Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 14. Die Furcht im Glauben.

Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 14. Die Furcht im Glauben.

Hebr. 11, 7. Durch den Glauben hat Noah in frommer Furcht die Arche gebaut.

Gar viele meinen, Gottes Wort preise mit dem Ausspruch: „Glückselig ist der Mann, der in steter Furcht lebt,“ eine Gesinnung an, welche mit der Ruhe und mit der Gewissheit im Streit ist, die uns im Glauben zu teil werden. Sie halten dann ihren Unglauben für eine Art von Tugend. Sie fürchten sich vor dem großen und heiligen Gott. Sie fürchten sich um ihrer eigenen Schwäche und Untreue willen und können sich nicht entschließen zu glauben. Allein diese ihre Auffassung ist völlig im Streit mit Gottes Wort. Gottes Wort lehrt uns ja, dass Furcht und Vertrauen Hand in Hand gehen müssen. „Das werden Viele sehen und den Herrn fürchten und auf Ihn hoffen“ (Ps. 40,4). „Die den Herrn fürchten, hoffen auf den Herrn“ (Ps. 115,11). „Des Herrn Auge sieht auf die, so Ihn fürchten, die auf Seine Güte hoffen“ (Ps. 33,18). Furcht und Vertrauen gehen somit Hand in Hand. Rechte Furcht stärkt im Vertrauen und rechtes Vertrauen mehrt die Furcht. Das wird uns in der Geschichte Noahs deutlich gezeigt. Durch Mitteilungen des Herrn seines Gottes über Dinge, welche man nicht sehen kann, gerät er in Furcht und baut er die Arche. Seine Furcht war eines Teils die Folge seines Glaubens, anderen Teils aber auch eine Triebfeder, seinen Glauben im Bauen der Arche zu betätigen. Er glaubte an die Ankündigung der Sündflut und fürchtete sich; er fürchtete sich im Gedanken an das Verderben, welches seinen Mitmenschen drohte, im Gedanken an den heiligen Gott, welcher dieses Urteil vollstrecken wollte. Er fürchtete sich und hielt sich aus dem Grunde mit festem Glauben an die Verheißung der Arche und gab sich aus dem Grunde Mühe, dieselbe als das einzige Mittel seiner Rettung herzustellen. Furcht und Vertrauen waren bei ihm unzertrennlich und für einander unentbehrlich.

Und nun fürchtest du dich vor dem Herrn, liebe bekümmerte Seele, nun fürchtest du dich vor Seiner Heiligkeit und Seinen Gerichten und willst behaupten, es sei deine Scheu vor Ihm, welche dich hindere, zu glauben. Du meinst, nicht wert zu sein, dir einem solchen heiligen und furchtbaren Gott gegenüber das Recht anzumaßen, dich Sein Kind zu nennen und mit Ihm freimütig zu reden. Ach, dass du wüsstest, wie groß dein Irrtum ist! Nichts in der Welt gereicht dem Herrn so sehr zur Unehre und erweckt Ihm so viel Missvergnügen, als der Unglaube, welcher sich an Sein Wort nicht halten will, dass Er sich über völlig Unwürdige erbarme. In nichts sucht der Herr so sehr Seine Ehre, als darin, dass Er sich in freier Gnade über Gottlose erbarmt. Wenn du darum daran zweifelst, ob Seine Gnade auch für dich da sei, wenn du darum Seiner Größe und Treue noch mit Bedenken gegenüber trittst, so tastest du Ihn an dem Punkte an, an dem Er am leichtesten und schwersten zu verlegen ist. O liebe Seele, wenn du den Herrn fürchtest, so fürchte dich vor allem, Ihm durch Unglauben die Ehre zu nehmen!

Indessen höre ich dich sagen: Es liegt ja nicht an dem Herrn, dass ich zweifle, nein, es liegt an mir selbst, ich fürchte mich um meiner Untreue und Unaufrichtigkeit willen. Daraufhin frage ich dich: Fühlst du denn nicht, dass gerade diese Furcht vor dir selbst für dich der stärkste Grund ist, um dich an den Herrn zu wenden und dich Ihm hinzugeben? O liebe Seele, suche doch nicht länger etwas in dir selbst! Wenn du warten. willst, bis du dich vor dir selbst nicht mehr zu fürchten brauchst, wirst du niemals zu Ihm kommen. Gott verlangt ja gar kein Gelöbnis der Treue von dir, mit dem Er prunken kann. Nein, er gibt dir ein Gelöbnis der Treue, auf welches du dich verlassen kannst. Darin liegt ja die Herrlichkeit der freien Gnade, dass der Sünder, welcher sich selbst nicht vertrauen kann, welcher fühlt, dass er in jeder Hinsicht unvollkommen ist, z. B. im Glauben, in der Demut, im Ernst und in der Aufrichtigkeit, dass ein solcher Sünder, so elend er ist, sich doch dem Herrn in dem Glauben an das Wort hingeben darf, dass Gott einen solchen annehmen und bewahren will. In demselben Grade, in welchem ein Mensch sich vor sich selbst fürchtet, muss er sich an den Herrn halten. Das ist der einzige Rat, den er zu beherzigen braucht. Er hat ja nichts, worauf er seine Hoffnung sehen kann, als die Verheißung des Erbarmens Gottes. Jeder Gedanke an Furcht muss darum eine neue Triebfeder werden zum Vertrauen. Auf diese Weise wird er lernen, sich nicht zu fürchten, wie denn der Psalmist sagt: „Wohl dem, der den Herrn fürchtet; sein Herz ist getrost und fürchtet sich nicht.“ (Psalm 112,1,8.) Er wird es erfahren, wie die Furcht des Herrn für ihn im Glauben ein Brunnen wird, aus welchem nicht etwa Angst quillt, sondern Freude und stets zunehmende Kraft, nach dem andern Wort: „Die Gemeinde baute sich und wandelte in der Furcht des Herrn und ward erfüllt mit Trost des heiligen Geistes.“

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autoren/m/murray/murray-wgdn/murray-warum_glaubst_du_nicht_-_14.txt · Zuletzt geändert: von aj
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