Mathesius, Johann - Die erste Predigt über den andern Artikel unseres christlichen Glaubens
(Der erste Theil der Historia unseres lieben Herrn und Heilandes cet. Ausg. v. 1585. S. 1.)
Geliebte Freunde im Herrn, wir haben abermals die Sonntagsevangelien ausgeleget, dafür wir unserm Gott von Herzen danken, der uns in dieser Kirche Gnade und Friede dazu verliehen hat. Nachdem aber die liebe Christenheit die Historien von unserm Heiland und Erlöser Jesu Christo selbst im Jahr auf gewisse Feste ausgetheilet, wollen wir im Namen Gottes anstatt der verordneten Sonntagsevangelien die Historie von unserm Herrn Jesu Christo vor uns nehmen, wie sie im andern Artikel unseres Glaubens von der Erlösung fein kurz zusammengebracht ist.
Denn durch diesen Artikel kommen wir in der heiligen Taufe zu unserm Christenthum und werden zu Kindern Gottes, und auf diesen Artikel müssen wir leben und sterben, wollen wir anders ein gut Gewissen haben und selig werden. Damit nun die Christenheit diese Lehre von Jesu Christo uns stetig fürhielte und desto besser einbildet, lässt sie uns nicht allein in der Propheten und Apostel Schriften und im Catechismo solche ohne Unterlass wiederholen, sondern sie hat auch fast auf ein jedes Wort in diesem Artikel ein eigen Fest und sonderliche Tage verordnet, damit sie Beides, uns lehrte und erinnerte, was wir den Einfältigen in diesem Elend jährlich sollten predigen, und was ihr am meisten und nöthigsten zu lernen hättet.
Derhalben wollen wir dieser Ordnung auch folgen und heut am Advent anfangen und von unseres Herrn Jesu Christi Zukunft, Person, ewigem Amt und seiner Historie bis um die Pfingsten, will’s Gott, richtig und einfältig handeln. Denn wir haben doch an dem Stücke zu lernen, weil wir leben, und wenn wir so alt würden als Methusalem, und können nichts Besseres, Seligeres und Tröstlicheres vor uns nehmen, dadurch der Name Gottes geheiligt und die Kirche Gottes erbauet und viele Seelen Christo gewonnen werden. Denn in diesem Kinderartikel werden wir die allerschönsten und wunderbarsten Historien hören von dem ewigen und eingeborenen Sohne Gottes, wie er von Ewigkeit aus seines himmlischen Vaters Wesen geboren, und dass er wahrer Gott ist mit dem Vater und heiligen Geiste, und von seinem ewigen Amt und Werken, dass er mit seinem Vater Alles erschaffen, den gefallenen Menschen als ein ewiger Mittler wieder erbeten und dass er sich durch’s Wort und seiner Propheten Mund ein ewiges Erbe und Kirche aus menschlichem Geschlechte sammelt, und dass er von Anfang bei seiner Kirche gewesen, sie errettet, geschützt, geheiligt und wunderbarlich geführt und erhalten habe, bis er in der Fülle der Zeit von Marien, der Jungfrau, ist ein wahrer Mensch worden, und dass er in seinem Fleische von unseretwegen gelitten, gestorben, begraben und uns durch seine Auferstehung eine ewige Gerechtigkeit zugerichtet und geschenkt und von seinem Geiste auf uns ausgegossen, von der Rechten seines himmlischen Vaters, da er noch heutiges Tages seine Kirche bestellet, uns arme Sünder vertritt, fürbittet, schützt und vertheidigt wider alle Pforten der Hölle und theilet aus in Kraft seines Wortes und Sakramente Vergebung der Sünden und das ewige Leben Allen, die an ihn von Herzen glauben und seinen Namen anrufen und hoffen auf seine fröhliche Zukunft am jüngsten Tage, da er uns vom Tode erwecken und mit sich zu seiner Herrlichkeit in die ewige Freude heimführen wird.
Von dieser hohen und seligen Lehre, die vom Himmel offenbaret und aus dem Schooss des Vaters durch den eingeborenen Sohn Gottes zu uns kommen und nun in 5514 Jahr wider alle Teufel, Rotten und Tyrannen erhalten ist, werdet ihr in dieser Kinderlehre hören.
Diese Lehre aber ist die einige Kunst und Kraft, dadurch wir allein Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und das ewige Leben bekommen. Denn wie St. Petrus sagt Actor. am 4.: Es ist kein ander Wort, Predigt oder Name, der dem Menschen offenbaret oder gegeben sei, darinnen wir können selig werden, denn der Name Evangelium, Kraft und Verdienst unseres Herrn und einigen Heilands Jesu Christi; Dies bezeugen alle Propheten von Anfang der Welt, dass Alle, die an Jesum Christum glauben, durch seinen Namen, Blut und Tod Vergebung der Sünden und das ewige Leben empfahen. Joh. 20.
Wer nun etwas Gründliches, Gewisses und Seliges lernen will, dass er sich in Todesnöthen und Höllenangst vor Gottes grimmigem und gerechtem Zorn unter der Last seiner Sünden wider den Fluch des Gesetzes und alle Pforten und Nacht der Hölle trösten, und darauf er mit gutem Gewissen und Freudigkeit stehen, Gott anrufen, in Geduld leben und sterben und damit er sich wider alle Teufel und Teufelswesen, Mord, Lügen und Ketzerei könne schützen und aufhalten, Der lerne diesen Artikel vom Herrn Jesu Christo, welchen die lieben Apostel selber aus der Schrift sollen zusammengebracht haben, damit wir ein gewisses Symbolum, Credo und Bekenntniss hätten unseres Christenthums, wie wir denn auf solches Symbolum, Losung und Bekenntniss getauft sind, darinnen wir leben und mit Friede und Freude seliglich von hinnen wollen fahren.
Alle anderen ehrlichen und guten Künste auf Erden dienen allein zu dieser gegenwärtigen Welt und können ein Herz, das irre ist im Glauben, nicht berichten oder zufrieden stellen, viel minder aus dem Tode erretten, wie man in aller Heiden Historien sieht.
Allein diese Erkenntniss Gottes und seines Sohnes giebt und ist zwar selber das ewige Leben. Joh. 17. Und allein die Worte und Lehre von Jesu Christo sind Worte des Lebens, vergewissern und stärken ein Herz, geben Kraft und Saft, Trost und Leben. Röm. 15.
Und weil der leidige Satan jetzt am Ende der Welt viel gräulicher und mörderlicher Irrthümer und Ketzerei erreget, Beide wider den Herrn Christum, seine Person und ewig Amt und wider seine Kirche, Wort und Sacrament, so will es sehr von Nöthen sein, dass wir uns mit geistlichem Harnisch verwahren und den Schuld des Glaubens und das Schwert des Geistes ergreifen, damit wir wider diesen brüllenden Löwen und listig Schlänglein wohl gerüstet seien.
Nun hat ein Kindlein und einfältiger Laie keine bessere Wehr und Rüstung, denn dass er in Einfalt bei seiner heiligen Taufe und Bunde des guten Gewissens mit herzlichem Seufzen verharre und halte und lehne sich an diesen Artikel und fasse ein herzliches Wort, Sylbe und Pünktlein mit rechtem Glauben und halte dasselbe vor sich, wenn der Teufel mit seinen feurigen und verlippten Pfeilen auf uns abdrückt, also kann er sicher und zufrieden sein.
Denn dieser Artikel, dass Jesus Christus der eingeborene, wesentliche Sohn Gottes und Marien, der Jungfrauen, wahrer und natürlicher Sohn, unser ewiger Priester, Mittler und Heiland ist, und habe uns durch sich selbst am Kreuz mit seinem Blut und Tode eine ewige Vergebung aller Sünden und eine zugerechnete Gerechtigkeit, sammt seinem Geist, erworben, der ist von Adam’s Zeiten bis auf uns blieben, und Alle, die sich an diesem Artikel mit glaubigen Herzen gehalten haben, sind erhalten, auch mitten im Wallfisch und Tode, obwohl der Teufel, als der Erzfeind Christi, sein Heil an Christi Ferse, Wort und Kirche redlich versucht hat.
Denn wer auf diesen Felsen bauet und trauet, Der fleucht nicht, wird auch nicht zu Schanden, obwohl alle Pforten der Hölle ihre Macht an ihm versuchen.
Wer nun will im Herzen gewiss und freudig und vor aller Ketzerei sicher sein, der lerne diesen Kinderartikel, davon wir, so viel Gott Gnade verleihen und uns möglich sein wird, simpel und einfältig für die Kinder und Albernen reden wollen. Aller Schwärmer Unflath und subtile Disputation gedenken wir hier nicht zu regen, ohne dass wir dieses unser Bekenntniss und Assertion wider alle Teufelei und Schwärmerei mit Grund der prophetischen und apostolischen Schriften richten wollen.
Der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der gebe uns um seines Söhnleins willen seinen heiligen Geist, der unsern Mund mit seiner Gnade, Weisheit und Verstand erfülle, und thue eure Herzen auf, dass wir von diesem Artikel also predigen, dass der Name Gottes geehrt und geheiligt, den verirrten und betrübten Gewissen hiemit gedienet und die Kirche Gottes erbauet und des Teufels Lügen und Betrug gewehret und gesteuert werde. Darum sollt ihr mir herzlich auf den Namen Christi beten helfen. Amen.
Nun merket mit Fleiss auf ein jedes Wörtlein insonderheit und lernet, was es heisse, und wo es in der Propheten und Apostel Schrift gegründet ist, und wie ihr’s seliglich zum Trost und Schutz gebrauchen könnt.
Und ich glaube an Jesum Christum.
Heut gebet gut Acht auf die ersten vier kleinen Wörtlein.
Erstlich stehet hier ein Wörtlein: Und. Das sollt ihr ja nicht vorüberlassen, denn es wird uns etwas Grosses und Nöthiges lehren, nämlich, dass es nicht genug ist zum Christenthum, dass man von Gott dem Vater, Schöpfer Himmels und der Erden, prediget, wie die Türken und Weisen allein von dem einigen Gott reden, sondern ein christlich Herz muss neben dem Artikel von dem einigen Gott und der Schöpfung und Erhaltung aller Creaturen auch diesen Artikel von der Erlösung menschlichen Geschlechts und an Jesum Christum, unsern Erlöser, Glauben. Denn wer nicht auch an Jesum Christum glaubt, auf dem bleibt der Zorn und die Ungnade Gottes, und der kommt in das Gericht und muss ewig mit allen Teufeln und Gottlosen verdammt sein. Joh. 3. Ja, wer nicht auch Jesum Christum kennet und in seiner Lehre bleibt, Der hat und kennet weder Vater noch Sohn; wer aber in der Lehre Christi bleibet und kennet den Sohn, Der hat den Vater und den Sohn. 2. Joh. 1.
Die Juden sprechen auch, Gott sei ihr Vater, Joh. 8., und wollen den Sohn nicht haben. Höret aber, was Christus sagt: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich und hörtet meine Worte. Weil ihr aber mich nicht liebet, und höret mein Wort nicht, so ist nicht Gott, sondern der Teufel euer Vater.
Aus diesem Wörtlein lernet nun die Lehre, dass man keinen Gott habe oder kenne, wenn man Christum und sein Wort verachtet. Abraham hat den rechten Gott; denn er siehet den Sohn und nimmt sein Wort an. Joh. 8. Türken, Juden, Heiden und alle Gottlosen, wenn sie schon Viel von Gott und den Werken der Schöpfung reden, so haben und treffen sie doch keinen Gott an, ausserhalb des Sohnes. Darum sind alle ihre Gedanken, Tichten und Trachten und ihre ganze Religion eitel vergebens und lauter Nichts, ein blosser Wahn (wie Simonides der Heide frei bekennt, je länger er Gott nachtrachte, je Weniger er finde). Denn Gott wohnet im dunkeln Licht, da Niemand kann hinkommen; und ist in seinem Wesen und Werken unausforschlich und unbegreiflich; allein aber lässt er sich sehen, empfinden und ergreifen in seines einigen Sohnes Wort und Geist, wie Christus Joh. 14. zu Philippo sagt: Wer mich siehet, der siehet den Vater. Das sollt ihr aus diesem Wörtlein „Und“ lernen, welches Johannes am 17. steht: Gott und seinen Sohn erkennen ist das ewige Leben.
Wer nun euch eine andere Lehre bringet und will von Gott reden und predigen ausserhalb des Herrn Christi und seines Wortes, Den höret und nehmet ihn nicht an und habt keine Gemeinschaft mit ihm, damit ihr euch seiner bösen Werke nicht theilhaftig machet.
“Ich glaube“, diese zwei Worte sollt ihr aus dem ersten Artikel wiederholen; denn es sind zwei nöthige Worte, darin zwei grosse Lehren sind, und dadurch wir Christum und in Christo den Vater und alle seine Treu und Güte ergreifen und uns appliciren und zueignen.
Denn wer da will des Herrn Christi und seines Amtes theilhaftig werden und geniessen und mit Gott handeln und das ewige Leben haben, Der muss glauben. Ohne Glauben haben wir keinen Christum, keinen Gott, ohne Glauben helfen uns die Sacramente Nichts, ohne Glauben bekommen wir den heiligen Geist nicht, ohne Glauben können wir Gott nicht in der Wahrheit anrufen, ohne Glauben gefällt Gott keine Liebe, Opfer oder gute Werke, Summa, ohne den Glauben ist es unmöglich Gott gefallen. Denn wer zu Gott kommen will oder vor Gott treten, Der muss glauben. Hebr. 11.
Das ist der ewige Rath Gottes: Er will uns durch seinen Sohn seinen Willen offenbaren und durch sein Leiden und Sterben ewige Gerechtigkeit zurichten, und dieselbige im Wort der Verheissung, welches ist die mündliche predigt des Evangelii, als sein Scepter fürstellen und darreichen, und wir sollen mit gläubigem Herzen angreifen und seine Güte und Schätze ergreifen.
Daher sehen wir, wenn man uns nach dem Befehl Christi tauft, fordert man sonst Nichts von uns, denn den Glauben und dass wir dem Teufel und seinem Gespenst widersagen, wie auch St. Paulus Actor. 16. vom Kerkermeister nichts Anderes fordert, denn: Glaube an Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig; eben wie der Herr Christus bei der Taufe sagt: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig. Diese lehre sollt ihr aus diesem Wörtlein behalten: Ich glaube.
Hiebei sollt ihr auch lernen, was glauben heisst, und an wen wir glauben sollen.
Glauben heisst: Jesum Christum durch’s Wort erkennen und von Herzen auf ihn trauen. Bei dieser Einfalt wollen wir’s jetzt um der Einfältigen willen bleiben lassen.
Zum Glauben gehören zwei Stück: Erkenntniss und Vertrauen. Das ist, wer in Christum oder an den Sohn Gottes glauben, oder ihm und seinem Worte glauben will, der muss Jesum Christum in seinem offenbarten Worte erkennen, dass er wahrer Gott und Mensch, unser Herr, Priester und Heiland ist. Denn dieses Wort: Erkennen, steht klar Jes. 53. und Joh. am 17.
Es muss aber nicht allein eine blosse und abgeschälte Erkenntniss und Wissen sein, wie ich weiss und glaube, dass Cain und Abel Adam’s Kinder sind und der eine böse, der andere fromm ist. Solches Wissen und Erkennen kann auch ein Gottloser haben, wie die Teufel auch glauben. Jacobi 2. Aber solche blosse Erkenntniss und historischer Glaube bringt nicht Friede, Freude und Leben.
Darum gehört zum rechten und seligmachenden Glauben eine Erkenntniss und herzliche Zuversicht und ein gewiss und ungezweifelt Vertrauen, da man hofft und harret in Geduld und stehet und gründet sich auf die Zusage Gottes, und da man den erkannten Christum für den höchsten Schatz und Trost hält. Diese zwei Stücke behalte mit Fleiss: Glauben heisst erkennen und vertrauen, welches unseres Verstandes und Herzens Werk sein muss. Denn was der Verstand oder Sinn vornimmt und das Gedächtniss gedenkt und das Herz annimmt und sich darauf lehnet und verlässet und nimmt Freude und Leben daraus, Das nennt die Schrift Glauben, erkennen, annehmen, vertrauen, hoffen, Zuversicht haben.
Zu den Römern am Vierten gebraucht St. Paulus viel schöner Worte, da er Abraham’s starken Glauben beschreibt. Solcher Glaube aber kommt in unsere Sinne und Herz durch’s Wort (Röm. 10) und heiligen Geist und siehet stracks Jesum Christum an und hält und flicht sich in’s Wort der Verheissung. Denn Das giebt die Vernunft, dass, wer glauben, erkennen oder vertrauen will, Der muss Etwas haben, das er erkennet und darauf er sich verlässt. Dies Stück ist nun, wie dieser Artikel meldet, Jesus Christus und sein heiliges Wort. Denn der Vater sendet uns aus seinem Schooss und Herzen seinen einigen Sohn, der erarnet uns mit seiner Geburt, Blut, Tod und Auferstehung Vergebung der Sünden und eine neue Gerechtigkeit und ewiges Leben. Solche Schätze fasset er aus dem wunderbaren Rath Gottes in sein Wort und Sacrament. Wenn wir nun das Wort erkennen und annehmen und setzen und lassen unser Herz darauf, so ergreifen wir im Wort durch den Glauben Vater, Sohn und heiligen Geist und werden theilhaftig der Barmherzigkeit Gottes und des Gehorsams und der Gerechtigkeit seines Sohnes und haben schon in der Hoffnung in uns das ewige Leben, ohne dass es noch nicht erscheint, was wir sein, bis wir von den Todten auferstehen und die verhoffte und vollkommene Gerechtigkeit gänzlich bekommen. Gal. 5. Denn also spricht Christus Joh. 17.: Vater, ich bitte für Alle, so durch der Apostel Wort an mich glauben.
Hier steht’s, glauben soll man, und an den Namen und das Wort glauben, wie der Königische zu Capernaum, Joh. 4. Also ergreift und glaubt man an Jesum Christum.
Hier merket mit Fleiss, dass der Sohn Gottes mit allen seinen Schätzen in und bei den Worten ist, und dass wir Christum haben, wenn wir das Wort haben. Darum führt auch der heilige Geist das Ölblättlein, das heilige Evangelium, in seinem Munde, und was er durch Propheten und Apostel hat aufschreiben lassen, fasset er hier auf ein Bündlein in wenig Worten zusammen, auf dass unser Glaube ein gewisses Wort habe, daran er sich halte, wie sich ein Kind mit seinen Fingerlein an seines starken Vaters Hand hält. Ist nun das Wort recht, fest und gewiss, so ist auch der Glaube recht und ungefärbt; wenn aber unser Herz etwas Nichtiges und Ungewisses fasset, so ist auch der Glaube falsch und gefärbt.
Wer nun will einen lebendigen, seligmachenden Glauben haben, Der glaube, erkennen und vertraue auf Jesum Christum und halte und bewahre sein Wort, so ist er ein rechter Christgläubiger und ein Kind und Erbe Gottes, darum, dass er geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Joh. 3.
Das will uns dieser Artikel lehren, da wir sprechen: Ich glaube an Jesum oder in Jesum, oder ich glaube Jesu und seinem Wort, welches alles einerlei Reden sind.
Hier sollt ihr noch Eins merken: Solcher Glaube ist nirgend, denn in einem zerschlagenen Geist und gebrochenen Herzen, dem seine Sünde leid ist und in einem guten Gewissen wandelt. Sichere, rohe und unbussfertige Leute, die das Wort, Predigt und Sacrament verachten, und die von einer Sünde in die andere fallen und bleiben in bösem Gewissen, in Hass, Neid und Widerwillen gegen ihren Nächsten, die haben keinen Glauben, und da sie den Glauben und heiligen Geist gehabt hätten, betrüben und verlieren sie Beides, so sie wider ihr Gewissen sündigen.
Zum Beschluss vergesset auch heute des vierten Wörtleins nicht: Ich. Denn mit diesem Wörtlein will uns der heilige Geist lehren, ob Einer wohl für den Andern beten und sorgen kann, so kann doch Keiner für den Andern glauben und selig werden. Wer nun will durch den Glauben selig werden, Der muss seinen selbst eigenen Glauben haben und muss selber lernen und Christum erkennen und auf ihn trauen und ihn anrufen. Wenn schon viel Tausend glauben, und ich glaube nicht, so hilft mir fremder Glaube nicht. Denn ein Jeder stehet und fällt seinem Herrn, und ein Jeder für sich selbst, sagt man, Gott für uns Alle, und Habacuk am 2.: Der Gerechte lebt seines Glaubens.
Darum, wie das heutige Evangelium sagt: Dein König kommt zu dir, so muss ein Jeder seinen eigenen Glauben haben und sprechen können: Ich glaube, in meinem Herzen bin ich gewiss, dass Christus meine Gerechtigkeit und Erlösung ist, und dass ich um seines Leidens willen einen gnädigen Vater im Himmel habe.
So habt ihr heute aus diesen vier kleinen Wörtlein vier grosse Lehren zu merken. Zum Ersten, wer nicht auch an den Sohn Gottes glaubet, Der hat keinen Gott. Zum Andern, wer mit Gott und seinem Sohne handeln will, Der muss glauben, das ist, Christum erkennen und auf ihn vertrauen. Zum Dritten, dass ein rechter Glaube sich in’s Wort flieht und allda ergreift Christum mit allen seinen Schätzen. Zum Letzten, dass ein Jeder seinen eigenen und ungefälschten Glauben haben muss in einem bussfertigen Herzen und guten Gewissen.
Hiemit danken wir Gott für seine Gnade und bitten, er wolle diese Lehre in unserm Herzen mit seinem Geiste versigeln. Amen.