Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 96. Befleckt und befleckend.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 96. Befleckt und befleckend.

Haggai sprach: Wo aber ein Unreiner von einem berührten Aas dieser eins anrührte, würde es auch unrein? Die Priester antworteten und sprachen: Es würde unrein. Da antwortete Haggai und sprach: Eben also sind dies Volk.“ rc. Hagg. 2, 13. 14.

Der Prophet veranlasst die Priester, gegen sich und gegen das Volk zu zeugen. Das war eine kräftige Weise, sie von der Wahrheit zu überzeugen. Aus Vers 13 geht klar hervor, dass das bloße Tragen eines heiligen Gegenstandes den Träger nicht befähigte, die Weihe zu übertragen. Aber die Priester gaben zu, dass durch die Berührung einer unreinen Person die Unreinigkeit übertragen wurde. Welch ein Bild! Ein unreiner Mensch, der alles verunreinigt, womit er in Berührung kommt! Er kann sich nicht bewegen, ohne nach allen Seiten hin zu beflecken.

So war das irrende Volk zu Haggais Zeit nach dem Urteil seines Gottes beschaffen, und Gott urteilt nie zu hart. So sind heutzutage sündige Menschen.

I. Die schreckliche Unreinigkeit. Hier halten wir uns an unseren Text.

Um eine neutestamentliche Erklärung zu haben, lies Tit. 1, 15.

  1. Gewöhnliche Dinge werden durch Menschen von unreiner Natur befleckt. Von Natur ist nichts gemein oder unrein, denn alle Kreatur Gottes ist gut (1 Tim. 4, 4). Aber die Dinge des gewöhnlichen Lebens werden auf verschiedene Weise verunreinigt dadurch, dass man Götzen aus ihnen macht und sagt: „Was werden wir essen“ rc.; durch Übermaß im Gebrauch derselben: Fressen, Saufen rc.; durch ungebührliches Festhalten derselben (eines Geizigen Güter sind verflucht); durch Undankbarkeit in betreff ihrer (darum fehlt ihnen der Segen).
  2. Heilige Dinge werden durch Menschen von unreiner Natur befleckt. Sie gebrauchen das Evangelium als eine Entschuldigung für ihr sündiges Leben. Sie bringen ihre Gebete in feierlichem Gespötte dar. Sie gestalten das Lob Gottes in eine musikalische Aufführung um. Sie wandeln die Sakramente in Heuchelei oder in noch Schlechteres um. Es ist nichts so heilig, dass die Sünde es nicht beflecken könnte.
  3. Gute Werke werden verunreinigt, wenn sie von schlechten Menschen getan werden. „Und alles ihrer Hände Werk.“ Sie können wohltätig sein aus Großtuerei. Sie können fromm sein, um von den Menschen gesehen zu werden. Sie können streng gerecht sein, um sich zu rächen. Sie können demütig sein, um ihren Zweck zu erreichen.
  4. Opfer werden unrein, wenn sie von unreinen Menschen gebracht werden. Was sie opfern, ist unrein.“ Ihre öffentlichen Danksagungen sind eine Falschheit. Ihr feierliches Fasten ist eine bloße Komödie.

In welchem elenden Zustande befindet sich der, welcher selbst in seinen heiligsten Handlungen alles befleckt! Er sollte wohl innehalten und sich vor Gott demütigen, denn je mehr er in seinem gegenwärtigen Zustande tut, desto mehr besudelt er.

Die Sünde hat die Schleppe einer Schlange über das ganze Universum gebreitet und selbst die ganze Schöpfung der Eitelkeit unterworfen. Was kann der Mensch berühren, das er nicht verunreinigt und entstellt? Hier ist viel Stoff zum Nachdenken und überschwängliche Ursache zur Demütigung.

II. Das allgenugsame Heilmittel. Hier gehen wir über unseren Text hinaus.

4 Mose 19 haben wir das Vorbild von dem großen Heilmittel und einen ausführlicheren Bericht von den Unreinigkeiten, die es beseitigt. In dem Ritus, welcher bei der Reinigung des Unreinen beobachtet wurde, war:

  1. Ein Opfer (4 Mose 19, 2-4): „eine rötliche Kuh ohne Wandel.“ Diese musste getötet werden. Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung. Hebr. 9, 22.
  2. Ein Verbrennen (Vers 5. 6): Sünde ist hassenswert, und so müssen wir sie ansehen; es musste verbrannt werden außen vor dem Lager.
  3. Ein Wasser der Absonderung. Nachdem wir gereinigt sind mit dem Blut des Opfers, müssen wir besprengt werden mit dem Wasser der Heiligkeit.
  4. Eine Aneignung mit Ysop. Der Glaube muss die Reinigung empfangen. „Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde.“
  5. Dies muss unsere ganze Natur reinigen (siehe Vers 19). Es muss ein Waschen und Baden des ganzen Menschen und seiner Kleidung stattfinden.

Alles, was dieses Vorbild bedeutete, ist zu finden in dem Wasser und Blut, welches aus der geöffneten Seite des Herrn Jesu floss und die doppelt reinigende Kraft seines Opfers anzeigte, sowie in dem wirksamen Werk des Heiligen Geistes.

Sieh', o Sünder, dein Bedürfnis, gereinigt zu werden, ehe du irgend etwas zu tun versuchst.

Ehe diese Reinigung stattfindet ist nichts, was du hast oder tust, rein vor Gott.

Nach derselben werden dir alle Dinge heilig sein.

Trachte sogleich nach dieser Reinigung, und alles andere wird seiner Zeit folgen.

Lebenskräftiges.

„Überall sagen meine Freunde, dass ich kein Christ sei. Ich habe sie direkt Lügen gestraft durch die öffentliche Beachtung meiner Osterandachten und es so allen bewiesen, dass ich das lebendige Verlangen habe, meine lange Laufbahn in der Religion abzuschließen, in welcher ich geboren bin, und ich habe diese wichtigen Pflichten erfüllt nach einer Menge aufeinander folgender Fieberanfälle, welche mich fürchten ließen, dass ich sterben könne, ehe es mir möglich werde, Sie meiner Hochachtung und meiner Frömmigkeit zu versichern.“ Voltaire an Madame du Barri. (Welch ein Beispiel davon, wie heilige Dinge besudelt werden!)

Die, deren gottesdienstliche Übungen öffentlich sind, deren Wandel aber gottlos ist, werden finden, dass alle ihre Übungen nicht imstande sind, ihre Genüsse zu heiligen, sondern dass ihre Gottlosigkeit ihre religiösen Handlungen befleckt.

Wenn wir in irgend einem guten Werk beschäftigt sind, sollten wir sorgfältig darüber wachen, dass wir dasselbe nicht durch unsere Verderbtheit und durch sündliches Leben verunreinigen. Matthew Henry.

Als Diogenes einst vor einem schmutzigen Bade stand, soll er ausgerufen haben: „Wo werden die gewaschen, die sich hier waschen?“ Wenn selbst die religiösen Übungen der Menschen unrein sind, wie dürfen sie hoffen, sich selbst reinigen zu können? Die das Gebet zum Gespött und die Sakramente zum Schauspiel machen, haben die Medizin in Gift verwandelt, und wie können sie geheilt werden? Ein Kind hat eine ansteckende Krankheit bekommen. Es kommt, dich zu liebkosen, und du stößt es von dir. Es setzt einige Möbelstücke von einer Stelle nach der anderen, und du gebietest ihm, seine Hand davon zu lassen. Es muss ernstlich von der Berührung der ganzen Familie und des Haushalts abgesperrt werden. Denke dir, es bestände darauf, mit den anderen Gliedern der Familie Umgang zu haben. Wie gut auch seine Beweggründe sein mögen - es tut Unrecht und handelt nachteilig für andere. Je fleißiger es im Hause umher wirtschaftet und hin und her läuft, desto mehr Schaden richtet es an. Die Arbeiten selbst wären ja alle gut, wenn das Kind nur gesund wäre, aber so sind auch die besten Bestrebungen eine große Gefahr. Das Kind muss geheilt werden, ehe es etwas Gutes im Hause ausrichten kann; solange es unrein ist, verunreinigt es alles, das es berührt. O, dass unbekehrte Menschen weise genug wären, einzusehen, dass ihr erstes Erfordernis nicht ist, Werke zu tun, sondern von der Befleckung gereinigt zu werden, damit sie imstande sind, gute Werke zu tun!

In einer Armenschule in Irland warf einst ein Pfarrer die Frage auf: „Was ist Heiligkeit?“ Nach einer Pause stand ein armes irisches Mädchen in schmutzigen und zerrissenen Lumpen auf und sagte: „Ew. Hochwürden, es ist innerlich rein sein!“ G. S. Bowes.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/spurgeon/p/spurgeon-predigtentwuerfe/spurgeon-predigtentwuerfe-96.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain