Spurgeon, Charles Haddon - Treue bis ans Ende.

Spurgeon, Charles Haddon - Treue bis ans Ende.

„Ithai antwortete und sprach: So wahr der Herr lebet und so wahr mein Herr König lebet, an welchem Ort mein Herr, der König, sein wird, es gerate zum Tode oder zum Leben, da wird dein Knecht auch sein.„
2 Sam. 15. 21.

Obgleich David der Mut entfallen zu sein scheint, als er vor seinem Sohne Absalom floh, so traten doch andre edle Züge glänzend an ihm hervor, und unter andrem, seine Weitherzigkeit und seine Sorgfalt für andre. Ein Mann in einer so verzweifelten Lage, wie er es war, muss ernstlich gewünscht haben, viele Freunde zu besitzen und sie alle zu behalten, aber dennoch wollte er ihre Dienste nicht fordern, wenn sie ihnen selber zu viel kosteten, und deshalb sagte er zu Ithai, der ein Philister gewesen zu sein scheint — ein Proselyte, der erst kürzlich gekommen war, sich an David anzuschließen: „Warum gehst auch du mit uns? Du bist erst vor kurzem zu mir gekommen, und sollte ich dich in meinen Trübsalen mit mir umherirren lassen? Kehre um an deinen Ort und bleibe bei dem neuen Könige, denn du bist ein Fremder und ein Verbannter. Möge jeder Segen mit dir sein. Mögen Barmherzigkeit und Wahrheit dir folgen!“ Er sandte ihn nicht hinweg, weil er an ihm zweifelte, sondern weil er fühlte, dass er kein Recht hätte an die großen Opfer, die Ithai vielleicht zu bringen haben würde, wenn er sich mit seinem wechselvollen Schicksale verbände. „Ich weiß nicht, was aus mir werden wird,„ scheint er zu sagen, „aber ich will dich nicht mit mir hinabziehen. Sollte meine Sache verzweifelt werden, so habe ich nicht den Wunsch, dich mit darin zu verwickeln, und deshalb sage ich dir aus den besten Gründen lebewohl.“ Ich bewundere diese Großmut der Seele. Einige Leute haben große Erwartungen: sie leben von ihren Freunden und klagen doch, dass die Liebe kalt ist. Solche Menschen erwarten mehr von ihren Freunden, als diese geben sollten. Eines Menschen Beste Freunde auf Erden sollten seine eignen starken Arme sein. Faulenzer sind Schmarotzerpflanzen, sie haben keine eigne Wurzel, sondern fassen gleich der Mistel Wurzel in einem andren Baume und saugen ihm die Seele aus zu ihrer eignen Nahrung. Traurig, dass Menschen sich je zu solch verächtlicher Gemeinheit herabwürdigen! So lange ihr euch selbst helfen könnt, tut es, und wenn ihr auch ein Recht habt, in Zeiten großer Not Hilfe zu erwarten, so erwartet doch nicht fortwährend, dass ein jeder euch bedienen soll. Fühlt wie David betreffs Ithai, dass ihr keineswegs Dienste wünscht, auf die ihr kein Anrecht habt. Unabhängigkeitsgefühl pflegte ein Charakterzug unsres Volkes zu sein. Ich hoffe, es wird immer so bleiben, und besonders unter Kindern Gottes.

Auf der andren Hand, seht auf Ithai: vollkommen frei zu gehen, aber um den Streit ein für allemal zu enden und David wissen zu lassen, dass er ihn nicht verlassen will, schwört er einen feierlichen Eid vor Jehovah, seinem Gott, und verdoppelt ihn, indem er beim Leben Davids schwört, dass er ihn nicht verlassen will; im Leben, im Tode will er mit ihm sein. Er hat sich an sein Schicksal gebunden im Guten wie im Schlimmen, und er beabsichtigt, treu bis ans Ende zu sein. Ein alter Meister sagt: „Alle treuen Freunde gingen vor Jahren auf die Pilgerschaft, und keiner ist je zurückgekehrt.„ Ich glaube dies kaum, aber mir ist bange, dass ganz so treue Freunde wie Ithai so selten sind, wie zwei Mond zugleich vom Himmel, und ihr mögt an die Grenze der Erde reisen, ehe ihr sie findet. Ich meine indes, ein Grund, weshalb treue Ithais so selten geworden sind, mag sein, dass weitherzige Davide so selten sind. Wenn ihr einem Manne sagt, dass ihr sehr viel von ihm erwartet, so sieht er nicht ein, warum? Weshalb erwartet ihr so viel? Er ist nicht euer Schuldner. Ihr habt sofort die Schleusen seiner Großmut geschlossen. Aber wenn ihr ihm ehrlich sagt, dass ihr nicht mehr erwartet, als recht ist, und nicht wünscht, ihm zur Last zu fallen, wenn er sieht, dass ihr sein Wohl mehr in Betracht zieht, als das eure, so ist dies gerade die Ursache, weshalb er euch anhängt und es ein Vergnügen findet, einem so großmütigen Herrn zu dienen. Ihr werdet gewöhnlich finden, dass, wenn zwei sich erzürnen, auf beiden Seiten Fehler sind: wenn wenig großmütige Seelen sind, so mag es sein, weil treue Freunde selten sind, und wenn treue Freunde nicht häufig sind, so mag es sein, weil großmütige Seelen nicht häufig sind. Sei es unsre Sache, als Christen zu leben, eher um zu dienen, als uns dienen zu lassen und daran zu denken, dass wir die Nachfolger eines Meisters sind, der sprach: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass Er Ihm dienen lasse, sondern dass Er diene.“ Wir sollen nicht erwarten, dass andre uns dienen, sondern unser Leben damit zubringen, dass wir uns bemühen, ihnen zu dienen.

Ich will Ithais Worte zu einem ferneren Zweck gebrauchen. Wenn Ithai, hingenommen von Davids Person und Charakter, obwohl ein Ausländer und Fremder, doch fühlte, dass er sich auf Lebenszeit unter sein Banner anwerben lassen könnte — ja, und erklärte, dass er es auf der Stelle tun wolle — wieviel mehr können ihr und ich, wenn wir wissen, was Christus für uns getan hat, und wer Er ist, und was Er von uns verdient, zu dieser guten Stunde Ihm Treue geloben und sprechen: „So wahr der Herr lebet, an welchem Ort mein Herr und Heiland sein wird, ob im Tode oder im Leben, da soll sein Knecht auch sein.„

Und deshalb will ich beginnen, indem ich zuerst beachte, in welcher Form diese Erklärung gemacht war, damit wir davon lernen, sie auch zu machen.

I.

In welcher Form und Art wurde diese Erklärung gegeben?

Sie wurde, zuerst, zu einer Zeit gegeben, als die niedrigste Ebbe in Davids Glück war, und folglich war sie selbstlos, ohne den geringsten Gedanken, dadurch zu gewinnen. David war von jedermann verlassen. Seine treue Leibgarde war alles, was er auf Erden hatte, worauf er sich verlassen konnte, und da wars, wo Ithai sich ihm anschloss. Nun, Geliebte, es ist sehr leicht, der Religion zu folgen, wenn sie in silbernen Pantoffeln umhergeht, aber der wahre Mann folgt ihr, wenn sie in Lumpen ist und durch Schlamm und Schmutz geht. Sich Christo anschließen, wenn alle seinen Namen preisen, ist das, was ein Heuchler tun würde, aber sich Ihm anschließen, wenn sie rufen: „Hinweg mit Ihm! Hinweg mit Ihm!“ ist eine andre Sache. Es gibt Zeiten, wo der einfache Glaube an Christum sehr gering geschätzt wird. Zu einer Zeit geht die Sucht auf imposante Zeremonien, jedermann liebt ausgeschmückten Gottesdienst, und die reine Einfachheit des Evangeliums wird überladen und beschwert durch buhlerischen Schmuck; solche Zeit ist es, wo wir für Gottes einfachen Plan eintreten und den Symbolismus verwerfen müssen, der an Götzendienst streift und die Einfachheit des Evangeliums verbirgt.

Zu einer andren Zeit wird das Evangelium durch gelehrte Kritiken und Insinuationen gegen die Echtheit und Inspiration der Bücher der Heiligen Schrift angegriffen, während Grundlehren eine nach der andren untergraben werden, und der, welcher am alten Glauben festhält, hinter der Zeit zurückgeblieben rc. heißt. Aber glücklich der, welcher zu Christo, dem Evangelium und der Wahrheit steht, wenn der Stand am schlimmsten ist, und ruft: „Wenn dies Narrheit ist, so bin ich ein Narr, denn wo Christus ist, da will ich sein; ich liebe Ihn in seiner schlimmsten Lage mehr als andre in ihrer besten, und selbst wenn Er tot und begraben ist, so will ich mit Maria und Magdalena gehen und an seinem Grabe sitzen und wachen, bis Er wiederum aufersteht, denn auferstehen wird Er; aber ob Er lebt oder stirbt, wo Er ist, da soll sein Diener sein.„ Wohlan denn, tapfere Seelen, wollt ihr euch für Christum anwerben lassen, wenn sein Panier zerrissen ist? Wollt ihr unter Ihm dienen, wenn seine Rüstung mit Blut befleckt ist? Wollt ihr euch um Ihn scharen, selbst wenn man Ihn für erschlagen ausgibt? Glücklich werdet ihr sein! Eure Treue soll zu eurer ewigen Ehre dienen. Ihr seid Krieger, die Er zu ehren liebt.

Ithai gab sich ganz dem David hin, als er erst vor kurzem zu ihm gekommen war. David sagt: „Gestern bist du gekommen und heute wagest du, mit. uns zu gehen?“ Aber Ithai ist es gleich, ob er gestern oder vor zwanzig Jahren gekommen, er erklärt: „Gewisslich, an welchen, Ort mein Herr, der König, sein wird, es gerate zum Tode oder zum Leben, da wird dein Knecht auch sein.„ Es ist am besten, das christliche Leben mit völliger Hin gäbe zu beginnen. Haben einige von euch bekannt, Christen zu sein und habt ihr euch nie ganz Christo ergeben? Es ist Zeit, dass ihr wiederum beginnt. Dies sollte eine der ersten Formen der Verehrung unsres Meisters sein, diese vollständige Hingabe unsres Selbst an Ihn. Seinem Wort gemäß sollte die erste Ankündigung unsres Glaubens durch die Taufe geschehen, und die Bedeutung der Taufe oder des Untertauchens im Wasser ist Tod, Begräbnis und Auferstehung. So weit es diesen Punkt betrifft, ist das Gelöbnis eben dieses: „Ich bin hinfort für alles, bis auf Christum, tot, dessen Diener ich jetzt bin. Hinfort mache mir niemand mehr Mühe, denn ich trage die Malzeichen des Herrn Jesu an meinem Leibe. Das Wasserzeichen ist an mir vom Haupt bis zum Fuß. Ich bin mit Ihm durch die Taufe in den Tod begraben worden, zu zeigen, dass ich fortan Ihm angehöre.“ Nun, ob ihr getauft worden seid oder nicht, das überlasse ich euch, aber in jedem Fall muss dies wahr sein, dass ihr hinfort gestorben seid und euer Leben mit Christo in Gott verborgen ist. Sobald Christus euer ist, solltet ihr Christi sein. „Ich bin des Herrn„ sollte verknüpft sein mit „Er ist mein“ beim Anbruch des Tages, in dem ihr euch dem Herrn ergebt.

Ferner, Ithai übergab sich David in der freiwilligsten Weise. Niemand überredete ihn, es zu tun; in der Tat, David scheint ihm abgeredet zu haben. David prüfte und versuchte ihn, aber er sprach freiwillig aus der Fülle seines Herzens: „Wo mein Herr, der König, ist, da soll sein Diener auch sein.„ Nun, ihr lieben, jungen Leute, wenn ihr glaubt, dass der Herr Jesus Christus euer ist, übergebt euch Ihm durch eine bestimmte Tat und Handlung. Fühlt den einen großen Antrieb, ohne Nötigung oder Beweisführung zu bedürfen: „Die Liebe Christi dringet uns;“ aber wartet nicht, bis eure Pflicht euch eingeschärft wird, denn je freier die Hingabe, desto annehmbarer wird sie sein. Man sagt, dass kein Wein so köstlich ist als der, welcher beim ersten gelinden Druck aus der Traube fließt. Je länger ihr presst, desto herber ist der Saft. Wir lieben den Dienst nicht, der aus einem Menschen herausgepresst wird: und gewiss wird der Gott der Liebe nicht gezwungene Arbeit annehmen. Nein; lasst eure Willigkeit sich zeigen. Sprecht:

„Nimm mich selbst, und ich will sein
Ewig, einzig Dein allein.„

Mein Herz schmachtet nach dem Dienste seines Herrn. Mit derselben Freiwilligkeit, die Ithai zeigte, weiht euch feierlich dem Herrn Davids.

Ich gebrauchte eben ein Wort, das einen andren Punkt an die Hand gibt, nämlich, dass Ithai dies sehr feierlich tat. Er schwor einen Eid, was wir Christen nicht tun mögen, und nicht wünschen mögen zu tun, aber dennoch sollten wir die Übergabe ebenso feierlich machen. In Doddridges „Aufgang und Fortgang der Religion in der Seele,“ ist eine sehr feierliche Form der Weihe, die er jungen Männern zu unterzeichnen empfiehlt, wenn sie sich Christo hingeben. Ich kann nicht sagen, dass ich es empfehle, obwohl ich es selbst getan, denn ich fürchte, dass etwas Gesetzlichkeit dabei ist, und dass es die Seele in Knechtschaft bringen könnte. Mir ist bekannt, dass einige eine Urkunde ihrer Übergabe an Jesum geschrieben, und mit ihrem Blute unterzeichnet haben. Ich will es weder loben noch tadeln, aber ich will sagen, dass eine vollständige Übergabe in irgend einer Art gemacht werden muss, und dass es mit Überlegung und mit ernsten Gedanken gemacht werden sollte. Ihr seid teuer erkauft, und ihr solltet deshalb in einer bestimmten Weise eures Herrn Eigentumsrecht an euch anerkennen und deren Rechtstitel aus euren Leib, Geist und eure Seele Ihm übertragen.

Und dies, denke ich, tat Ithai öffentlich. Jedenfalls handelt er so, dass jedermann ihn sah, als David sprach: „So komm und gehe mit,„ und er ging in der Vorderreihe — der erste Mann, der über den Bach ging. O ja, lieber Freund, du musst dich öffentlich als einen Christen bekennen. Wenn du ein Christ bist, musst du nicht versuchen, durch die Hintergassen in den Himmel zu schleichen, sondern gehe den schmalen Weg hinauf wie ein Mann, und wie dein Meister. Er schämte sich deiner nie, obwohl Er es hätte können: wie kannst du dich seiner schämen, wenn in Ihm nichts ist, dessen man sich schämen kann? Manche Christen scheinen zu denken, dass sie ein leichteres Leben führen werden, wenn sie nie ein Bekenntnis ablegen. Wie .eine Ratte hinter dem Getäfel, kommen sie nach dem Kerzenlicht heraus, erlangen einen Krumen und gleiten dann wieder zurück. Ich möchte nicht ein solches Leben führen. Gewiss, es ist nichts da, dessen man sich zu schämen hätte. Ein Christ, — lasst uns des Namens uns rühmen! .Einer, der an den Herrn Jesum Christum glaubt — lasst sie es an das Schild unserer Tür schreiben, wenn sie wollen. Weshalb sollten wir darüber erröten? „Aber,“ sagt der eine: „ich möchte lieber ein sehr ruhiger sein.„ Ich will nun einen Torpedo unter diese feige Ruhe legen. Was sagt der Herr Jesus? „Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater; wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ Nehmet auf euch euer Kreuz, und folget Ihm nach, denn „so man von Herzen glaubet, so wird man gerecht, und so man mit dem Munde bekennet, so wird man selig.„ Als unser Meister gen Himmel fuhr, befahl Er uns, das Evangelium aller Kreatur zu predigen: und in welche Worte fasste Er dies? „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“ Es muss deshalb der Glaube da sein und das Bekenntnis des Glaubens. „Aber kann ich nicht als ein Gläubiger selig werden, wenn ich auch nicht offen Christum bekenne?„ Lieber Freund, du darfst an deines Herrn Befehl nicht herumändern und dann sagen: „Wird Er nicht gnädig diese Unterlassung vergeben?“ Vernachlässige nicht eins von den zwei Geboten, sondern gehorche seinem ganzen Willen. Wenn du den Geist Ithais hast, so wirst du sprechen: „Wo mein Herr, der König, ist, da soll sein Diener sein.„

Ich überlasse die Sache den Gewissen derer, die dem Nikodemus gleichen, der bei Nacht zu Jesu kam, oder dem Joseph von Arimathia, der ein Jünger war, aber heimlich, aus Furcht vor den Juden. Mögen sie hervorkommen und ihren Herrn bekennen und glauben, dass Er sie auch dann bekennen wird.

II.

Was schloss diese Erklärung ein? Für Ithai, was schloss sie da ein?

Zuerst, dass er hinfort Davids Diener war. Natürlich, als sein Soldat sollte er für ihn fechten und nach seinem Geheiß tun. Was sagest du, Mann? Kannst du deine Hand zu Christo aufheben und sprechen: „Hinfort will ich als Dein Diener leben, nicht meinen eignen Willen tun, sondern Deinen. Dein Gebot ist fortan meine Richtschnur.“ Kannst du das sagen? Wenn nicht, so spotte seiner nicht, sondern stehe zurück. Möge der Heilige Geist dir Gnade geben, so zu beginnen, so zu beharren und so zu enden.

Es schloss danach für Ithai ein, dass er sein Äußerstes für Davids Sache tun sollte, nicht nur dem Namen nach sein Diener sein, sondern sein Soldat, bereit für Narben, Wunden und Tod, wenn nötig, um des Königs willen. Das ists, was Ithai meinte, als er in rauem Soldatenton den feierlichen Eid schwor. Nun, wenn du Christi Jünger sein willst, entschließe dich, dass du fortan durch seine Gnade seine Sache verteidigen willst; dass, wenn hitziges Gefecht da ist, du dabei sein willst, und wenn eine verlorne Hoffnung dessen bedarf, du sie führen und durch Fluten und Flammen gehen willst, wenn deines Meisters Sache ruft. Selig ist der, welcher dem Lamme folgt, wohin es geht, und sich ganz seinem Herrn ergibt. Ihm von ganzem Herzen zu dienen.

Aber Ithai erklärte in seinem Versprechen, dass er der Person seines Herrn stets seine Dienste widmen wolle. Das war in der Tat der Kern desselben. „An welchem Ort mein Herr, der König, sein wird, da wird dein Knecht auch sein.„ Brüder, lasst uns denselben Entschluss auch in unsrem Herzen fassen, dass, wo Christus ist, wir auch sein wollen. Wo ist Christus? Im Himmel. Wir werden bald dort sein. Wo ist Er hier, geistlich? Antwort: in seiner Gemeinde. Die Gemeinde ist eine Gemeinschaft Gläubiger; und wo diese zusammenkommen, da ist Jesus in ihrer Mitte. Nun wohl denn, wir wollen uns mit der Gemeinde verbinden, denn wo unser Herr, der König, ist, da sollen seine Diener auch sein. Wenn die Liste der Erlösten verlesen werden wird, so werden wir in dem Verzeichnis stehen, denn unsres Herrn Name ist da.

Wohin sonst ging Jesus? Im Anfang seines amtlichen Wirkens ging Er hinab in das Wasser der Taufe. Lasst uns dem Lamme folgen, da es hingeht. Am Schlüsse seiner Wirksamkeit brach Er Brot und sagte: „Solches tut zu meinem Gedächtnis.“ Seid häufig an seinem Tische, denn wenn ein Ort auf Erden ist, wo Er sich seinen Kindern offenbart, so ist es da, wo Brot in seinem Namen gebrochen wird. Lasst mich euch nun ein Geheimnis sagen. Einige von euch mögen es früher gehört haben, aber sie haben es vergessen. Hier ist es: Mein Herr ist gewöhnlich in der Gebetsstunde an den Montag-Abenden, und in der Tat, wann immer die Seinen zum Gebet zusammenkommen, so ist Er da. Deshalb will ich euch meinen Text lesen und sehen, ob ihr demgemäß leben wollt: „Gewisslich, an welchem Ort mein Herr, der König, sein wird, ob in einer Gebetsstunde oder bei einer Predigt, da soll dein Diener auch sein.„ Wenn ihr euren Herrn lieb habt, so wisst ihr, wo seine Stätten sind, sorgt dafür, dass ihr Ihm stets dahin folgt.

Wo ist der Herr Jesus Christus? Nun, Brüder, Er ist, wo immer die Wahrheit ist, und ich bitte Gott, dass Er ein Geschlecht von Männern und Weibern in unsrem Lande erwecken möge, die entschlossen sind, da zu sein, wo die Wahrheit Gottes ist. Es gibt ein Heer von Mollusken, die immer da sein wollen, wo die Gemeinde am respektabelsten ist, und die Respektabilität nach Kleidern und Geld bemessen. Es gab eine Zeit in der Gemeinde Gottes, wo man die Frömmsten am meisten respektierte; ist es dahin gekommen, dass man das Gold der Gnade vorzieht? Unsre Väter erwogen, ob die Predigt orthodox war, aber jetzt heißt es: „Ist der Prediger hochgebildet?“ Worte werden der Wahrheit vorgezogen und Beredsamkeit geht über Evangelium. Schande über ein solches Zeitalter. O, ihr, die ihr nicht ganz euer Erstgeburtsrecht verkauft habt, ich beschwöre euch, haltet euch fern von dieser elenden Versunkenheit.

Der, welcher Christum aus dem Grunde seines Herzens liebt, wird sagen: „Wo der König ist, da soll sein Diener auch sein, ob es mit einem halben Dutzend armer Baptisten oder Methodisten oder mit den verachtetsten Leuten der Stadt ist.„ Ich bitte euch, Geliebte, in welche Stadt oder in welches Land euer Los auch fällt, seid eurer Farbe treu und gebt nie eure Grundsätze auf. Wo immer die Wahrheit ist, dahin geht, und wo etwas der Wahrheit Zuwiderlaufendes ist, dahin geht nicht, denn dort ist euer Meister nicht zu finden. Was ferner? Nun, unser Herr ist zu finden, wo etwas für das Wohl unserer Mitmenschen zu tun ist. Der Herr Jesus Christus ist zu finden, wo man arbeitet, seine verlornen Schafe wieder zu bringen. Manche Leute sagen, dass sie sehr wenig Gemeinschaft mit Christo haben, und wenn ich sie ansehe, so wundere ich mich darüber nicht. Zwei können nicht zusammengehen, wenn sie nicht gleichen Schritt halten wollen. Nun, mein Herr geht raschen Schritts, wenn Er durch die Welt geht, denn des Königs Werk erfordert Eile; und wenn seine Jünger nach Schneckenart kriechen, so verlieren sie seine Gesellschaft. Wenn einige unserer stöhnenden Brüder zu der Sonntagsschule gehen und beginnen wollten, sich um die kleinen Kinder zu bekümmern, so würden sie ihren Herrn dort treffen, der zu sagen pflegte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen.“ Wenn andre eine kleine Versammlung hielten und die Unwissenden lehrten, so würden sie Den dort finden, der Erbarmen mit den Unwissenden und Irrenden hatte. Unser Meister ist, wo Fesseln zu zerbrechen, Bürden abzunehmen und Herzen zu trösten sind, und wenn ihr wünscht, bei Ihm zu bleiben, so müsst ihr in solchem Dienste helfen.

Wo ist unser Meister? Nun, Er ist stets auf Seiten der Wahrheit und des Rechtes. Und o, ihr christlichen Leute, gedenkt daran bei allem — Politik, Geschäft und allem — haltet es mit dem, was recht ist, nicht mit dem, was beliebt ist. Beugt nicht das Knie vor dem, was eine kleine Zeitlang gepriesen werden mag, sondern steht fest in dem, was sich mit Rechtschaffenheit, mit Menschlichkeit verträgt, mit der Sache und der Ehre Gottes und mit der Freiheit und dem Fortschritt der Menschen. Es kann nie weise sein, Unrecht zu tun. Es kann nie töricht sein. Recht zu tun. Es kann nie nach dem Sinne Christi sein, zu tyrannisieren und zu bedrücken. Haltet euch zu dem, was rein und „lieblich ist und wohl lautet,„ und ihr werdet euch so weit zu Christo halten. Mäßigkeit, Reinheit, Gerechtigkeit — diese Dinge liebt Er; tut euer Bestes, sie um seinetwillen zu fördern.

Vor allem gedenkt daran, wie Jesus das Gebet im Verborgenen liebte, und wenn ihr entschlossen seid, bei Ihm zu verharren, so müsst ihr viel am Gnadenthron sein.

Ich will euch nicht bei jedem dieser Punkte aufhalten, sondern nur einfach sagen, dass Ithais Erklärung auch dies bedeutete: dass er beabsichtigte, Davids Lage zu teilen. Wenn David groß war, so wollte Ithai sich freuen. Wenn David verbannt war, so wollte Ithai ihn auf seinen Wanderungen begleiten. Wir müssen in Gottes Kraft den Entschluss fassen, bei Christo zu verharren in jedem Wetter und in jeder Gesellschaft, und das, ob zum Leben oder zum Tode: Ah, das Wort „Tod“ macht es süß, weil wir dann die seligen Folgen davon, dass wir mit Christo gelebt haben, ernten sollen. Wir sollen zum letztenmal in unsre Kammer gehen und allen lebewohl sagen, und dann sollen wir fühlen, dass Er im Tode noch mit uns ist, wie wir im Leben mit Ihm gewesen sind. Obwohl unsre guten Werke nie ein Grund des Vertrauens sein können, wenn wir sterben, so wird doch, wenn der Herr uns fähig macht, dem Lamm zu folgen, wohin es geht, und so ein entschiedenes, bestimmtes, gerades, aufrichtiges Leben zu führen, unser Sterbekissen nicht mit Dornen der Neue gefüllt sein, sondern wir werden Gott loben, dass wir ein treues Zeugnis abgelegt haben, so weit wir es konnten. In diesem Falle werden wir nicht im Sterben wünschen, zurückzugehen, um die Irrtümer und Unaufrichtigkeiten unsres Lebens zu berichten. Nein, Geliebte, es wird sehr, sehr süß sein, allein mit Jesu im Tode zu sein. Er wird unser Lager in unserer Krankheit machen (Ps. 41, 4); Er wird unser Sterbekissen weich machen, und unsre Seele soll dahinschwinden, hinweggeküsst von seinen teuren Lippen, und wir sollen bei Ihm sein allezeit. Von denen, die Ihm am nächsten sind, heißt es: „Sie folgen dem Lamme nach, wo es hingeht. Sie werden mit Ihm in weißen Kleidern wandeln, denn sie sind es wert.„

Ich schließe mit dieser Bemerkung. Will unser Herr Jesus heute abend von uns ein solches Wort der Weihe annehmen? Wenn wir auf Ihn zu unsrem Heil vertrauen, wird Er uns erlauben, zu sagen, dass wir bei Ihn: bleiben wollen, so lange wir leben?

Wir erwidern, Er wird uns nicht erlauben, es in unserer eignen Kraft zu sagen. Es war ein junger Mann, der sprach: „Herr, ich will Dir folgen, da Du hingehest,“ aber Jesus gab ihm einen kühlen Empfang; und es war ein älterer Mann, der sprach: „Wenn sie sich auch alle an Dir ärgerten, so will ich mich doch nimmermehr ärgern,„ und in Erwiderung darauf betete sein Herr für ihn, dass sein Glaube nicht aufhören möge. Nun, ihr müsst nicht versprechen, wie Petrus es tat, sonst werdet ihr einen noch größeren Fehltritt begehen. Aber, Geliebte, diese Selbsthingabe ist es, was Christus von uns erwartet, wenn wir seine Jünger sind. Er will nicht, dass wir Vater und Mutter mehr lieben sollen, als Ihn; wir müssen bereit sein, alles um seinetwillen aufzugeben. Dies ist nicht nur, was unser Meister von uns erwartet, sondern was Er von uns verdient. Dies ist es auch, das Er uns helfen will zu tun, denn Er will uns Gnade geben, wenn wir sie nur von Ihm suchen; und dies ist es auch, das Er gnädig belohnen will und schon belohnt hat in jenem köstlichen Wort (Joh. 12, 26), wo Er von seinen Jüngern, sagt: „Wer mir dienen will, der folge mir nach, und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein; und wer mir dienen will, den will mein Vater ehren.“ O, von Gott in der Ewigkeit geehrt werden, wenn Er sagen wird: „Steht zurück, Engel; macht Raum, Cherubim und Seraphim! hier kommt ein Mann, der um meines lieben Sohnes willen litt! Hier kommt einer, der sich meines Eingeborenen nicht schämte, als sein Antlitz mit Speichel befleckt war. Hier kommt einer, der am Pranger mit Jesu stand und mit schlechtem Namen um seinetwillen belegt ward. Steht zurück, ihr Engel, diese haben größere Ehre denn ihr.„ Gewiss, die Engel des Himmels, wenn sie durch die goldenen Gassen gehen und den Märtyrern begegnen, werden sie nach ihren Leiden fragen und sprechen: „Ihr seid begünstigter als wir, denn ihr habt das Vorrecht gehabt, für den Herrn zu leiden und zu sterben.“ O Brüder und Schwestern, ergreifet das Vorrecht, für Jesum zu leben; weihet euch heute Ihm; lebet von dieser Stunde an, nicht um euch selbst zu bereichern oder um Ehre und Achtung zu gewinnen, sondern für Jesum, für Jesum allein. O, wenn ich Ihn auch hier darstellen könnte; wenn ich machen könnte, dass Er hier auf dieser Plattform stünde, gerade wie Er aus Gethsemane kam mit dem blutigen Schweiß, oder wie Er vom Kreuz herabkam mit Wunden, die so von Herrlichkeit strahlten und so frisch vom Ausbluten unserer Erlösung waren, so denke ich, würde ich jeden von euch sagen hören: „Herr Jesus, wir sind Dein, und an welchem Ort Du sein wirst, es gerate zum Leben oder zum Tode, da sollen Deine Knechte auch sein.„ So möge der Herr uns helfen durch seinen gnädigen Geist, der all unsre Werke in uns gewirkt hat, um Jesu willen. Amen.

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autoren/s/spurgeon/t/spurgeon-treue_bis_ans_ende.txt · Zuletzt geändert: von aj
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