Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Amos - Das achte Kapitel

Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Amos - Das achte Kapitel

enthält wieder ein neues göttliches Gesicht, samt dessen zuerst kurz gefassten Deutung, die dahin geht, dass nun Israels Ende gekommen sei, und kein Verschonen mehr Statt habe. Selbiges Ende aber wird nach allen schweren Umständen, die dabei vorfallen werden, beweglich beschrieben, und inmittelst die Sünden, womit sie sich solches Gericht zugezogen, nochmals bestraft.

1. Neues Gesicht, samt dessen kurzer Deutung.

1. Der HErr HErr zeigte mir ein Gesicht, und siehe, da stand ein Korb mit Obst. 2. Und Er sprach: Was siehst du, Amos? Ich aber antwortete: Einen Korb mit Obst. Da sprach der HErr zu mir: Das Ende ist gekommen über mein Volk Israel, ich will ihm nicht mehr übersehen. 3. Und die Lieder in der Kirche sollen in ein Heulen verkehrt werden zu derselbigen Zeit, spricht der HErr HErr; es werden viele tote Leichname liegen an allen Orten, die man heimlich wegtragen wird.

Was ist das, wann der Reichtum der Güte, Geduld und Langmut GOttes über einen Menschen ausgeht, und einem im Rat GOttes der Termin zu seinem Ende so gesetzt wird.

II. Nun werden ihnen ihre Sünden, sonderlich Gewalttätigkeit, Ungerechtigkeit, Reichtum sammeln rc. vorgehalten, womit sie sich dies Gericht zugezogen haben.

4. Hört dies, die ihr den Armen unterdrückt, und die Elenden im Lande verdorben, 5. Und sprecht: Wann will` denn der Neumond ein Ende haben, dass wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, dass wir Korn feil haben mögen, und den Epha verringern, und den Seckel steigern, und die Waage fälschen; 6. Auf dass wir die Armen um Geld, und die Dürftigen um ein Paar Schuh unter uns bringen, und Spreu für Korn verkaufen? 7. Der HErr hat geschworen wider die Hoffart Jakobs: Was gilt es, ob ich solcher ihrer Werke ewig vergessen werde? 8. Sollte nicht um solches willen das Land erbeben müssen, und alle Einwohner trauern? Ja es soll ganz, wie mit einem Wasser, überlaufen werden, und weggeführt und überschwemmt werden, wie mit dem Fluss in Ägypten.

Ungerechtigkeit verwüstet alle Lande. Aber weil nicht gleich ein Urteil geschieht, weil man meint, es werde doch Mancher durch seine böse Griffe reich, und mache die Herrlichkeit seines Hauses groß; so wird einem durch diesen betrüglichen Schein die nahe Verderbensgrube verdeckt, und es eifert immer einer dem andern nach in der Ungerechtigkeit, und nimmt mit dem kurzen Genuss davon sein Henkermahl ein, auf seinen nahen Schlachttag.

III. Die plötzlichen, schreckhaften und empfindlichen Umstände, womit dies Ende begleitet sein werde, legt nun der Prophet im Namen des HErrn beweglich vor.

9. Zu derselbigen Zeit, spricht der HErr HErr, will ich die Sonne im Mittage untergehen lassen, und das Land am hellen Tage lassen finster werden. 10. Ich will eure Feiertage in Trauern, und alle eure Lieder in Wehklagen verwandeln; ich will über alle Lenden den Sack bringen, und alle Köpfe kahl machen; und will ihnen ein Trauern schaffen, wie man über einen einigen Sohn hat; und sollen ein jämmerlich Ende nehmen. 11. Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HErr HErr, dass ich einen Hunger in das Land schicken werde; nicht einen Hunger nach Brot, oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HErrn zu hören, 12. Dass sie hin und her, von einem Meer zum andern, von Mitternacht gegen Morgen umlaufen, und des HErrn Wort suchen, und doch nicht finden werden. 18. Zu der Zeit werden schöne Jungfrauen und Jünglinge verschmachten vor Durst, 14. Die jetzt schwören bei dem Fluch Samaria, und sprechen: So wahr dein Gott zu Dan lebt, so wahr die Weise zu Berseba lebt. Denn sie sollen also fallen, dass sie nicht wieder aufstehen mögen.

Bei verdorbenen Zeiten ist es einer von den rührendsten Anblicken, wenn man die Kinder und jungen Leute ansieht, die so von Kindesbeinen an ins Verderben eingeflochten werden, und von dem eitlen Wandel nach väterlicher Weise in ihre Reden und Gebärden so viel Üppiges und Leichtsinniges nehmen; da kann man sich vorstellen, wie hilflos, wie trostlos diese einmal schmachten werden, wenn ihre und ihrer Väter Sünder an ihnen werden heimgesucht werden.

Im Jahr 1732 den 18. Juli ist im Württemberger Lande ein allgemeiner Buß-, Bet- und Fasttag gehalten, und daran über diesen Text, vom angedrohten Hunger und Durst nach dem Wort GOttes, gepredigt worden. Wer zurück denken mag, wird leicht merken, aus was für Veranlassung, und was uns die damaligen Stillen im Lande werden erbeten haben, das wir bisher noch zu genießen gehabt haben. O GOtt der Wahrheit!

Lass uns nur, wann Alles fort,
Dich, und JEsum, und Dein Wort!

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autoren/r/rieger_k/12_kleine_propheten/amos/rieger_-_amos_8.txt · Zuletzt geändert: von aj
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