Murray, Andrew - Nach Jesu Bild - XXIII. Seiner Auferstehung gleich.

Murray, Andrew - Nach Jesu Bild - XXIII. Seiner Auferstehung gleich.

So wir aber samt Ihm gepflanzt werden zu gleichem Tode, so werden wir auch der Auferstehung gleich sein, auf dass, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten, also auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ (Röm. 6,3.4).

Sind wir Jesu Tode ähnlich gemacht, so folgt notwendigerweise daraus, dass wir auch seiner Auferstehung gleich. werden. Wenn bloß von der Ähnlichkeit des Todes, vom Tragen des Kreuzes und von Selbstverleugnung die Rede ist, so ergibt sich daraus ein sehr einseitiges Bild von der Nachfolge Christi. Das mit Jesu Gestorbensein bezieht sich hauptsächlich auf das alte Leben der Sünde und auf die Welt, welcher wir den Rücken kehren; „mit Jesu auferstanden“ dagegen ist die Bezeichnung des neuen Lebens, wodurch der Heilige Geist das alte austreibt. Für einen Christen, dem es ernstlich darum zu tun ist, zu wandeln, wie Jesus wandelte, ist es unumgänglich nötig, dass er zur Ähnlichkeit der Auferstehung gelange. Wenn wir hierüber nachdenken, so werden wir wohl die Antwort auf jene Frage finden, wo wir die Kraft herbekommen sollen, um in dieser Welt zu leben nach Jesu Bild.

Wir haben bereits gesehen, dass das Leben unseres HErrn vor seinem Kreuzestode mit Schwachheit umgeben war. Die Sünde durfte an Ihn, als unseren Bürgen, noch mit ihrer Versuchung herantreten. Auch über seine Jünger erstreckte sich noch ihre Gewalt, so dass Er ihnen den Heiligen Geist nicht geben, noch an ihnen handeln konnte nach seines Herzens Verlangen. Aber mit der Auferstehung änderte sich alles. Durch die allmächtige Kraft Gottes auferweckt, war sein Auferstehungsleben erfüllt mit Ewigkeitskräften. Nicht nur für seine eigene Person hatte Er den Tod und die Sünde überwunden, sondern auch für seine Jünger, so dass Er sie vom ersten Tage an seines Geistes, seiner Freude und seiner himmlischen Macht teilhaftig machen konnte.

Wenn der Herr Jesus nun auch uns an seinem Leben Anteil gibt, so ist es nicht das Leben, das Er vor seinem Tode hatte, sondern das Auferstehungsleben, das Er durch den Tod errang. Das ist ein Leben, von dem die Sünde hinweggetan ist, ein Leben, das die Hölle und den Teufel, die Welt und das Fleisch schon besiegt hat, ein Leben göttlicher Kraft in menschlicher Gestalt. Dies ist das Leben, das wir durch die Ähnlichkeit der Auferstehung Jesu erlangen: „Das Er lebt, das lebt Er Gott. Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr Gott lebt in Christo Jesu, unsrem HErrn.“ O dass Gott uns durch den Heiligen Geist die Herrlichkeit des Lebens in der Ähnlichkeit der Auferstehung Jesu recht offenbaren möchte! Hierin liegt das Geheimnis, woher wir die Kraft bekommen zu der Umgestaltung nach seinem Bild.

Den meisten Christen ist dies noch verhüllt, und darum ist ihr Leben noch so voll Sünde, Schwachheit und Niederlagen. Sie glauben an die Auferstehung Jesu, als an den notwendigen Beweis ihrer Rechtfertigung. Sie meinen, Er habe deshalb auferstehen müssen, um sein Mittleramt im Himmel fortzusetzen. Aber dass Er wieder auferstand, damit sein herrliches Auferstehungsleben nun die Triebkraft ihres täglichen Lebens werde, davon haben sie keinen Begriff. Daher ihre Hoffnungslosigkeit, wenn sie von einer bleibenden Nachfolge Jesu und von der Umgestaltung in sein Bild reden hören. Sie können sich nicht vorstellen, wie von einem Sünder erwartet werden könne, dass er in allen Lagen handle, wie Jesus gehandelt haben würde. Sie kennen weder Christum in der Kraft seiner Auferstehung, noch die Wirkung seiner mächtigen Stärke, wodurch sein Leben nur in denen waltet, welche bereit sind, alles für Schaden zu achten um seinetwillen (Phil. 3,8; Eph. 1,19.20). Kommet alle, die ihr müde seid eines Lebens, das Jesu so sehr unähnlich ist, die ihr euch sehnt, allezeit in seinen Fußstapfen zu wandeln, die ihr anfanget zu erkennen, dass die Schrift von einem glücklicheren Leben spricht, als das euch bis jetzt bekannte, erlaubet mir, euch den unaussprechlichen Schatz zu zeigen, der euch gehört, dadurch, dass ihr der Auferstehung Jesu gleich werdet. Drei Fragen möchte ich an euch richten.

Die erste Frage ist: Seid ihr bereit, euer Leben der Leitung Jesu und seines Auferstehungslebens zu überlassen? Ich zweifle gar nicht daran, dass die Betrachtung des Vorbilds Jesu euch in mehr als einer Beziehung von eurer Sünde überführt hat. Dass ihr statt Gottes noch euren eigenen Willen, eure Ehre suchtet, dass ihr den Menschen gegenüber noch Ehrgeiz, Stolz, Selbstsucht und Mangel an Liebe in euch entdecktet, das hat euch gezeigt, wie weit ihr noch von dem Gehorsam, der Demut und der Liebe Jesu entfernt seid. Und nun tritt die Frage an euch heran, ob ihr, angesichts aller dieser Stücke, worin ihr euch schuldig bekennet, sagen wollt: „Wenn Jesus von meinem Leben Besitz ergreifen will, dann verzichte ich auf jeglichen Anspruch oder Wunsch, jemals wieder, sei es auch im Geringsten, meinen eigenen Willen durchsetzen zu wollen. Ich gebe mein Leben mit allem, was ich habe und bin, gänzlich an Ihn hin, und bin bereit alles zu tun, was Er mir durch sein Wort und seinen Geist befiehlt. Wenn Er in mir wohnen und regieren will, so verspreche ich unbegrenzten, herzlichen Gehorsam.“

Zu einer derartigen Übergabe gehört Glauben; darum lautet die zweite Frage: Willst du glauben, dass Jesus von dem Ihm also anvertrauten Leben Besitz nehmen, dass Er es bewahren und leiten will? Wenn der Gläubige sein ganzes geistliches und leibliches Leben Jesu übergibt, dann versteht er die Worte Pauli: „Ich bin tot; ich lebe nicht mehr: Christus lebt in mir.“ Bin ich mit Christo gestorben und auferstanden, so nimmt der lebendige Jesus mit seiner Auferstehungskraft Besitz von meinem neuen Leben und regiert dasselbe. Das Auferstehungsleben in mir hängt nicht davon ab, ob ich es bewahren könne. Nein, gerade dies kann ich nicht. Aber, gelobt sei Gott! Jesus Christus selbst ist die Auferstehung und das Leben, Er ist das Auferstehungsleben. Er selbst will Tag für Tag, und Stunde für Stunde dafür sorgen, dass ich lebe als einer, der mit Ihm auferstanden ist. Dies tut Er durch den Heiligen Geist, welcher da ist der Geist seines Auferstehungslebens. Der Heilige Geist wohnt in uns, und Er wird, wenn wir uns Jesu anvertrauen, jeden Augenblick die Gegenwart und die Kraft unseres auferstandenen HErrn in uns bewahren. Wir brauchen nicht bange zu sein, ob es uns je gelingen werde, solch ein Leben zu führen, das da den Tempeln des lebendigen Gottes geziemt. Uns selber ist es freilich nicht möglich; es wird auch nicht von uns verlangt. Er, der da ist die Auferstehung, der lebendige Jesus, hat uns seine Macht an allen unseren Feinden erwiesen; Er selbst, der uns je und je geliebt hat, Er will es in uns zustande bringen. Er gibt uns den Heiligen Geist, als unsere Kraft, und Er wird mit göttlicher Treue sein Werk in uns vollführen, wenn wir es Ihm nur überlassen wollen; Jesus selbst ist. unser Leben.

Und nun kommt die dritte Frage: Bist du bereit, dies Auferstehungsleben zu dem Zweck, wozu Gott es Jesu gab und dir gibt, zu gebrauchen als eine Segensmacht für die Verlornen? Jegliches Verlangen nach dem Auferstehungsleben wird fehl schlagen, wenn wir nur unsere eigene Vervollkommnung und unser eigenes Glück darin suchen. Gott hat Jesum auferweckt und erhöht, damit Er Buße und Vergebung der Sünde gebe. Er lebt immerdar und bittet für Sünder. Das Ziel deines Auferstehungslebens sei dasselbe; gib dich ganz hin, für die dem Verderben entgegeneilenden Sünder zu arbeiten und zu leben; dann wirst du zu einem tauglichen Gefäß und Werkzeug, in welchem das Auferstehungsleben wohnen und seinen herrlichen Zweck entfalten kann.

Mein Bruder, du bist dazu berufen wie Jesus zu leben; hierfür bist du bereits seiner Auferstehung gleich gemacht worden. Es handelt sich nun bloß noch darum, ob du danach verlangst, die Fülle seines Auferstehungslebens an dir zu erfahren, ob du bereit bist, dein ganzes Leben Ihm darzugeben, damit Er seine Auferstehungskraft in allen Teilen desselben offenbaren könne. Ich bitte dich, entziehe dich Ihm nicht; stelle dich Ihm rückhaltslos dar mit all deiner Schwachheit und Untreue. Glaube fest, dass, gleichwie seine Auferstehung ein alles Denken und Erwarten übertreffendes Wunder war, also auch der Auferstandene in dir überschwänglich mehr ausrichten will, als du bitten und verstehen kannst.

Wie groß war doch der Unterschied zwischen dem Leben der Jünger vor Jesu Tod und demjenigen nach seiner Auferstehung? Vorher sehen wir Schwachheit und Furcht, Selbstsucht und Sünde; mit der Auferstehung aber kam Kraft und Freude, Leben, Liebe und Herrlichkeit über sie. Ebenso groß wird die Umwandlung sein, wenn ein Gläubiger, der Jesu Auferstehung bloß als den Grund seiner Rechtfertigung angenommen, aber noch nichts von der Ähnlichkeit seiner Auferstehung erfahren hat, entdeckt, dass der Auferstandene selbst sein Leben sein und in der Tat die ganze Verantwortung für dieses Leben auf sich nehmen will. O Bruder, der du dies noch nicht erfahren hast, der du bekümmert und traurig bist, weil du berufen bist zu einem Wandel nach Jesu Bild, und dies doch nicht zuwege bringen kannst, komm und schmecke die Seligkeit, die daraus fließt, wenn du dein ganzes Leben dem auferstandenen Heiland übergibst, in der Zuversicht, dass Er selbst es in dir vollführen wird.

HErr, meine Seele betet dich an als den Fürsten des Lebens! Am Kreuze hast du alle meine Feinde, den Teufel, das Fleisch, die Welt und die Sünde überwunden. Als Sieger bist du auferstanden, um nun die Kraft deines Auferstehungslebens in deinem Volk an den Tag zu legen und zu erhalten. Du hast uns dir in deiner Auferstehung gleich gemacht; nun willst du in uns leben, und in unserem irdischen Leben die Kraft deines himmlischen Lebens offenbaren.

Gelobt seist du für diese wunderbare Gnade. O mein HErr, auf deinen Ruf komme ich, um dir mein Leben mit allem, was es in sich schließt, darzubieten und zu überlassen. Nur zu lange habe ich es in meiner eigenen Kraft versucht zu leben wie du, und es ist mir nicht gelungen. Je mehr ich dir ähnlich werden wollte, desto größer war meine Enttäuschung. Ich habe von deinen Jüngern gehört, wie selig es ist, alle Sorge und Verantwortlichkeit ihres Lebens auf dich zu werfen. HErr, ich bin mit dir auferstanden und deiner Auferstehung gleich gemacht; komm und nimm mich zu deinem völligen Eigentum und sei du mein Leben.

O mein auferstandener HErr, vor allem bitte ich dich, offenbare dich mir, wie deinen ersten Jüngern, in der Kraft deiner Auferstehung. Es war nicht genug, dass du nach deiner Auferstehung deinen Jüngern erschienst; sie kannten dich nicht, bis du dich ihnen zu erkennen gabst. HErr Jesu! ich glaube an dich; lass, o lass es dir gefallen, dich mir als mein Leben zu offenbaren. Das kannst du allein in mir tun, und ich traue dir zu, dass du es tun wirst. Dann wird mein Auferstehungsleben, gleich dem deinigen, eine beständige Quelle des Lichts und des Segens sein für alle, die dich nötig haben. Amen!

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