Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 75. Psalm.
1. Ein Psalm und Lied Assaphs, dass er nicht umkäme, vorzusingen. 2. Wir danken dir, GOtt, wir danken dir, und verkündigen deine Wunder, dass dein Name so nahe ist. 8. Denn zu seiner Zeit, so werde ich recht richten. 4. Das Land zittert, und Alle, die darinnen wohnen; aber Ich halte seine Säulen fest, Sela. 5. Ich sprach zu den Ruhmredigen: Rühmt nicht so; und zu den Gottlosen: Pocht nicht auf Gewalt, 6. Pocht nicht so hoch auf eure Gewalt, redet nicht halsstarrig, 7. Es habe keine Not, weder vom Aufgang, noch vom Niedergang, noch von dem Gebirge in der Wüste. 8. Denn GOtt ist Richter, der diesen erniedrigt, und jenen erhöht. 9. Denn der HErr hat einen Becher in der Hand, und mit starkem Wein voll eingeschenkt, und schenkt aus demselben; aber die Gottlosen müssen alle trinken, und die Hefen aussaufen. 10. Ich aber will verkündigen ewig, und lobsingen dem GOtt Jakobs. 11. Und will alle Gewalt der Gottlosen zerbrechen, dass die Gewalt des Gerechten erhöht werde.
Der 75. Psalm hat 1) die Überschrift: Ein Psalm und Lied Asaphs, dass er nicht umkäme, vorzusingen. Die Worte, dass er nicht umkäme, kann man auch so übersehen, dass GOtt nicht umkommen lasse, dass Er dem Verderben steure, und die Verwüstung abwende. Denn auf solche Zeiten und Umstände zielt der ganze Psalm, da man dem lieben GOtt eine Not und Gefahr Seiner Kirche und Seines Volkes vorhält, und Ihn bittet: Er wolle es diesmal mit Seiner Hilfe nicht lassen fehlen, weil sonst so viel Verderben darauf stünde. Assaph, als ein für die Kirche und das Volk wohlgesinnter Mann, bezeugt seine Hoffnung, dass auch zu kümmerlicher Zeit noch etwas Gutes zur Ehre GOttes und zur Förderung der Gerechten werde auszurichten sein. Es ist etwas Großes zur bösen Zeit, seine und Anderer Hände stärken zum Guten, wie Assaph in diesem Psalm tut, so, dass er 2) den Grund seiner guten Hoffnung bezeugt, V. 2. 3) Sein aus diesem Grund fließender guter Vorsatz, V. 3-4. 4) Wie er den selben ausgeführt, und seine gute Hoffnung auch behauptet habe, V. 511. Habe keine ungerechte Sache sowohl im Verborgenen als auch öffentlich, verteidige die Ehre GOttes, so wirst du wohl bestehen: war einmal der gute Rat, den man einem Beamten gegeben. Und so hats auch Assaph im Psalm gemacht, dem Namen GOttes und den überall nahen Spuren Seiner Macht, Weisheit und Gerechtigkeit gläubig nachgespürt, gegen Anderer ihre Bosheit wenigstens immer eine Protestation und Missfallen dargelegt, und sich darauf bezogen, dass GOtt auf Erden Richter ist, und damit sich und Andere im Vertrauen und im Auswarten der Zeit gestärkt.