Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Jona - Das dritte Kapitel.

Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Jona - Das dritte Kapitel.

Jona empfangt erneuerten Befehl von GOtt, in Ninive Buße zu predigen, befolgt ihn auch und predigt mit solcher gesegneten Wirkung, dass der große GOtt sich von Seinem Zorn und dem angedrohten Untergang wendet, und der Stadt verschont.

I. Jona empfangt erneuerten Befehl von GOtt.

1. Und es geschah das Wort des HErrn zum andern mal zu Jona, und sprach: 2. Mache dich auf, gehe in die große Stadt Ninive, und predige ihr die Predigt, die Ich dir sage.

Jona Gebet hat sich mit Geloben alles künftigen Danks und Gehorsams geendigt, und dazu wird ihm nun durch den erneuerten Befehl des HErrn gute Gelegenheit gemacht. Wer so aus einer Not, Gefahr, Krankheit herauskommt, dem lässt GOtt in der Regel bald eine Gelegenheit vorkommen, wo er seine Gelübde bezahlen kann. Doch wartete Jona den erneuerten Befehl GOttes deswegen ab.

Denn wenn man einmal durch Ungehorsam seinen ersten Beruf vernichtet hat, gilt es hernach nicht, im Eigenwillen das Versäumte selber wieder gut machen zu wollen, wie Israel einst hinaufziehen wollte, die Amoriter einzunehmen, 4. Mos. 14, 40 ff., sondern man muss erneuerten Befehl GOttes abwarten. Aus Luk. 11, 30. ist fast zu schließen, dass die Niniviten von allen an Jona vorgegangenen Wundern Nachricht bekommen haben, und dass er ihnen darunter so zum Zeichen geworden ist, welches mit zu ihrer Buße mag gewirkt haben. Ob sie es aber erst mit der Predigt Jonä von ihm selbst erfahren haben, oder ob ihnen durch die mit Jona im Schiff Gewesenen Nachricht davon zugekommen sei, mithin auch, ob dieser zweite Beruf Jonä schnell auf den ersten, oder nach einiger Zwischenzeit geschehen sei, lässt sich so eigentlich nicht bestimmen. Der HErr tat Alles fein zu Seiner Zeit.

II. Jona folgt und predigt, was ihm der HErr beföhlen hat, und findet damit solchen Glauben und Eingang, der viel Früchte der Buße schafft.

3. Da machte sich Jona auf, und ging hin gen Ninive, wie der HErr gesagt hatte. Ninive aber war eine große Stadt GOttes, drei Tagereisen groß, 4. Und da Jona anfing hineinzugehen eine Tagereise in die Stadt, predigte er und sprach: Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen. 5. Da glaubten die Leute zu Ninive an GOtt, und ließen predigen, man sollte fasten, und zogen Säcke an, beide Groß und Klein. 6. Und da das vor den König zu Ninive kam, stand er auf von seinem Thron, und legte seinen Purpur ab, und hüllte einen Sack um sich, und setzte sich in die Asche; 7. Und ließ ausschreien und sagen zu Ninive, aus Befehl des Königs und seiner Gewaltigen, also: Es soll weder Mensch noch Tier, weder Ochsen noch Schafe etwas kosten, und man soll sie nicht weiden, noch Wasser trinken lassen; 8. Und sollen Säcke um sich hüllen, beide Menschen und Tier, und zu GOtt rufen heftig; und ein Jeglicher bekehre sich von seinem bösen Wege, und von dem Frevel seiner Hände. 9. Wer weiß, GOtt möchte sich kehren, und ihn reuen, und sich wenden von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben.

GOtt glauben in Seinen Verheißungen oder Drohungen oder Befehlen, macht den Anfang zu allem weiteren Guten: wie es damit auch bei den Leuten zu Ninive anfing. Viel zu Förderung dieses guten Werks trug es aus, dass die Leute selber etwa mit ihren ältesten und nächsten Gemeinde Vorstehern ein solches Fasten und solche Buß-Übungen veranstalten konnten. Des Königs nachher dazu gekommener weiterer Befehl war von desto besserer Wirkung, da er nicht nur die Gemüter der Anderen so bereitet antraf, sondern auch des Königs eigener Vorgang und Exempel dabei mehr tat, als keine Worte allein auszurichten vermögend gewesen wären. Die Bußübungen werden hier meist nach den äußerlichen dabei gebrauchten Umständen beschrieben, ganz anders, als wie man heutigen Tages Buße tun, seine Andacht haben, beten will; aber ohne dass einem die nächste Umgebung viel davon anspüren soll; allein wo das Innere in rechten Ernst gesetzt wird, da kann das Äußere wohl nicht so zurückbleiben. Die Niniviten haben bei ihrer Buße doch auch das Meiste auf das Innerliche gesetzt, nämlich, zu GOtt zu rufen, und vom Bösen abzustehen, wobei ihr Glaube GOttes Gnade und zu erlangendes Verschonen vor Augen hatte, ungeachtet er freilich deswegen in Furcht und Kampf stand, da ihnen Jona ohnehin nicht viel Hoffnung zu dergleichen Verschonen wird gemacht haben.

III. GOtt sieht diese Furcht vor Seinem Wort an den Leuten zu Ninive mit Erbarmen an, und lässt sie das gesuchte Verschonen finden.

10. Da aber GOtt sah ihre Werke, dass sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege; reute ihn des Übels, das Er geredet hatte, ihnen zu tun, und tats nicht.

Der HErr JEsus gibt dieser Buße der Leute zu Ninive das Zeugnis Matth. 12, 41., dass sie noch mit ihren guten Folgen bis auf den Tag des Gerichts hinausreichen werde; und so muss es auch von Seiten GOttes mit Seinem Verschonen ein redlicher Liebes-Ernst gewesen sein. Da aber Ninive in vorige Sünden zurückfiel, besonders sein trotziger König Sanherib sich so sehr wider den HErrn aufließ, so wurde es bald nach dessen Zeiten, nicht wohl hundert Jahre nach dieser heilsamen Umkehr auf Jonä Predigt, doch vom Zorn des HErrn umgekehrt, wie auch der Stadt Jerusalem wiederfahren ist, da sie Den, dessen Vorbild Jona war, nicht besser erkannte und musste.

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autoren/r/rieger_k/12_kleine_propheten/jona/rieger_-_jona_3.txt · Zuletzt geändert: von aj
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