Schlatter, Adolf - Epheserbrief
Kap. 2
Ihr seid selig geworden, nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, dass wir darinnen wandeln sollen. Epheser 2,9+10
Alle, denen Paulus das Wort Jesu brachte, hatten das süße Gift des Eigenruhmes getrunken. Denn sie waren alle, Griechen und Juden, nach ihrer Meinung Edelmenschen, die einen als die bevorzugte Rasse, die durch lange fortgesetzte Zucht die Menschlichkeit zu besonderer Schönheit bei sich entwickelt hat, die anderen als die durch ihren gottesdienstlichen Beruf Bevorzugten. Nun aber hebt Paulus sie auf einen Gipfel empor, der ihnen eine völlig neue Aussicht gewährt. Wir, das haben sie nun erkannt, sind Gottes Werk, nicht das, was wir selbst aus uns machten, sondern das, was er aus uns machte, nicht das, was wir uns erworben, sondern das, was Er uns gab. Weil wir empfangen haben, was uns Christus gab, stellen wir nicht aus, was unsere Kraft kann, sondern machen das Wunder seiner Gnade offenbar. Dadurch sind sie von dem Gift befreit, das früher alle ihre Gedanken verdarb und alles, was sie taten, beschädigte; denn nun ist ihr Eigenruhm verstummt. In ungeahnter Weite breitet sich nun ihr Leben vor ihnen aus und bekommt eine Füllung, an die sie früher nicht denken konnten. Denn jetzt gibt es Arbeit für sie, nicht nur geschäftigen Müßiggang, der die Tage damit vergeudet, dass sie ihr Persönchen schmücken. Denn sie sind nun zur Schar derer hinzugetan, die Gutes zu wirken berufen sind. Denn Gottes Gnade sorgt für alles, was sie bedürfen, nicht nur für ihr Herz, sondern auch für ihr Werk. Wie Er ihr inwendiges Leben dadurch begnadet, dass sein Wort dort Gerechtigkeit, Friede und Freude heimisch macht, so hat er ihnen auch in vorsorgender Güte ihre Werke vorbereitet. Von innen wie von außen wird ihnen nun der Weg zur Tat gebahnt, die nicht ohne ein mannigfaches göttliches geben gelingen kann. Sie hat die Gelegenheit nötig, ohne die sie unmöglich bleibt, und braucht das Auge, das die Gelegenheit sieht, und erwächst aus der inwendigen Ausrüstung, aus der freudigen, tapferen Liebe, die den Dienst gern anfasst, und ist an die Mitwirkung der anderen gebunden, die keiner bei seinem Wirken entbehren kann. Indem ihnen die Begabung und Leitung von oben zuteil wird, erreichen sie das Höchste, was uns geschenkt werden kann, das den Willen Gottes vollbringende Werk, und doch lebt die alte Not des Eigenruhms nicht wieder in ihnen auf; denn gerade dann, wenn sie wirken dürfen, tritt es hell in ihre Wahrnehmung: wir sind Gottes Werk!
Zu dem, Vater, was ich tun soll und tun darf, bin ich nicht durch mich selbst gekommen. Mein Platz ist mir von Dir bereitet und mein Vermögen von Dir mir geschenkt. So bin ich ein Glied Deiner Schar, die im Himmel und auf Erden dir freudig dient und das ausrichtet, was Du ihr verordnet hast. Nimm das Werk meiner Hand an, dass es nach Deinem Willen geschehe. Amen.
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, auf welchem auch ihr miterbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist. Epheser 2,19–22
Nicht einsam verbringe ich meine Tage, sondern hineingebaut in den von Gott errichteten Bau. Seine erste Mauer, die seinen ganzen Oberbau trägt, sind die Boten Gottes, die die Kirche gesammelt haben, und die Propheten der Christenheit, die ihr den Willen Gottes gesagt haben, durch den sein Wort zu allen Völkern kam. Ich würde mich vom Bau trennen, wenn ich nicht in der bleibenden Gemeinschaft mit den Aposteln bliebe, die mir unser Neues Testament verschafft. Der Bau hat aber einen Eckstein, einen zuerst gelegten Stein, der dem ganzen Bau den Ort und seiner Mauer die Richtung gibt. Dieser Eckstein ist Jesus. Ich brauche also meine Bibel dann richtig, wenn sie mich vor Jesus stellt, sein Wort in mich pflanzt und mir für sein Werk das Auge gibt. Er gibt allen seinen Boten, die sein Wort sagen, die Einheit und die Geltung, die keine Zeit schwächt, und er allein macht aus der Christenheit eine Gemeinde, die deshalb ein gemeinsames Leben hat, weil alle ihre Glieder mit ihm verbunden sind. Weil Jesus der Eckstein ist, darum ist der Bau der Tempel, der uns das in Wahrheit verschafft, wofür jeder Tempel, sei er jüdisch oder christlich, nur ein Zeichen ist. Nun gibt es für uns in Wahrheit eine Stätte der göttlichen Gegenwart, einen Ort, an dem Gottes Gnade zu uns kommt und wir ihre Gaben empfangen, In diesen Bau, der durch alle Zeiten besteht und so weit reicht, als Gottes Wort erschallt, bin ich hineingefügt. Auch mir hat Jesus Anteil und Bürgerrecht in seiner Gemeinde gegeben, in der Gott wohnt, spricht und wirkt, weil Sein Geist sie regiert.
Nicht als ein Fremder, Herr, nicht als ein Heimatloser wandere ich von Tag zu Tag, sondern habe meinen sicheren Ort als ein Stein in Deinem Bau. Auch für die Kleinen hast Du in Deinem Tempel Raum und machst den Reichtum Deiner Gnade dadurch sichtbar, dass sie auch zu mir herniedersteigt, damit ich als ein Stein in Deinem Tempel an unserem priesterlichen Dienst Anteil habe, Deine Gnade preise, mich an Deiner Wahrheit freue und in Deinem Frieden meine Arbeit tue Tag um Tag. Amen.
Kap. 4
Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eures Berufs. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Ein Gott und Vater aller, der da ist über euch alle und durch euch alle und in euch allen.
Epheser 4,4–6
Es ist für uns schwer, einander zu finden und zusammenzukommen, obwohl die Natur uns zusammentreibt und uns unser Leben nur dadurch darreicht, dass sie zwischen uns Gemeinschaft stiftet. Aber keine natürliche Gemeinschaft verbürgt, dass wir zusammen leben. Das schenkt erst die göttliche Gnade. Jesus ist der, der die Menschheit einigt, der Schöpfer der einträchtigen Gemeinde. Paulus zeigt uns, wie die Gemeinschaft zwischen uns zustande kommt, in der jeder mit den anderen und für sie lebt. Einen Leib gibt es, weil es einen Geist gibt. Gottes Gnade wird in unserem inwendigen Leben wirksam und gibt unserem Denken und Wollen die von ihm gewollte Bewegung. Durch den Geist vernehmen wir Gottes Ruf. Der Ruf ruft uns zu Gott und darum auch zu den Menschen. Wir haben seinen Ruf nicht verstanden und ihm nicht gehorcht, wenn er uns nicht zu den anderen bringt. Ist der Geist in uns wirksam, so sind wir Hoffende. Denn die Gabe Gottes hat in unserem natürlichen Leben noch nicht Raum. Es stiftet aber zwischen uns eine feste Gemeinschaft, dass wir gemeinsam Hoffende sind und alle zum selben Ziele wandern, weil jeder von uns nach der kommenden Offenbarung Gottes begehrt. Allein wenn Paulus nur von dem sprechen könnte, was uns der Geist gewährt, so wäre unsere Gemeinschaft noch nicht gesichert. Dann könnte es uns scheinen, jeder müsse einzig auf das lauschen, was in seinem eigenen Inneren geschieht und ihm dort Gottes Willen kundtun. Allein der eine Geist führt uns zum einen Herrn und heftet unser aller Blick fest an den Einen, der Gottes gnädigen Willen an uns vollbringt. Dadurch ist uns allen nicht nur das Hoffen, sondern auch das Glauben beschert. Wir sind alle von uns selber weggewendet und suchen alle unseren Stützpunkt nicht in uns, sondern in Gott. Am Glauben erstirbt unser selbstisches Begehren und damit das, was unsere Gemeinschaft beständig verdirbt. Wir könnten nicht glauben, träte nicht Jesus als der vor uns, der uns die Taufe gibt, weil er uns unter Gottes Vergebung stellt. Weil uns unsere Bosheiten vergeben sind, darum können wir zusammen leben. Es ist keine Gemeinschaft möglich, wenn wir nicht vergeben können, und wie könnten wir es, wenn wir nicht selber Gottes Vergebung empfangen hätten? Im einen Geist und einen Herrn offenbart sich uns der eine Gott, der über allen steht, für alle der Verborgene, für alle der, vor dem wir uns schweigend beugen, und der durch alle wirkt und jedem seinen Willen zeigt und jedem seinen Dienst zuteilt und jedem an seinem Werk einen Anteil gibt, und der in allen ist, weil er allen, die ihm glauben, seine gnädige Gegenwart gewährt. Das sind die allmächtig wirkenden Kräfte, die uns zusammenführen und beieinander halten und aus uns eigensüchtigen Menschen das machen, was unerreichbar ist, den einen Leib.
Vor unserem Zank und Streit weicht, Vater, Dein Geist. Mit unserer Zwietracht widersetzen wir uns der Herrschaft Deines Sohnes und verleugnen Dein Evangelium. Mit unserer eigensüchtigen Vereinsamung verdunkeln wir Deine göttliche Herrlichkeit. Du aber zeigst uns Deine Gnade dadurch, dass Du stärker bist als unser sündliches Tun und wegtust, was uns trennt und uns einigst vor Dir. Amen.(Adolf Schlatter)
Lasset uns wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, aus welchem der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am anderen hängt durch alle Gelenke, dadurch eins dem anderen Handreichung tut nach dem Werk eines jeglichen Glieds in seinem Maße, und macht, dass der Leib wächst zu seiner selbst Besserung, und das alles in der Liebe. Epheser 4,15–16
Alles, was in der Christenheit Wert hat und Frucht schafft, hängt an Christus; das ist das eine, was uns Paulus sagt. Zum Bestehen und Gedeihen der Kirche ist die Arbeit aller unentbehrlich; das ist das andere, was uns Paulus sagt. Vom Haupt aus wächst der Leib, nicht gelöst von ihm, nicht in eigener Kraft, sondern durch das, was er vom Christus empfängt. Er gelangt aber dadurch zum Wachstum, dass er ineinander gefügt und zum gemeinsamen Leben verbunden ist. Jeder Lebenslauf ist mit dem der anderen verschlungen. Vor Christus steht jeder als ein Glied des Ganzen und wird als solches von Ihm behandelt. Die Gabe, die Ihm dargereicht wird, erhält Er nicht für sich allein, sondern als ein Teil des Leibes, als ein Glied der Gemeinde. In der engen Verbundenheit, in der wir alle miteinander stehen, die uns alle wechselseitig zu Gebern und Empfängern der göttlichen Gabe macht, wird die Gemeinde Jesu zum Ort der Liebe. Das wäre nicht so, wenn der eine nur regierte, der andere gehorchte, der eine die Arbeit täte, der anderen nur in der Ruhe bliebe. Nun aber, weil Christus jeden als Glied seiner Gemeinde in Seine Gnade aufnimmt und jeden dazu begabt, dass alle durch ihn gesegnet werden, und jedem die ihm zugeteilte Arbeit gibt, jetzt hat die Liebe auf unserer friedlosen Erde eine Heimat gefunden.
Gepriesen bist Du, unerschöpflicher reicher Gott, dass Du uns den einzigen Sohn Deiner Liebe zum Haupt gegeben hast, der über dem ganzen Leibe steht und für alle seine Glieder sorgt. Gepriesen bist Du, Gott der Geduld, dass Du allen, auch uns Kleinen, an Deinem Werk einen Anteil gibst, dass auch wir am Wachstum Deines Leibes teilhaben dürfen und empfangen und geben, hören und reden, Liebe erhalten und Liebe spenden nach Deinem Willen, der uns reich und selig macht. Amen.
Kap. 5
Saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi.
Eph. 5,20.
Sowie mein Blick Gottes Wirken zu erfassen vermag, bin ich zum Danken geführt. Seine Hand ist immer die gebende und alles, was er tut, macht seine Gnade offenbar. Darum bin ich nicht nur dann und wann, nicht nur bei besonders tief wirkenden Erlebnissen, zum Danken geführt, sondern empfange es durch alles, was mir begegnet. Es dürfte nur da ausbleiben, wo ich es nicht mehr mit Gott zu tun hätte. Was tritt aber in mein Erleben hinein, was mich nicht mit Gott zusammenbrächte? Satanisches? Alles satanische Wirken steht unter Gottes allmächtiger Regierung. Menschliches? Alle unsere menschliche Regsamkeit ist von Gottes Wirken umfaßt. Natürliches? Alles, was die Natur aus mir macht, kommt von Gottes Ordnung her. Wenn mir aber alles die Erinnerung an Gott gewährt, dann beruft mich auch alles zum Danken. Wenn es uns gegeben wird, an der Natur den Glanz Gottes zu sehen, der auf ihr liegt, so daß aus jeder Berührung mit der Natur eine Begegnung mit Gott wird, wie atmet dann die Seele auf und beginnt zu jubeln und bekommt in Lust und Leid den Antrieb zum beständigen Dank. Wenn es uns geschenkt wird, in den anderen die zu sehen, die Gott neben uns stellt, mit denen er uns verbunden hat, dann wird es ein köstliches Ding, in der Gemeinschaft mit den anderen zu stehen. Und wenn es uns vollends gewährt ist, in Jesus den Vater zu erkennen, wie soll nun noch der Dank ausbleiben? Nun dürfen wir dem Vater im Namen Jesu danken, weil uns mit diesem Namen gesagt ist, was uns in Gottes Gnade stellt und in unser ganzes Erleben Gottes Segen legt.
Nichts, heiliger Gott, finde ich in mir selbst, auch nicht das Danken. Ich suche es bei deiner Barmherzigkeit und empfange es von deiner Freundlichkeit. Vieles tut weh, was uns in diesem Stand des Lebens von dir zugemessen wird, und wenn wir inwendig verwundet sind, wird uns das Danken schwer und kommt nur kümmerlich zustande. Aber wir werden es alle noch lernen, wir alle, die dein Reich umfaßt, dir Dank zu sagen für alles und ohne Unterlaß. Amen.
Seid untereinander untertan in der Furcht Gottes.
Eph. 5,21.
Wer war je so frei wie Paulus? Er war ein Vorkämpfer für die Freiheit in unüberwindlicher Tapferkeit. Wenn sein Evangelium zu mir spricht, springen alle Fesseln. Derselbe Paulus hat aber die Untertänigkeit unter alle aufs höchste gepriesen und aus ihr die für alle gültige Christenpflicht gemacht. Warum hat er die Untertänigkeit so hoch geschätzt? Er wollte die Gemeinschaft und sah in ihr nicht nur eine hübsche Zugabe zum Eigenleben der Einzelnen, sondern das Werk des Christus, der dadurch als der Herr an uns handelt, daß er aus uns die in Gott geeinigte Gemeinde macht. Wenn sich aber der eine über den anderen erhebt und der eine den anderen überbietet, dann stehen wir gegeneinander im Streit. Dieser ist aber sofort verschwunden, wenn sich der eine dem anderen unterwirft und seinen Willen mti dem des anderen vereint. An ein einseitiges Regiment des einen über den anderen hat Paulus nicht gedacht. Denn das Dienen ist in der Christenheit nicht das Geschäft eines besonderen Stands, sondern das Amt aller. Es gibt in der Kirche nicht solche, für die die Liebespflicht gilt, die sie für die anderen leben macht, und solche, die eine vornehme Selbstsucht pflegen dürfen, die die anderen ihnen dienstbar macht. Ist jemand an Verstand und Willen stark, so hat er damit die verstärkte Dienstpflicht empfangen und er kann diese nicht ausführen, wenn er seinen Willen herrisch auf die anderen legt, sondern kann den anderen nur dann wirklich dienen, wenn er sein Verhalten unter ihren Willen stellt und sein Vermögen für ihr Bedürfnis fruchtbar macht. So kommt zwischen uns die Eintracht zustande. Zu ihr treibt uns Paulus durch die Furcht vor dem Herrn. Lassen wir uns von Begehren nach Macht treiben, so entsteht daraus jene Selbsterhöhung, die Gott zerbricht, und wenn wir aus der Gemeinde Jesu den Frieden verscheuchen und ihre Eintracht zerbrechen, so haben wir Christus gegen uns, der seine Gemeinde dazu schafft, damit sie einträchtig sei.
Herr, gnädiger Gott, du bist unsere Zuflucht in allen Nöten, auch in den Nöten, die uns unsere Eigensucht bereitet. Nur in deiner Nähe endet unser Streit; nur vor dir verstummt der Zank. Mache es mir in allen meinen Verhältnissen deutlich, daß du mich zu den Menschen führst, nicht von ihnen trennst, mich zu deinem Diener, nicht zum Herrn über die anderen machst, weil meines Lebens Sinn und Zweck darin besteht, daß es für die, die du zu mir führst, heilsam sei. Damit breitest du deinen Frieden über mich. Amen.
Kap. 6
So steht nun fest, umgürtet eure Lenden mit Wahrheit und angezogen mit dem Panzer der Gerechtigkeit und an den Beinen gestiefelt als fertig zu treiben das Evangelium des Friedens, damit ihr bereitet seid. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichts, und nehmet den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Epheser 6,14–17
Es ist Kampfeszeit. Jeder Blick auf das Kreuz Jesu zeigt es uns und jeder Blick auf die vorhandenen Zustände bestätigt es. Nicht einzig Fleisch und Blut, sagt Paulus, nicht einzig der Mensch mit seinen Meinungen und Leidenschaften und seinen menschlichen Kampfmitteln widersteht euch. Der Druck, der auf uns Menschen liegt und sie für die Botschaft Jesu unempfänglich macht, hat tiefere Gründe. Der Widerstand, der das Werk Jesu hemmt und immer wieder zum Teil verdirbt, geht von höheren Mächten aus. Kann ich kämpfen? Paulus sagt ja. Was muss ich haben, um bewaffnet zu sein? Zuerst nennt Paulus die Wahrheit. Wäre mein Christenstand Einbildung und Träumerei, dann wäre die Schlacht von Anfang an verloren. Die Christenheit gewinnt die Zustimmung der Gewissen nur dann, wenn ihr das Zeugnis nicht verweigert werden kann, sie handle aufrichtig und rede die Wahrheit. Dann nennt er als den Panzer, der unverwundbar macht, die Gerechtigkeit. Wäre die Schuldfrage noch offen, so wäre der Kampf verloren. Er führt nur dann zum Sieg, wenn Gott für uns ist, und dies geschieht dann, wenn seine Gerechtigkeit uns zur Gerechtigkeit half. Nun können wir denen, die von ihren Schulden bedrückt und von ihren Sünden gequält sind, das bringen, was ihnen hilft. Dann nennt uns Paulus die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. Wir führen den Kampf nicht dann richtig, wenn wir die anderen schelten, ihre Bosheit ans Licht ziehen und nach dem göttlichen Gesetz bestrafen. Den Frieden bringt das Evangelium; denn es zeigt uns Jesus, der uns mit Gott versöhnt. Weil es keinen Kampf gibt, der uns nicht in Gefahr brächte, gibt es keinen Sieg ohne Glauben und mit dem Glauben ist das Heil verbunden, weil sich Gott zum Glauben bekennt und ihn erhört. Wer den Schild des Glaubens ergreift, setzt sich damit auch den Helm des Heils auf. Als die Waffe, die die Angreifer von uns wegscheucht, legt uns Paulus das Wort Gottes in die Hand als unser Schwert, in das nicht unser eigener Arm die Kraft hineinlegen muss, weil ihm der Geist Gottes die Kraft einpflanzt. Das ist deutlich: die Waffen, die uns schirmen, fehlen uns nicht. Der Apostel mahnt mich: lege sie an.
Den Kampf hast Du uns verordnet, heiliger Gott. Du hast uns aber auch die feste Burg gebaut, in der wir sicher wohnen. Unsere feste Burg bist Du, Herr, allein. Ich suche meine Sicherheit in jeder Anfechtung bei Dir, bei Deinem Heil, bei Deinem Wort, in Deinem Evangelium, das uns den Frieden gibt. Amen.