Vereinigung der beiden Gottesnamen des Schöpfungsgottes (El V. 1) und des Heilsgottes (Jehovah V. 6), ferner der harmonische Zusammenklang der vielen und verschiedenartigen Instrumente, die Zusammenfassung aller lebendigen Wesen im Himmel und auf Erden, und vor Allem der erhabene Gegenstand des Lobes selbst. „In den bisherigen Psalmen“, sagt H. Rieger, „ist viel Herrliches nach einander vorgekommen, vom Reich Gottes überhaupt, von den vorzüglichen Gütern und Früchten desselben, von den Reichen der Welt, von den Anfängen des Reichs Gottes auf Zion, von der Ausbreitung desselben in der letzten Zeit; das wird nun Alles in diesem Psalm vorausgesetzt und zusammengefasst, was das für einen Zug zum ununterbrochenen Lob Gottes an allen Orten Seiner Herrschaft tun solle.“ So dringt denn der Aufruf zunächst in die himmlische Welt und an ihre zahllosen Wesen, dass sie ihren Gott loben in Seinem Heiligtum, in Seiner gewaltigen Veste. Der letztere Ausdruck, welcher derselbe ist wie in der Schöpfungsgeschichte und dort ausdrücklich den Himmel bezeichnet (1. Mos. 1,8), heißt auch hier unter dem „Heiligtum“ nicht den irdischen, sondern den himmlischen Tempel verstehen, wie denn auch der inhaltsähnliche Ps. 148 damit anhebt. Dort zeugt Alles von Seinen Machttaten und von der Fülle Seiner Größe, Seiner unendlichen Erhabenheit und Majestät. Es ist sehr bedeutsam, dass der erste Namenszug, der aus den unzugänglichen Gottheitstiefen in die Erscheinung tritt, die Größe Gottes ist, und dass sie es wiederum ist, in welcher alle Züge Seiner Herrlichkeit und darum auch alle Lobesstimmen Seiner Kreatur zusammenlaufen. Heiden strahlt sie aus dem Schöpfungsganzen ins Herz, also, dass sie derselben in ihrem Gewissen schuldig und pflichtig werden (Röm. 1,20); eines Muhamed Religion geht darin auf: „Allah ist groß!“ und wiederum zeugt der Schrift letztes Buch, dass zur Zeit, wo das Ende nahe ist, die Predigt jenes durch den Himmel fliegenden Missionsengels und das Lied der Harfenschläger am gläsernen Meer die Anbetung des großen und allmächtigen Gottes, der Himmel und Erde gemacht hat, zum Zweck und Ziele haben. (Offenb. Joh. 14,7; 15,3.) Zwischen dem Anfang und Ende liegt die Heilsgeschichte, das Zentrum der Gottesoffenbarung, hier vom Jehovahnamen getragen, und mit ihren Großtaten recht eigentlich zu „der Fülle Seiner Größe“ zählend; aber wie der Lobgesang Marias, der Vorsängerin dieser Heilstaten, schon Dem gilt, der große Dinge tut, der da mächtig ist und des Name heilig ist (Luk. 1,49), so läuft die ganze Heilsgeschichte, wenn die Reiche der Welt Gottes und Seines Christus geworden sind, auf die anbetungsvolle Feier der großen Kraft des Allmächtigen hinaus. (Off. Joh. 11,17.) Denn Er macht Alles neu, wie Er anfänglich Alles gut gemacht hatte, und es wird Alles wieder in den Dienst Seines Preises treten, was zuvor der Eitelkeit unterworfen war. (Röm. 8,20.) Darauf deutet die harmonische Fülle der verschiedenen Instrumente, die Israel im Festesreigen ein Vorspiel des Zukünftigen mit hohen und tiefen, lauten und leisen, lieblich schmetternden Tönen erklingen ließ. O dass wir es von Israel lernten, auf die große im Reich Gottes vorgehaltene Hoffnung hin uns unter der Mühe und Arbeit auf Erden an dieser heiligen Kunst zu trösten und einen Vorschmack von den Kräften der zukünftigen Welt zu gewinnen! Denn „wenn unser Herr Gott“, spricht Luther, „schon in dies Leben, das doch ein lauter Scheißhaus ist, solche edle Gaben geschüttet und gegeben hat, was wird in jenem ewigen Leben geschehen, da Alles wird aufs Allervollkommenste und Lustigste werden: hier aber ist nur materia prima, der Anfang“. Wer den seligen Anfang gemacht, wie dies zu Seinem Ruhme zugerichtete Volk, der weiß und weissagt auch, wie dieses, das noch viel seligere Ende. Der letzte Hauch des ganzen Psalters bezeugt's. Es ist der Hallelujaruf an Alles, was Odem hat. Er wird sein Amen finden, so gewiss als von Ihm und durch Ihn und zu Ihm der Odem und alle Dinge find. Aber die Menschenwelt soll der Chorführer sein, und für sie gilt's: Alles, was Odem hat durch den heiligen Geist, lobe den Herrn! Jehovahs erlösende Gnade und Wahrheit, die in dem dreifachen Jehovahnamen (V. 1 u. 6) das heilige Mysterium der Dreieinigkeit umschließt, ist der Weg dazu; Jehovahs Preis das Ziel und Ende aller Wege. Hier ergeht der Ruf: Alles lobe mit Allem den Gott Jehovah! und dort spricht das Neue Testament Amen darauf mit den großen Worten der Losung und des letzten Finale:

„Alles und in Allen Christus!“ (Kol. 3,11.)
„Auf dass Gott sei Alles in Allem!“ (1. Kor. 15, 28.)

Halleluja!

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autoren/t/taube/psalter/taube-psalmen-psalm_150.txt · Zuletzt geändert: von aj
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