Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Hosea - Das neunte Kapitel.

Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Hosea - Das neunte Kapitel.

Darin wird die im vorigen Kapitel angefangene Straf-Predigt fortgesetzt, bis sich der Prophet darüber in ein Gespräch mit seinem GOtt einlässt, darin auf der Heimsuchung ihrer Sünden beharrt wird.

I. Weitere Vorstellungen, die der Prophet im Namen GOttes dem Volk teils ihrer Sünden, teils der göttlichen Gerichte halben tun soll.

1. Du darfst dich nicht freuen, Israel, noch rühmen, wie die Völker; denn du hurst wider deinen GOtt, damit du suchst Hurenlohn, dass alle Tennen voll Getreide werden. 2. Darum so sollen dich die Tennen und Kelter nicht nähren, und der Most soll dir fehlen.

Eben darum lässt GOtt Manches fehlen, damit man nicht meint, mit seinem Abweichen vom HErrn was erjagt zu haben.

3. Und sollen nicht bleiben im Lande des Herrn; sondern Ephraim muss wieder in Ägypten, und muss in Assyrien, das unrein ist, essen. 4. Daselbst sie dem HErrn kein Trankopfer vom Wein, noch etwas zu Gefallen tun können. Ihr Opfer soll sein wie der Betrübten Brot, an welchem unrein werden alle, die davon essen; denn ihr Brot müssen sie für sich selbst essen, und soll nicht in des HErrn Haus gebracht werden.

Das heißt allen vorigen Band and Gemeinschaft mit ihnen scharf aufgekündet, wie wenn man einem heutigen Tags sagte, es soll dir nimmer so gut werden, dass du in eine Kirche kommst, oder ein Wort GOttes zu hören, oder ein Abendmahl zu genießen bekommst.

5. Was wollt ihr alsdann auf den Jahreszeiten, und auf den Feiertagen des HErrn tun?

Was einem durch die Tage der Rache abgeschnitten wird, das lernt man erst hochschätzen, wenn man vorher noch so wenig danach gefragt hat.

6. Siehe, sie müssen weg vor dem Verstörer. Ägypten wird sie sammeln, und Moph wird sie begraben. Nesseln werden wachsen, da jetzt ihr liebes Götzen-Silber steht, und Dornen in ihren Hütten.

O wie gar anders! Ihre gläubigen Väter ließen ehemals ihre Gebeine aus Ägypten herüberbringen in des HErrn Land; ihre ausgearteten Nachkommen aber sollen ausgestoßen und im fremden Lande begraben werden. So scharf aber auch GOtt beim Ausrotten dieses Seines eigenen Landes zu verfahren droht, so lautet es doch weit schärfer, wenn von der Zerstörung des alten und neuen Babels die Rede ist.

7. Die Zeit der Heimsuchung ist gekommen, die Zeit der Vergeltung, des wird Israel inne werden. Die Propheten sind Narren und die Rottengeister sind wahnsinnig, um deiner großen Missetat und um der großen feindseligen Abgötterei willen.

Eines der schrecklichsten Gerichte: dafür, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, wird ihnen GOtt kräftige Irrtümer senden, dass sie glauben der Lüge.

8. Die Wächter in Ephraim hielten sich etwa an meinen GOtt; aber nun sind sie Propheten, die Stricke legen auf allen ihren Wegen durch die feindselige Abgötterei im Hause ihres GOttes. 9. Sie verderben es zu tief, wie zu der Zeit Gibea; darum wird er ihrer Missetat gedenken, und ihre Sünde heimsuchen. 10. Ich fand Israel in der Wüste wie Trauben, und sah eure Väter wie die ersten Feigen am Feigenbaum; aber hernach gingen sie zu Baal-Peor, und gelobten sich dem schändlichen Abgott, und wurden ja so gräulich, als ihre Buhlen. 11. Darum muss die Herrlichkeit Ephraims wie ein Vogel wegfliegen, dass sie weder gebären, noch tragen, noch schwanger werden sollen. 12. Und ob sie ihre Kinder gleich erzögen, will ich sie doch ohne Kinder machen, dass sie nicht Leute sein sollen. Auch wehe ihnen, wenn ich von ihnen bin gewichen. Wenn sie abweichen, wollen sie den Schaden nicht sogleich merken; aber wenn ich gewichen bin, werden sie es empfinden müssen. 13. Ephraim, als ich es ansehe, ist gepflanzt und hübsch wie Tyrus; muss aber nun ihre Kinder herauslassen dem Totschläger.

II. Von da an gewinnt nun der Vortrag die Gestalt eines Gesprächs mit GOtt, darin der Prophet zuerst anfängt, GOtt in Seinem gerechten Gericht beharrt, und der Prophet dann auch seine Anbetung darüber vor GOtt tut.

14. HErr, gib ihnen! Was willst du ihnen aber geben? Gib ihnen unfruchtbare Leiber, und versiegende Brüste. Auf solche Zeiten, da man sagen wird: Selig sind die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht gesäugt haben. 15. Alle ihre Bosheit geschieht zu Gilgal, daselbst bin ich ihnen feind; und ich will sie auch um ihres bösen Wesens willen aus meinem Hause stoßen, und nicht mehr Liebe erzeigen; denn alle ihre Fürsten sind Abtrünnige. 16. Ephraim ist geschlagen; ihre Wurzel ist verdorrt, dass sie keine Frucht mehr bringen können. Und ob sie gebären würden, will ich doch die liebe Frucht ihres Leibes töten. 17. Mein GOtt wird sie verwerfen, darum, dass sie ihn nicht hören wollen; und müssen unter den Heiden in der Irre gehen.

Das heißt freilich sein Amt mit Seufzen tun müssen, wenn man zuletzt seine Zuhörer, die aber nie hören noch gehorchen wollten, so dem gerechten Urteil GOttes überlassen muss, dass GOtt mit ihnen umgehe, wie sie vorher mit Seinem Wort umgegangen sind. Wohl dem Knecht, der bei noch so wenigem Guten, das er ausrichten konnte, doch den friedsamen Zutritt und die freudige Ansprache: mein GOtt! nicht verliert.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/r/rieger_k/12_kleine_propheten/hosea/rieger_-_hosea_9.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain