Spurgeon, Charles Haddon - Andachten über den Psalter - Psalm 11 - 20

Spurgeon, Charles Haddon - Andachten über den Psalter - Psalm 11 - 20

Ps. 11,5

Der Herr prüfet den Gerechten.

Alle Ereignisse stehen unter der Obhut der Vorsehung Gottes: und darum müssen wir auch alle Leiden und Prüfungen unserer äußeren Lebensführung auf diese eine Grundursache zurückführen. Aus der goldenen Pforte des göttlichen Ratschlusses ziehen die Heere der Heimsuchungen in Schlachtordnung aus, gekleidet in eiserne Panzer und gerüstet mit Kriegswaffen. Alle Gottesführungen sind Türen für Trübsale. Selbst unsre Gnadengaben haben gleich den Rosen ihre Dornen. Die Menschen können in Meeren des Wohlergehens ebensogut umkommen, wie in Strömen der Anfechtung. Unsre Berge sind nicht zu hoch, und unsre Täler nicht zu tief für die Versuchung; Leiden lauern an allen Straßen auf uns. Überall, vor uns und hinter uns, sind wir von Gefahren umgeben und bedroht. Dennoch fällt kein Regen ohne Gottes Zulassung aus den drohendsten Wolken; jeder Tropfen hat seine vorgeschriebene Bahn, wie und wann er zur Erde fällt. Die Prüfungen, die uns von Gott kommen, sind gesandt, unsre Gaben zu erproben und zu kräftigen, und so zugleich die Macht der göttlichen Gnade ans Licht zu stellen, die Echtheit unserer Tugenden zu bezeugen und ihre Lebenskraft zu vermehren. Der Herr setzt in seiner unendlichen Weisheit und überschwänglichen Liebe einen so hohen Wert auf den Glauben der Seinen, dass Er sie solcher Prüfungen nicht überheben will, die zur Stärkung ihres Glaubens dienen. Ihr hättet nie den köstlichen Glauben erlangt, der euch jetzt trägt und tröstet, wenn euer Glaube nicht die Feuerprobe bestanden hätte. Ihr seid Bäume, die nie so kräftige Wurzeln geschlagen hätten, wenn der Sturm euch nicht hin und her gestoßen und euch genötigt hätte, euch fest an die herrlichen Verheißungen des Gnadenbundes anzuklammern. Irdisches Wohlergehen ist ein großer Feind des Glaubens; es lockert die Bande heiliger Zucht und erschlafft die Sehnen heiligen Mutes. Der Luftballon steigt nicht, bis der fesselnde Strick durchschnitten wird; die Prüfungen des Leidens leisten gläubigen Seelen diesen Dienst. Solange der Weizen in der Ähre ruht, nützt er dem Menschen nichts, er muss ausgedroschen werden aus seiner Ruhestätte, ehe man erfährt, was er wert ist. Darum ists gut, dass Jahwe die Gerechten prüft, denn dadurch werden sie reich in Gott.

Ps. 12,1

Hilf, Herr.

Dies Gebet ist an sich schon merkwürdig, denn es ist kurz, aber kernhaft, kräftig und kindlich. David war bekümmert, dass die Heiligen abgenommen hatten und der Gläubigen wenig war unter den Menschenkindern; und darum richtete er sein Herz empor im Gebet; weil die Geschöpfe ihn verließen, floh er zum Schöpfer. Offenbar fühlte er seine eigne Schwachheit, sonst hätte er nicht um Hilfe geschrien; zugleich aber hatte er die aufrichtige Absicht, sich aufzumachen für die Sache der Wahrheit und für sie zu kämpfen, denn das Wort „hilf“ hat keinen Sinn, wo wir nicht auch selbst tätig eingreifen. Es ist in diesem kurzen zweiwortigen Gebet eine große Offenheit, Deutlichkeit des Verlangens und Bestimmtheit des Ausdrucks; viel mehr, wahrlich, als in den weitschweifigen Herzensergießungen mancher Christenleute. Der Psalmist geht geradeswegs zu seinem Gott mit einer wohlerwogenen Bitte; er weiß, was er sucht, und weiß, wo er es sucht. Herr, lehre uns beten, wie David betete! Die Veranlassungen zu diesem Gebet finden sich oft. Wie ist es so vortrefflich geeignet bei Heimsuchungen der göttlichen Vorsehung, wenn schwergeprüfte Gläubige erfahren müssen, dass sie keinen Helfer finden. Ebenso finden oft ernstgesinnte Christen, die im Worte Gottes forschen, bei Zweifeln über diesen oder jenen Gegenstand ihres Glaubens eine kräftige Hilfe, wenn sie den Heiligen Geist, den großen Lehrer, anrufen: „Hilf, Herr.“ Christliche Streiter dürfen im inneren Kampfe bei dem Gnadenthrone um Zuzug und Verstärkung flehen, und dies Gebet dient ihnen dabei zum Vorbild für ihre Bitte. Arbeiter im himmlischen Acker können gleichfalls auf diesem Wege in Zeiten der Not Gnade und Erquickung empfangen. Heilsbegierige Sünder können in Zweifeln und Ängsten diese nämliche kräftige Bitte ergehen lassen. „Hilf, Herr,“ gilt für Leben und Sterben, für Dulden und Kämpfen, für Leid und Freud. Unsre Hilfe stehet allein bei Ihm, so lasset uns nicht träge sein, Ihn anzurufen. Die Erhörung des Gebets ist gewiss, wenn es aufrichtig dargebracht wird in Jesu Namen. Des Herrn Treue verbürgt es uns, dass Er die Seinen nicht verlässt; seine nahe Verwandtschaft als unser Vater und Bräutigam seiner Gemeinde stellt uns seine Hilfe sicher; seine Hingabe Jesu ist ein Pfand aller Gütigkeit; und fest steht seine Verheißung: „Fürchte dich nicht, ich helfe dir.“

Ps. 16, 8

Ich habe den Herrn allezeit vor Augen gestellt: weil Er mir zur Rechten ist, darum werde ich nicht bewegt werden.

Dies ist die Weise, wie wir leben sollten. Wenn Gott allezeit vor unsren Augen ist, werden wir die edelste Gesellschaft, das heiligste Beispiel, den süßesten Trost und den mächtigsten Einfluss haben. Dies muss eine entschlossene Tat der Seele sein: „Ich habe gestellt,“, und muss aufrecht gehalten werden als etwas Festes und Beständiges. Immer ein Auge auf des Herrn Auge haben, und ein Ohr für des Herrn Stimme - dies ist die rechte Stellung für den Gottesfürchtigen. Sein Gott ist ihm nahe, erfüllt den Horizont seines Gesichtes, leitet den Weg seines Lebens und bildet den Gegenstand seiner Betrachtungen. Was für Eitelkeiten würden wir vermeiden, was für Sünden würden wir besiegen, was für Tugenden würden wir beweisen, was für Freuden würden wir empfinden, wenn wir in der Tat den Herrn uns allezeit vor Augen stellten! Warum nicht?

Dies ist die Weise, wie wir sicher sein können. Wenn der Herr immer in unserer Seele ist, so kommen wir dahin, Sicherheit und Gewissheit zu fühlen, weil Er so nahe ist. Er ist zu unserer Rechten, um uns zu führen und zu helfen; und deshalb werden wir nicht bewegt, weder durch Furcht, noch durch Gewalt, oder Betrug oder Wankelmut. Wenn Gott zur Rechten eines Mannes steht, so wird der Mann selber sicherlich fest stehen. Kommt heran denn, ihr Feinde der Wahrheit! Dringt auf mich ein, wie ein wütender Sturm, wenn ihr wollt. Gott hält mich aufrecht. Gott bleibt bei mir. Wen soll ich fürchten?

Ps. 16,10

Denn du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen, und nicht zugeben, dass Dein Heiliger verwese.

Dieses Wort hat seine eigentliche Erfüllung in dem Herrn Jesu; aber es bezieht sich auch, mit einer Veränderung, auf alle, die in Ihm sind. Unsre Seele soll nicht in dem getrennten Zustande gelassen werden und unser Leib soll, obgleich er verwesen wird, wiederum auferstehen. Die allgemeine Bedeutung indes, mehr als die besondere Anweisung ist es, worauf wir diesmal des Lesers Gedanken richten möchten.

Wir mögen in tiefe Schwermut sinken, bis es scheint, als wären wir in den Abgrund der Hölle gestürzt; aber wir sollen nicht da gelassen werden. Es mag scheinen, als wären wir an des Todes Pforte in Herz und Seele und Bewusstsein; aber wir können nicht da bleiben. Der Tod der Freude und Hoffnung in unsrem Innern mag sehr weit gehen, aber er kann nicht zu den äußersten Folgen fortschreiten, so dass er die völlige Verwesung schwarzer Verzweiflung erreichte. Wir mögen sehr tief sinken, aber nicht tiefer, als der Herr zulässt; wir mögen in dem tiefsten Kerker des Zweifels eine Zeitlang bleiben, aber wir sollen dort nicht umkommen. Der Hoffnungsstern ist immer noch am Himmel, wenn die Nacht am schwärzesten ist. Der Herr wird uns nicht vergessen und uns nicht dem Feinde überliefern. Lasst uns in Hoffnung ruhen. Wir haben es mit einem zu tun, dessen Barmherzigkeit ewiglich währet. Gewiss, aus Tod und Finsternis und Verzweiflung werden wir noch zu Leben, Licht und Freiheit auferstehen.

Ps. 17,7

Wunderliche Güte.

Wenn wir mit unsern Almosen auch unser Herz hingeben, dann geben wir, wies Gott gefällt; aber wir müssen uns oft schuldig bekennen in diesem Stück. Nicht so unser Meister und Herr. Seine Liebesbezeugungen sind immer auch gewürzt mit der Liebe seines Herzens. Er schickt uns nicht das kalt gewordene Gericht und die Brocken von der Tafel seines Überflusses, sondern Er gibt uns unser Teil aus der vollen Schüssel seiner Mahlzeit und füllt unsre Vorratskammern zu rechter Zeit mit den duftenden Spezereien seiner inbrünstigen Liebe. Wenn Er das goldne Wappen seiner Gnade an unsre Palmen aufhängt, so begleitet Er die Gabe mit einem so warmen Händedruck, dass die Herzlichkeit, mit der Er gibt, uns nicht minder entzückt, als die Gabe selbst. Er kommt auf seinen Liebeswanderungen zu uns und kehrt in unserm Hause ein; aber Er machts nicht wie der Vornehm-Stolze, der des armen Mannes Hütte besucht, sondern Er setzt sich zu uns auf die raue Bank und verachtet unsre Armut nicht, noch sieht Er unfreundlich auf unser Elend und unsre Schwachheit. Geliebte Freunde, mit welcher Holdseligkeit spricht Er! Welche süßen Lehren der Weisheit triefen von seinen Lippen, welche goldenen Wahrheiten münzt sein gnädiger Mund! Mit welchen Küssen der Liebe und Freundlichkeit umarmt und beseligt Er uns! Hätte Er uns nichts als ein paar geringe Heller geschenkt, so hätte sein freundliches Geben sie vergoldet; aber es ist vielmehr so, dass Er seine reichen Geschenke in goldenen Barken zu uns sendet. Es ist unmöglich, an der Aufrichtigkeit seines Wohlwollens zu zweifeln, denn alle seine Wohltaten sind mit dem Abzeichen eines blutenden Herzens gestempelt. Er gibt reichlich und rückt es niemand auf. Keine Rede davon, dass wir Ihm lästig werden; von einem kühlen Blick für seine armen Pfleglinge keine Spur! sondern Er freut sich innig ob seiner Gnade und drückt uns an seine Brust, während Er sein Leben für uns dargibt. Es ist ein so köstlicher Duft in seiner Narde, wie er nur seinem Gemüt entquillen kann; es ist eine Süßigkeit in seinem Honigseim, wie sie nie darin vorhanden wäre, wenn nicht der tiefste Inhalt seiner herzlichsten Liebe sich damit vermischt hätte. O, seltene Gemeinschaft, die eine so außerordentliche Herzlichkeit hervorruft! Möchten wir doch ihren Segen und ihre Seligkeit unablässig schmecken!

Ps. 17,15

Ich aber will schauen Dein Antlitz in Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache nach Deinem Bilde.

Das Teil, was andre Menschen haben, füllt sie selber und bereichert ihre Kinder, aber das Teil der Gläubigen ist andrer Art. Menschen der Welt haben ihren Schatz in der Welt, aber Menschen der künftigen Welt sehen höher und weiter.

Unser Besitz ist zwiefach. Wir haben Gottes Gegenwart hier und sein „Bild“ dort drüben. Hier schauen wir das Antlitz des Herrn in Gerechtigkeit, denn wir sind in Jesus Christus gerecht gemacht. O, die Freude, das Antlitz eines versöhnten Gottes zu schauen! Die Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi gewährt uns einen Himmel hienieden, und wird uns droben der Himmel des Himmels sein.

Aber mit dem Sehen endet es nicht: wir sollen in das verwandelt werden, was wir anschauen. Wir sollen eine Weile schlafen und dann aufwachen als Spiegel, welche die Schönheiten unsres Herrn zurückstrahlen. Der Glaube sieht Gott mit einem unwandelbaren Blick. Das Herz nimmt das Bild Jesu in seine eignen Tiefen auf, bis Jesu Wesen und Sinn auf die Seele geprägt wird. Dies ist Befriedigung. Gott sehen und Ihm gleich sein - was mehr kann ich wünschen? Davids sichere Zuversicht wird hier durch den Heiligen Geist zu des Herrn Verheißung gemacht. Ihr glaube ich. Ich erwarte es. Herr, gewähre es. Amen.

Ps. 18,29

Denn du wirst mein Licht anzünden.

Es mag sein, dass meine Seele in Finsternis sitzt; und wenn diese von geistlicher Art ist, so kann keine menschliche Macht mir Licht bringen. Gelobt sei Gott! Er kann meine Finsternis erleuchten und sogleich mein Licht anzünden. Selbst wenn ich von einer Finsternis, „die man greifen mag“, umgeben wäre, so kann Er das Dunkel durchbrechen und es sofort hell um mich her machen.

Das Gute ist, dass, wenn Er das Licht anzündet, niemand es ausblasen kann und dass es auch nicht aus Mangel an Nahrung erlöschen wird, noch im Verlauf der Stunden von selber ausgehen. Die Lichter, welche der Herr am Anfang anzündete, scheinen noch immer. Die Lampen des Herrn mögen Nachgießen von Öl nötig haben, aber Er tut sie niemals aus.

Lasst mich denn wie die Nachtigall im Dunkeln singen. Die Erwartung wird mir Melodie verleihen und die Hoffnung soll den Grundton geben. Bald werde ich mich an einem von Gott angezündeten Lichte erfreuen. Ich bin eben jetzt trübe und traurig. Vielleicht ist es das Wetter oder körperliche Schwachheit oder die Bestürzung, in die ein plötzliches Unglück mich versetzt; aber was immer die Finsternis verursacht hat, Gott allein ist es, der Licht bringen wird. Meine Augen sehen auf Ihn allein. Bald wird das Licht des Herrn mich erleuchten; und später, zu der von Ihm bestimmten Zeit, werde ich dort sein, wo sie keiner Leuchte und keines Sonnenlichtes bedürfen. Halleluja!

Ps. 18,35

Wenn Du mich demütigest, machst Du mich groß.

Eigentlich heißt die Stelle: „Deine Demut macht mich groß,“ ,Deine Herablassung zu mir,„ „Deine Selbsterniedrigung.“ Was uns groß macht, ist die Leutseligkeit Gottes, die sich uns zu liebe klein macht. Wir sind so klein, dass wenn Gott Seine Größe ohne Herablassung offenbaren würde, wir unter Seinen Tritten zermalmt würden; aber Gott, der sich erniedrigen muss, um aus Seinem unnahbaren Heiligtume die Himmelsräume zu betrachten, der sich beugen muss, um Seiner Engel Walten zu schauen, senkt Seine Blicke noch tiefer herab, und sieht auf die Niedrigen und Elenden und macht sie groß. Die Worte können auch übersetzt werden: „Deine Güte macht mich groß.“ David schreibt dankbar alle seine Größe nicht seiner eigenen Güte, sondern der Güte Gottes zu. „Deine Vorsehung“ lautet eine andere Lesart, und Vorsehung ist ja nichts anderes, als die sich betätigende Güte. Güte ist die Knospe, aus welcher die Vorsehung erblüht, oder Güte ist die Saat, aus welcher die Vorsehung als Ernte hervorgeht. Manche lesen auch: „Deine Hilfe,“ was eigentlich nur ein anderer Ausdruck für Vorsehung ist; denn die Vorsehung ist der starke Verbündete der Heiligen, der ihnen, im Dienste des Herrn zu Hilfe kommt. Es gibt noch andere Ausdrücke, so heißt es zum Beispiel in der griechischen Übersetzung: „Deine Zucht, Deine väterliche Strafe, macht mich groß;“ während die chaldäische Umschreibung lautet: „Dein Wort stärkt mich.“ Doch ist der Gedanke immer derselbe. David weist hier auf die herablassende Güte seines himmlischen Vaters bin, wenn er an seine erlangte Größe denkt. Möchte doch dies Gefühl heute Abend in unsern Herzen einen dankbaren Wiederhall finden, während wir unsere Kronen zu den Füßen Jesu niederlegen und ausrufen: „Deine Güte macht mich groß.“ Wie wunderbar haben wir doch Gottes Güte und Freundlichkeit erfahren dürfen! Wie väterlich milde sind Seine Züchtigungen gewesen! Wie zart Sein Verschonen! Wie lieblich Seine Lehren! Wie sanft Seine Heimsuchungen! Liebe, gläubige Seele, denke hierüber nach. Lass deine Dankbarkeit aufwachen; lass deine Demut sich vertiefen, lass deine Liebe sich beleben, ehe du dich heute Abend zur Ruhe legst. (Goldstrahlen April 9)

Ps. 19,14

Bewahre auch Deinen Knecht vor den Stolzen (Sünden), dass sie nicht über mich herrschen.

Das war das Gebet des „Mannes nach dem Herzen Gottes.“ Hatte der heilige David notwendig, also zu beten? Wie nötig müssen also wir das Gebet haben, die wir noch Kinder in der Gnade sind! Es ist, als ob Er ausriefe: Halte mich zurück, sonst stürze ich kopfüber in den Abgrund der Sünde! Unsere verdorbene Natur ist wie ein unbändiges Pferd, beständig bereit, auf und davon zu rennen. Möge die Gnade Gottes ihr Zaum und Zügel anlegen und dieselben fest halten, damit sie nicht ins Unglück stürze. Wozu wäre nicht der Beste unter uns fähig, wenn nicht die Zucht vorhanden wäre, durch die uns der Herr in Gnaden und Vorsicht bewahrt! Das Gebet des Psalmisten ist gegen die schlimmste Gestalt der Sünde gerichtet: gegen die Sünde, die mit Vorsatz und Überlegung verübt wird. Auch der Geheiligtste muss bewahret werden vor der ärgsten Übertretung. Es ist etwas außerordentlich Ernstes darum, wenn der Apostel Paulus die Heiligen vor den allerruchlosesten Sünden warnt. „So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind: Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust, und den Geiz, welcher ist Abgötterei.“ Wie, bedürfen Kinder Gottes und Heilige noch Warnungen vor solchen Sünden? Ja, freilich. Die hellsten Kleider werden besudelt von den hässlichsten Flecken, wenn nicht die göttliche Gnade sie rein erhält. Erfahrene Seele, rühme dich nicht deiner Erfahrung; du strauchelst dennoch, wenn du deinen Blick von Dem abwendest, der dich allein behüten kann vor jedem Misstritt. Ihr Alle, deren Liebe lebendig, deren Glaube beständig, deren Hoffnung herrlich ist, sprecht nicht: „Wir werden nimmermehr darniederliegen,“ sondern rufet vielmehr aus: „Führe uns nicht in Versuchung.“ Es ist Zündstoff genug in dem Herzen des besten Menschen, um ein Feuer anzuzünden, das bis zur tiefsten Hölle brennt, wenn Gott nicht die Funken auslöscht, die darauf fallen. Wer hätte sich träumen lassen, dass der gerechte Lot vom unmäßigen Genuss des Weins sich betören und zur Blutschande verleiten ließ? Hasael sprach: „Ist denn dein Knecht ein Hund, dass er solches Ding tun sollte?“ und wir sind stets zur gleichen Frage geneigt. O Herr, heile uns doch von der Seuche des Selbstvertrauens! (Goldstrahlen März 16)

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