Stapfer, Johann Friedrich - Erste Predigt über I. Corinth. 2. 2.
Denn ich hielte mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohn allein JEsum Christum den gecreuzigten.
1. Kor. 2,2
Die Zeit nahet heran, da euch das Leiden und der Tod Jesu unsers gesegneten Heilands durch die Diener des Evangeliums und in dem heiligen Abendmahl wird vorgestellt werden, wie Er starb, damit wir leben möchten, wie Er ein Opfer für unsere Sünden ward, damit wir in Ihm wurden die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt; wie Er ein Fluch für uns ward, damit wir den Segen ererben, den Segen einer vollkommenen Versöhnung mit Gott und einer ewigen Seligkeit.
Ihr werdet Ihn sehen, den unschuldigen Jesum, wie Er für uns den Zorn des ewigen Richters und eine unaussprechliche Angst der Seele ausgestanden; wie Er schmächlich gefangen und gebunden und mit schmerzlichen Streichen geschlagen wurde; wie Er vor den menschlichen Gerichten Hohn und Verspottung erduldet; wie Er mit Dornen gekrönet, und sein Haupt und sein heiliger Leib mit Blute bedecket ward; wie Er an dem Creuze angeheftet, zwischen zweyen Missethätern, von Gott und Engeln und Menschen verlassen, in der äussersten Todesqual sein Leben dahingiebt, damit Er uns erlösen möchte.
Ich wünsche von Herzen, daß wir alle künftige Woche, wenn wir dieses Leiden unsers Heilands betrachten, mit Ueberzeugung und Empfindung des Glaubens sagen können: Jesus hat auch für mich gelitten; Er hat die Straffe meiner Sünden getragen, damit Er mich davon befreye. Er hat für mich genuggethan, damit Er mir die Gnade Gottes und eine ewige Erlösung erwerbe. Er ist auch für mich gestorben, für mich armen Sünder, damit ich nicht verdammet werde, sondern Vergebung und Seligkeit erhalte.
Ja, Ich wünsche von Herzen, daß wir alle nicht nur künftige Woche, sondern die ganze Zeit unsers Lebens, in dem Tode, ja noch am Tage des Gerichts und in der Ewigkeit mit Freuden sagen können: Gelobet sey Gott für diese feyerliche Tage, da mir Jesus als gecreuziget ist vorgestellet worden, für einen solchen Sünder, wie ich bin, gecreuziget, damit ich Gnade und Versöhnung bey dem heiligen Gott finde. O da finge ich an meine Verdamnußwürdigkeit und die Notwendigkeit eines Heilands lebhaft zu erkennen; da finge ich an meine Sünden zu bereuen und mit Glauben zu Jesu zu fliehen, und Ihn zu bäten, daß Er mir seinen Verdienst zueigne und mit seinem theuren Blute meine Seele reinige; da habe ich den aufrichtigen Vorsatz gefasset meinem Erlöser einzig zu leben, und Ihm getreu zu bleiben biß in den Tod; und die Kraft seines Leidens hat mich bekehret und geheiliget und selig gemacht. Gelobet sey Gott für diese feyerlichen Tage der Versöhnung und des Heils! Dieser Wunsch wird erfüllet werden, wenn ihr in dem Sinne des Apostels aus unserm Text sagen könnet: Denn ich hielte mich nicht dafür rc.
O daß ihr doch alle geneigt und willig seyn möchtet, diesen gecreuzigten Heiland mit Glauben anzunehmen, in Seinem Blute eure Errettung und Seligkeit zu suchen, und euch Ihm zur Erlösung und Heiligung und zu seinem Dienste zu ergeben, damit der Segen seines Creuzes sich über eure Seelen, über euer ganzes Leben, über euer Todbett ausbreite, und ihr die ganze Ewigkeit hindurch eurem gecreuzigten Heiland für seine Liebe danken könnet!
Ja Herr Jesu! lasse die Betrachtung deines Leidens und Todes in uns allen gesegnet seyn. Verherrliche die Kraft deines Creuzes an uns armen Sündern. Lasse uns aus froher und seliger Erfahrung überzeuget seyn, daß Du auch unser Heiland seyest, daß Du auch für uns gestorben seyest. Lasse uns bey dem heiligen Abendmahl deine Versöhnung und die seligen Früchte deines Verdienstes empfinden, und vereinige uns mit dir so unauflöslich, daß wir im Leben und im Tode nichts verlangen, nichts begehren, als Jesum den gecreuzigten. Amen!
Denn ich hielte mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohn allein Jesum Christum, den gecreuzigten. Das wäre der Inhalt der Erkenntniß, des Glaubens und der der Predigt Pauli; das soll auch die Gesinnung eines jeden Christen seyn: Denn wir finden
I. In der Lehre von dem gecreuzigten Heiland die Wissenschaft aller Wahrheiten des Heils, die zur Seligkeit nöthig sind. II. Die Kenntniß und Beweggründe aller Pflichten der Religion. III. Alle Gründe des Trostes im Leben und im Sterben.
I.
Die Lehre von Jesu dem gecreuzigten wäre erstlich der Inhalt der Erkenntniß und Predigt des Apostels, weil alle Wahrheiten des Heils und der ganzen Gottesgelehrtheit in derselben enthalten sind:
Denn Wir lernen aus dem Creuze Jesu die anbetungswürdigen Vollkommenheiten Gottes in ihrem Glanze und Herrlichkeit kennen. Seine Weisheit, daß Er ein Mittel gesunden, durch die Genugthuung eines göttlichen Heilands seine Ehre zu verherrlichen und die Menschen ewig glückselig zu machen. Seine Gerechtigkeit, daß Er unsere Sünden, die Uebertretungen seines Gesetzes, an unserm Mittler so nachdrücklich gestrafet, damit wir diese Straffe nicht ausstehen müssen, sondern Gnade bey Ihm finden. Seine Heiligkeit, daß Er seinen unendlichen Abscheu gegen die Sünde durch den Tod unsers Erlösers geoffenbaret, und uns durch denselben geheiliget hat. Seine Allmacht, daß Er durch dieses wunderbare Mittel verlorne Sünder von der ewigen Verdammniß errettet und selig machet. Seine Liebe und Barmherzigkeit, daß Er uns arme, elende Menschen ohne allen unsern Verdienst, aus lauter Gnade durch den Tod unsers Heilands zu Kindern Gottes und Erben der Seligkeit annimmt. Seine unveränderliche Treue und Wahrheit, daß Er den Bund der Gnade, den Er mit uns aufgerichtet, durch das Creuz Jesu ewig gültig und beständig machet. Seine Allgenugsamkeit, daß Er uns dadurch ein Gott alles Heils und alles Segens worden ist in Zeit und Ewigkeit.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Unsterblichkeit und hohe Bestimmung unserer Seelen kennen. Denn solche Seelen, für die der Sohn Gottes gelitten, die Er gewürdiget mit seinem Blute zu erkauften, müssen nothwendig unsterblich und zur ewigen Gemeinschaft Gottes, zu einer immerwährenden Glückseligkeit bestimmet seyn.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Nothwendigkeit einer geoffenbarten Religion. Denn wenn die natürliche den verderbten Menschen genugsam zur Seligkeit wäre, so wäre es nicht nichtig gewesen, daß uns Gott dieses grosse Geheimnis, dieses Mittel der Erlösung, das die Vernunft niemals hätte entdecken können, offenbare.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Göttlichkeit der heiligen Schrift. Denn dieses Buch muß nothwendig von Gott kommen, welches in seinem ganzen Inhalte dieses hohe Geheimniß der Gottseligkeit so übereinstimmend, so kräftig, so herrlich zur Ehre Gottes und der Seligkeit der Menschen vorträgt.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Gewißheit der Lehre von der heilige n Dreyeinigkeit. Die Gottheit des Vatters, der uns einen solchen Erlöser aus Gnade geschenket. Die Gottheit des Sohns, der uns durch sein Leiden eine solche Erlösung zuwegegebracht, welche die Kräften aller Geschöpfe übersteiget. Die Gottheit des heiligen Geistes, der uns die seligen Früchte dieser Erlösung zueignet.
Wir lernen aus. dem Creuze Jesu die Wahrheit und Herrlichkeit der Rathschlüssen Gottes. Denn Er hat in demselben den ewigen Rath des Friedens erfüllet, und uns um seiner Genugtuung, um seines Leidens willen zur Seligkeit bestimmet, ehe der Welt Grund geleget wäre.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu den herrlichen Zweck der Schöpfung der Welt und des Menschen) weil der Sohn Gottes selbst hat müssen in die Welt kommen und für uns leiden, damit dieser Zweck, den wir durch die Sünde verloren hatten, wieder erreichet, damit die Vollkommenheiten Gottes verherrlichet, seine Ehre befördert, und seine Geschöpfe glückselig wurden.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Güte der Vorsehung Gottes, indem Er dadurch gezeiget, wie liebreich, wie gnädig Er für die Menschen sorge, wie väterlich Er sich derselben annehme, daß Er seinen Sohn dahingegeben, um sie zu erlösen, um sie ewig selig zu machen.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Herrlichkeit des Ebenbilds Gottes und des Stands der Unschuld, darin die Menschen erschaffen worden. Denn eben darum mußte ein göttlicher Heiland für uns gehorsam werden bis zum Tode, damit das Bild Gottes wieder in uns erneuert, und wir wieder in den seligen Stand der Unschuld und Heiligkeit versetzet werden, daraus wir gefallen waren.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die traurigen Folgen der Sünde und die Grösse des Elends der Menschen. Denn wenn die Herrschaft der Sünde nicht so mächtig, ihre Befleckung nicht so abscheulich, ihre Schuld nicht so unendlich, und ihre Strafen nicht ewig, ewig wären, so wäre es nicht nöthig gewesen, daß der Sohn Gottes für uns leide, um uns davon zu erretten.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Notwendigkeit und die Eigenschaften eines Heilands kennen. Er wäre nothwendig, weil weder die Menschen noch andere Geschöpfe der Gerechtigkeit Gottes ein Genügen leisten, für uns das Gesetz Gottes halten und die Strafen der Sünden ausstehen, ein vollkommenes Lösegeld bezahlen und uns dadurch selig machen könnten. Er mußte wahrer Gott seyn, weil sonst der Tod des Creuzes keinen unendlichen Werth zur Erlösung der Sünder gehabt hätte. Er mußte wahrer Mensch seyn, weil Er sonst denselben nicht hätte für uns ausstehen können. Er mußte ein heiliger Mensch seyn, weil Er sonst nicht hätte können für unsere Sünden leiden. Er mußte Gott und Mensch in einer Person seyn, damit sein Leiden allgenugsam zu unserer Errettung und Seligkeit seye.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu sein dreyfaches Mittleramt kennen. Sein Prophetisches, weil Er die Lehre des Heils, die Er uns geoffenbaret, durch seinen Tod bekräftiget hat. Sein Hohenpriesterliches, weil Er durch sein Opfer am Creuz für unsere Sünden genug gethan, und uns mit Gott versöhnet hat, und durch seine Fürbitte uns die Kraft und den Segen desselben Mittheilet. Sein Königliches, weil Er durch sein Leiden uns zu seinem Eigenthum erworben, und uns zu Unterthanen seines Reichs gemacht, denen Er alle Güter des Heils zueignet.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Stände seiner Erniedrigung und Erhöhung kennen. Denn Er ward Mensch, damit Er für uns leiden könnte. Er litte, damit Er uns von der Straffe der Sünden befreyen und das Recht zum ewigen Leben erwerben könnte. Er starb, damit sein Tod unsere Genugthuung, unsere Erlösung und die Ursache unserer ewigen Seligkeit seye. Er ward begraben, damit wir eine gewisse Versicherung seines Todes haben. Er stunde wieder auf, um zu zeigen, daß sein Lösegeld vollkommen gewesen, und Gott durch seinen Tod mit den Menschen versöhnet seye. Er fuhr gen Himmel um die Kraft seines Creuzes vor seinem Vatter ewig gültig zu machen, und uns durch dieselbe in den Himmel aufzunehmen. Er sitzet zur Rechten Gottes, um die Macht, die Er als Mittler am Creuze über uns erworben, zur Seligkeit seiner Auserwählten anzuwenden.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu den Gnadenbund und die herrlichen Güter desselben kennen. Den Gnadenbund, weil Gott denselben durch den Tod unsers Heilands mit den armen Sündern aufgerichtet und befestiget hat. Denn so wahr als Jesus am Creuze für uns gestorben, so wahr will uns Gott gnädig und ein Gott alles Heils seyn in Zeit und Ewigkeit. Alle Güter desselben; die Berufung, denn wir werden durch sein Wort zu der Gemeinschaft der Früchte seines Todes eingeladen, und durch seinen Geist zur Annehmung derselben bewogen. Die Wiedergeburt, denn durch die Kraft seines Creuzes wird der alte Mensch, die Sünde, in uns getödtet, und wir werden zu einem neuen und göttlichen Leben erwecket. Den Glauben, denn durch denselben nehmen wir unsern gecreuzigten Heiland an, und eignen uns seine Erlösung zu, und übergeben uns Ihm mit Leib und Seele zu seinem Dienste. Die Gerechtsprechung, denn durch das Creuz Jesu erlangen wir ohne unsern Verdienst aus lauter Gnade die Vergebung der Sünden und das Recht zum ewigen Leben. Die Heiligung, denn durch die Kraft des Creuzes Jesu sterben wir der Sünde je länger je mehr ab, und leben einzig dem Heiland, der sich für uns dahingegeben. Die Versieglung, denn so gewiß als Jesus uns durch seinen Tod erlöset, so gewiß werden wir die ewige Seligkeit erlangen.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Lehre von den heiligen Sacramenten. Denn Er hat sie eben darum eingesetzet, damit uns die Güter und Früchte seines Todes dadurch vorgestellt und versieglet werden. Von der heiligen Taufe, denn wir werden auf den Tod Jesu getauft, und durch sein Blut, so Er am Creuze vergossen, von unsern Sünden gereiniget. Von dem heiligen Abendmahl, denn in demselben wird uns Jesus der gecreuzigte in sichtbaren Zeichen abgemahlet, und wir werden dadurch versichert, daß Er auch für uns gestorben, und daß wir einen seligen Antheil an allen Gütern seines Heils haben.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu die Beschaffenheit der wahren Kirche kennen. Denn Er hat sie geliebet und sich selbst für sie gegeben, auf daß Er sie heiligte und Ihm selbst darstellte als eine Gemeinde, die herrlich seye, die nicht habe einen Flecken oder Mangel, sondern daß sie heilig sey und unsträflich vor Ihm, und erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit zum Preise und Lobe Gottes. Ephes. 5.
Wir lernen aus dem Creuze Jesu endlich den zukünftigen seligen Zustand der Gläubigen. Die Auserstehung, denn Er hat sich in den Tod dahin gegeben, damit unsere Seelen und Leiber nach dem Tode ewig leben können. Das jüngste Gericht, denn eben der Heiland, der gecreuziget worden, wird dieses Gericht halten um seine Erlösten loszusprechen und in die Herrlichkeit zu sichten. Die ewige Seligkeit, denn diese ist gewiß, sie ist groß, sie ist ewig, weil sie der Sohn Gottes durch sein Creuz, durch sein Blut erworben hat.
So sind alle Lehren des Heils in dem Creuze Jesu enthalten, und deßwegen kann der Apostel und ein jeder Christ mit Recht sagen: denn ich hielte mich nicht dafür, daß ich rc.
II.
Das wäre Zweytens der Inhalt des Glaubens und der Predigt Pauli, weil alle Wichten der Religion und die Beweggründe derselben in dem Creuze Jesu enthalten sind. Diese Pflichten sind entweder allgemeine oder besondere.
1. Die allgemeinen Pflichten eines Christen sind die Busse, der Glaube und die Heiligkeit. Diese fliessen aus der Betrachtung des gekreuzigten Heilands: denn
1) Das Creuz Jesu ist der kräftigste Beweggrund zu einer wahren Busse, wenn man so gedenket; mein Jesus ist für mich gecreuziget worden, meine Sünden haben Ihn biß in den Tod gebracht; Er hat die Schuld derselben durch sein Blut getilget; Er hat durch sein schmerzliches Leiden die Strafe der Menschen für mich ausgestanden. O so will ich sie dem von ganzem Herzen bereuen, meine Sünden, die meinen Heiland so viel gekostet haben, ich will Ihn um Gnade und Vergebung bitten, und den aufrichtigen Vorsatz fassen diesen liebreichen Erlöser, der für mich gelitten, der für mich gestorben^ nicht mehr muthwillig zu beleidigen, sondern Ihm zu leben, Ihm zu dienen, und durch keine Verführungen der Sünde mich von seinem Dienste losreissen lassen, und Ihm getreu bleiben biß in den Tod, wie Er mich auch biß in den Tod geliebet hat.
2) Das Creuz Jesu ist der stärkste Beweggrund zu einem wahren Glauben. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. Sein Tod ist meine Versöhnung mit Gott, und die Ursache meiner Erlösung und Seligkeit. O so will ich denn meine Seele durch den Glauben meinem Heiland übergeben. Ich will aus Empfindung meines grossen Elends ein sehnliches Verlangen nach den Gütern seines Heils, die Er mir am Creuze erworben, in meinem Herzen fühlen, und sie mit Freuden annehmen, und mich Ihm mit Verläugnung aller Sünden und aller eignen Gerechtigkeit zur Erlösung und Heiligung anvertrauen und sagen: O Herr Jesu! ich glaube, daß Du auch für mich gestorben; ich glaube daß Du auch mich selig machen willst und kannst, mache meine Seele gerecht, und reinige sie durch dein theures Blut, und lebe in mir durch den Glauben, damit ich dein seye und ewig dein verbleibe!
3) Das Creuz Jesu ist der kräftigste Beweggrund zu einer wahren Heiligkeit. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. Er hat mir durch seinen Tod die Gnade Gottes, die Vergebung meiner Sünden, die Hoffnung der ewigen Seligkeit erworben. Meine Seele ist durch sein Blut gerechtgesprochen und geheiliget. O sollte ich denn nicht zur Bezeugung meiner grossen Dankbarkeit für diese Wohlthaten Früchte der Gerechtigkeit und Heiligkeit in meinem ganzen Leben hervorbringen, und als ein Erlöster des Herrn wider die Sünde immermehr kämpfen, und nach seinem Willen leben, und durch einen gottseligen Wandel zeigen, daß ich dem Jesu einzig diene, der für mich gestorben ist, der sich dahin gegeben, damit Er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit, und reinigte ihm selbst ein Volk zum Eigenthum, das fleißig wäre in guten Werken. Tit. 2.
2. Nicht nur die allgemeinen. sondern auch die besondern Pflichten der Religion, die wir Gott und unserm Heiland, unsern Nächsten und uns selbsten schuldig sind, fliessen aus der gläubigen Erkenntniß des gecreuzigten Jesu.
1) Die Pflichten gegen Gott und unsern Heiland werden dadurch auf das deutlichste und kräftigste eingeschärft: denn Das Creuz Jesu soll uns zu einer aufrichtigen und herzlichen Liebe gegen Gott und unseren Erlöser bewegen, wenn wir seine Liebe, seine unendlich zärtliche, seine unaussprechlich gnädige Liebe gegen uns, die in dem Leiden und Tode Jesu so herrlich geoffenbaret ist, erkennen und betrachten. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. O Er ist auch für mich armen elenden Sünder gecreuziget worden. Er hat mich biß in den Tod geliebet um mich zu erlösen mW selig zu machen. O ich will dich wieder lieben, mein Gott und Heiland, ich will dich über alles lieben. Meine ganze Seele, mein ganzes Leben, ja die Ewigkeit selbst soll einzig deiner Liebe gewidmet seyn.
Das Creuz Jesu soll uns zur Dankbarkeit gegen Gott und unsern Heiland bewegen. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden, und dem Segen seines Creuzes habe ich alle Wohlthaten zu danken, die mir mein Gott in Zeit und Ewigkeit erweiset. O sollte ich denn nicht eine herzliche Dankbarkeit gegen Ihn in meiner Seele fühlen, und sie durch meinen ganzen Wandel an den Tag legen. Ja ich übergebe dir mein Herz und alle meine Begierden und mein Leben, und alles was ich bin, und alles was ich habe, zu einem Opfer und Denkmahl meiner aufrichtigen Dankbarkeit; es soll alles dein seyn, o theurester Heiland! es soll ewig dein seyn, denn du hast dich für mich in den Tod gegeben.
Das Creuz Jesu soll uns zum Vertrauen gegen Gott und unsern Heiland bewegen. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. Er hat mir dadurch die gewisseste Versicherung gegeben, daß ich alle Gnade und Seligkeit von Gott hoffen kann. Denn der seines eigenen Sohns nicht verschonet hat, wie sollte Er uns mit Ihm nicht alles schenken? Röm. 8. O so will ich denn in allen geistlichen und leiblichen Umständen meines Lebens auf meinen Gott und Heiland vertrauen, und von Ihm alle Hülse und allen Segen, und alles Gute erwarten, und die getroste Zuversicht haben, daß Er, der mich erlöset, Er, der für mich gestorben, mich nicht verlassen, mir helfen, mich trösten, mich selig machen werde.
Das Creuz Jesu soll uns zur Demuth gegen Gott und unsern Heiland bewegen. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. Wie elend, wie abscheulich in den Augen Gottes, wie Verdamnißwürdig muß ich denn seyn, daß nichts als das Leiden, nichts als der Tod des Sohns Gottes mich hat erretten können. O ich will mich zu dem Creuze Jesu nieder in den Staub legen, und meine grosse Unwürdigkeit, und meine Ohnmacht, und meine Niedrigkeit und mein Elend lebhaft fühlen, und mit Demuth erkennen, daß nichts als seine Gnade, nichts als seine unverdiente Gnade mich erlöset und selig machet.
Das Creuz Jesu soll uns zu einer kindlichen Furcht gegen Gott und unsern Heiland bewegen. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. O wie sorgfältig soll ich mich denn hüten diesen gnädigen Vatter, der seinen Sohn für mich dahingegeben, diesen liebreichen Erlöser, der für mich gestorben, durch meine Sun, den zu beleidigen; wie eyfrig soll hingegen mein Vorsatz seyn in seiner Furcht zu leben, und nichts wider seinen Willen sondern alles für Den zu thun, der so unendlich viel für mich gethan, der mich biß in den Tod geliebet hat?
Das Creuz Jesu soll uns zum Gehorsam gegen Gott und unsern Heiland bewegen. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. Er ist für mich seinem Vatter gehorsam worden biß zum Tode, biß zum Tode des Creuzes, und durch diesen Gehorsam hat Er mir eine vollkommene Gerechtigkeit, eine ewige Seligkeit erworben. O ich will Ihm auch von Herzen gehorsam seyn meinem Gott und Heiland, und meine aufrichtige Bemühung nach seinem Willen zu leben, und Ihm mit Leibe und Seele zu dienen, soll die ganze Zeit meines Lebens, soll die ganze Ewigkeit hindurch unter dem Beystande seiner Gnade stets bey mir kräftig seyn.
Das Creuz Jesu soll uns zur Unterwerfung unter den göttlichen Willen, zur Geduld und Zufriedenheit in allem, so uns Gott zuschicket, bewegen. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. Er hat mir dadurch die grösste Probe seiner zärtlichen Liebe gegen mich gegeben, und dieses versichert mich, daß Er alles, alles, was mir in dieser Welt widerfahren kann, zu meinem Besten, zu meiner Seligkeit leiten werde. O ich will mich seinem gnädigen Willen, auch in dem, was mir am härtesten scheinet, mit heiliger Geduld und Stille des Gemüths unterwerfen, und gewiß glauben, daß Er, der für mich gelitten, mich in meinem Leiden trösten und erquicken werde.
Das Creuz Jesu soll uns endlich zum Gebet und Lobe Gottes und unsers Heilands bewegen. Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden; O ich will Ihn inbrünstig und beständig bäten, daß Er mir allen Segen, alle seligen Früchte seiner Versöhnung und seines Todes mittheile, und ich will vertrauen, daß meine Gebete durch die Kraft seines Creuzes und seines Verdienstes, den ich mit Glauben annehme, werden erhöret werden. Und meine Seele und alles was in mir ist, soll seinen heiligen Namen loben, daß Er mich von dem ewigen Tode errettet und mir Gnade und Barmherzigkeit erwiesen hat. Ich will dir danken, o Herr Jesu! ich will Dir ewig danken, daß Du mein Erlöser bist, daß Du für mich gecreuziget worden.
2) Das Creuz Jesu soll uns zur Erfüllung der christlichen Pflichten gegen unsern Nächsten bewegen
Zu einer aufrichtigen Liebe gegen ihn. Denn mein Jesus hat mich so unendlich geliebet, daß Er sich für mich in den Tod gegeben. Sollte ich denn nicht auch nach seinem Beyspiele und zur Bezeugung meiner Dankbarkeit meinen Nächsten, den Jesus auch erlöset, aufrichtig lieben, und dadurch zeigen, daß ich ein Jünger und Nachfolger dieses liebreichen Heilands seye.
Zu den Werken der Barmherzigkeit und Gutthätigkeit. Denn mein Jesus ist gegen mich elenden Sünder so barmherzig gewesen, und seinem Verdienste habe ich alle Gnade, allen Segen, alle Wohlthaten zu danken, die ich in Zeit und Ewigkeit geniesse. Sollte ich denn nicht auch Werke der Liebe gegen meinen armen Nächsten ausüben, und ihm helfen, und ihm beistehen? Denn alles, was ich gegen ihn thun kann, ist nichts gegen das, was mein Heiland für mich gethan hat, und ist nur ein schlechtes Zeichen meiner Dankbarkeit für die grosse Liebe, die Er mir erwiesen hat.
Zur Versöhnung und zum Friede mit unserm Nächsten. Denn mein Jesus hat mich auch mit Gott versöhnet, und Frieden zwischen Ihm und mir gestiftet. Sollte denn mein Herz mit Rache und Bitterkeit und Hasse erfüllet seyn? und sollte ich nicht meinem Nächsten vergeben, wie mir mein Gott um Jesu willen meine Sünden vergeben will. Nein, so gewiß ich hoffe, Gnade und Versöhnung bey Ihm zu finden, so gewiß will ich auch meinem Nächsten, der mich beleidiget, die Hände des Friedens reichen, und mich von ganzem Herzen mit ihm versöhnen.
Mit einem Worte, alle Pflichten der Gerechtigkeit und Liebe, sollen aus der Erkenntniß des Creuzes Jesu fliessen. Denn ihr sollet anziehen, als die Auserwählten Gottes, als seine Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth, Geduld, und vertraget einer den andern,, und vergebet einer dem andern, wie Christus uns auch geliebet, und uns vergeben hat. Col. 3.
3) Endlich soll uns das Creuz Jesu zu den Pflichten gegen uns selbst bewegen.
Zur Sorge für unsere unsterbliche Seele. Denn sollten wir für diese Seele, die Jesus mit seinem Blute erkaufet hat, auf die Er ein ewiges Recht hat, die Er ewig selig machen will, nicht eine genaue Sorge tragen, und sie nicht mit dem Dienste der Sünden und der Eitelkeit beflecken, sondern sie dem Jesu einzig zu seinem Dienste übergehen, der sie so theuer erlöset hat.
Zur Sorge für unsern Leib. Denn Sollten wir in der Unmäßigkeit, in der Unkeuschheit leben, da Jesus alle Qualen des Todes an seinem Leibe für uns ausgestanden, damit Er auch unsere Leiber zu seinem Eigenthum erkaufe, und wir die Sünde nicht herrschen lassen in unserm sterblichen Leibe ihr zu gehorchen in ihren Lüsten, sondern Gott lebe n in Christo Jesu unserm Herrn. Röm. 6. Denn ihr seyd theuer erkauft, darum preiset Gott mit eurem Leibe und Geiste, welche beyde Gottes sind, l Cor. 6.
Zur Verläugnung aller sündlichen Lüste und Begierden und Ergetzungen, und zu einem gottseligen Leben. Denn weil Jesus für uns gecreuziget worden, so müssen wir der Sünde absterben und in der Heiligkeit leben. Wie könnte eine Seele, welche die Kraft seiner Versöhnung empfindet, welche durch sein Blut gereiniget ist, sich den verderblichen Lüsten und sündlichen Eitelkeiten der Welt ergeben, und nicht einen gottseligen Wandel aus Liebe und zur Ehre ihres gekreuzigten Heilands fuhren? und mit dem Apostel sagen: Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebet in mir; und was ich noch im Fleische lebe, das lebe ich in dem Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebet und sich selbst für mich dahin gegeben. Gal. 2.
So sind alle Pflichten der Religion in dem Creuze Jesu enthalten, und deßwegen sagte der Apostel: Ich hielte mich nicht dafür.
III.
Das wäre drittens der Inhalt der Erkenntniß und der Predigt Pauli, weil alle Gründe des Trostes im Leben und Sterben aus der Betrachtung des gecreuzigten Heilands fliessen.
a) Das wäre der einzige Trost der seligen Apostel. In allen Leiden, in allen Verfolgungen, in allen Martern, die sie ausstehen mußten, ja noch in dem Tode, in dem schmerzlichsten Tode, sahen sie mit Vergnügen auf Jesum den gecreuzigten, und übergaben ihre Seelen getrost in seine Hände; und darum konnten sie sagen: Gelobet sey Gott, der Vatter der Barmherzigkeit und der Gott alles Trostes, der uns tröstet in allen unsern Trübsalen, daß wir auch trösten können, die da sind in allerley Trübsal. Denn gleich wie wir des Leidens Christi viel haben, also werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. 2 Cor. 1. So soll auch das, 0 ihr Gläubige, in allen widrigen Umstanden des Lebens, in allen geistlichen und leiblichen Drangsalen und in dem Tode euer einzige Trost seyn, daß Jesus für euch ist gecreuziget worden.
O ihr, die ihr mit mancherley zeitlicher Noth und Elend in dieser Welt kämpfen müsset, die ihr Armuth und Mangel, Verfolgungen und Leiden, Schmerzen und Krankheiten, Traurigkeit und Betrübniß und andere Widerwärtigkeiten ausstehen müsset, seyd getrost! Jesus ist für euch gecreuziget worden. Er hat unendlich mehr für euch gelitten, als ihr leiden könnet. Er der euch hiß in den Tod geliebet, wird euch nicht verlassen, wenn ihr an Ihn glaubet. Er, der barmherzige Heiland, der mitleiden mit euch hat, wird euch um seines Creuzes willen helfen und trösten und erquicken. Er wird den Armen die Güter seines Heils, den Verfolgten seine gnädige Hülfe, den Kranken die selige Empfindung seiner Liebe, den Traurigen die Erquickungen seiner Gnade schenken, und sie alle versichern, daß Er ihr Heilands seye. So sehet denn in eurem leiblichen Elende mit Glauben auf Jesum den gecreuzigten, und suchet bey Ihm einzig Trost und Errettung, und saget mit gläubiger Zuversicht: Mein Jesus ist für mich gecreuziget worden. O ich will auch mit Freuden sein Creuz auf mich nehmen und Ihm nachfolgen. Kein Leiden soll mir zu schwer, keine Widerwärtigkeit zu groß seyn, wenn ich dadurch meinen Glauben, meine Liebe, mein Vertrauen gegen den so hoch und über alles geliebten Heiland zeigen kau. Sein Creuz soll meine Zusiucht, sein Creuz soll mein Trost seyn. O ich will Ihn brünstig umarmen, und Ihm anhangen, und Ihn lieben, und Ihn nicht lassen, biß Er mich gesegnet hat, so werden alle Leiden dieser Zeit zu meiner Seligkeit dienen, und mich zu dem. Himmel, zu seiner ewigen Gemeinschaft führen.
b) In allen geistlichen Trübsalen, unter denen die Gläubigen oft seufzen müssen, ist auch Jesus der gecreuzigte ihr einziger Trost.
O ihr, die ihr im Anfange eurer Bekehrung über die grosse Menge eurer Sünden trauret und zaget, und unter dem Laste eurer Schulden danieder lieget, und mit Furcht und Zittern zu eurem Heiland nahet um Gnade und Vergebung zu erlangen, seyd getrost! Jesus ist für euch gecreuziget worden; Er hat alle eure Sünden gebüsset und euch mit Gott versöhnet. Er hat den Fluch des Gesetzes und die Angst des Gewissens und den Schrecken der Verdammniß von euch weggenommen, und ihr könnet mit Freude zu ihm gehen. Er wird euch Barmherzigkeit erweisen. Er wird von seinem Creuze, ja von seinem Himmel herab in eure Seelen rufen: Sey getrost, mein Sohn, meine Tochter, deine Sünden sind dir vergeben.
O ihr, die ihr nach eurer Bekehrung noch oft über eure Sünden traurig seyd, und euch betrübet, daß ihr, ohngeachtet eurer ernstlichen Begierde Ihm zu dienen, noch oft diesen gnädigen Heiland beleidiget, und in viele Sünden der Schwachheit fallet. Oder vor denen Gott in den Stunden der Anfechtung sein liebreiches Angesicht verbirget, daß ihre Seele mit Schwermuht und Traurigkeit umhüllet wird, und sie klagen müssen: Herr hast du denn vergessen gnädig zu seyn und deine Barmherzigkeit im Zorne verschlossen? Seyd getrost! Jesus ist für euch gecreuziget worden. Er hat alle eure Sünden getilget, und alle Traurigkeit und den Zorn Gottes für euch ausgestanden. Er wird den Segen seines Creuzes über euch ausbreiten, und euch die Versicherung seiner Gnade schenken, und eure Seele durch sein theures Blut reinigen, und mit der Freude ob seinem Heil erquicken, und euch mit aller seiner Erbarmung zurufen: Ich bin dein Heiland.
O ihr, die ihr wegen der Schwachheit euers Glaubens, eurer Liebe, eurer Heiligkeit künftigen Sonntag fast nicht dürfet zu dem heiligen Abendmahl gehen, und euch fürchtet als arme, befleckte, unwürdige Sünder vor eurem Heiland zu erscheinen, und die Pfänder seiner Liebe zu empfangen, seyd getrost! Jesus ist für euch gecreuziget worden, und Er bietet euch seinen Leib und sein Blut und alle Kraft seines Verdienstes zur Vergebung eurer Sünden und zur Stärkung eurer Seelen an. Wenn euer Glauben und eure Liebe aufrichtig ist, so gehet mit Freude zu dem heiligen Abendmahl. Er ist ein barmherziger Heiland, der Mitleiden mit eurer Schwachheit haben wird, und Er wird euch die Versöhnung mit Gott, und die Güter seines Heils, und die Früchte seines Todes, und alle seine Liebe empfinden lassen, und euren Glauben vermehren, daß ihr die selige Versicherung erlanget, Jesus seye auch für euch gecreuziget worden.
c) In dem Tode ist dieses auch der einzige Trost der Gläubigen. O alsdenn, alsdenn, wenn ihr die Welt verlassen und vor dem Richterstuhl Gottes erscheinen müsset, wird Jesus der gecreuzigte eure Zuflucht, eure Hülfe, euer Trost seyn. Er, der sich für euch in den Tod gegeben, wird euch in eurer Todesnoth mit aller seiner Erbarmung zu Hülfe kommen, und euch beystehen, und euch helfen kämpfen und überwinden. O dieser gecreuzigte Heiland wird denn die Kraft seines Blutes groß in euren Seelen machen, und euch mit seiner ewigen Gnade und Treue unterstützen, und eure Herzen mit allem Segen seines Verdienstes erquicken; daß ihr ohne Furcht und Zweifel mit heiligem Triumphe aus dieser Welt abscheiden, und eure Seelen in die Hände eures Erlösers übergeben könnet; und ihr werdet noch mit sterbende!; Augen vergnügt und getrost auf euren gecreuzigten Heiland schauen, und mit sinkenden Händen Ihn brünstig umfassen, und mit stanzender Zunge Ihn anstehen und Ihm danken, und mit dem letzten Seufzer Ihm zurufen: Ich komme, ich komme, O Jesu! du gecreuzigter Heiland, nimme meine Seele auf, die Du erlöset hast.
d) Endlich in der Ewigkeit wird die ganze Seligkeit der Gläubigen in der Gemeinschaft ihres gecreuzigten Jesu bestehen. O wie unaussprechlich wird ihre Freude seyn, den Heiland in aller seiner Herrlichkeit zu sehen, der ehemals die liebenswürdigen Erlöser, diesen theuren und göttlichen Freund, der sie mit seinem Blute erkaufet und selig gemacht, mW ewig mit Ihm zu leben, und eine vollkommene, eine unbegreifliche Seligkeit in seiner Gemeinschaft zu besitzen, und Ihn mit verklärter Seele zu loben, daß Er für uns gestorben, daß Er für uns gecreuziget worden; und mit allen Millionen der Erlösten Ihn zu verherrlichen, und zu sagen: Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu nehmen Preis und Ehre, und Dank, und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Nun ich wünsche von Herzen, daß wir alle, die wir hier gegenwärtig sind, von beyden Regenten auf dem Throne biß zu dem Geringsten unter euch, und von dem grössten Heiligen biß zu dem elendesten Sünder, künftigen Sontag bey dem heiligen Abendmahl, und die folgende Woche bey der Betrachtung des Leidens Jesu, die selige Versicherung erlangen, daß Jesus der gecreuzigte auch unser Heiland seye, und daß wir Ihm leben und sterben, und durch Ihn ewig selig werden um seines theuren Verdienstes willen. Amen.