Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - Vorrede.
Es ist nicht immer leicht, Themata zu Predigten zu wählen. Selbst die, welche ihre ganze Zeit auf das Studium verwenden können, sind zuweilen froh, wenn ihnen ein Wink gegeben wird, der sie auf einen bestimmten Gegenstand verweist; wie vielmehr ist dies der Fall bei denen, welche die ganze Woche hindurch mit allerlei Arbeiten beladen sind, und dann doch am Sonntag zweimal zu predigen haben! Oft haben mir Brüder versichert, dass ihnen die Wahl eines Textes große Schwierigkeiten bereitet hat, wenn sie nur wenig Zeit dazu gewinnen konnten, und wenn sie sich dann gerade recht abgearbeitet fühlten! Bei verschiedenen Veranlassungen ist die Frage an mich gestellt worden: „Könnten Sie uns nicht mit etlichen Predigtentwürfen helfen?“ Ich habe darauf geantwortet, dass auf dem Büchermarkt viele derartige Werke zu haben seien; allein man erwiderte mir, dass man gern etwas Einfaches und weniger künstliche Hilfsmittel haben möchte. Ich habe mich durch ihr Gesuch ermutigt gefühlt, darüber nachzudenken, was etwa nach dieser angedeuteten Richtung hin geschehen könnte, und deshalb diese „Predigt-Entwürfe“.
Diese Entwürfe habe ich nicht gesammelt und zusammengestellt, um die Trägheit zu stärken, sondern um dem angestrengten Fleiß zu helfen, und ich hoffe, dass ich weder so viel geschrieben habe, dass jemand ohne eignes Nachdenken predigen kann, noch so wenig, dass der angestrengte Diener des Herrn doch keine Hilfe erhalte.
Sehr wenige der Predigten, davon dieses die Entwürfe sind, haben sich je in Druckerhänden befunden. Ich bin bestrebt gewesen, solche Entwürfe zu gebrauchen, die zu Predigten an Sonntags- und Wochentags-Abenden ausgearbeitet worden sind, und diese sind in der Regel nicht in die wöchentlich gedruckten Predigten eingeschlossen. Ich hoffte, dass die Entwürfe so umso frischer und passender für den Gebrauch für andere sein würden.
Meine eigenen wirklichen Notizen wären etwas zu dürftig gewesen, um von anderen außer mir verstanden werden zu können, und deshalb habe ich sie mehr ausgefüllt. Für mich hat die Rückseite des Vorblattes eines gewöhnlichen Kouverts1) oft ausgereicht, um meine Notizen aufzunehmen; jetzt aber, da ich es doch nötig finde, etwas mehr zu schreiben, verwende ich die Hälfte eines kleinen Briefbogens. Zuweilen wünsche ich, auch selbst dies nie gebraucht zu haben, denn das Gedächtnis liebt es, dass man ihm vertraue, und je mehr man sich darauf verlässt, desto mehr belohnt es unser Vertrauen. Es muss nur sehr wenige Prediger geben, welche Notizen ganz entbehren können, aber sie sind glückliche Menschen, wenn ihre Predigt zielbewusst ist. Manche gehen auf Krücken und lesen fast die ganze Predigt; dies muss als Regel eine sehr lahme Beschäftigung sein; doch die meisten von uns haben es nötig, einen Stab zu tragen, selbst wenn sie sich nicht oft darauf stützen. Der vollkommen fähige Mann braucht nichts derartiges. Zu diesen Brüdern erster Klasse gehöre ich nicht; ich bin mit meinem Stab über diesen Jordan gegangen, und hierdurch biete ich ihn einem jeden an, der da fühlt, dass er vermittelst desselben seine Reise fortsetzen kann.
Ich habe die Absicht, einen zweiten Band „Predigt-Entwürfe“ herauszugeben, der sich mit dem Neuen Testament befasst. Zur Hilfe von Studenten und Predigern habe ich bereits einige Bändchen herausgegeben ich verweise auf die „Vorlesungen in meinem Prediger-Seminar“ und diese haben eine so große Verbreitung gefunden, dass ich ermutigt worden bin, meiner kleinen Bibliothek von Predigerbüchern noch andere hinzuzufügen. Möchten sie sich alle als wirklich nützlich erweisen, und ich werde sehr zufrieden sein!
Zu meinen Predigt-Entwürfen sind gewisse Stücke von mir selbst, oder Auszüge aus den Werken anderer hinzugefügt worden, welche bestimmt sind, die Predigt oder einzelne Punkte derselben zu erläutern. Eine Illustration oder ein auffallendes Zitat gibt der Predigt ein wenig Farbe und gewinnt ihr die Aufmerksamkeit; aber die viel beschäftigten Brüder, für die dies auch hauptsächlich bestimmt ist, wissen nicht, wo sie solche Auszüge finden sollen, und sie bedürfen der Hilfe sowohl nach dieser Richtung hin, als hinsichtlich der Einteilung des Themas. Ich war mit diesem Sammeln noch nicht weit gekommen, als ich fand, dass dieses Beiwerk doch mehr Arbeit in sich schließe, und es war eine erfreuliche Erleichterung für mich, als ich einen unschätzbaren Beistand fand in Pastor W. H. J. Page von Chelsea, der meine Blätter mit seinem von Jahr zu Jahr weislich angesammelten Vorrat bereichert hat. Ich freue mich, seine in liebevollster Weise geleistete Hilfe hier anerkennen zu können; sie hat mich nicht veranlasst, weniger von meiner eigenen Arbeit zu geben; aber sie hat mich in den Stand gesetzt, da ausfüllen zu können, wo sich mir nichts Originelles darbot.
Wie wir zuweilen ein wenig Wasser in eine Pumpe hinabgießen, um von unten eine Fülle Wassers heraufziehen zu können, so mögen meine „Predigt-Entwürfe“ manch abgemattetes Gemüt erfrischen und es dann in Tätigkeit sehen, um seine eigenen Hilfsquellen zu enthüllen. Möchte der Heilige Geist diese Entwürfe gebrauchen, um seinen beschäftigten Knechten zu helfen! Ihm sei alle Ehre und seiner Gemeinde der Vorteil. Was sind wir ohne Ihn? Was wäre uns unmöglich, wenn Er mit uns ist? Möchten die Brüder, welche diese kleine Sammlung gebrauchen, des Herrn Gegenwart genießen, während sie sie gebrauchen!
C. H. Spurgeon.