Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 84. Psalm.
1. Ein Psalm der Kinder Korah, auf der Githith vorzusingen. 2. Wie lieblich sind deine Wohnungen, HErr Zebaoth! 3. Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HErrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen GOtt. 4. Denn der Vogel hat ein Haus gefunden, und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge hecken, nämlich deine Altare, HErr Zebaoth, mein König und mein GOtt. 5. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar, Sela. 6. Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten, und von Herzen dir nachwandeln. 7. Die durch das Jammertal gehen, und machen daselbst Brunnen. Und die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt. 8. Sie erhalten einen Sieg nach dem andern, dass man sehen muss, der rechte GOtt sei zu Zion. 9. HErr, GOtt Zebaoth, höre mein Gebet; vernimm es, GOtt Jakobs, Sela. 10. GOtt, unser Schild, schaue doch; siehe an das Reich deines Gesalbten. 11. Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser, denn sonst tausend. Ich will lieber der Tür hüten in meines GOttes Hause, denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten. 12. Denn GOtt, der HErr, ist Sonne und Schild, der HErr gibt Gnade und Ehre, er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. 13. HErr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt.
Der 84. Psalm heißt 1) in seiner Überschrift: Ein Psalmlied der Kinder Korah, vorzusingen auf der Githith. Es wird darin der Segen vom gemeinschaftlichen Gottesdienst beschrieben: oder wie der selige Arnd es beschreibt, was es für eine große Wohltat GOttes sei, GOttes Wort und Trost darunter stets gegenwärtig zu haben, vor Sein Angesicht treten, Ihn anbeten, loben, Seine Hilfe erfahren, und durch GOttes Kraft Alles überwinden zu können. In dieser Absicht bezeugt eine GOtt suchende Seele 2) ihr Verlangen nach dieser gesegneten Gemeinschaft, V. 2-5. 3) Ihren wirklichen Zutritt dazu, den sie suche und finde, V. 6-9. Ihre Anbetung, darin sie GOtt ihre Liebe, Freude, Vertrauen, Anhangen an Ihr bezeugt, und damit in ihn dringt, V. 10-13. Das heißt GOtt lieben, GOtt für das höchste Gut achten, Ihm mit dem Herzen anhangen, immer in Gedanken mit Ihm umgehen, das größte Verlangen nach Ihm tragen, das größte Wohlgefallen an Ihm haben, Ihm ganz und gar sich ergeben, und um Seine Ehre eifern. Dabei gibt es viel Freude an GOtt, und viel Ruhe in GOtt, viel Fruchtbarkeit zu allem Guten aus GOtt, viel Stärke im HErrn, durch alles Aufhältige durchzubrechen, sich nicht überall unübersteigliche Berge und Schwierigkeiten vorzustellen, sondern GOtt von Herzen nachzuwandeln, und sich auf Seinen Wegen immer ein Durchkommen versprechen, auch im Jammertal immer Brunnen suchen, und finden, und um GOttes und Seiner Verheißungen willen mit Allem vorlieb nehmen.