Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 89. Die Bleischnur.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 89. Die Bleischnur.

Er zeigte mir aber dies Gesicht; und siehe, der Herr stand auf einer Mauer, mit einer Bleischnur gemessen, und Er hatte die Bleischnur in seiner Hand.“ Amos 7, 7.

Die Bilder des Propheten Amos sind, obgleich sehr einfach, doch alle sehr stark und kräftig. Er war von Gott gelehrt. Möchte dieses. Gesicht so lebendig vor uns werden, als ob wir es selber sähen.

Was der Herr getan hatte, war nach Maß getan. Er stand auf einer Mauer, die nach einer Bleischnur hergestellt war. Alle seine früheren Taten sind gerecht und wahr. Er fährt fort, dieselbe untrügliche Richtschnur zu gebrauchen; wo Er ist, da hat Er die Bleischnur in seiner Hand. Diese Bleischnur zeigt eine gerade Linie, und diese beweist am besten, ob eine Mauer wirklich lot- oder senkrecht ist, oder ob sie sich, nach außen oder nach innen neigt. Sie schmeichelt nie, sondern durch ihre eigne gewisse Wahrheit tut sie jede Abweichung von der Geradheit kund und verurteilt dieselbe. So ist das Urteil des Allerhöchsten. Wir wollen die Bleischnur als das Emblem der Wahrheit und des Rechts betrachten.

I. Eine Bleischnur wird zum Bauen gebraucht.

Bei allem, das wir aufbauen, müssen wir nach der sicheren Regel der Gerechtigkeit handeln.

  1. Bei Gottes Bauwerk ist das der Fall. Er reißt die alten Mauern nieder, nachdem durch die Bleischnur festgestellt ist, dass sie fehlerhaft sind. Die Wahrheit erfordert die Beseitigung der Falschheit. Er baut in Wahrheit und Wirklichkeit. Aufrichtigkeit ist sein wesentlicher Charakter. Er baut in Heiligkeit und Reinheit. Er baut zur Vollkommenheit nach der Regel des Rechts.
  2. Bei unserem Lebensbauwerk sollte es so sein. Nicht die Hast, sondern die Wahrheit sollte unser Ziel sein. Nicht nach den Augen und dem Dafürhalten der Menschen, sondern nach bestimmter Regel. Wir sollten bauen nach dem Worte Gottes, unter Gottes Augen, nach Christi Vorbild, durch den Heiligen Geist, zur Heiligkeit. Nur so werden wir die Bleischnur anwenden können.
  3. Bei dem Aufbau der Gemeinde sollte es so sein. In allen Dingen nur die Heilige Schrift lehren; nichts anderes predigen als das Evangelium; die Sünder durch das Gesetz in den Staub legen und die Gnade Gottes erhöhen; die Menschen durch die Lehren der Wahrheit zum Frieden und zur Heiligkeit führen; Zucht üben, damit die Gemeinde rein sei.

II. Eine Bleischnur wird zum Prüfen gebraucht.

Das, was nicht gerade ist, wird durch die Bleischnur entdeckt, und so werden die Menschen nach der Wahrheit und vermittelst der Wahrheit geprüft.

  1. Wir können sie in Anwendung bringen bei der Mauer: der Selbstgerechtigkeit (Einbildung, Prahlsucht, Selbstbetrug); des sorglosen Lebens; des Vertrauens auf Zeremonien; des Vertrauens auf das bloße Hören des Evangeliums; jeglichen äußerlichen Bekenntnisses.
  2. Gott gebraucht sie in diesem Leben. Er prüft die Herzen der Menschen und ihr Tun. Sie werden oft beim Selbstbetruge entdeckt. Auch die Zeit erprobt sie und die Trübsale prüfen sie.
  3. Gott wird sie im Endgericht anwenden.
  4. Lasst uns sie bei uns selbst anwenden.

Sind wir wiedergeboren? Sind wir ohne Glauben rc.? Sind wir ohne Heiligkeit? Oder ist das Werk des Heiligen Geistes in uns wahrzunehmen?

III. Eine Bleischnur wird zum Zerstören gebraucht werden.

Strenge Gerechtigkeit ist die Regel des göttlichen Verhaltens auf dem Richterstuhl.

Dieselbe Regel wird auf alle angewandt werden.

  1. Selbst die Geretteten werden gerechterweise durch den Herrn Jesum selig werden, und in ihrem Falle wird jede Sünde zerstört und jede böse Spur vernichtet werden, bevor sie in den Himmel eingehen.
  2. Niemand wird verdammt werden, der es nicht verdient. Es wird eine Untersuchung in Zeugengegenwart von einem untrüglichen Richter vorgenommen werden. Die Gerechten werden durch Souveränität gerettet, aber die Gottlosen allein durch Gerechtigkeit verdammt werden.
  3. Nicht ein Schmerz wird ungerechterweise auferlegt werden. In den Fällen der Verdammten wird es Unterschiede geben. In jedem Urteil wird die strengste Gerechtigkeit obwalten. Jeder Umstand wird in Betracht gezogen werden. Kenntnis oder Unwissenheit wird die Zahl der Streiche vermehren oder vermindern. Lk. 12, 47. 48.
  4. Die Christum verworfen haben, werden ihr Urteil unerträglich finden, weil sie selbst nicht imstande sind, die Gerechtigkeit desselben zu leugnen. Lk. 19, 27. Die Verlorenen wissen, dass ihr Elend ein wohl. verdientes ist.
  5. Da jedes Urteil ein unfehlbares ist, wird es keine Revision desselben geben. Jede Entscheidung wird so unparteiisch und gerecht sein, dass sie ewig bestehen bleibt. Mt. 25, 46.

Sind wir imstande, die Prüfung der Bleischnur der vollkommenen Wahrheit zu ertragen?

Nimm an, dass sie in diesem Augenblick von Gott gebraucht werden könnte!

Ist es nicht am weisesten, an Jesum zu glauben, auf dass wir Ihn als Fundament haben und auf Ihm erbauet werden?

Aussprüche und Sentenzen.

In einer Taubstummen-Anstalt wurde die Frage: „Was ist Wahrheit?“ aufgeworfen. Ein Knabe zog in Beantwortung derselben eine gerade Linie. „Und was ist Falschheit?“ Die Antwort war eine krumme Linie. S. Bowes.

Das ist ein unglücklicher Tag für die Gemeinde Gottes, an welchem sie anfängt zu glauben, dass irgend welche Abweichung von der Wahrheit wenig zu bedeuten hat. J. H. Evans.

Whitefield sprach es oft aus, dass er lieber eine Gemeinde mit zehn Gliedern haben wolle, die mit Gott richtig stehen, als eine, die fünfhundert Glieder zählt, über welche sich die Welt ins Fäustchen lacht. Joseph Cook.

Livingstone war als Missionar sehr besorgt, eine große Gemeinde von Namenschristen zu vermeiden. „Nichts,“ schrieb er, „soll mich dazu verlocken, eine unreine Gemeinde zu bilden. Es klingt ja recht schön, wenn es heißt, dass fünfzig zur Gemeinde hinzugetan seien; allein, was wird das am jüngsten Tage für ein Vorteil sein, wenn sich von den fünfzig nur fünf als echt erwiesen haben?“ Blaikie.

Die Sünder werden auf Erden stets weniger und in der Hölle nie mehr bestraft, als ihre Missetaten es verdienen. Benjamin Beddome.

Von den Areopagiten in Athen wurde gesagt, ihr Urteil sei so richtig gewesen, dass niemand je sagen konnte, er sei von ihnen ungerecht verurteilt worden. Wieviel mehr ist das wahr von dem gerechten Gericht Gottes, welcher deshalb notwendig gerechtfertigt werden muss, während aller Mund verstopft werden wird. Trapp. Wenn an einem Bauwerk bemerkt wird, dass es ein wenig ausbaucht, so eilen die Bauleute herzu, um es zu stützen, und es dauert nicht lange, dann fordert die Aufsichtsbehörde, dass es niedergelegt werde. Welche großen Veränderungen würden wir in unserer Gemeinde erleben, wenn alle sich neigenden Mauern beseitigt werden müssten! Und doch wäre dies kein wirklicher Verlust, sondern in den Augen des Herrn ein tatsächlicher Gewinn für die Stadt Gottes.

Wenn sich ein Mensch vor der Selbstprüfung fürchtet, so ist seine Furcht verdächtig. Wer sich nicht getraut, die Bleischnur bei seiner Mauer anzulegen, kann sicher sein, dass sie nicht lotrecht ist. Ein aufrichtiger Mensch betet: „Herr, lass mich in meinem Falle auch das Schlimmste wissen. Es ist viel besser, ungegründete Besorgnis zu haben, als ruhig in Zion zu sein und dann vom Selbstbetrug zu Grunde gerichtet zu werden.

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