Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 71. Die Taubenwolke.
„Wer sind die, welche fliegen wie die Wolken, und wie die Tauben zu ihren Fenstern?“
Jes. 60, 8.
In den Tagen, da der Herr seine Gemeinde besuchen wird, werden sich Scharen beeilen, Ihn zu suchen. Es ist ein großer Segen, wenn das geschieht. Sie werden von ferne kommen, um von Jesu zu lernen, wie die Tauben in geraden Zügen zu ihren Schlägen eilen. Jesus hat eine große Anziehungskraft, und wenn Er richtig erhöht wird, werden Menschen scharenweise zu Ihm eilen und gleich den Wolken vor dem Sturm fliegen. Doch das wird die, welche es mit ansehen, in Erstaunen sehen, und sie werden Fragen, wie etwa die nachfolgenden, aufwerfen:
I. Wer sind diese Bekehrten, dass ihrer so viele sind? „Wie die Wolken.“
Die Antworten sind mannigfach und einfach.
- Sind nicht der Sünder viele?
- Ist Christi Erlösung nicht groß?
- Sind seine Segnungen nicht sehr anziehend?
- Soll Satan hinsichtlich der Zahl den Vorzug haben? Wir können uns nicht denken, dass es der Fall sein wird.
- Ist nicht Gottes Geist imstande, viele zu ziehen?
- Ist der Himmel nicht groß und ist da nicht Raum für Scharen von Seelen?
Naturforscher erzählen uns von ungeheuren Taubenwolken in Amerika. O, dass wir solche Wolken von Bekehrten hätten!
II. Wer sind sie, dass sie fliegen?
Warum sind sie in so großer Hast und Eile wie die Tauben, die zu ihrem Schlage zurückkehren? Auch das ist klar.
- Sie sind in großer Gefahr.
- Ihre Zeit ist sehr kurz.
- Sie werden von einem mächtigen Winde getrieben. Der Heilige Geist nötigt sie, das Heil zu suchen.
- Sie sind von einer großen Sehnsucht erfüllt; die Sehnsucht, das Heim zu erreichen, wo sie Obdach und Speise finden.
Tauben fliegen geradeaus, schnell, sicher. Sie trödeln und zögern nicht lange, sondern eilen heim.
III. Wer sind sie, dass sie so gemeinsam fliegen?
Sie fliegen in Scharen, dass sie wie eine Wolke erscheinen; warum das?
- Sie sind alle in einer gemeinsamen Gefahr.
- Sie haben keine Zeit, miteinander zu zanken, denn sie suchen Sicherheit.
- Sie haben ein gemeinsames Ziel; sie suchen den Heiland.
- Sie werden alle von demselben himmlischen Winde getrieben. Der Heilige Geist wirkt in jedem.
- Sie finden Trost in gegenseitiger Gemeinschaft.
- Sie hoffen droben auf ewig beisammen zu sein.
IV. Wer sind sie, dass sie gerade diesen Weg nehmen?
Sie sind Tauben, und so eilen sie zu ihren Wohnungen in den Felsritzen oder in ihre Taubenhäuser.
- Sie suchen Schutz in Jesu vor dem Habicht, der sie verfolgt.
- Sie wünschen sich seiner Liebe zu erfreuen, denn sie sind müde und finden keine andere Stätte, da ihr Fuß ruhen könnte.
- Sie finden ein Heim in seinem Herzen. Die Schwalben ziehen zum Winter in ein anderes Heim, aber die Gläubigen bleiben immer bei Jesu.
- Dort finden sie ihre Genossen; Tauben halten zusammen, und gerettete Sünder lieben die Gemeinschaft untereinander.
- Dort haben sie ihre Nahrung. Wo anders könnten wir unsere Weide finden?
- Dort ist ihr alles. Christus ist alles.
V. Aber wer sind sie, wenn wir sie einzeln betrachten?
Viele sind: unsere eigenen Kinder; Kinder aus der Sonntagsschule; alte Zuhörer, die schon verhärtet schienen; ganz Fremde, die draußen standen; Gefallene, die zurückkehren; solche, die wir im Gebet und durch persönliche Einladung gesucht haben.
Teurer Zuhörer, bist du einer von ihnen?
Hast du nicht Ursache, dem zukünftigen Zorn zu entfliehen? Fliehe zuerst zu Jesu, und dann ohne Verzug zu seiner Gemeinde.
Federn.
Dieser Text ist schön von Morier illustriert worden: „In der Nähe der Stadt (Ispahan), dem Westen zu, und in der Nähe von Zainderood sind viele Taubenhäuser in einiger Entfernung von den Wohnhäusern errichtet. Es sind große, runde Türme, unten breiter als oben, und an der Spitze konische Spirale, auf welchen die Tauben herabsteigen. Das Innere ähnelt einer Honigscheibe mit vielen Löchern, deren jedes ein Nest bildet. Die außergewöhnlichen Flugzüge auf solches Haus zu, wie ich sie beobachtet habe, sind eine Illustration des Textes. Die große Anzahl und die Dichtheit der Menge sieht in der Entfernung buchstäblich aus wie eine Wolke, die einen Augenblick die Sonne verbirgt.“ Was dieser Illustration noch mehr Wert gibt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ähnliche Taubenhäuser bei den Hebräern gebräuchlich waren, denn bei ihren ägyptischen Nachbarn ist das der Fall.
Kittos Bilderbibel.
Gottes Kinder lieben die Gemeinschaft untereinander, damit sie sich gegenseitig trösten und auf ihren Glauben erbauen können; „sie fliegen wie Tauben zu ihren Fenstern,“ nämlich zum Hause oder zur Gemeinde Gottes. Benjamin Keach.
Die da schwach sind, bedürfen der Hilfe und Stütze der anderen. Diese Lektion lehrt die Natur. Die schwächsten Geschöpfe unter Fischen, Vögeln oder Tieren finden sich gewöhnlich in Scharen. G. Swinnock.
Gleich und gleich gesellt sich gern.
Jedermann weiß, dass sich bei dem Schlag der großen Uhr auf dem St Markusplatz in Venedig große Scharen Tauben versammeln. Glaubt mir, es ist nicht die Musik der Glocken, die sie anzieht - die könnten sie jede Stunde hören. Sie kommen, mein Herr Prediger, um der Nahrung willen, und kein bloßer Ton wird sie für die Dauer sammeln. Dies ist dir ein Wink, wie du dein Versammlungshaus füllen kannst; es muss geschehen, nicht durch deine schöne, glockenreine Stimme, sondern dadurch, dass der ganzen Nachbarschaft die Gewissheit wird, dass es geistliche Nahrung gibt, wenn du deinen Mund öffnest. Gerste für die Tauben, lieber Herr, für Männer und Frauen das Evangelium. Versuche es ernstlich, und es wird dir gelingen, und du wirst bald sagen können: „Wer sind die, die“ rc. Aus „Federn zu Pfeilen“ von C. H. Spurgeon.
Ein Naturgeschichtsschreiber stellt fest, dass die kleinen Vögel, die nicht imstande sind, die weite Strecke über das Mittelländische Meer zu fliegen, auf dem Rücken der Kraniche hinüber getragen werden. Wenn das erste kalte Wetter eintritt, fliegen die Kraniche sehr niedrig und stoßen besondere Töne als Ruf aus. Dann fliegen die kleinen Vögel aller Arten zu ihnen hinauf, und werden durch das Zwitschern derer, die bereits Platz genommen haben, gleichsam begrüßt. Wenn diese Vorkehrung nicht getroffen wäre, würden manche Arten kleiner Vögel umkommen müssen. So bedürfen viele, welche jung und schwach sind, bei ihrem Suchen des Beistandes und der Unterstützung. Möchten die, welche stark sind, die Schwachen in ihrem geistlichen Fluge unterstützen!