Rochat, Auguste - Phil. 4,4
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermal sage ich: Freuet euch!
(Phil 4,4)
Laßt uns Gott bitten, daß er uns zunehmen lasse in dieser Freude, welche der Apostel uns so dringend empfiehlt! Diese Freude ist ja auch als die einzige wahre Quelle der Sanftmuth und Milde hier aufgeführt. Wenn wir übeler Laune sind, ungeduldig und rauh, wenn sich Schroffheit in Ton und Verhalten bei uns findet, so haben wir den Grund daovn meistens darin zu suchen, daß uns der innere Friede mangelt. Durch eine List des Herzens schreibt man den Sünden und dem bösen Verhalten Anderer, oder sogar einem vorgeblichen Eifer für die Ehre Gottes Das zu, was nur die Frucht inneren Unbehagens ist. Darum sollen wir trachten, zu wachsen im Glauben und in der Treue, welches die Quellen der geistlichen FReude sind. Da, wo Freude und Zufriedenheit im Herzen wohnen, wird sich sicherlich auch die Sanftmuth finden. Was kann man nicht Alles von einem Menschen erhalten, welcher glücklich ist? Will man bei einem Fürsten um eine Gnade bitten, so wählt man dazu, als unserm Vorhaben, uns ihm zu nahen, günstig, einen Tag, wo irgend ein glückliches Ereigniß sein Herz erfreut; man scheint vorauszusetzen, daß ein glücklicher Mensch kein harter und strenger Mensch sein könne. Nun, laßt uns suchen, durch tägliche Erneuerung unsers Glaubens alle unsere Tage zu solchen Tagen zu machen, wo wir uns auf's Neue unserer Versöhnung mit Gott freuen, zu Tagen, da wir tiefer in jenes Reich eindringen, welches ist „Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“ Indem wir dadurch je mehr und mehr glücklich und freudig im Herrn uns fühlen, werden sich auch die Früchte dieser Freude, „Barmherzigkeit, Gütigkeit, Demuth, Sanftmuth und Geduld“ in unserm Innern entwickeln.
Quelle: Rochat, Auguste - Kurze Betrachtungen für alle Tage des Jahres