Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 12. Die Aufrichtigkeit im Glauben.

Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 12. Die Aufrichtigkeit im Glauben.

Mark. 9,24. Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben.

Gottes Wort legt auf Aufrichtigkeit sehr Gewicht. Es ist daher nur zu billigen, dass viele, welche den Herrn mit Ernst suchen, den heißen Wunsch hegen, in ihrem Glauben doch ja aufrichtig zu sein. Sie fürchten sich vor Unaufrichtigkeit in ihrem Glauben und haben. Ursache, sich vor derselben zu fürchten, da ja das Zeugnis des Wortes Gottes auf diesem Punkte mit ihrer Erfahrung übereinstimmt und es offen ausspricht: „Es ist das Herz ein trotziges und verzagtes Ding, wer kann es ergründen?“

Indessen irrt man sich oft sehr sowohl in der Auffassung dessen, was wahre Aufrichtigkeit ist, als auch in dem Gedanken, auf welche Weise dieselbe errungen und vermehrt werden kann. Was nun das Erste angeht, so meinen viele, wahre Aufrichtigkeit bestehe in dem deutlichen Bewusstsein, dass sie sich mit festem Glauben und feuriger Liebe vollkommen dem Herrn übergeben haben. Dieses ist aber durchaus nicht das, was Gottes Wort unter Aufrichtigkeit versteht. Nein! Die Aufrichtigkeit besteht darin, dass man vor den Herrn so hintritt, wie man wirklich ist, dass man völlig davon absieht, sich besser oder schlechter zu machen. Unaufrichtig ist der Mann, welcher sich anders benimmt, als er wirklich ist oder denkt. Aus diesem Grunde ist der obenstehende Ausspruch, welchen der Vater des besessenen Kindes tut, ein herrliches Beispiel der Aufrichtigkeit. Er möchte gar gern glauben, fühlt aber, dass der Unglaube noch so stark in ihm ist. Was tut er da? Er tritt so, wie er ist, vor den Herrn hin. Er weiß, dass er so gern an Jesus glauben möchte, aber er weiß nicht, ob nicht am Ende in seinem Herzen sich viel mehr Unglaube findet, als Glaube. Was sollte er da tun? Sollte er vielleicht über den Unglauben seufzen, welcher noch in ihm ist, oder etwa darauf warten, bis er sich dessen bewusst würde, dass er völlig im Glauben steht? Nein, nichts der Art wäre für ihn am Platz. Mit alle dem wäre ihm nicht geholfen. Er geht vielmehr so, wie er ist, zu Jesus hin. Kindlich einfältig und aufrichtig schüttet er Ihm sein Herz aus: „Ich glaube, lieber Herr, aber ach, in meinem Herzen findet sich so viel Unglaube, komm darum meinem Unglauben zu Hilfe!“

Weiter lernen wir aus diesem Worte, was das einzige Mittel ist, von der Unaufrichtigkeit frei zu werden. Der Mann fühlt, dass noch etwas in ihm ist, was nicht glauben will, aber er geht damit zu Jesus. Er tut es Ihm in der Erwartung kund, dass der Heiland sich über seinen Unglauben erbarmen und ihn von demselben befreien werde. Sein Verhalten ist ganz anders, als das so vieler suchenden Seelen. Sie sitzen Jahr aus Jahr ein da, über ihre Unaufrichtigkeit zu klagen und nach Aufrichtigkeit zu streben, kommen aber nicht im geringsten vorwärts. Frage sie nur, ob es nicht so ist, ob sie einen Schritt vorwärts kommen, ob sie nicht in ihrem Elend vergehen? Ach, sie wissen es nicht und beachten es nicht, wenn man es ihnen sagt, dass dies der Anfang aller Aufrichtigkeit ist, wenn wir mit all' unserem Unglauben so, wie wir sind, vor Jesus hintreten, und dass dies der einzige Weg zur Heilung ist, mit dem kleinen Anfang des Guten in uns, und wäre es nur der Wunsch, zu glauben, und mit all' der Doppelzüngigkeit, all' der irdischen Gesinnung und all' dem Unglauben zum Heiland zu gehen und Ihm diese Schuld zu bekennen. Ja, das ist die wahre Aufrichtigkeit, dass wir unsern Unglauben offenherzig Jesu klagen.

Arme Seele, die du aus Furcht, unaufrichtig zu sein, so lange dem Herrn fern geblieben bist und dadurch nicht nur dich selbst, sondern auch den Herrn betrübt hast, stelle dich doch nicht dir selbst in den Weg! Und solltest du meinen, dass neun und neunzig Teile deines Innern von Unglauben zeugen, während nur ein Teil schwache Sehnsucht nach Glauben erkennen lässt, gehe nur damit zu Jesus, das ist Aufrichtigkeit. Schütte so täglich dein Herz dem Herrn aus! Zu Jesu Füßen bekenne und bekämpfe alle Unaufrichtigkeit und allen Unglauben, welche noch in dir sind! Da ist die einzige Stätte, an der du den Sieg gewinnen kannst. Sage nur: Herr, ich glaube - ich will glauben, - ich tue es so gut wie ich kann - ich glaube wenigstens daran, dass Du, mein Heiland, der Retter der Elenden bist, o so komm mir in meinem Unglauben zu Hilfe!

Wer so täglich betet und kämpft, wird den Sieg gewinnen und den Segen empfangen. Wer dagegen nicht so betet, kann dessen gewiss sein, dass er, so lange er dem Herrn fern bleibt, eine Zunahme der Aufrichtigkeit nicht erlangen wird. Nein, die Aufrichtigkeit besteht darin, dass man sein Herz dem Herrn ausschüttet, und wird nur dann erlangt, wenn man mit Ihm umgeht und sich mit Seiner Gnade beschäftigt.

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autoren/m/murray/murray-wgdn/murray-warum_glaubst_du_nicht_-_12.txt · Zuletzt geändert: von aj
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